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F2-Saisonrückblick: Die Ziele erreicht?

von Vorsicht
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Mit großen Erwartungen ist Anfang des Jahres die „neue“ Formel 2 in ihre erste Saison gestartet. Erfolgreich war man nur zum Teil.

F2„Einen enorm bedeutenden Moment in der Geschichte des Motorsports“ beschwor Serienorganisator Jonathan Palmer bei der Präsentation der „neuen“ Formel 2 Anfang Oktober des vergangenen Jahres. Geplant war eine Serie, die dem Namen „Formel 2“ gerecht wird, also eine direkte Vorstufe zur Formel 1 – und das zu einem Bruchteil der Kosten, die ein Fahrer etwa in der GP2 oder der WSbR bezahlen muss. Ziel: Auch Piloten, die zwar über großes Talent, aber nicht über eine passende Brieftasche verfügen, sollten die Möglichkeit haben, auf höchsten Niveau auf sich aufmerksam zu machen. Immerhin hatte die FIA derart großes Vertrauen in die Talent-Anziehungskraft der F2, dass man sich entschied, gleich die ersten drei der Meisterschaft mit einer Superlizenz auszustatten.

Die Sparidee ist simpel: Statt auf Teams zu setzten, deren Konkurrenzdruck auch in Einheitsserien in jenen Bereichen, in denen doch ein wenig herumgebastelt werden darf die Kosten in die Höhe schnellen lässt, und die jeweils eigene, teure Arbeitskräfte beschäftigen, baut man in der Formel 2 auf eine zentrale Organisation, die alle Wagen selbst betreut – Jonathan Palmers Firma MotorSport Vision, die auch die British Superbikes, die Formula Palmer Audi und diverse britische Rennstrecken managt. Als Partner für die Konstruktion dieser Wagen konnte der geistige Vater der neuen Serie, FIA-Präsident Max Mosley das Williams F1-Team gewinnen. Die Autos wurden in der teameigenen Fabrik im englischen Grove unter der Ägide von Patrick Head konstuiert, dem Sieger der Serie winkt ein „seriöser“ Test im Formel 1-Auto der britischen Traditionstrupe. Böse Zungen brachten seither immer mal wieder die FIA-affine Haltung von Williams F1 mit der Zuteilung dieses Auftrags an das finanziell strauchelnde Team in Verbindung.

Kuhhandel oder nicht, auf den ersten Blick schien das Konzept zu funktionieren: Die vergleichsweise günstigen Kosten, das aerodynamisch zwar wenig ausgefeilte, aber dafür PS-starke Auto und der sponsorenfreundliche Live-TV-Vertrag mit Eurosport zogen eine interessante Mischung an Fahrern an: Ein paar bekannte Gesichter vom Schlage eines Andy Soucek oder des WSbR-Vizemeisters Julien Jousse. Dazu vielversprechende Talente wie Red Bull-Junior Mirko Bortolotti, der kurz zuvor bei F1-Testfahrten für Ferrari überzeugen konnte sowie A1GP-Geheimtipp Robert Wickens. Außerdem ein paar Fahrer mit großen Namen, wie Alex Brundle und Jolyon Palmer – und Henry Surtees.

Über dessen tragischen Tod beim achten Saisonrennen in Brands Hatch, als er von einem losen Reifen am Kopf getroffen wurde, ist schon viel geschrieben und diskutiert worden. Daher hier nur kurz: Kritik gab es an den F2-Organisatoren vor allem aus zwei Gründen: Einerseits wurde bemängelt, dass sich der Reifen des davor verunfallten Jack Clarcke überhaupt von dessen Auto gelöst hatte. Die Organisatoren hielten dem entgegen, die Befestigungen der Reifen seien nach den strengen Kriterien der Formel 1 konstruiert – bei manchen Einschlagwinkeln könne man ein Loslösen aber einfach nicht verhindern. Ich traue mir dazu, ehrlich gesagt, kein Urteil zu. Der zweite Kritikpunkt bezog sich auf die Auswahl der Strecken: Brands Hatch sei für eine Serie mit derart schnellen Autos und zum Teil sehr unerfahrenen Piloten nicht mehr zeitgemäß, die Auslaufzonen zu klein. Wie ernst die Serie diese Bedenken nimmt, ist daran zu ermessen, dass man im kommenden Jahr nicht nur wieder in Brands Hatch fahren wird, sondern außerdem noch Zolder und Marrakesch ins Programm nimmt. Vor Surtees‘ Unfall gab es im Zweifel die (schwache) Ausflucht zu sagen, man habe mit sowas nicht rechnen können, es sei ja schon so lange nichts mehr passiert. Jetzt gibt es sie nicht mehr. Bei allem Verständnis dafür, dass man als ernstzunehmende Nachwuchsserie auf interessanten Strecken unterwegs sein will, sollte man solche Entscheidungen vielleicht besser nochmal überdenken.

Die Fahrer

So schwer es mir fällt, einen passenden Übergang zu finden: In einem Saisonrückblick muss es natürlich auch um die sportliche Bilanz gehen. Was die Fahrer angeht, konnte in dieser Saison eigentlich kein Teilnehmer total überzeugen. Und das liegt vor allem daran, dass sich alle von Andy Soucek bügeln ließen – einem Fahrer, der zwar sehr sympathisch ist, in mehreren Jahren GP2 und GP2 Asia aber  eigentlich nie durch exorbitante Leistungen auf sich aufmerksam machen konnte. Aber vielleicht hatte er dort ja einfach nur Pech – laut eigener Aussage steht er nun mit midestens einem F1-Team in Verbindung. Womöglich konnte er die Verantwortlichen dort mehr überzeugen als mich. Souceks Dominanz hat mich umso mehr erstaunt, als ich Robert Wickens, Mirko Bortolotti und Julien Jousse eigentlich höher eingeschätzt hatte. Alle drei konnten in diesem Jahr zum Teil recht ansprechende Leistungen zeigen, kamen aber nicht an die Konstanz von Soucek heran. Zumindest Bortolotti kann man aber seine relative Unerfahrenheit zu Gute halten – sofern er im nächsten Jahr noch in der F2 unterwegs sein sollte, muss er aber mehr zeigen, als in dieser Saison. Bei Ferrari scheint man ja seit seiner Testfahrt große Stücke auf den Italiener zu halten, gerüchteweise hatte man ihn ja sogar kurz als Massa- bzw. Badoer-Ersatz im Blick, bis man bemerkte, dass er wohl keine Superlizenz bekommt. Aus deutschsprachiger Sicht sind noch Jens Höing, Tobias Hegewald und Philipp Eng zu erwähnen. Jens Höing hätte ich dann hiermit abgehaldelt – mehr, als dass er teilnimmt war von ihm in diesem Jahr nicht zu sehen. Hegewald und Eng konnte beide in dieser Saison Rennen gewinnen. Sie haben sicher Potenzial – als Mega-Talente konnten sie sich aber bisher nicht in Szene setzen. Eine endgültige Bewertung der Fahrer ist aber schwierig – man wird das Niveau, das in der Formel 2 herrscht erst dann richtig einschätzen können, wenn die Fahrer dieses Jahrgangs in andere Serien aufsteigen, und man sie dort mit bekannten Größen vergleichen kann.

Die Serie

Die Ziele, die  sich  die Formel 2-Organisatoren zu Beginn der Saison gesetzt haben, waren äußerst ambitiös. Daran muss man sich nun messen lassen – und die Bilanz fällt gemischt aus. Zuerst zum Positiven: Die Rennen sind meistens spannend. Dass die Autos zwar über viele PS aber nur über wenig Anpressdruck verfügen, erlaubt es den Fahrern, auch in schnelleren Kurven relativ eng aufzufahren und sich auch auf Strecken, auf denen sonst eher Verkehrsberuhigung das Renngeschehen bestimmt enge Duelle zu liefern. Aber: Das Ziel, sich als GP2-Alternative zu positionieren, hat man verfehlt. Auch wenn Soucek vom F1-Cockpit träumt – wahrscheinlich wird im nächsten Jahr keiner der drei Tabellenersten von der Superlizenz Gebrauch machen können. Die F2 konnte sich nicht als direkte Vorstufe zur Königsklasse etablieren. Vielmehr scheint sich die Serie irgendwo auf dem Level der diversen F3-Klassen und der IFM wiederzufinden. Also just in einem Segment, wo es eigentlich auch vorher schon nicht an Angebot gemangelt hat – immerhin hat die Serie mit dem niedrigen Preis und den Superlizenzen einen „selling point“, der sie vom Rest ein wenig abhebt. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass man aus dem Konzept etwas mehr hätte machen können. Vielleicht sehen wir das ja dann im kommenden Jahr.

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4 Kommentare

nona 4 November, 2009 - 17:31

Ich würde die F2-Saison als „überwiegend erfolgreich“ einstufen, nicht zuletzt weil es das allererste Jahr für die neue Serie war. Das Hauptziel wurde erreicht – es wurde der Beweis erbracht, dass attraktiver und erfolgreicher Monoposto-Motorsport zur Nachwuchsauslese deutlich weniger kosten kann als andere (selbsternannte) Feeder-Serien es bislang vormachen. Was insgesamt von der hohen Zahl an Nachwuchsserien zu halten ist steht natürlich auf einem anderen Blatt, das wurde ja hier auch schon behandelt. Aber nichtsdestotrotz, die F2 hat mit ihrem Konzept gezeigt, dass das ganze auch nur die Hälfte von dem kosten kann, was man in anderen Serien (die durchaus nicht „besser“ sind) aufbringen muss, und darum ging es ihr ja primär.

Zu Surtees: die Vorwürfe, das Rad hätte sich garnicht erst lösen dürfen, halte ich für abwegig. Es ging ja nicht nur „das Rad ab“ sondern der komplette Radträger mit Querlenkern und allem gleich mit. Da waren beträchtliche Kräfte am Werk, und „unendlich sicher“ oder gar „unzerstörbar“ geht nunmal leider nicht.

xeniC 4 November, 2009 - 17:32

Interessante Rennserie, gerade durch die Grundidee mit den nicht vorhandenen Teams. Endlich eine Serie, wo es wirklich auf den Fahrer ankommt und nur zu einem kleinen Bruchteil auf das Team.

Zu der Geschichte mit Brands Hatch: Das es auf einem Tilkedrome so einen Unfall wahrscheinlich nicht geben kann, ist ja in Ordnung. Aber soll man nun alle vielleicht gefährliche Strecken aus dem Kalender nehmen? Das Ding war halt einfach fatal unglücklich. Die Reifen gehen ja selbst in der Formel Eins immer mal wieder stiften. Gut das man gleich 2 weitere Strecke von dem Kaliber aufnimmt, ist natürlich nicht ganz glücklich nach so einem Zwischenfall.

Wollen wir nun auch hinter den Autos ein Auffangbecken installieren, damit so eine Sache wie mit Barrichello und Massa nicht wieder passieren kann? (Überspitzt.)

Direkte Vorstufe bleibt die GP2. Da wird der Name „Formel 2“ nicht viel ausmachen können. Dafür ist die GP2 schon viel zu weit vorgeschritten. Darüber können wir vielleicht in 2-3 Jahren reden, ob die F2 dann ein Konkurrent der GP2 ist.

Mal schauen, was uns die nächste Saison der F2 gibt.

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