Home Motorsport Medien: Motorsportjournalismus – Wo ist der hin?

Medien: Motorsportjournalismus – Wo ist der hin?

von DonDahlmann
21 Kommentare

Motorsportjournalismus ist ein sehr kleiner und eingegrenzter Bereich. Und das schafft seit Jahrzehnten Probleme.

Ich arbeite seit Jahren als Journalist. Ich hab in Redaktionen gesessen, ich hab sie auch geleitet und heute bin ich freiberuflich. Das mehrere Gründe. Zum einen mag ich die Unabhängigkeit von zu Hause, einem externen Büro oder von unterwegs zu arbeiten. Zum anderen habe ich so auch die Gelegenheit Dinge nicht schreiben zu müssen. In einer Redaktion kann man sich das oft nicht aussuchen. Aber ich kenne die Arbeit von Redakteuren, Autoren und freien Journalisten aus eigener Erfahrung und ich weiß, dass im Printbereich gerade viele Zeitungen mit Problemen kämpfen. Und das gilt für einen so kleinen Markt wie den des Motorsportjournalismus, erst recht. Um eine Zeitung zumindest mit einem minimalen Gewinn führen zu können, muss man heute kreativ sein. Das geht nicht mehr alleine über den Inhalt, da muss man Werbepartnern auch mal etwas mehr anbieten. Advertorials, zum Beispiel. Das sind Texte, die aussehen, als seien sie redaktionell erstellt, entstanden sie sind sie aber aus der Zusammenarbeit mit einer Firma bzw. deren PR-Abteilung. Der Leser merkt davon nichts, außer vielleicht, dass Markennamen schon mal öfter fallen. Man wundert sich und blättert weiter. Ich lehne Advertorials grundsätzlich nicht ab, fände es aber zumindest besser, wenn man sie vernünftig kennzeichnen würde.

Diese Art Texte findet man mittlerweile in fast jedem Magazin. Es ist kein Zufall, wenn nach einer doppelseitigen Anzeige für ein Pflegeprodukt man genau dieses vier Seiten weiter „redaktionell“ empfohlen bekommt. Es ist auch kein Zufall, wenn Promi XY interviewt wird und dessen Film dann ein paar Seiten später als „Tipp der Woche“ auftaucht. Die Verzahnung zwischen Industrie, Agenturen und Redaktionen ist mittlerweile oft so eng, dass man sie nicht mehr aufschlüsseln kann.

Das gilt ganz besonders für den Motorsportjournalismus. In der Dreiteilgen Autobiografie von Rainer Braun (Hallo Fahrerlager 1-3) gibt der Autor offen zu, dass er während seiner gesamten Zeit als freier Journalist oft und gern für verschiedene Firmen aus dem Umfeld des Motorsports gearbeitet hat. Und er war ja bei Weitem nicht der Einzige, der das gemacht hat. Die Frage, die sich da zwangsläufig stellt: Wie offen, wie kritisch kann man sein, wenn man Auftraggeber hat, die man eventuell auch mal kritisieren möchte? Ich will Rainer Braun da nicht zu nahe treten. Ich habe ihn immer geschätzt, eben weil er auch mal deutliche Worte gefunden hat. Aber ich würde ihn gern mal fragen, wie viel Texte im Müll gelandet sind oder gar nicht erst geschrieben wurden, weil er Angst hatte, es könne ihm mehr Ärger einbringen als ihm lieb war.

Ein anderes Beispiel ist die „auto, motor und sport“. Die haben in ihrem Motorsportbereich, zumindest solange ich sie gelesen habe, ganz hervorragende Autoren gehabt, die einen Grand Prix bestens zusammenfassen konnten und tolle Hintergründe geliefert haben. Seit Mercedes in der Formel Eins ist, hat sich die Berichterstattung arg verändert. Die Nähe der Zeitung zum Hersteller ist bekannt und kein Geheimnis, man nennt sie ja scherzhaft schon mal „auto, mercedes und sport“. Als ich das Blatt neulich mal wieder gekauft habe, ist mir die Kinnlade runter gefallen. Ich traf auf Jubel-Journalismus und die Berichterstattung schien mir arg flach. Vielleicht habe ich ja Pech gehabt, aber mir fiel ein, dass ich die Zeitung aus genau dem Grund schon seit Jahren nicht mehr lese, nachdem ich mich schon mal fürchterlich geärgert habe.

Im tagesaktuellen Bereich gibt es in Deutschland, zumindest im Print-Sektor überhaupt nichts mehr. Der Sport Informations Dienst gehört seit Langem der französischen Agentur AFP. Der sid liefert, neben der dpa, meist ein wenig Interviews und eine Rennberichterstattung, die man dann in den Tageszeitungen findet. Denn es leistet sich kaum einer noch den Luxus, einen Redakteur zu den Rennen zu senden. Und ich spreche hier nicht allein von der Formel Eins. Das führt dann dazu, dass in den meisten Tageszeitungen, bzw. deren Online-Ablegern fast wortgleiche Texte auftauchen. Das alleine ist schon merkwürdig, aber ertragbar. Wie eng aber auch bei sid die Verzahnung mit der Wirtschaft ist, sieht man, wenn man mal die Seite von SID-Markting aufruft. Man sorgt also nicht nur für die Berichterstattung in den Massenmedien, sondern kümmert sich auf der anderen Seite auch um „…integrierte Kommunikationskonzepte für Unternehmen, Sportler, Sponsoren, Verbände, Vereine, PR Agenturen und Veranstalter im Sportbusiness“.

Nun ist SID-Marketing eine eigenständige Tochtergesellschaft des sid, Verzahnungen zwischen der Redaktion und der anderen Seite sind nicht zwangsläufig gegeben, aber wenn man auf der Homepage schon darauf hinweist, dass man Tochter der „… führenden Sport-Nachrichtenagentur im deutschsprachigen Raum“ sei, ist ein leichtes Nachdenken durchaus erlaubt.

Bleiben noch zwei Zeitungen, die den Motorsport zum Thema haben. Die alt-ehrwürdige „Motorsport aktuell“ (MSa) und die „Speedweek“. Letztere wurde mehr oder weniger von Red Bull vor etwas mehr als einem Jahr aus dem Boden gestampft. Man hat viel Geld in die Hand genommen und sich eine Redaktion voller guter Namen zusammen zu kaufen. Anders ausgedrückt – man hat im Grunde die komplette Redaktion der „Motorsport aktuell“ aufgekauft, inkl. Chefredakteur. Eine nicht schöne, aber gängige Sache in der Branche, zu mal bei der MSa schon seit einigen Jahren einiges im argen liegt.

Die Speedweek ist nett gemacht, hat gute Texte und bietet auf Grund der sehr erfahrenen und gut vernetzen Redaktion durchaus einiges an Information. Ich lese sie aber nicht, weil mich grundsätzlich der Ansatz stört, dass hinter allem Red Bull steckt. Ich habe nichts gegen Red Bull, ich habe auch nichts gegen das Konzept und es ist ein interessanter Ansatz, wenn ein Konzern in guten Journalismus investiert. Aber es gilt halt doch der alte Spruch „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Würde die Zeitung „Red Bull Magazin“ heißen, hätte ich vermutlich weniger Probleme mit dem Blatt. Sich aber hinter dem vermeintlich neutralen Namen „Speedweek“ zu verstecken finde ich, grob gesagt, unschön und fördert meine persönliche Abneigung.

Die MSa wiederum hat unter dem Aderlass vor 18 Monaten schwer gelitten. Bis man wieder eine vernünftige Redaktion zusammen hatte, war Norbert Ockenga quasi der Alleinunterhalter und scherzhaft hieß die MSa im letzten Jahr „Ockenga-Postille“. Ich habe die MSa jahrelang im Abo gehabt, dann wieder nicht, bis ich sie vor rund zwei Jahren wieder bestellt habe. Zum einen wegen der detaillierten Artikel, zum anderen aus Nostalgie und Unterstützung. In der letzten Zeit habe ich mich mehrfach über das Blatt geärgert und so richtig in der letzten Woche. Der Ärger hat auch diesen Artikel ausgelöst, weil die MSa in der vorletzten Ausgabe (MSa 9) genau das gemacht hat, was aufzeigt, warum es in Deutschland keinen kritischen, unabhängigen Motorsportjournalismus gibt.

Es geht um die Artikel auf Seite 4 und 5. Der eine, von Petra Wiesmayer, hat die Überschrift „Wird Schumi ein Armani“. Schon da habe ich gefragt, was das Thema in der Zeitung zu suchen hat, aber Schumacher ist halt immer gut in einer Überschrift. Im Prinzip dreht sich der Artikel die Präsentation einer Modelinie für die Schumacher als Werbeträger gewonnen werde konnte. Und selten habe ich einen Artikel gelesen, der so unverhohlen Werbung gemacht hat. Aus einer Nichtigkeit hat die MSa ein einseitiges Advertorial gemacht, das absolut null Informationen enthält. Außer den Namen der Marken, die in den vier Spalten gleich sechsmal erwähnt werden. Nicht zu vergessen das Aufmacherfoto. Den Text hätte man in der „Bunten“ oder der „Gala“ erwartet. Ein paar Kostproben:

„Schumi und Mode? Gar kein Widerspruch sei das, erklärte er. Schon immer habe er sich für Mode interessiert und gemeinsame Ziele und Eigenschaften seien der Grund dieser neuen Allianz.“

[…]

„Privat steigt Michael Schumacher immer noch am liebsten in Jeans und ist kein Krawattentyp, wie er lachend erklärt…“

[…]

„Nun kann er wieder seiner grossen Leidenschaft, dem Rennenfahren, nachgehen und als künftiger Modedesigner ein weiteres Gebiet gefunden, in dem er sich verwirklichen kann.“

Ich könnte weiter machen, aber ich denke, das reicht für einen Eindruck. Als Journalist dreht sich einem da der Magen um. Dass der Text online nicht zu finden ist, sagt vielleicht auch schon etwas aus. Vielleicht war es der MSa zu peinlich. Das wäre vielleicht noch ertragbar, wenn nicht genau neben dem Artikel noch ein weiterer, grau unterlegter Kasten wäre, über dem Folgendes steht:

Das rockt: Silberpfeil-Hymne

Ein Artikel über – man ahnt es – eine Rockband, die einen Song geschrieben hat (Dieser Artikel ist neben einem Ausschnitt des Songs auch online zu finden) Ich hab nichts gegen den Song (Geschmackssache). Ich hab auch nichts dagegen, dass die MSa das promotet. Aber ich habe was dagegen, dass der (nicht namentlich gekennzeichnete) Artikel als „Report“ im Print und als „News“ (!) in der Online-Ausgabe verkauft wird. Ganz offensichtlich handelt es sich um eine Kooperation, denn auf der Webseite der Band prangt prominent das Logo der MSa. Irgendwie vermisse ich das das Wort „Werbung“, mit der man auch in der Schweiz seine Artikel kennzeichnen sollte.

Die MSa lieferte in der letzten Ausgabe also gleich zweimal das Beispiel ab, wie man es nicht machen sollte. Ob die prominente Platzierung des Schumacher-Artikels und des Mercedes-Songs evtl. etwas mit der seit Wochen laufenden und enorm unkritischen „Historie der Silberpfeile“ Serie zu tun hat? Keine Ahnung, aber wenn etwas so geballt vorkommt, kann man schon mal nachdenklich werden.

Wie gesagt – ich hab nichts gegen so vermeintliche Advertorials. Ich finde sie nicht schön, aber ich weiß, dass einer Zeitung zum Überleben fast nichts anderes übrig bleibt. Aber ich kann nicht drüber hinweg lesen, wenn man sie mir gleich auf Seite 4 um die Ohren haut. Gleichzeitig ist es ein exterm mieses Beispiel dafür, wie eng eine Berichterstattung mit manchen Konzernen verzahnt zu sein scheint. Und was soll man von einer Zeitung halten, die auf den ersten 5 Seiten reine PR abliefert?

Ich könnte mir jetzt noch die Online-Ausgabe von Motorsport-total.com und deren Neigung Quellen weder zu nennen noch zu verlinken, vornehmen, aber dass lass ich jetzt mal. Die meisten, die hier mitlesen, wissen das eh.

Ich habe dieses Blog vor ein paar Jahren auch gegründet, weil mich der journalistisch kritiklose Umgang mit dem Motorsport oft geärgert hat. Wie erwähnt weiß ich, wie schwer es ist, mit Motorsportjournalismus Geld zu machen. Es ist fast unmöglich unabhängig zu sein und gleichzeitig genug Geld zu verdienen. Ich verzichte hier bewusst auf Werbung, weil es a) nur interessant ist, für Unternehmen aus dem Umfeld und eine Bannerschaltung oder ein Sponsoring b) wieder zu den genannten Problemen führen würde. Ich erhebe auch nicht den Anspruch eines journalistischen Magazins, deswegen heißt das hier auch Blog. Es ist ein Spaß-Projekt, in dem ich und die anderen Autoren versuchen Nachrichten und Quellen zu bündeln, und eine persönliche Sicht auf den Motorsport zu geben. Manchmal habe ich aber den Eindruck (ohne hier Selbstbeweihräucherung zu betreiben) das wir eben aufgrund des Abstands zum inneren Zirkel des Motorsports mehr Überblick haben, als manche sogenannte unabhängige Zeitung. Eigentlich ist das ärgerlich und ein wenig traurig, was den Journalismus angeht.

Das könnte Dir auch gefallen

21 Kommentare

Mahqz 23 Februar, 2010 - 20:14

Deine letzten Sätze kann ich nur unterschreiben. Ich bin immer wieder begeistert über deine Texte, die ich so in keinem anderen Medium zu sovielen verschiedenen Motorsport-Disziplinen finden kann. Danke!

Ralf G. 23 Februar, 2010 - 20:16

Volle Zustimmung. Ich habe das MSA-Abo gekündigt, weil ich das Geschreibe von Ockenga absolut unerträglich fand. Dabei habe ich die bereits seit Anfang der 80er gelesen. Die Ockenga-Monokultur war aber nur der berühmte Tropfen.

Bei motorsport-total fällt in diesen Tagen extrem die „Propaganda“ für das obskure Stefan-Team auf, ich würde zu gern mal wissen, was (vor allem, welche Interessen) da hinter steckt. Sachlich ist das ja nicht gerechtfertigt, mehr als „ich habe ein Chassis in serbisch-rot angepinselt und keine Reifen“ liegt ja an objektiven Fakten eigentlich nicht vor. Aber jede Regung des Herrn S. wird doch mit einem fetten Artikel gewürdigt.

Wolli 23 Februar, 2010 - 20:57

Seien wir doch mal ehrlich, jede Motorsportzeitung macht doch sowas. Die Speedweek finde ich persönlich nicht besser als die MSa, die AutoBild Motorsport machte sowas früher auch (Lese ich nicht mehr, zuviel Mercedes Geschreibsel). Eines der Magazine, die sowas auch cool verpackte, war die F1 Racing. Früher Pflichtlektüre, bis sie von dem anderen F1 Magazin geschluckt wurde. Danach war das nur noch unerträglich und hab es schnell nicht mehr gelesen. Die Ockenga Monokultur entstand eher aus der Not heraus, weil plötzlich die halbe Redaktion abwanderte. Mittlerweile geht es aber wieder. Die Silberpfeilstory in der MSa entstand mit Sicherheit in Kooperation mit Mercedes. Nunja, ist halt auch Winterzeit und man muss ja irgendwas schreiben. Positiv will ich hier erwähnen, dass die MSa den ersten F1 Testtag in ihrer Zeitung brachte, obwohl man das Erscheinen derselben dann einen Tag verschieben musste. Die Armani Story war allerdings schon arg herb, denke aber mal, dass die Leserbriefe dazu gut gepfeffert gewesen waren. MSa Leser halten ja mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg^^

Art Vandelay 23 Februar, 2010 - 22:34

Ist es denn wirklich so, dass die Tageszeitung keine eigenen Leute mehr die Formel 1 haben? Ich kann das nicht bestätigen. Bei uns in Österreich schreibt in der Krone Heinz Prüller und das an den Grand Prix Wochenenden nicht zu knapp und im „Kurier“ Helmut Zwickl. Auch wenn vor allem bei Prüller immer eine gewisse Red Bull Beweihräucherung dabei ist, die aber mehr patriotische Gründe hat, ist es wie ich finde guter Motorsportjournalismus was diese Herren bereiben.

Christoph 23 Februar, 2010 - 23:19

Weiter noch zu Österreich: Dr. Gerhard Kuntschik berichtet für die Salzburger Nachrichten von fast jedem Grand-Prix, bietet viele Hintergründe, natürlich auch zu Red Bull, kein Wunder wenn die eigentliche Konzernzentrale nur 200 Meter von der Redaktion weg ist. Aber trotzdem sind in den SN keine Schönschreiber an Werk. Und vieles was man erst Tage später in der „Weltpresse“ liest stand dann schon mal in den SN. Ich finde es grossartig, dass sich eine österreichische Bundesländerzeitung solch einen Luxus leistet – oder noch leisten kann.

Ich 24 Februar, 2010 - 05:44

Das Internet hat den Printmedien kräftig Wasser abgegraben, also sollte sich niemand wundern. Aber auch das Internet ist keine Goldgrube, auch da muss jeder zusehen, dass Geld reinkommt. Man sollte ALLE Medien mit Distanz – und kritisch – betrachten. Blogs machen da auch keine Ausnahme, da soll es ja auch schon dazu gekommen sein, dass zu netten Einträgen „angespornt“ wurde. (Bitte nicht als Unterstellung gegenüber dieser Seite missverstehen.)

NoteMe 24 Februar, 2010 - 10:15

Ich finde, dass als Artikel getarnte Werbung der ausgestreckte Mittelfinger einer Publikation an die geschätze Zielgruppe sind. Wenn das Geschäftmodell das Überleben von Zeitungen nicht ermöglicht, deren Berichterstattung aus mehr als der Verwurstung von PR-Pamphleten besteht, wird die Branche hoffentlich sterben.

Aber es soll ja Leute geben, die sich bewusst Werbung anschauen, durchlesen, und gerne auch noch dafür bezahlen. Sagt die zumindest die Anzeigenabteilung. :D

ben 24 Februar, 2010 - 10:53

„Das mehrere Gründe.“

Vielleicht ist mit dem Korrekturlesen wirklich zu viel verlangt, aber kann man Texte nicht wenigstens einmal korrekturüberfliegen?

Bingo 24 Februar, 2010 - 12:51

@ ben

Dons Rechtschreibschwäche gehört hier zur Folklore.

Besucher 24 Februar, 2010 - 13:30

Wilhelm Hahne fragt das schon seit Jahren – und – er macht es besser, ganz ohne Verlag und Sponsoring.

DonDahlmann 24 Februar, 2010 - 14:07

@ ben:
Ich hatte es gestern schon mal unter einen anderen Artikel geschrieben, wiederhole es aber noch mal gern.

Das Problem: die Texte sind meist unter Zeitdruck geschrieben und wir haben eben kein redaktionelles Lektorat, das noch mal drüber liest, so wie das in Redaktionen der Fall ist. Manchmal quetsche ich Artikel hier weit nach 22.00 Uhr rein, da ist die Aufmerksamkeit nicht gerade auf dem Höhepunkt. Jeden Text in ein professionelles Lektorat zu geben würde a) Zeit kosten und b) sehr viel Geld. Und bei so langen Texten tauchen nun mal Fehler auf, zu mal es (in meinem Fall) auch nicht die einzigen Texte sind, die ich pro Tag schreibe. Nur mal so als Überblick: Im Schnitt schreibe ich pro Tag rund sieben bis zehn Seiten Text. Da bleiben Fehler nicht aus und seine eigenen Fehler findet man bei der Menge eh nur selten. Meine „Arbeitstexte“ laufen entweder bei einer Lektorin durch, oder werden sonst wie gegen gelesen. Das ist aber wie erwähnt hier einfach nicht drin. Ich kann mir Lektoratskosten in vierstelliger Höhe pro Monat hier nicht leisten.
Ich will aber mal über eine Lösung nachdenken, damit wir uns hier verbessern und die Texte fehlerfreier werden

nona 24 Februar, 2010 - 14:58

Es hat schon seine Gründe, warum ich viel *hier* lese und bei Fachpublikationen andernorts bestenfalls Schlagzeilen schräg überfliege. Hier finde ich Enthusiasten, denen ich ihre etwaige Parteilichkeit nicht krummnehme – ich muss ja nicht derselben Meinung sein. Woanders finde ich dagegen viel zuviel quellenarmes Propagandageschwurbel, das dort absolut nichts verloren hat.

(Die folkloristische Rechtschreibung ist mir relativ egal. Bei FAZ und Spiegel würde mich das nerven, aber schüttele ich bestenfalls schmunzelnd/wissend den Kopf und lese drüber weg. Ich bin selbst von schreibender Zunft.)

nona 24 Februar, 2010 - 14:59

„…aber hier schüttele…“

blubb 24 Februar, 2010 - 15:16

Hallo, ich lese zum ersten Mal hier. Vielen Dank für den sehr interessanten Artikel.

Was hier zur Sparte Motorsport reflektiert wurde ist nach meiner Einschätzung ein allgemeines Problem der gesamten „aktuellen“ Presse.

Ich gehöre zu der Generation, die noch ganz kurz die Zeiten ohne Internet miterlebt hat. Inzwischen sehe ich Zeitungen und Zeitschriften als absolut entbehrlich an. Das Internet ist eben immer am „aktuellsten“.

Die Werbung, offene und verschleierte, die mir egal in welcher Zeitung oder Zeitschrift auf inzwischen JEDER Seite begegnet, sowie eine nun immer häufiger zweifelhafte Unabhängigkeit, tun ihr übriges.

Ich kann mir vorstellen, das man von Seiten der Printmedien Verfechter auf gut recherchierte und hintergründige Artikel setzt, statt auf „Aktualität“. Aber wie man bspw. an diesem Blog-Eintrag sieht geht das auch im Internet – kostenlos.

Internet-Journalismus ist genauso gut (oder schlecht), werbefrei (oder nicht), unabhängig (oder nicht) aber eben – kostenlos – und mit derlei beschriebenen Praktiken verkürzen sich die Printmedien nur noch ihre Lebenszeit.

Irgendwann fragt sich jeder: Warum soll ich dafür (auch) noch zahlen?

René Artois 24 Februar, 2010 - 16:05

Luxus hin oder her, für den Herrn von den SN wird schon alleweil noch a Platzl frei sein in einem Matteschitz Fluggerät zum um vom nächsten Grand Prix. Is‘ doch Ehrensache ;-))

drbrumm 24 Februar, 2010 - 19:19

Ich bin als Journalist seit knapp 100 Rennen in der Formel 1 aktiv.

Grundsätzlich halte ich ihre Kritik über die Nähe von PR und Motor-Journalismus absolut gerechtfertigt und ihre Beispiele sind treffend. Aber ich habe auch Widerspruch.

Ich halte den Kollegen und Konkurrenten Michael Schmidt von auto, motor und sport für den best informierten Journalisten der Formel 1 weltweit und schätze die ams-Geschichten im Netz (ganz stark ausgebaut seit etwa einem Jahr) und im Heft. Allerdings hat die Qualität des Heftes unter dem massiven Ausbau der Internet-Plattform gelitten. Meines Wissens hat der Kollege Schmidt seit 20 Jahren kein Rennen mehr verpasst, also denke ich, dass er auch schon zu ihren Abo-Zeiten über die Formel 1 geschrieben hat. Eine Nähe zu Mercedes fällt mir ehrlich gesagt nicht besonders auf. Der Kollege lässt sich nichtmal zum Essen von den Rennställen einladen! Konsequenter geht es nicht.

In der Tat sind viele Tageszeitungen dazu übergegangen, keine Reporter zu den Rennen zu schicken. Gerade die dt. Qualitätszeitungen wie SZ und FAZ waren nicht mehr bei allen Rennen mit eigenen Reportern vor Ort. Auch viele Regionale hatten sich verabschiedet. Das kam mit Schumis Ausstieg 2006 und wird sich jetzt wieder bessern. Schon bei den Tests tauchten deutlich mehr Berichterstatter auf.

Prometheus 24 Februar, 2010 - 22:31

Über den „Armani“-Artikel hab ich mich auch gewundert/geärgert, den komischen zur „Mercedes-Hymne“ daneben noch nicht einmal gelesen. Traurig vor allem, dass man den Lesern das als „Top-Themen der Woche“ zu verkaufen versucht, diese Doppelseite ist sonst eigentlich meist mit wichtigeren Sachen besetzt. Trotz solcher gelegentlicher Ausrutscher werde ich der MSa weiterhin die Treue halten, vor allem auch wegen Norbert Ockenga, den ich sehr schätze.

Auch wenn man vieles heutzutage im Netz umsonst bekommt, ich habe vor, noch ein paar Jährchen an der Print-Presse festzuhalten. IPad und Co. mögen die Zukunft sein, aber heute ist erstmal Gegenwart angesagt ;-)

Idee 25 Februar, 2010 - 10:38

Hallo und danke für den ausführlichen und informativen Artikel.
So mehr ich in den letzten 2 Jahren in Blogs(und vorallem deren Kommentare) über das Thema lese desto mehr denke ich das früher oder spätere „Verbundblogs“ die Printmedien ersetzen werden.
Beispiel: Einmal im Monat erscheint eine Printzeitschrift die aus Artikel von 50 Blogs(die alle über eine Sparte berichten) zusammengestellt wurden. Die Blogs bleiben weiterhin unabhängig, die Blogger selbst nehmen sich meistens mehr Zeit zu recherchieren als normale Printmedien da man sich für sein Hobby mehr Zeit nimmt und vorallem diese Zeit besser nutzt- als in der Arbeit. Wenige Redakteure können die Artikel der Blogs lesen und weiterverarbeiten. Zwar spiegelt in den Beiträgen der Blogs immer eine gewisse Eigenmeinung mit, aber diese ist meistens gut belegt und wird frei diskutiert. Man könnte dadurch die Diskussionen um wichtige Themen weiter anregen und gleichzeitig Blogs bekannter machen. Über Provisionen kann man im Endeffekt nur geringfügig reden. Man könnte ja den Gewinn nach Abzug der Kosten für den Print/Gehälter etc an die Blogger verteilen. Dies reicht nicht zum Leben aber vllt um sein Hobby weiter betreiben zu können.
VG

P.S.: Dieser Beitrag wurde in einer 5min Raucherpause zwischen 2 Meetings geschrieben, Rechtschreib-/Gramatikfehler dürfen behalten werden.

DonDahlmann 27 Februar, 2010 - 15:36

@ drbrumm:
Komme leider erst jetzt dazu, Ihnen zu antworten.
Bei der ams habe ich mich bemüht klar zu stellen, dass das erst mal mein Eindruck ist. Michael Schmidt gehört sicher zu besten seines Fachs, vielleicht habe ich einfach zwei schlechte Ausgaben erwischt oder bin zu kritisch gewesen. Hab mir gleich mal die neue Ausgabe gekauft.

Die Formel Eins mit ihrer extrem abgeschlossenen Gesellschaft ist ja noch mal eine völlig andere Nummer. Aber wie Sie vermutlich ja auch wissen, sieht es in anderen FIA Serien oder der DTM auch nicht anders aus.

Leider macht es die FIA einem auch wirklich nicht leicht sich zu akkreditieren. Ich kann verstehen, dass man wegen des begrenzten Platzes in den Mediacentern sehr stark aussieben muss, aber ich verstehe nicht, warum zum Beispiel reine Onlinemedien komplett ausgeschlossen werden.

apriliacube 7 März, 2010 - 11:43

Das die Bedeutung von Printmedien, gerade im Motorsportbereich, eher abnimmt, ist doch auch hausgemacht.
Im Handel sind sie teilweise schwierig zu bekommen, im Abo gibts ständig Verzug.
Am Dienstag ist das alles schon nicht mehr aktuell, ich habe oft erst am Donnerstag was im Briefkasten gehabt. Da sollte man sich mal andere Vertriebswege ausdenken, z.B. die Süddeutsche ist morgens pünktlich im Kasten, das geht auch ohne die Post.
Noch dazu steht nach den Rennen alles schon im Netz………

Wirklich unabhängigen Journalismus zu finden ist natürlich nicht einfach, ab und zu muss man zwischen den Zeilen lesen können.
Aber zum Beispiel wäre mir die Schreibe von Wiesinger nach wie vor Geld wert, wenn man:
a: die Speedweek an mehreren Stellen käuflich erwerben könnte und
b: mich nicht wie einen Hund aus dem hauseigenen Forum geworfen hätte (Thread Verfügbarkeit im Handel, in dem ich Kritik geäußert habe, und zwar sehr moderat, wie ich finde)

Die MSA ist zwar noch weit entfernt von ihrer „alten“ Form, aber deutlich auf dem Weg der Besserung, wenn man den Internetauftritt auch noch in den Griff kriegen würde, wäre das bestimmt auch hilfreich. Zumindest bekommt man sie einfacher, Motor-Presse sei Dank.

Übrigens, die Motorsportteile der AMS und der Motorrad sind nicht schlecht, leider beschäftigen die sich aber hauptsächlich nur mit den Top-Serien.

Langfristig glaube ich auch nicht an das überleben zweier wöchentlichen Motorsportzeitschriften, kurzfristig werden die vom neuen Schumi Boom profitieren, langfristig wird es zu wenig Leser geben.

Werbung und Wirklichkeit – Irgendwas ist ja immer – Reloaded 24 März, 2010 - 11:45

[…] hingeben, schon gar nicht wenn es um journalistische Nischen geht, wie ich neulich drüber im racingblog mal festgestellt […]

Comments are closed.