Mit dem Coca-Cola 600 in Charlotte endete die erste Hälfte der 26 Rennen zur Chase-Qualifikation in diesem Jahr und mit ihm auch die FOX-Übertragungen für 2010. Die NASCAR startet nun auf TNT in die „summer series“, welche mit dem ersten Abstecher zum Pocono Raceway beginnt.
Am Wochenende steht das erste Mal in diesem Jahr der Pocono Raceway auf dem Programm, eine Strecke die bei Fahrern und Fans nicht unumstritten ist, genaueres dazu gibt es auf der Infoseite bei den NASCAR-Strecken. Gleich zwei Mal fährt der Cup pro Saison auf dem 2,5-Meilen-Trioval in Long Pond, Pennsylvania ein 500-Meilen-Rennen. Man ist geneigt anzunehmen, dass die Strecke durch ihr ungewöhnliches Layout spannende Rennen verspricht, doch gerade da liegt der Knackpunkt. Trotz der unterschiedlichen Kurvenradien und -überhöhungen sowie Geradenlängen, die ein Kompromisssetup erforderlich machen, zieht sich bei den Pocono-Rennen das Feld immer schnell auseinander. Wenn dann noch wenig Cautions dazukommen, fährt meist der Fahrer dem die beste Abstimmung gelungen ist, alleine in den Sonnenuntergang davon. Kurt Busch hat 2007 so eine Performance hingelegt und auf dem Weg zum Rennsieg 175 der 200 Runden angeführt.
Ein Rückblick auf das letzte Jahr: Tony Stewart und Denny Hamlin in der „victory lane“
Im letzten Jahr gewann Tony Stewart das Juni-Rennen in Pocono und holte damit seinen ersten Erfolg als Fahrer und Owner gleichzeitig. Das Rennen dominierte bis dahin allerdings Carl Edwards, der 103 Runden anführte, bevor er 50 Runden vor Schluss die Spitzenposition beim Boxenstopp an Smoke verlor. Danach konnte er Stewart nicht mehr ernsthaft gefährden und hier zeigt sich dann auch, wie wichtig „track position“ in Pocono ist. Letztendlich kam es nach dem frühen Ausfall von Denny Hamlin, der auf dem Trioval für gewöhnlich gut unterwegs ist, nur noch zu drei Debris-Cautions. Das Rennen war damit eins der kürzeren und dauerte „lediglich“ dreieinhalb Stunden.
Im August fand dann Denny Hamlin wieder zu alter Stärke zurück und führte satte 91 Runden auf dem Weg in die „victory lane“. Bei zehn Gelbphasen ging das Rennen an die zeitliche Marke von vier Stunden heran und ungefähr zwischen diesen beiden Marken vom Vorjahr spielten sich auch alle Ausgaben seit August 2007 ab. Viele Fahrer und Fans finden die Distanz von 500 Meilen zu lang und sähen lieber zwei 400-Meilen-Ausgaben oder aber nur noch ein „langes“ Pocono-Rennen pro Jahr. Neben der oft fehlenden Spannung ist auch die Sicherheit der Strecke so ein Thema, was in dem oben erwähnten Artikel ausführlicher beschrieben ist. Bleibt zu hoffen, dass es am Sonntag nicht allzu zäh wird und dass der zurückgekehrte Spoiler besseres „side-by-side racing“ ermöglicht. Interessant ist noch, dass sich an diesem Wochenende die Einführung der „double file restarts“ zum ersten Mal jährt.
Ich will jetzt die Strecke nicht endlos weiter „bashen“, die Probleme sind ja doch schon seit Jahren allseits bekannt. Die Erwartungen sollten wir an diesem Wochenende etwas runter schrauben und uns freuen, dass wir überhaupt NASCAR-Racing geboten bekommen. Außerdem soll der Chat unseres Blogs um diese Jahreszeit sehr schön sein. Beim Coca-Cola 600 ging hier jedenfalls so richtig die Post ab, wenn die Rennaction mal wieder nachließ. Wirklich viel ändern kann man bei der zähen Masse der NASCAR-Verantwortlichen eh nicht. Man sieht ja wie lange es nun schon dauert, einen Termin im Kalender für den Kentucky Speedway zu finden und es gibt auch noch genügend andere Ansatzpunkte für notwendige Umstrukturierungen, wie z.B. Fontana, New Hampshire oder Kansas.
In Pocono gewinnen paradoxerweise die etablierten Fahrer mit Vorliebe für Shorttracks
Werfen wir lieber einen Blick auf die möglichen Siegkandidaten für Pocono, dazu hier zuerst die Übersicht aller bisherigen noch aktiven Sieger. Die fünf Siege von Bill Elliott lasse ich mal außen vor, da der Routinier an diesem Wochenende nicht antritt. Jeff Gordon konnte bereits vier Mal gewinnen und der jüngste Erfolg stammt aus 2007, die anderen drei Siege aus seinen erfolgreicheren 90ern. Bobby Labonte gelangen schon drei Fahrten in die „victory lane“, welche er allerdings noch für Joe Gibbs in einem Pontiac absolvierte. Bei TRG Motorsports dreht sich für Labonte in diesem Jahr wohl alles nur um das Halten der Top35-Platzierung, die Karriere des Ex-Meisters klingt ähnlich wie bei „Awesome Bill“ gerade aus.
So richtig interessant wird die Reihenfolge erst jetzt ab 2003: Denny Hamlin ist ein wahrer Pocono-Spezialist und holte in seiner Rookie-Saison (2006) gleich zwei Siege in Pennsylvania. Ein weiterer Erfolg im letzten Jahr summiert die Anzahl der Siege zu 3. Mit Tony Stewart, Kurt Busch, Jimmie Johnson und Carl Edwards folgen nun vier Fahrer die ihre Fahrt in die „victory lane“ bereits einmal wiederholen konnten. Dieser Erfolg gelang Ryan Newman und Kasey Kahne bisher noch nicht, die beiden Fahrer stehen erst bei einem Sieg in Pocono. Auffällig ist, dass Mark Martin in dieser Liste fehlt; er kann allerdings schon auf sechs zweite Plätze seit 1982 zurückblicken. Auch für die Richard-Childress-Piloten, sowie Dale Earnhardt Jr und Kyle Busch ist der Raceway bisher nicht für einen Platz an der Sonne gut gewesen.
Man sagt, dass Pocono trotz seiner Länge eher das Spezialgebiet der Shorttrack-Spezialisten ist. Das geringe Banking kommt Martinsville mit Abstrichen ziemlich nah und die kopierte Charakteristik der drei Turns belohnt Fahrer, die z.B. in Indianapolis oder auf der Betonmeile von Milwaukee regelmäßig gut unterwegs sind. Mit diesem Wissen lässt sich die Siegerliste besser verstehen und es zeigt sich auch, warum vorzugsweise etablierte Fahrer darin auftauchen. Einzelerfolge von Rookies sind selten, Denny Hamlins Doppelerfolg 2006 ist jedoch mit dem Martinsville-Beispiel gut zu erklären.
Außer den bisherigen Siegern haben auch Montoya und Bowyer noch gute Chancen
Damit gibt es auch noch einen weiteren Favoriten auf den Sieg: Juan Pablo Montoya! Der „tunnel turn“ (Turn 2) ist stark an Indianapolis angelegt und viele Fahrer hauen hier regelmäßig ihr Auto in die Wand. Tony Stewart und Montoya sind in Indy beispielsweise oft stark unterwegs. Zur Untermauerung: Montoya verlor 2009 in Indianapolis nur, weil er zu schnell durch die Box fuhr und brachte seinen EGR-Chevy gleich bei beiden Pocono-Ausgaben in den Top10 unter. Im August schlitterte er nur knapp am ersten Ovalsieg vorbei und musste als Zweiter Hamlin ziehen lassen. Bei Stewart kommt dann noch dazu, dass der Beginn der „summer series“ traditionell auch den Startschuss in eine für Smoke erfolgreiche Jahreszeit darstellt.
Für die Top5 habe ich noch Clint Bowyer auf dem Radar, der seit 2007 nur zwei Mal außerhalb der Top10 ankam. Die anderen beiden RCR-Fahrer, sowie die Roush-Truppe mit Ausnahme von Carl Edwards sollte eher die Top10 als realistisches Ergebnis anpeilen. Bei Kyle Busch bin ich mir nicht sicher, was er am Wochenende reißen kann, bisher stehen für ihn nur zwei Top10-Resultate aus zehn Pocono-Rennen auf dem Papier. Die „dark horses“ sind an diesem Wochenende Sam Hornish Jr, David Reutimann und Marcos Ambrose. Hornish kam im letzten Jahr auf Platz 4 und 10 ins Ziel, während Reutimann einen dritten Platz und Ambrose ein Top6-Resultat vorweisen können.
FOX hat für 2009 größtenteils Feierabend: Ein kurzer Überblick über „NASCAR on TNT“
An diesem Wochenende übernimmt TNT die Berichterstattung von FOX, welche aber noch stark in den Produktionsprozess integriert sind. So ist zum Beispiel FOX-Experte Larry McReynolds am „cut-away car“ vertreten und Matt Yocum unterstützt die Pit-Reporter. Im Grunde genommen besteht die TV-Übertragungssituation somit nur aus zwei großen Lagern: FOX/TNT (19 Rennen) und ESPN/ABC (17 Rennen), welche sich die Saison fast gleichmäßig aufteilen. Deswegen sind auch während der „summer series“ von TNT weiterhin Practice und Qualifying auf SPEED zu sehen. Auch Darrell Waltrip bleibt uns somit zumindest außerhalb der Rennen für weitere sechs Wochen erhalten. Weil TNT als Kabelsender im Gegensatz zu den Networks FOX und ABC nicht in jedem Haushalt zu empfangen ist, gibt es mit dem RaceBuddy auch wieder einen offiziellen Stream.
Die TNT-Kommentatoren sind in diesem Jahr: Adam Alexander (Pit-Reporter bei den Trucks auf SPEED, ersetzt Bill Weber), Wally Dallenbach Jr und Kyle Petty. Bei letzterem bin ich persönlich geteilter Meinung, das mag aber auch daran liegen, dass er nach meinem Empfinden nicht gerade viel Charme versprüht und sich ähnlich wie „Experte“ Rusty Wallace gerne selbst reden hört. Hoffentlich hat man bei ESPN in diesem Jahr wieder Erbarmen mit uns und setzt erneut Dale Jarrett an das Kommentatorenpult. Durch die Pre-Race-Show führt in diesem Jahr erstmals Lindsay Czarniak, die zuvor als Pit-Reporterin einen guten Job gemacht hat.
Der Sprint Cup ist bei den Pocono-Rennen seit Jahren gewissermaßen ohne hochkarätige Unterstützung unterwegs und auch an diesem Wochenende sind Nationwide Series und die Trucks wieder quer über das Land verstreut. Im August ändert sich das übrigens, wenn die Trucks gemeinsam mit dem Cup in Pocono aufkreuzen – eine Reaktion auf die Wünsche der Fans. Das Cup-Rennen startet am Sonntagabend um ca. 19:15 Uhr auf TNT, die schon ab 18 Uhr auf Sendung sind. Das Qualifying findet am Freitagabend um 21:30 Uhr statt und wird von SPEED gesendet. Im letzten Jahr sind beide Qualifikationen dem Regen zum Opfer gefallen, doch für den heutigen Freitag sind keine Niederschläge vorhergesagt und auch am Sonntag soll es trocken bleiben.
Anders bei der Nationwide Series, die in Nashville, Tennessee eine weitere Gibson-Gitarre unters Rennfahrervolk bringen möchte. Für Freitag und Samstag sind Gewitterschauer vorhergesagt, doch so tragisch dürfte das nicht sein, denn parallel zum Nationwide-Rennen in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 2 Uhr auf ESPN2 sind ja auch noch die IndyCars in Texas unterwegs. Da soll es dann trocken bleiben, was auch den Trucks gefallen wird. Die sind nämlich zur Unterstützung der IndyCars ebenfalls am Texas Motor Speedway und fahren bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag um 2:30 Uhr auf SPEED. Wer keine Nachteule ist, für den ist vermutlich also an diesem Wochenende nur das Cup-Rennen am Sonntag interessant.
Der Vollständigkeit halber hier noch ein Blick auf den Meisterschaftsstand bei den Fahrern, sowie die Top35 in Bildform: