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NASCAR: Vorschau Richmond September 2010

von KristianStooss
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Am Wochenende gastiert der Sprint Cup auf dem Richmond International Raceway, um die letzten beiden Chase-Plätze zu vergeben. Das letzte Rennen vor den Playoffs ist zum Glück auch das vorletzte Nachtrennen des Jahres. Außerdem ist mit Mattias Ekström ein Europäer am Start.

Der Richmond International Raceway steht für Short-Track-Action auf einem kurzen Oval, welches allgemein gutes Racing bietet. Ähnlich wie in Bristol oder Martinsville geht es eng zur Sache, doch in Richmond ist noch ein wenig mehr Platz. Die Strecke lässt sich aufgrund der geschwungenen Start/Ziel-Geraden wunderbar rund fahren, nur beim Einfahren in die Gegengerade muss man auf die Mauer achten, die sehr schnell von rechts auf das Auto zusteuert. Weil besagte Gegengerade nicht gebogen ist, gestaltet sich das Anbremsen und Einlenken in Turn 3 ebenfalls etwas abrupter. Wer sich während der 400 Runden in der Nacht von Samstag auf Sonntag nicht aus der Ruhe bringen lässt, der hat am Ende nach erfolgreicher Setup-Arbeit am Auto eine Chance auf die Fahrt in die „victory lane“. Das Nachtrennen zeigt also wieder einmal, welche Teams mit den sich verändernden Bedingungen am besten zurechtkommen.

Im letzten Jahr waren zur gleichen Zeit noch acht Chase-Plätze nicht endgültig besetzt und ca. elf Fahrer stritten sich Last Minute um die Playoff-Teilnahme. 2010 sieht die Sache etwas langweiliger aus, da zehn von zwölf Plätzen bereits fest vergeben sind. Dazu muss ich kurz etwas richtigstellen: Am Anfang der Woche schrieb ich, dass Greg Biffle seine Chase-Qualifikation bereits in der Tasche hätte, sollte er in Richmond an den Start gehen. Das ist so nicht ganz korrekt, denn in einem – zugegeben seltenen – Szenario, kann er noch abgefangen werden. Dieses stelle ich mal kurz vor und bitte den Fehler zu entschuldigen, der mit NASCARs Regelung zusammenhängt, bei Punktgleichheit die Anzahl der Saisonsiege entscheiden zu lassen:

Biffle belegt derzeit den elften Rang, und hat mit 161 Punkten Vorsprung auf Platz 13 exakt den Abstand zum Verfolgerfeld, der pro Rennen aufgeholt werden kann, falls Biffle auch antritt. Somit wäre lediglich Ryan Newman (13.) in der Lage bei einem letzten Platz von Biffle mit diesem gleichzuziehen, sollte er die #39 in die „victory lane“ fahren. Da er in diesem Falle dann einen Rennsieg mehr als sein Konkurrent mit der #16 auf dem Konto hätte (Newman gewann das Frühjahrsrennen in Phoenix), läge er plötzlich auf einem Chase-Platz.

Auf der anderen Seite ist auch Clint Bowyer, der im Moment mit 117 Punkten Vorsprung den zwölften Rang belegt, noch nicht sicher bei der Meisterschaftsentscheidung dabei. Das Clinch-Szenario für Bowyer sieht daher folgendermaßen aus, ich zitiere einfachheitshalber aus der Atlanta-Analyse vom Anfang der Woche:

Eng kann es in der Jagd auf den letzten Chase Platz also nur noch für Clint Bowyer werden und die Betonung liegt auf „kann“. Die Chancen von Ryan Newman, Jamie McMurray und Mark Martin sind bei mehr als 117 Punkten Rückstand nur noch als theoretisch zu bezeichnen. Wenn beispielsweise Bowyer in der nächsten Woche nur als Letzter ankommt, dann braucht Ryan Newman immer noch ein Top5-Resultat, um in die Playoffs zu kommen. McMurray benötigt in diesem Fall einen dritten Platz und Martin müsste gar gewinnen – eventuelle Bonuspunkte sind hier nicht mit eingerechnet. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Clint Bowyer nur besser als Platz 28 ins Ziel kommen muss, um ganz sicher in den Chase einzuziehen.

Zumindest Greg Biffle ist ziemlich sicher dabei und auch eine Platzierung Bowyers höher als Rang 28 ist nicht völlig utopisch, bedenkt man, dass die Fahrer von Richard Childress Racing in diesem Jahr wieder besonders durch ihre unheimliche Konstanz bestechen.

Nun bleibt noch die Frage, wer denn am Wochenende als Favorit auf den Sieg zu gelten hat. Grundsätzlich ist es bei 43 (eher 25-30 konkurrenzfähigen) Fahrern in der NASCAR ja immer schwierig vorherzusagen, wer denn am Ende die Oberhand behalten wird. Manchmal sind meine Prognosen im Nachhinein völlig in die Hose gegangen, hin und wieder liege ich aber auch goldrichtig. Während der enormen Rennlänge kann schon ein Schubser im Mittelfeld das komplette Rennen umdrehen und daher der Zufall der Statistik ein Schnippchen schlagen. Wen es interessiert: Meiner Bewertung liegt die umfangreiche Ergebnissammlung auf NASCAR.com zugrunde, welche an jedem Wochenende bei allen Fahrern auch noch um die bisherigen Resultate auf der jeweiligen Strecke ergänzt wird. Als Beispiel hier einmal die Seite von Kevin Harvick, wo ihr, wenn ihr komplett runterscrollt, einen Einblick in die Ergebnisstatistik des Tabellenführers bekommt. Zusätzlich berücksichtige ich natürlich die aktuellen Trends.

Die Liste der bisherigen, noch aktiven Sieger sieht folgendermaßen aus:
1.Dale Earnhardt Jr, Tony Stewart, Jimmie Johnson (je 3)
2.Jeff Gordon (2), Kyle Busch (2)
3. Mark Martin, Joe Nemechek, Kasey Kahne, Clint Bowyer, Jeff Burton, Matt Kenseth, Ryan Newman, Kevin Harvick, Kurt Busch und Denny Hamlin (je 1)

Hier lässt sich deutlich erkennen, dass Seriensiege in Richmond in den letzten Jahren eher selten vorkamen. Kyle Busch holte seine beiden einzigen Erfolge auf dem Short-Track in den letzten beiden Frühjahrsausgaben und fuhr im vergangenen Herbst auf einen guten fünften Rang. Sollten die technischen Probleme bei Joe Gibbs Racing, welche momentan auch eher Denny Hamlin zu treffen scheinen, beseitigt werden, dann kann Kyle sich zum Kreis der Favoriten zählen. Momentan hat er wieder einen Lauf und legte in den letzten beiden Rennen einen Sieg in Bristol und Rang fünf in Atlanta hin.

Teamkollege Hamlin hatte zuletzt drei technische Defekte in Folge, wovon der erste ihn allerdings noch auf Rang zwei ankommen ließ. Am letzten Wochenende platze ihm dann gar der Motor. Durch seine Pechsträhne rutschte er von Platz drei in der Meisterschaft auf die Zehn ab, im Chase ist er aber sicher dabei. Dort kann das Team hoffentlich den Defektteufel abstellen, denn der reine Speed ist bei ihm da, das zeigte seine Dominanz in der ersten Rennhälfte von Atlanta. Zudem ist er mit fünf Saisonsiegen ein ernsthafter Konkurrent für Jimmie Johnson, der momentan ebenfalls mit 50 Bonus-Zählern in die Playoffs ginge.

Johnson muss man jetzt auch wieder auf der Rechnung haben. Die Setup-Probleme an der #48 scheinen nach dem dritten Platz in Atlanta beseitigt und auch in Richmond hat Johnson schon drei Mal gewonnen. Diese Erfolge legte er 2007 und 2008 fast in Serie hin, während er in den restlichen vier Ausgaben seit diesem Zeitpunkt nur ein Mal in die Top10 fahren könnte. Ein Sieg in Richmond wäre der perfekte Chase-Startschuss für Johnson und Crew Chief Chad Knaus, die mit ihrer Rückkehr in die „victory lane“ sicherlich ordentlich „momentum“ mitnehmen könnten.

Hinter diesen drei Favoriten sehe ich eine ganze Menge an Fahrern, die an diesem Wochenende gute Chancen auf Top5 und Top10-Resultate haben dürften, allen voran Kevin Harvick, Jeff Gordon, Tony Stewart und Ryan Newman. Harvick fuhr seit 2006 nur ein einziges Mal nicht in die Richmond-Top10 und Gordon schaffte seit 2007 immerhin nur noch Top10s, wobei vier davon auch gleichzeitig Top5s waren. Die Frage bei diesen beiden Piloten ist nur, ob sie sich von ihren letzten beiden Rennen in dieser Saison erholen, die beide jeweils keine Top10-Platzierung bereithielten. Stewart hat seit 2004 neun Top10-Ergebnisse holen können, seine drei Siege datieren aber vorher – noch in seinem alten Einsatzauto, der #20 von Joe Gibbs Racing. Teamkollege Newman hat drei Top10s seit 2007 und wird im Kampf um einen Chase-Platz auch alles geben müssen.

Carl Edwards hat zuletzt eine schöne Serie gestartet, weil er seit dem Sommerrennen in Daytona nur ein Mal nicht in die Top7 gefahren ist. Vier dieser acht Rennen waren sogar Top3-Resultate. Im Frühjahrsrennen in Richmond gelang ihm ein fünfter Platz, mal schauen ob er darauf aufbauen kann. Seine Teamkollegen Matt Kenseth und Greg Biffle sind jetzt eher nicht so die Richmond-Liebhaber: Für Kenseth steht nur ein Top10-Ergebnis seit 2007 zu Buche und seit dem Coca-Cola 600 konnte er das in diesem Jahr auch erst zwei Mal schaffen. Bei Biffle sieht es ein wenig besser aus, denn zuletzt konnte er immerhin ein Rennen gewinnen und auch ab und zu in die Top10 fahren. Die Richmond-Statistik zeigt aber nach 2006 kein einziges Top10-Resultat für den Fahrer der #16.

Weitere Top10-Kandidaten sind Jeff Burton, Clint Bowyer, Kurt Busch und Juan Pablo Montoya, die in den letzten Rennen immer mal wieder durch Top10s überzeugen konnten und das auch in Richmond in der jüngeren Vergangenheit nachweisen können – falls denn alles glattläuft. Bei Mark Martin bin ich mir nicht so sicher, er hatte in den letzten Jahren ähnlich gute Richmond-Ergebnisse wie beispielsweise Kevin Harvick und Jeff Gordon, doch in dieser Saison bekommt er so gut wie kein Bein auf den Boden und verpasst sehr wahrscheinlich auch den Chase. Hoffentlich kommt der Schwung bei ihm wieder, denn in seiner vermutlich letzten Vollzeitsaison 2011 wären ihm weitere Siege zu gönnen.

Ebenfalls in den Top10 könnte Martin Truex Jr auftauchen, was in diesem Jahr mit dem generellen Aufschwung von Michael Waltrip Racing zu tun hat. Die Truppe hat sich seit ihrem Debütjahr 2007, in dem es mehr schlecht als recht lief, ordentlich gemausert. Als Geheimtipps habe ich noch Marcos Ambrose und – Surprise Surprise – Sam Hornish Jr auf dem Zettel. Ambrose ist bisher erst drei Rennen in Richmond gefahren und beendete sie auf den Plätzen 11, 22 und 9, mal sehen ob es am Wochenende für die Top10 reicht. Hornish hat ja manchmal so seine Lichtblicke und konnte 2009 beide Rennen in den Top10 beenden, möglich wäre also eine weitere Sternstunde.

Ja gut, News gab es kaum welche unter der Woche, die Meisterschaftssituation habe ich weiter oben besprochen und in den Top35 könnte ich jetzt wieder negative Worte über Kevin Conway verlieren, aber das spare ich mir für die Analyse auf. Ich bin echt gespannt, wie es jetzt bei Robby Gordon Motorsports für den Rookie weitergeht.

Ansonsten fährt Mattias Ekström sein erstes Oval-Rennen, nachdem NASCAR ihm direkt nach seinem Rundkursrennen in Sonoma die nötige Lizenz für Ovale unter einer Meile Länge ausstellte. Mal schauen, was der Schwede in Richmond so zeigen kann. Da es ja erstmal zwei bis drei Jahre dauert, um das Fahren auf einem Oval richtig zu beherrschen (siehe Montoya), siedle ich ihn so zwischen Platz 30 und 40 an. Ein Top30-Resultat wäre eine echte Überraschung, Top20 eine Sensation!

Unter den Meisterschaftstabellen folgen noch die Ausstrahlungsdaten für das Wochenende.

Ausstrahlungsdaten

Ein bisschen Nationwide-Series-Practice ist schon am gestrigen Donnerstag über die Bühne gegangen, immerhin wird ja zum insgesamt dritten Mal mit dem neuen Auto gefahren. Das Anschauen dürfte sich also trotz der späten Übertragung durchaus lohnen, zumal es in diesem Jahr nur noch ein weiteres Rennen mit dem Nationwide-CoT geben wird, nämlich Charlotte.

Freitag, 10.09.
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, ESPN2
20:45 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, ESPN2
22:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
23:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2
01:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Virginia 529 College Savings 250), ESPN2

Samstag, 11.09.
01:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Air Guard 400), ABC

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1 Kommentare

Kim K 8 Dezember, 2010 - 21:18

Nice post, kind of drawn out though. Really good subject matter though.

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