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NASCAR: Vorschau Fontana Oktober 2010

von KristianStooss
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Fontana im Bundesstaat Kalifornien beheimatet den Austragungsort des vierten Chase-Rennens 2010: den Auto Club Speedway. Die Strecke ist nicht unumstritten und hat für das nächste Jahr bereits einen Termin abgeben müssen. Jimmie Johnson gilt am Wochenende als Favorit.

Im Sommer dieses Jahres traf NASCAR eine Entscheidung bezüglich des Rennkalenders für 2011. Dabei verloren Atlanta sowie der Auto Club Speedway jeweils eines ihrer Saisonrennen zugunsten von Kentucky und Kansas. Das 2-Meilen-Oval trägt daher in diesem Jahr zum vorerst letzten Mal ein Chase-Rennen aus und rückt in der nächsten Saison hinter Bristol an die fünfte Stelle, nach der bekanntlich die neuen Owner-Points des jeweiligen Jahres gelten. Der Chase-Termin geht über eine Distanz von 400 Meilen und fällt weg, das neue Rennen im Frühjahr wird dann wie gewohnt über 500 Meilen gefahren. Ich frage mich, ob eine Kürzung nicht besser gewesen wäre.

Die Diskussion, welche mein Artikel bezüglich der Rennlänge auslöste, hatte grundsätzlich den Tenor, dass die Rennen nicht zu lang seien. Einige genannte Ausnahmen umfassten dabei allerdings Pocono und eben Fontana. Zum einen sollte man der Strecke vielleicht das Zugeständnis machen, bei nur noch einem Termin wenigstens über 500 Meilen fahren zu dürfen, zum anderen können 500 Meilen in Fontana auch schon mal langweilig werden: In den letzten drei Jahren ging keine der langen Ausgaben in weniger als dreieinhalb Stunden über die Bühne, was sich bei einem schnell auseinandergezogenen Feld als zähes Kaugummi entpuppte. Die Anzahl der Cautions variierte dabei zwischen 5 und 12, wobei es in diesem Jahr bisher vergleichsweise weniger Gelbphasen gab als noch 2009. Vor allem die ersten Rennhälften waren 2010 ziemlich ereignislos. Schauen wir also, was uns erwartet.

Sieht man sich die Statistiken der einzelnen Fahrer in den bisherigen Jahren an, dann dürfte der Sieg an diesem Wochenende nur über Jimmie Johnson gehen. Der Kalifornier verfügt bei seinem Heimrennen über eine unglaubliche Statistik: Von den letzten sechs Fontana-Ausgaben gewann er ganze vier. Dazu kommt, dass er seit 2006 nur zwei Mal nicht in die Top3(!) gefahren ist. Ein weiterer Chase-Erfolg erscheint nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Johnson hat immerhin in den letzten beiden Rennen in Dover (1.) und Kansas (2.) gezeigt, dass er derzeit dazu in der Lage ist, Top-Ergebnisse zu produzieren.

An zweiter Stelle sehe ich wie in Kansas Roush-Fenway Racing, die nun nach dem zweiten Saisonsieg von Greg Biffle wieder an der Spitze angekommen sind. Vor allem Fontana war bis vor zwei Jahren eine der erfolgreichsten Strecken für die Ford-Truppe von Jack Roush. Matt Kenseth zeigte in Kalifornien bisher die besten Leistungen, indem er zwischen 2006 und 2009 drei Rennsiege einfuhr. Seit Ende 2005 waren seine schlechteren Ergebnisse fünfte und siebte Plätze, mit Ausnahme des schwachen Jahresendes 2009, wo er nur 13. wurde. Im diesjährigen Frühling kam er ebenfalls als Siebter ins Ziel.

Auch Carl Edwards sollte noch ein wenig bessere Chancen auf den Sieg haben als Biffle, denn seine Bilanz zeigt in zehn von zwölf seiner bisherigen Fontana-Rennen Top7-Ergebnisse. Dabei gelang ihm ein Sieg im Frühjahr 2008, das Jahr in dem er gemeinsam mit Kyle Busch eine ernsthafte Gefahr für Jimmie Johnson gewesen ist, nur um danach im Ford-Tief der letzten Saison zu verschwinden. Teamkollege Greg Biffle gewann zwar schon zwei Rennen in diesem Jahr für Ford und Roush-Fenway Racing, kann jedoch seit 2006 als Top-Ergebnisse nur einen zweiten, vierten und zehnten Platz vorzeigen.

Die restlichen Chase-Fahrer liegen in Fontana ziemlich gleich auf, wobei aber Jeff Gordon in den letzten Jahren besonders viel Konstanz gezeigt hat – wenn auch kein Sieg für ihn drin war. Seit Ende 2006 fuhr er in acht Rennen fünf Top5-Ergebnisse ein, wobei drei davon undankbare zweite Plätze darstellen.

Tony Stewart konnte in den letzten fünf Fontana-Ausgaben immerhin vier Top10-Ergebnisse zusammentragen, dabei ist das beste Resultat aber lediglich ein fünfter Platz. Konstanz-Experte Kevin Harvick gelang dasselbe, er durfte sich aber ein Top5 mehr anrechnen lassen. Im Frühjahrsrennen kam er auf den zweiten Platz und sollte ähnliches zum Ende dieser Wahnsinnssaison auch wiederholen können. Ein Sieg erscheint insofern möglich, als dass er 2010 eine Ausgabe der Schwesterstrecke in Michigan gewann.

Die Busch-Brüder sind ebenfalls fleißige Top10-Sammler in Fontana: Kyle Busch startete Ende 2005 mit einem Sieg durch und schloss von den neun folgenden Ausgaben nur zwei nicht in den Top10 ab; drei davon waren sogar Top5s. Kurt Busch fuhr 2007, 2009 und 2010 Top10-Ergebnisse ein, 2008 war dagegen ein nicht so erfolgreiches Jahr für den Penske-Piloten. Ähnlich wie bei Tony Stewart hat auch Kurt in diesem Zeitraum nur ein Top5-Resultat eingefahren.

Schadensbegrenzung werden an diesem Wochenende wohl Denny Hamlin und Jeff Burton betreiben müssen. Hamlins Ergebnisse seit 2008 lauten 41/3/37/6/29. Burton kommt auf 17/12/32/30/3, hat aber aus 2007 zwei vierte Plätze zu Buche stehen. Mit etwas Glück erscheinen Top10-Resultate möglich, wenn sich beide schadlos halten. Für einen Top5-Ausreißer müsste aber schon einiges zu ihren Gunsten laufen.

Auch bei Clint Bowyer verheißt die Fontana-Statistik keinen Sieg, wobei sich seine Hoffnungen auf die Meisterschaft nach der nur halbwegs erfolgreichen Revision sowieso zerschlagen haben dürften. In der letztmöglichen Instanz wurden die Sperren von Crew- und Car Chief um zwei Rennen auf vier Events gekürzt und die Geldstrafe für Shane Wilson von 150.000 auf 100.000 US-Dollar herabgestuft. Die 150-Punkte-Abzüge in Fahrer- und Owner-Wertung bleiben jedoch bestehen. Interessant ist, dass der bestellte Experte für Unfallrekonstruktion nicht vor dem Berufungsausschuss aussagte und auch keinen Zugang zu Bowyers Auto unter NASCAR-Verschluss einforderte.

Außerhalb der Chase-Ränge muss man aufgrund von Fords-Fontana-Stärke wohl auch David Ragan für ein Top10-Resultat im Blick behalten. Wahrscheinlicher ist ein solches Ergebnis aber für die Ford-Konkurrenten AJ Allmendinger und Paul Menard bei Richard Petty Motorsports, die in den letzten Saisonrennen mit ebensolchen brillieren konnten. Joey Logano fuhr im Frühling in Fontana auf einen starken fünften Platz und kann aus den letzten vier Saisonläufen auch zwei Top5s vorweisen. Logano könnte somit das beste Ergebnis für Joe Gibbs Racing an diesem Wochenende holen, wenn es für ihn glattläuft.

Ryan Newman legte zuletzt ein paar gute Top11-Ergebnisse auf den Asphalt: Zu Beginn der verpassten Chase-Qualifikation begann die Serie, welche nun schon über sechs Rennen anhält. In Fontana steht für ihn seit 2006 allerdings nur ein Top10-Resultat in den Büchern. Mark Martin findet gerade zu seiner alten Form zurück und könnte Fontana nutzen, um endlich mal wieder in die Top5/10 zu fahren. Im Frühjahr war immerhin ein vierter Platz für den Routinier drin und auch die Jahre zuvor waren nicht unbedingt unerfolgreich: Seit 2004 ist Martin nur zwei Mal nicht in die Top12 gefahren. Juan Pablo Montoya könnte auch mal wieder ein gutes Resultat gebrauchen, nachdem er in den vergangenen drei Rennen etwas geschwächelt hat. Platz 11 und 3 im letzten Jahr waren seine besten Fontana-Resultate, im Frühjahr fiel er mit einem Motorschaden aus.

Insgesamt gesehen sollten an diesem Wochenende also Jimmie Johnson oder einer der drei besseren Ford-Piloten von Roush-Fenway Racing die Nase vorn behalten. Vorausgesetzt ist dabei natürlich, dass der Sieg von Greg Biffle keine Eintagsfliege war und sich die Aufholjagd von Ford auch konsequent fortsetzt. Denny Hamlin wird einige Probleme damit bekommen, in der Meisterschaft nicht den Anschluss zu verlieren, wobei er mit Martinsville ja noch ein Ass im Ärmel hat. Kevin Harvick kann durch einen guten Punktetag den Abstand zu Johnson halten oder sogar verkürzen. Alles in allem muss man aber die Ergebnisse der Freien Trainings abwarten, um die Situation noch besser einschätzen zu können.

In der Meisterschaft dürften nach vier Rennen dann neben Bowyer auch noch weitere Fahrer aus der Entscheidung fallen, so haben ja Tony Stewart (-127) und Matt Kenseth (-149) bereits weit mehr als 100 Zähler Rückstand auf die Spitze. Dass man in einem Rennen gut Punkte aufholen kann, zeigte bekanntlich Greg Biffle am vergangenen Wochenende in Kansas. Bei aller Herumrechnerei bleibt aber abschließend zu sagen, dass es nach jeweils einem Drittel der vergangenen Playoffs bisher noch nie so eng war.

Nach der Chase-Fahrer-Statistik für Fontana folgen noch die TV-Ausstrahlungsdaten für das gesamte NASCAR-Wochenende. In der nächsten Woche steht dann in Charlotte das letzte Nachtrennen des Jahres an, wobei Fontana als Westküstenrennen ja auch erst um 21 Uhr beginnt. In der Nationwide Series wird Danica Patrick nach dem Ende der IndyCar-Saison alle der letzten fünf verbleibenden Rennen bestreiten. Das Fontana-Rennen an diesem Wochenende ist dabei bereits ihr zweiter Auftritt auf dem Auto Club Speedway, im Frühling wurde sie 31.

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 08.10.
20:00 Uhr, Nationwide Series Practice, SPEED
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, ESPN2
22:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2

Samstag, 09.10.
17:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, nicht im TV
20:50 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, nicht im TV
22:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (CampingWorld.com 300), ESPN2

Sonntag, 10.10.
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Pepsi Max 400), ESPN

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