An diesem Wochenende startet der Sprint Cup nach einer kurzen Pause wieder voll durch und wegen der Sommerzeitumstellung in den USA beginnt das Rennen am Sonntag sogar schon eine Stunde früher als gewohnt. Und das Einschalten/-loggen lohnt sich, denn auf der 800m-langen Betonbahn in Bristol wird seit jeher ordentlich Action geboten.
Der Bristol Motor Speedway ist eine der großen Traditionsstrecken der NASCAR, denn der 0,5 Meilen lange Shorttrack ist schon seit 1961 mit zwei Saisonrennen im Sprint Cup vertreten. Die Strecke besticht durch seine Fahrbahn aus Beton, die dank progressivem Banking in zwei Fahrspuren zwischen 24 und 30° Kurvenüberhöhung zu befahren ist. Nachdem im vergangenen Jahr die SAFER-Barrier an beiden Kurvenausgängen um mehrere Meter verlängert wurde, ist die Strecke nach der Neuasphaltierung von 2007 wieder schwieriger zu fahren. Denn in Bristol fehlt es vor allem an einem: Platz! Mit einer Streckenlänge von gerade einmal 800 Metern und hohen, steilen Tribünen erinnert das Stadionbauwerk nämlich eher an das Kolosseum in Rom.
Besonders gespannt sein dürfen wir wohl darauf, wie sich die neue Frontpartie der Autos auf das Fahrverhalten in Bristol auswirken wird. Auf allen bisherigen Strecken zeigte die überholte Nase erstens, wie robust sie ist und zweitens, wie viel mehr aerodynamischen Grip sie bietet. Auf dem Bristol Motor Speedway rechne ich daher mit höheren Kurvengeschwindigkeiten als noch 2010 und damit auch mit spektakuläreren Bildern in den Ausfahrten der Turns. Bristol ist eines der Highlights der NASCAR-Saison, denn hier geht es 500 Runden lang ganz eng mit klassischem bumping und banging zur Sache. Wer nicht freiwillig Platz macht, wird halt ganz rustikal von hinten angeschoben und so aus dem Weg geräumt. Das progressive Banking erlaubt aber immerhin zwei parallele, gleichschnelle Fahrspuren, damit zumindest Platz zum Überleben zur Verfügung steht.
Ganz wichtig sind in Bristol auch die Bremsen, denn 500 Runden lang kann man keinesfalls voll in die Eisen gehen. Tut man es doch, tritt man nach spätestens 400 Umläufen ins Leere. Begriffen hat das in den letzten beiden Jahren interessanterweise Heißsporn Kyle Busch, der unglaubliche drei von vier Rennen 2009 und 2010 gewann. Einzig Jimmie Johnson konnte in der abgelaufenen Saison dazwischenfunken und auf dem Weg zur Meisterschaft auch endlich seinen ersten Bristol-Sieg einfahren. Davor war Johnson nicht gerade als Experte auf dem engen Shorttrack bekannt. Diese beiden Piloten muss man daher am Wochenende besonders im Blick haben, auch wenn der Saisonstart bisher eher ungewöhnlich verläuft:
Ganz schlimm hat es die Piloten von Richard Childress Racing getroffen, denn außer Paul Menard (6.) konnten 2011 weder Kevin Harvick (20.), noch Clint Bowyer (18.) oder Jeff Burton (32.) richtig Punkten und dass obwohl RCR in Bristol eigentlich eher zu den Spezialisten zählt. 2008 gab es dieses legendäre Triple, als Burton vor Harvick und Bowyer gewann. Überrascht hat mich dagegen bisher Menard, der immer rund um den zehnten Platz unterwegs ist und dessen Konstanz sich gerade auszuzahlen scheint. Hoffentlich können sich seine Teamkollegen, die im letzten Jahr noch so stark unterwegs waren, davon eine Scheibe abschneiden.
Richtig gut läuft es dagegen momentan bei Carl Edwards, Kurt Busch und Tony Stewart: Letzterer verpasste nur aufgrund eines Patzers seiner Boxencrew den Sieg in Las Vegas, den stattdessen Edwards einsackte. Das auch völlig verdient, denn Edwards schrammte zuvor nur knapp an einem Daytona-Erfolg vorbei, nachdem er die letzten beiden Saisonrennen 2010 siegreich beendete – lediglich in Phoenix wurde er unverschuldet abgeschossen. Kurt Busch fuhr seine drei Top10-Ergebnisse in drei Rennen dagegen eher unauffällig ein. Zu diesem Trio gesellen sich an der Spitze der Meisterschaftswertung noch Juan Pablo Montoya und Ryan Newman. Während Montoya mit Platz 6 in Daytona und Rang 3 in Las Vegas schon früh deutlich macht, dass in dieser Saison mit ihm zu rechnen ist, bestätigt Newman nach zuletzt zwei Top5-Ergebnissen die derzeitige Stärke von Stewart-Haas Racing.
Weniger schlimm als RCR, aber auch noch weit entfernt von den gewünschten Leistungen, bewegt sich momentan die Truppe von Hendrick Motorsports. Einzige Lichtblicke in diesem Jahr waren bisher der Sieg von Jeff Gordon in Phoenix und ein wiedererstarkter Dale Earnhardt Jr. Während für Gordon alle anderen Rennen in der Mauer endeten, konnte Junior sich mit zwei Top10-Resultaten erstaunlich souverän auf Platz 10 in der Meisterschaft fahren. Direkt dahinter liegen derzeit die noch nicht in Gang gekommenen Teamkollegen Mark Martin und Jimmie Johnson. Gerade bei Johnson muss man sich aber wahrscheinlich keine Sorgen machen, denn der ist immer dann schnell, wenn es darauf ankommt: im Chase!
Unerwartet weit vorne in der Fahrerwertung bewegen sich momentan außer Paul Menard noch Martin Truex Jr und AJ Allmendinger, die allesamt in den Top9 hocken. Dazwischen platzierte sich Denny Hamlin, der mit Rang 11 in Phoenix und Platz 7 in Las Vegas derzeit eher dranbleibt, anstatt selbst Akzente zu setzen. Nach dem starken Jahr 2010 scheint die neue Saison für die letztjährigen Meisterschaftskandidaten nicht sonderlich erfolgreich zu beginnen.
Knapp außerhalb der Top12 befindet sich Kasey Kahne, der Red Bull Racing zu Saisonbeginn ganz alleine am Laufen hält. Man merkt, dass Kahne wirklich ein Fahrer mit großem Talent ist, so souverän wie er den eigentlich eher weniger erfolgreichen Red Bull in der Nähe der Chase-Ränge hält. Mal schauen, ob Brian Vickers da noch aufholen kann, zu wünschen wäre es ihm nach seinem Unglücksjahr 2010 jedenfalls.
Abschließend noch eine Bemerkung zum Rest vom Roush-Fenway-Schützenfest: Während Carl Edwards ganz vorne mit Spitzenleistungen alleine die Fahne hoch hält, kommen Matt Kenseth, David Ragan und vor allem Greg Biffle gar nicht hinterher. Biffle muss nach drei Ergebnissen jenseits der Top20 ähnlich wie Jeff Burton bei RCR sogar um seinen Platz in den Top35 der Owner-Wertung bangen, wenn er nicht bald anzieht. Alles in allem startet die NASCAR wie gewohnt sehr kurios in die neue Saison.
Aus diesem Grund habe ich mich in dieser Woche mal mit größeren Siegtipps und Ergebnisanalysen zurückgehalten, dazu bin ich an den ersten drei Wochenenden zu oft auf die Nase gefallen. Nach dem fünften Saisonrennen in Fontana sollte sich die Meute aber einigermaßen sortiert haben. Ganz grundsätzlich würde ich in Bristol mal auf Carl Edwards und Kyle Busch tippen. So wie es derzeit aussieht, könnte aber eigentlich fast jeder der Top12 das Rennen gewinnen, vorausgesetzt er hält sich aus jeglichen Scharmützeln heraus.
Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende. Zu beachten ist dabei, dass aufgrund der in den USA bereits erfolgten Sommerzeitumstellung nur noch fünf Stunden Zeitunterschied zu Deutschland besteht. Konkret heißt das: Das Rennen am Sonntag beginnt schon um 18 Uhr!
Ausstrahlungsdaten
Freitag, 18.03.
13:30 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
15:30 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
18:40 Uhr, Nationwide Series Practice, SPEED
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
22:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
Samstag, 19.03.
14:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
15:45 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
19:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Scotts EZ Seed 300), ESPN
Sonntag, 20.03.
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Jeff Byrd 500), FOX