An diesem Wochenende steht auf dem Texas Motor Speedway eine Premiere in doppelter Hinsicht an, denn der siebte Saisonlauf von Samstag auf Sonntag ist nicht nur das erste Nachtrennen 2011 um Meisterschaftspunkte, sondern auch das erste NASCAR-Nachtrennen in Texas überhaupt.
Der Texas Motor Speedway ist einer der „neueren“ Strecken im NASCAR-Kalender, denn der Sprint Cup fährt erst seit 1997 auf dem Intermediate Oval in Fort Worth. Während die IndyCars dort schon länger ihren Saisonlauf am späten Abend abhalten, stellt das diesjährige Frühjahrsrennen der NASCAR in Texas eine Flutlicht-Premiere dar. Zudem ist das siebte Rennen des Jahres 2011 erst das zweite nach Las Vegas auf einem 1,5-Meilen-Oval, auf welchen ein Löwenanteil der Saison ausgetragen wird. Normalerweise gibt es auf solchen Strecken ja immer gewisse Favoriten, doch Texas lässt sich da nur schwerlich einordnen.
Am ehesten könnte man die Strecke noch den Teams von Ford zuordnen, obwohl die Marke zuletzt 2008 mit Carl Edwards sogar beide Ausgaben des Jahres gewann. Danach kam bekanntlich die längere Ford-Schwäche, bevor der Hersteller unter Führung eben jenes Carl Edwards‘ wieder bedeutend zulegte. Ansonsten waren die Marken der NASCAR in den letzten drei Jahren alle mindestens einmal in der Victory Lane von Texas vertreten. 2009 gewannen Jeff Gordon und Kurt Busch je ein Rennen, bevor Denny Hamlin 2010 beide Meisterschaftsläufe für sich entschied. Da die ersten vier Positionen in der Meisterschaftstabelle momentan von Fahrern aller vier Hersteller gehalten werden, könnte in der Nacht von Samstag auf Sonntag so ziemlich alles passieren.
Meiner Meinung nach darf man einen Sieger aus den Reihen der derzeitigen Top5 der Meisterschaft erwarten, dafür zeigten sich diese Piloten in den ersten sechs Saisonrennen einfach zu konstant, während anderen Fahrern oftmals das letzte Quäntchen zum Erfolg fehlte. Kyle Busch legte zuletzt eine Serie von drei Top3-Resultaten hin und sicherte sich damit zu Recht die Führung in der Meisterschaft. Nur Kevin Harvick auf Platz 5 war in den letzten Wochen mit zwei Siegen hintereinander besser als Busch. Kyles Texas-Erfolge beschränken sich auf fünf Top6-Ergebnisse aus zwölf Rennen, während Harvick gerade mal sieben Top7s in 16 Ausgaben einfahren konnte. Lieblingsstrecken sehen anders aus, doch die derzeitigen Leistungen sprechen natürlich für mehr.
Die guten Serien von Carl Edwards, Kurt Busch und Ryan Newman sind zwar beendet, doch gerade der dreimalige Rekord-Sieger von Texas könnte am Wochenende zurückschlagen. Interessant sind aber Edwards‘ sonstige Ergebnisse auf dem Intermediate-Oval: Wenn er nicht gewonnen hat, landete er bis auf einen zehnten Platz immer außerhalb der Top10. Drei Mal in zwölf Rennen sogar deutlich jenseits der Top30, so it’s win or bust for Carl Edwards! Kurt Busch fuhr in Texas regelmäßig Top10-Resultate ein und sollte am Wochenende zumindest mithalten können, nachdem er sich in Fontana und Martinsville mit Top20-Platzierungen zufriedengeben musste.
Ryan Newman und sein Teamchef Tony Stewart mussten in Martinsville bittere technische Schwierigkeiten in den Griff bekommen und Stewart verabschiedete sich daraufhin sogar – wohl nur vorerst – aus den Top12 der Meisterschaft. Wenn man diese kurzfristig aufgetretenen Probleme bei Stewart-Haas Racing in den Griff bekommt, dann sind gute Top10-Resultate am Wochenende möglich. Nicht zu vergessen ist natürlich auch Jimmie Johnson, immerhin Teil der Sieganwärter aus den Top5. Dabei ist Texas eigentlich nicht seine Lieblingsstrecke, 2007 konnte er dort sein erstes und einziges Rennen gewinnen. Seine grandiose Konstanz ließ ihn aber in jedem der letzten drei Jahre jeweils einen zweiten Platz dort einfahren. Zeit für den ersten Saisonsieg des Dauermeisters?
Eine noch bessere Texas-Konstanz hat Mark Martin zu bieten, der an bisher allen 20 Ausgaben des Rennens teilgenommen hat und dabei 13 Mal in die Top11 kam. Seine letzten sechs Resultate waren 8/12/6/4/6/3 und sprechen dafür, dass seine diesjährigen Platzierungen um die Top10 herum in Texas deutlich aufgewertet werden könnten. Dale Earnhardt Jr. ist momentan auf Rang 8 in der Meisterschaft platziert und kommt mit seinem neuen Crew-Chief nun endlich wieder in Schwung. Der zweite Platz in Martinsville war in dieser Saison nicht seine einzige gute Vorstellung. Bezüglich Texas macht das Mut, denn in seiner stärkeren Zeit von 2000 bis 2006 fuhr er dort in neun Rennen nur zwei Mal nicht in die Top9. In den letzten vier sehr viel schlechteren Jahren von 2007 bis 2010 gelang ihm dies nur einmal in acht Rennen. Bleibt Juniors Form jetzt konstant, dann ist ein Top10-Resultat schon fast gebucht.
Bleiben in den Top12 der Meisterschaft noch Juan Pablo Montoya und Matt Kenseth auf den Rängen 7 und 9 zu betrachten. Montoya scheint endlich so richtig in der NASCAR angekommen zu sein, denn sein durchdachtes Fahren bei unterschiedlicher Konkurrenzfähigkeit brachte ihm vier Top10s in sechs Saisonrennen ein. Das ist eine Leistung, welche eine Chase-Teilnahme geradezu fordert und zeigt, dass er die NASCAR mittlerweile verstanden hat. Seine nun schon acht Starts in Texas (wie schnell die Zeit vergeht) lassen jedoch bei nur zwei Top10s ein wenig die Hoffnung auf ein weiteres gutes Ergebnis schwinden. Das einzige andere 1,5-Meilen-Oval absolvierte Montoya aber auf Platz 3! Von Earnhardt-Ganassi Racing kann man momentan in jeder Woche alles erwarten: Rennsieg oder Totalausfall…
Matt Kenseth sehe ich nach seinen drei guten Ergebnissen in Folge (4/4/6) so ein wenig als das texanische Dark-Horse an: Die derzeitige Leistung des Roush-Piloten stimmt mit der wahnsinnigen Texas-Statistik überein, denn seit 2006 ist Kenseth nur drei Mal in zehn Rennen nicht in die Top5 gefahren. Diese sieben Top5s beinhalten außerdem vier zweite Plätze, der letzte davon im gerade erst gelaufenen Chase-Rennen 2010! Ich habe das Gefühl, dass im Moment so ziemlich niemand Kenseth ernsthaft auf der Rechnung hat und am Wochenende könnte er aus dem scheinbaren Nirgendwo auftauchen, ähnlich wie Kevin Harvick in den letzten beiden Rennen.
Dahinter in Kürze: Jeff Gordons Lieblingsstrecke ist Texas nicht, er hat dort aber mindestens genauso viele Top5s wie Totalausfälle. Weil er im Moment so inkonstant unterwegs ist, kann ich schwerlich einschätzen, was da am Wochenende möglich sein wird. / Paul Menards kleine Serie ist mit Platz 38 in Martinsville zu Ende gegangen, vielleicht startet er in Texas ja eine neue – bisherige Leistungen dort schließen das nicht aus. / Clint Bowyer sollte seine jüngste Top10-Serie über zwei Rennen fortsetzen, von zehn Texas-Ausgaben beendete er fünf in dieser Kategorie und drei weitere in den Top20.
Immer noch sehr schwach unterwegs ist Denny Hamlin. Dabei gewann er 2010 noch beide Texas-Rennen, beendete dort acht von elf Ausgaben in den Top10 und fünf davon in den Top5. Nach Martinsville der nächste gute Zeitpunkt für ein Comeback! / Dasselbe gilt für Greg Biffle, der seit Ende 2008 immer in die Top10 gefahren ist. Davon waren drei Ergebnisse Top5s und solche Resultate braucht Biffle jetzt dringend!
Ganz schlimm steht es derzeit um Jamie McMurray, Brian Vickers, Brad Keselowski, David Reutimann, Joey Logano und Jeff Burton auf den Plätzen 23-28 in der Meisterschaft. Was bei einigen Fahrern hier momentan falsch tickt, weiß vermutlich niemand, auch wenn es vereinzelt mal aufwärts geht. So ist bei McMurray Platz 7 in Martinsville zu verbuchen gewesen, während sich Logano mit Rang 13 tatsächlich über sein erstes Top20(!!!)-Resultat der Saison freuen durfte. Hier haben einige Teams sicherlich noch eine Menge Arbeit vor sich und wenn da nicht sofort die Wende passiert, können manche wohl die Chase-Qualifikation bereits sehr früh abschreiben.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte zu Regan Smith verlieren, der sich in den Qualifyings derzeit – fast unbemerkt von den Beobachtern – phänomenal schlägt! Seine bisherigen Startplätze sind 5/5/12/3/4 und 10, was einen Durchschnitt von 6,5 ergibt. Damit ist Smith im Moment der beste Mann des Sprint Cups im Einzelzeitfahren. Leider steht als beste Position im Rennen dann nur sein siebter Rang aus Daytona in den Büchern und ansonsten nur Platzierungen jenseits der Top20. Eigentlich schade, denn hier scheint es eine Menge Potential zu geben.
Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende. Die Nationwide Series ist in Texas wieder mit von der Partie, dafür pausieren jetzt die Trucks.
Ausstrahlungsdaten
Für die Nationwide Series gab es am gestrigen Donnerstag schon zwei erste Practice-Sessions, sehr wahrscheinlich wegen des neuen Autos, das man in dieser Saison erstmals Vollzeit einsetzt. Der Sprint Cup absolvierte ebenfalls gestern Abend das erste Training, die Ergebnisse kann man hier einsehen.
Freitag, 02.04.
16:30 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV!
18:15 Uhr, Nationwide Series Final Practice, nicht im TV!
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, nicht im TV!
23:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
02:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (O’Reilly Auto Parts 300), ESPN2
Samstag, 03.04.
01:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Samsung Mobile 500), FOX