Während andere in die Sommerpause gehen, legen die IndyCars richtig vor. Das erste von drei Rennen im August startet Sonntag in Mid Ohio.
Zehn von 17 Rennen sind bereits vorüber, und der Kampf um den Titel ist nach wie vor spannend. 38 Zähler fehlen Verfolger Will Power vor dem Lauf in Mid Ohio auf den Meisterschaftsführenden Dario Franchitti. Der Traditionskurs ist eine Strecke, die der Papierform nach eher dem Penske-Piloten entgegenkommen sollte – auf der bei den bisher vier Rennen der IndyCars aber dreimal ein Ganassi-Auto gewonnen hat, im vergangenen Jahr sogar erstmals Franchitti selbst. Man darf also von einem engen Duell an der Spitze ausgehen. Und vielleicht gelingt es ja auch wieder einem der Verfolger von KV Racing oder Andretti Autosport die Dominanz der großen zwei zu sprengen.
Es gibt so Abende, da fällt einem als Inhalt für ein Vorschau nicht viel ein: Der Kurs in Mid Ohio ist zwar schön anzusehen, hat aber in den vergangenen Jahren meist für wenig Spannung gesorgt. Die Streitereien aus Toronto mögen zwar hinter den Kulissen weiter simmern – vordergründig sind sie nun aber etwas abgekühlt. Der Stand in der Meisterschaft ist zwar knapp, aber seit einiger Zeit recht unverändert. Auch bei den Verfolgern tut sich wenig – sie sind zwar knapp dran, Ganassi und Penske werden aber nur mit Glück zu schlagen sein. Interessant ist allenfalls, dass IndyCar Broadcaster Versus ab 2.1.2012 „NBC Sports Network“ heißen wird. Doch auch das ist 1) wenig überraschend, und 2) gestern schon in den Newshappen abgehandelt worden.
Versuchen wirs trotzdem mit der Vorschau: Dario Franchitti führt trotz Will Powers Sieg in Edmonton immer noch mit 38 Punkten in der Meisterschaft. Wenn Power bereits in Mid Ohio die Meisterschaftsführung übernehmen will, dann muss er bei einem Sieg darauf hoffen, dass Franchitti das Rennen nicht oberhalb von Rang 18 beendet. Anders gesagt: Es ist nicht mit einem raschen Wechsel an der Tabellenspitze zu rechnen. Und was alle Fahrer betrift, die in der Tabelle hinter Franchitti und Power liegen: Ihre Chancen auf den Titel sind weitgehend illusorisch – denn schon dem Drittplatzierten Scott Dixon fehlen fast 100 Punkte (also 2 Siege) auf Tabellenführer Franchitti.
Wenn man der Erfahrung glauben darf, dann wird es in Mid Ohio auch sonst schwer sein, Penske und Ganassi zu schlagen. Denn anders als auf manchen Straßenkursen scheinen die Autos der beiden Teams auf dem Traditionskurs nahe dem Städtchen Lexington meist recht gut zu laufen.
Möchte es doch ein Pilot schaffen, ihre Phalanx zu durchbrechen, dann wird dafür eine besondere Einzelleistung nötig sein. Takuma Sato, dem ein ähnliches Kunststück heuer bereits zweimal ansatzweise gelungen ist (gemeint sind seine Führungsrunden in Sao Paulo und Edmonton) könnte dabei ein heißer Tipp sein. Der Japaner war hier auch im vergangenen Jahr schon gut unterwegs – bis er sich übermotiviert im Kiesbett eingrub. Schafft er es endlich mal wieder ins Ziel, dann ist wahrscheinlich mit einer guten Platzierung zu rechnen.
Vorsicht müssen hingegen Mike Conway, Ryan Hunter-Reay und Alex Tagliani walten lassen. Nach ihren Rammstößen in Edmonton (und nach ähnlichen Aktionen in anderen Rennen dieser Saison) stehen die drei bis Ende 2011 unter Bewährung. Weitere „vermeidbare Kollsionen“ könnten also ernsthaftere Konsequenzen nach sich ziehen. Ob sich die INDYCAR leisten kann, mögliche heftigere Strafen etwa gegen den Widerstand von Andretti Autosport auch wirklich durchzuziehen, ist natürlich eine andere Frage.
Als besonders überholfreundlich hat sich die Strecke in den vergangenen Jahren auch nicht gerade erwiesen. Einzig am Ende der Gegengeraden gibt es realistische Chancen. Auch vor der letzten Kurvenkombination, dem Carousel, kann man es mit etwas Mut versuchen – belohnt wird man dafür aber meistens nicht. Denn erfahrungsgemäß enden solche Versuche dort meist eher in einem Dreher oder einer Kollision, als mit einem Platzgewinn.
Immerhin: Wenn schon sonst oft nicht sehr viel los ist – schon anzusehen ist der 1962 erbaute Mid Ohio Sports Car Course allemal. Die Strecke besteht fast ausschließlich aus schnellen oder mittelschnellen, flüssigen Kurven. Leider stimmt der Auslauf nicht überall mit den hohen Geschwindigkeiten überein – ein Abflug kann gleich an mehreren Stellen ziemlich unangenehm enden.
Gleich nach Start- und Ziel folgt eine ziemlich schnelle Linkskurve, die von den Fahrern einiges an Mut verlangt. Leider gibt es durch diesen Knick nur eine einzige gute Linie – weshalb der Rennstart auch nicht auf der (Start- und) Zielgeraden abgehalten wird, sondern auf der langen Gegengeraden. Zwischen diesen beiden Passagen liegt noch eine 180 Grad Kurve, an der in den vergangenen Jahren mehrfach umgebaut wurde, um sie überholfreundlicher zu gestalten – leider bisher ohne große Erfolge.
Nach der Gegengeraden folgt, wie oben schon erwähnt, die einzige echte Überholstelle der Kurses: Die „Esses“ – eine in einem langsamen Rechtsturn beginnende Kombination stets schneller werdender Kurven. Kritische Stelle ist die Einfahrt. Passen die Piloten dort nicht auf, landen sie schnell in der lokalen Auslafzone, dem so genannten „China Beach“. Steckt man dort einmal im tiefen Sand, ist es meist schwierig, aus eigener Kraft wieder den Weg zurück auf den Kurs zu schaffen.
Nach einer etwas engeren Rechtskurve folgt eine Kombination aus schnellen Knicks, die schließlich im langsamen „Carousel“ enden, von wo aus das Feld zurück auf die Zielgerade geführt wird.
Im TV
Und damit zur TV-Übertragung des Rennens – die diesmal (jedenfalls für Europäer) auch nicht ganz unproblematisch ist. Zuerst die gute Nachricht: Auch dieser Lauf wird in den USA von Versus übertragen und produziert. Man darf also auf informierte Kommentatoren, einigermaßen unpeinliche Vorberichte und vergleichsweise nerv-frei platzierte Werbeblöcke hoffen. (Auch, wenn zu befürchten ist, dass die „Blink of an oye“ und „Story ‚bout a man with a car and a job, wife and a kid, whose name was Bob“-Strichlisten wieder recht lang werden könnten). Übertragungsstart bei Versus ist am Sonntag um 20:00 Uhr.
Die schlechte Nachricht: Gleichzeitig mit den IndyCar Lauf in Mid Ohio findet auch das 500 Meilen-Rennen der NASCAR in Pocono statt. Das ist zwar dafür bekannt, ebenfalls nicht mit besonderer Spannung zu glänzen. Wer aber auf der Suche nach Streams zum IndyCar Lauf ist, könnte dennoch feststellen, dass sich dieses Vorhaben durch die NASCAR-Konkurrenz schwieriger gestaltet als gewohnt. Ein Problem das sich übrigens in ähnlicher Weise auch in den TV-Quoten des IndyCar-Rennens niederschlagen könnte.
Am folgenden Wochenende geht übrigens auch die Indy Lights Serie in ihr letztes Saisondrittel. Diesmal allerdings nicht im Rahmenprogramm der IndyCars, sondern beim klassischen „Grand Prix of Trois Rivieres“ in der kanadischen Provinz Quebec. Versus zeigt eine Aufzeichnung der Veranstaltung – und zwar diesmal nicht vor, sondern direkt nach dem IndyCar Rennen. Laut Plan soll die Indy Lights Übertragung um 22:00 Uhr beginnen.
1 Kommentare
[…] jedoch wird wieder schon am Samstagnachmittag gefahren, denn man teilt sich die Strecke mit den IndyCars, die den Sonntag für sich beanspruchen. Der Mid-Ohio Sports Car Course ist – der Name stimmt in […]
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