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NASCAR: Vorschau Michigan August 2011

von KristianStooss
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Nach Watkins Glen steht als nächstes in Michigan wieder ein Rennen der Kategorie „Kann man schauen, muss man aber nicht“ an und das eigentliche Highlight des Wochenendes dürfte eh der Auftritt der Nationwide Series in Montreal sein. Im Sprint Cup geht es mit vier verbleibenden Rennen bis zum Chase aber allmählich um die Wurst!

Was soll man über den Michigan International Speedway sagen, ohne sich zu wiederholen? Im Grunde genommen kann man das riesige 2-Meilen-Oval ganz gut mit seiner Schwesterstrecke in Fontana oder dem Pocono Raceway vergleichen: Auf wirkliche Spannung muss man meist bis zum letzten Viertel des Rennens warten und ansonsten steigt der Puls auch nur bei den Restarts, wenn über wenige Runden mehrere Fahrspuren für three- oder four-wide Racing sorgen. Oft geht es in Michigan auch in einen Kampf gegen den Benzinverbrauch, was die Ergebnistabellen der letzten Jahre ein wenig durchgeschüttelt hat. Nach zweieinhalb Stunden sind die Rennen dann meist schon zu Ende, womit die 400 Meilen von Michigan eher aus der Reihe fallen.

Das Rennen im Juni gewann Denny Hamlin, der damit seinen ersten und bisher einzigen Saisonerfolg sammeln konnte. In voller Fahrt auf den Chase sichert dieser ihm zurzeit immerhin eine Wildcard-Teilnahme an den Playoffs. Die Juni-Ausgabe hatten zuvor aber wie erwartet die Fords von Roush-Fenway Racing fest im Griff, die 115 der 200 Runden anführen konnten, während das Rennen wie so oft in Richtung Benzinpoker lief. Einzig Kyle Busch konnte mit 59 Führungsrunden in diese Riege vorstoßen und sich damit unterstützend hinter seinen siegreichen Teamkollegen bei Joe Gibbs Racing stellen. Diese Tatsache verwundert schon ein wenig, da Michigan mit seinen langen Geraden ja nicht unbedingt eine Strecke ist, auf welcher der Motor groß geschont wird.

Die Probleme mit den Aggregaten von JGR sind 2011 bekannt: Denny Hamlin, Kyle Busch und Joey Logano haben in diesem Jahr schon so einige Motoren durchgebracht. Schaut man sich die vergangenen Ergebnislisten an, so finden sich mehrere DNFs bei diesen drei Fahrern aus demselben Grund und da sind die weiteren Motorschäden aus Training und Qualifying noch nicht mit eingerechnet. Joe Gibbs hat nun offenbar die Notbremse gezogen, denn in den letzten Wochen wurde er vermehrt mit Lee White, dem Präsidenten von Toyota Racing Development, gesehen. JGR produziert zwar als einzige der Toyota-Mannschaften ihre Motoren komplett im eigenen Haus, möchte jetzt aber Anschluss an die Markenkollegen von TRD finden.

Ein möglicher erster Deal umfasst die Nutzung von TRD-Motoren bereits in diesem Jahr, allerdings nur bei dem Chase-Qualifikations-gefährdeten Denny Hamlin, welcher sich absolut keine weiteren Totalausfälle mehr leisten darf. Leicht wird die Sache aber nicht, denn momentan passen die TRD-Toyotas noch nicht in die JGR-Karosserien. An dieser Stelle muss zunächst einige Vorarbeit geleistet werden. Es wird außerdem spekuliert, dass JGR sein Knowhow an TRD weitergibt, um im Austausch ein komplett kostenloses Motoren-Leasing zu erhalten, was sicherlich nicht unvorteilhaft wäre. Zusätzlich würde man die eigene Entwicklungsabteilung zur eventuellen Modifikation der TRD-Motoren vorrätig halten.

In Bezug auf das Michigan-Rennen möchte ich mich ungern auf einen riskanten Sieger-Tipp einlassen. Die Teams und Fahrer liegen in dieser Saison einfach so unfassbar dicht beieinander, dass sich momentan in jeder Woche die Kräfteverhältnisse wieder geringfügig – aber dadurch auch merklich – verschieben können. Alleine die 15 unterschiedlichen Sieger in 22 Rennen bei sogar fünf erstmaligen Siegern sprechen da schon eine deutliche Sprache und zeigen eindrucksvoll, dass sich 2011 eben nicht schon vor Beginn des Chase ein alleiniger Meisterschaftsfavorit herauskristallisiert hat. In diesem Jahr ist die Entscheidung offen wie zuletzt selten!

Für alle Piloten in den Top10 gilt es, mit Rennsiegen die Position auf den Qualifikationsplätzen zu festigen und damit nebenbei wertvolle Bonuspunkte für den Chase zu sammeln. Viele Fahrer außerhalb der Top10 müssen allerdings noch viel dringender gewinnen, um ihre Playoff-Teilnahme per Wildcard-Platz überhaupt lösen zu können. Das „Race to the Chase“ ist 2011 spannend wie nie zuvor, da selbst ein Fahrer auf Platz 20 in den zwei letzten Rennen vor Beginn der Playoffs noch alles durcheinanderwirbeln kann.

Derzeit führt Kyle Busch gemeinsam mit Carl Edwards die Meisterschaft an, ist aber wegen seiner drei Saisonsiege vor Edwards gesetzt, welcher bisher erst ein Mal in die Victory-Lane fahren konnte. Dahinter hat sich das Trio aus Jimmie Johnson (-6), Kevin Harvick (-14) und Matt Kenseth (-28) gesetzt, welches mittlerweile ebenfalls ziemlich sicher im Chase dabei sein dürfte. Einen größeren Abstand haben Kurt Busch (-40) und Jeff Gordon (-52), beide Fahrer liegen jedoch mehr als 50 Punkte über dem Cut und können ihre Chase-Qualifikation deshalb nur bei mehr als einem Totalausfall verlieren und sich somit halbwegs sicher in den Playoffs wähnen.

Eng wird es auf Platz 9 und 10 derzeit für Dale Earnhardt Jr (+36) und Tony Stewart (+25), die beide über keinerlei Saisonsieg verfügen, was bei ihren Abständen auf Platz 11 quasi Risiko ohne jeglichen Joker bedeutet! Ich persönlich denke, dass der Kampf um einen Platz im Chase punktemäßig auch hinter Greg Biffle (49 Punkte bis Rang 10) auf Platz 13 schon erledigt ist. Dieser umfasst außer Earnhardt, Stewart und Biffle noch Clint Bowyer (-25) sowie Denny Hamlin (-33), wobei letzterer als einziger Fahrer über einen Saisonsieg verfügt, was ihn in der momentanen Situation recht sicher erscheinen lässt.

Sehr sehr sicher in den Playoffs steht wohl auch Brad Keselowski (-58) hinter Biffle, der allerdings überraschenderweise schon zwei Saisonsiege einfahren konnte. In diesen Genuss kommt derzeit kein anderer Pilot hinter Platz 7 (Jeff Gordon), womit Keselowski sich in einer mehr als komfortablen Situation befindet. Problematisch wird es für ihn lediglich, wenn zwei andere Piloten in vier verbleibenden Rennen plötzlich mehr Rennsiege als er einfahren sollten, was die besten Kandidaten darauf aber dann ohnehin auf die festen Chase-Plätze bringen würde. Während es für Keselowski also schon mal gut aussieht, kämpfen damit vermutlich Junior, Stewart, Bowyer, Hamlin und Biffle und die drei verbliebenen Playoff-Positionen.

Zusätzlich haben Paul Menard (15.), Marcos Ambrose (22.), David Ragan (23.) sowie Regan Smith (25.) noch jeweils einen Saisonsieg auf dem Konto und drei dieser Fahrer müssten auch erstmal in die Top20 kommen, um einen Wildcard-Anspruch geltend machen zu können. Interessant wäre hier jedoch ein zweiter Sieg von Menard. Es bleibt daher spannend und nach Michigan wird das Bild schon deutlich klarer werden!

Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende:

Mitten im Sommerloch der Motorsportwelt weiß die NASCAR aber noch ein klasse Rennen zu präsentieren. Am Samstagabend um halb 9 geht die Nationwide Series wieder beim einzigen Auslandsabstecher der drei nationalen Rennserien in Kanada an den Start. Die Formel-1-Strecke in Montreal konnte dabei in den letzten Jahren immer ordentlich Action generieren, was zum Teil aber auch an den Wetterverhältnissen lag. Mehrmals musste die zweite Liga dort nämlich Regenreifen aufschnallen, was für NASCAR-Rennen ja nach wie vor kein Alltagsgeschehen darstellt. Leider wird nur das Rennen selbst im TV übertragen, doch dieses sollte sich niemand entgehen lassen!

Alleine die hier verlinkte Entry-List spricht schon für sich selbst: u.a. sind in Montreal Jacques Villeneuve, Danica Patrick, Boris Said, Scott Speed und auch Watkins-Glen-Sieger Marcos Ambrose am Start! Als weitere kanadische Landsleute treten zum Beispiel Ron Fellows, Alex Tagliani und Patrick Carpentier, welcher seine aktive Fahrerkarriere bei diesem Rennen beendet, an.

Zur Unterstützung des Sprint Cups sind die Trucks mit in Michigan, die ihr Rennen kurz vor der Nationwide Series ausfahren. Am Wochenende gibt es somit eine Menge NASCAR-Action zu europafreundlichen Zeiten und die sollte man auch noch genießen, bevor wieder drei Nachtrennen in Folge anstehen. Für nahezu das komplette TV-Programm ist dieses Mal wieder SPEED verantwortlich, nur Nationwide- und Cup-Rennen laufen auf ESPN.

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 19.08.
17:00 Uhr, Truck Series Practice, SPEED
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:30 Uhr, Truck Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED

Samstag, 20.08.
15:00 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
16:10 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
18:30 Uhr, Truck Series Rennen (VFW 200), SPEED
20:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (NAPA Auto Parts 200), ESPN

Sonntag, 21.08.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Pure Michigan 400), ESPN

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