Noch zwei Rennen verbleiben bis zum Beginn des Chase und für einige Piloten wird es Zeit, sich in Stellung zu bringen. In Atlanta steht zudem ein Rennen auf einem der in den Playoffs so zahlreich vertretenen Intermediate-Ovale an. Der einzige Nachteil ist die Sendezeit, denn gefahren wird in der NACHT von SONNTAG auf MONTAG!
Der Atlanta Motor Speedway sieht sich in diesem Jahr einer ungewöhnlichen Neuerung entgegen, denn erstmals seit dem Beginn der Fahraktivitäten (1960) auf dem Intermediate-Oval findet ab 2011 nur noch ein Saisonrennen auf der Traditionsstrecke im Herzen von NASCAR-USA statt. Bruton Smith, der Besitzer von Speedway Motorsports Inc. (SMI), entschied sich zugunsten des Kentucky Speedway für eine firmeninterne Umstellung der zur Verfügung stehenden Sprint-Cup-Termine. Erwischt hat es dabei ausgerecht Atlanta, wo lange Zeit im finalen Rennen des Jahres die Meisterschaft entschieden wurde. Als besonders legendär gilt das Hooters 500 von 1992, in welchem nicht nur Richard Petty sein letztes NASCAR-Rennen bestritt, sondern mit Jeff Gordon auch gleich der Star einer neuen Generation im damaligen Winston Cup debütierte.
Der Kampf um die Meisterschaft wurde damals nicht minder verbissen geführt als heutzutage. Sechs Fahrer hatten am 15. November 1992 im letzten Rennen des Jahres noch eine Chance auf den Titel: Davey Allison, Alan Kulwicki, Bill Elliott, Harry Gant, Kyle Petty und Mark Martin. Zwar gewann Elliott das Rennen, jedoch wurde Kulwicki Zweiter. Letzterer lag zu Beginn des Rennens allerdings in den Punkten vor „Awesome Bill“ und konnte sich deshalb mit einem minimalen Vorsprung von nur zehn Zählern den Cup-Titel sichern – die engste Meisterschaftsentscheidung in der NASCAR-Geschichte vor Einführung des Chase. Kulwicki markierte mit seinem Erfolg sogar den letzten Meisterschaftsgewinn eines Fahrers in Personalunion mit einem Owner!
Der vor dem Rennen in der Tabelle führende Davey Allison musste nach einer Kollision mit Ernie Irvan ebenso die Segel streichen wie Mark Martin. Kyle Petty erlitt acht Runden vor Schluss einen Motorschaden. Besonders tragisch ist im Nachgang des Rennens, dass ein Jahr später sowohl Davey Allison (Helikopter-Unfall) als auch Alan Kulwicki (Flugzeugabsturz) bereits tot waren. Für alle Freunde des Mannes mit der größten goldenen Uhr der Welt aber hier wieder eine kleine Aufmunterung: Tim Brewer wurde nach dem Rennen als Crew Chief von Bill Elliott bei Junior Johnson Motorsports entlassen. ;o)
Für das nächste Rainout verlinke ich dann hier schon mal Teil 1 des kompletten Rennens, Anschauen lohnt sich! Die guten alten Tage sozusagen, wo sich auch mal 51 Wagen für einen Meisterschaftslauf zu qualifizieren versuchten…
Dass man nun ausgerechnet Atlanta zugunsten von Kentucky geopfert hat, stimmt mich ein wenig traurig, hätte ich doch lieber einen Tausch mit dem von mir eher ungeliebten New Hampshire Motor Speedway gesehen. Jedoch war die Quad-Oval-Kategorie, in welche das 1,5-Meilen-Oval in Georgia eingeordnet werden muss, durch Atlantas Schwestern in Charlotte und Texas schon übermäßig stark im Kalender vertreten. Für New Hampshire sprach wohl die ohnehin schwache Präsenz der NASCAR im Nordosten der Vereinigten Staaten, auch wenn die Zuschauerränge dort keineswegs besser gefüllt waren/sind als in Atlanta. Vermutlich haben die Besucherzahlen in Atlanta den Ausschlag gegeben.
Aber mal schauen, denn bei Darlington hat man ja auch eine halbwegs vernünftige Lösung gefunden und der Strecke nach etwas stiefmütterlicher Behandlung mit einer Rückkehr des Southern 500 als Nachtrennen wieder volle Tribünen beschert. Einen würdigen Termin hat das verbliebene Rennen auf dem Atlanta Motor Speedway ja erhalten, auch wenn es die Europäer eher nicht so freuen dürfte. Gefahren wird seit 2009 nämlich am Labor-Day-Wochenende und zwar in der Nacht von Sonntag auf Montag, weil die Amerikaner an ihrem Tag der Arbeit (erster Montag im September) natürlich frei haben. Diesen Termin erbte Atlanta übrigens, wenn auch über Umwege, vom berühmten Southern 500, welches 2003 seine letzte Ausgabe an besagtem Wochenende austrug.
Nach ein wenig Geschichte kommen wir nun wieder anno 2011 an, wo der Kampf um die letzten Chase-Plätze auf Hochtouren läuft. Weil durch die Wildcards die Situation ein wenig unübersichtlicher geworden ist, bediene ich mich mal bei Jayski für die aktuellen Clinch-Szenarien. In den vergangenen Jahren habe ich sowas ja immer selbst ausgerechnet, aber das neue Punktesystem in Verbindung mit den Wildcards macht mir das Leben derzeit noch ein wenig schwer!
Fünf Fahrer haben bisher schon einen Platz im Chase sicher: Kyle Busch, Jimmie Johnson, Matt Kenseth und Carl Edwards sind durch ihren Punktevorsprung auf Platz 11 über die Top10-Regel qualifiziert. Hinzu kommt der fünftplatzierte Kevin Harvick, welcher mit drei Saisonsiegen laut Jayski zumindest gefahrlos über die Wildcards drinnen wäre, sollte er aus den Top10 abrutschen. Meiner Meinung nach muss man nun noch Brad Keselowski mit einbeziehen, der durch seine überraschenden drei Saisonsiege sogar schon an den besagten Top10 klopft.
Das wäre sicherlich eine Sensation, sollte Keselowski nach all den Diskussionen um die Wildcards tatsächlich eine reguläre Chase-Teilnahme einfahren. Dann würden nämlich plötzlich wieder die Saisonsiege von Paul Menard, David Ragan und Marcos Ambrose auf Platz 20-22 interessant, wobei die teilweise natürlich erstmal in die Top20 vordringen müssten, ohne dass ein Fahrer vor ihnen seinen ersten Saisonsieg einfahrt.
Die magische Zahl für den Sonntag ist die 49: Wenn ein Fahrer Atlanta mit 49 Punkten (48 gibt es ja maximal in einem Rennen zu holen) Vorsprung auf Platz 11 verlässt, dann ist er im Chase dabei, was am Wochenende aus eigener Kraft Kevin Harvick und Jeff Gordon (beide +93 Punkte) gelingen könnte. Dafür müssten die beiden Piloten eigentlich nur ankommen, denn Platz 40 im Rennen reicht schon für eine Qualifikation aus. Dahinter müssen sich Ryan Newman (+73 Punkte, Minimum Platz 20) und Kurt Busch (+60 Punkte, Minimum Platz 7) schon ein wenig mehr Mühe geben. Dale Earnhardt Jr (+39) und Tony Stewart (+21) auf Platz 9 und 10 in der Meisterschaft müssen sich in Atlanta auf die Konkurrenz verlassen, wenn sie vorzeitig in den Chase einziehen möchten.
Besagte Konkurrenz umfasst in diesem Fall Clint Bowyer (-22), Denny Hamlin (-38, 1 Saisonsieg) und AJ Allmendinger (-46). Kasey Kahne (-54), Greg Biffle (-61) und alle weiteren Fahrer dahinter können sich wohl nur noch qualifizieren, wenn sie Atlanta UND Richmond gewinnen würden, um an Hamlins Wildcard vorbeizukommen. Das alles schließt natürlich mit ein, dass Brad Keselowski sich nicht über die Top10 in den Chase bringt, sondern sich auf seine Wildcard verlassen müsste. Das neue System bringt also wirklich eine Menge Unübersichtlichkeit in den Kampf um die Playoff-Plätze!
Ich persönlich gehe aber davon aus, dass Earnhardt und Stewart sich schon irgendwie über die Zeit retten werden und dass Clint Bowyer ohne Rennsieg definitiv den Einzug zugunsten von Denny Hamlin verpassen wird. Außerdem: So eine Strähne, wie Keselowski sie in den letzten Rennen hingelegt hat, muss man auch erstmal fortsetzen! Sollte er dies nicht können, muss die Wildcard her.
Weil das alles noch nicht genug Aufregung ist, haben NASCAR und Seriensponsor Sprint sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Über die letzten fünf Rennen konnten sich die jeweiligen Rennsieger für den „Sprint Summer Showdown“ qualifizieren, welcher nun schon in Atlanta in seine finale Phase geht, damit kommende Woche in Richmond der endgültige Kampf um die letzten Chase-Plätze im Vordergrund stehen kann.
Paul Menard (Indianapolis), Brad Keselowski (Pocono, Bristol), Marcos Ambrose (Watkins Glen) und Kyle Busch (Michigan) haben nun gemäß der Regularien die Möglichkeit, insgesamt drei Millionen US-Dollar abzustauben, sollten sie auch in Atlanta gewinnen. Davon geht dann ein Drittel an den Fahrer selbst, ein weiteres an die vom Fahrer nominierte wohltätige Stiftung und das letzte Drittel an einen glücklichen, zugelosten Fan. Die besten Chancen auf dieses zusätzliche Preisgeld haben wohl Kyle Busch und Brad Keselowski.
Auf einen Sieger wage ich es bei der momentanen Leistungsdichte nicht zu tippen, wenngleich sich Kurt Busch nach zuletzt zwei Siegen hintereinander in den Atlanta-Frühjahrsrennen bester Chancen erfreuen dürfte. Sein Teamkollege gab ja zuletzt deutlich an, wo das Team derzeit steht. Dazwischen könnte aber die Tatsache stehen, dass am Wochenende im Gegensatz zum bisherigen Rennen im Frühjahr unter Flutlicht gefahren wird und das bringt alte Bekannte in die Diskussion mit ein:
Jimmie Johnson und Chad Knaus galten in den letzten Jahren als die Experten zum Thema Anpassung an Streckentemperatur und Lichtverhältnisse, wobei sie 2011 aber nicht so gut klarzukommen scheinen. Nur ein Saisonsieg in 24 Rennen spricht schon eine deutliche Sprache, wobei man aber auch die Zahl der Top10s nicht vergessen darf, denn mit 16 davon holte Johnson mehr als die Konkurrenz, was ihn in der Meisterschaft immerhin auf Platz 2 gebracht hat. Im Chase ist Konstanz natürlich nicht zu unterschätzen und da zudem der Löwenanteil der Meisterschaftsentscheidung auf Intermediate-Ovalen stattfindet, könnte Atlanta ein wichtiger Gradmesser werden.
Außerdem muss man Johnson dringend mal wieder ins Gespräch bringen, wenn die Playoffs anstehen. Im Auge behalten würde ich wie immer auf den Intermediate-Ovalen auch noch die Fords von Roush-Fenway Racing.
Wie gewohnt folgen an dieser Stelle noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende:
Ausstrahlungsdaten
Freitag, 02.09.
16:30 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
18:00 Uhr, Truck Series Final Practice, nicht im TV
23:00 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
00:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
02:00 Uhr, Truck Series Rennen (Atlanta 200), SPEED
Samstag, 03.09.
14:30 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
15:45 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED (TV um 17:30 Uhr)
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
23:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
01:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Great Clips 300), ESPN2
Sonntag, 04.09.
01:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AdvoCare 500), ESPN