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Best of 2011 – Teil 7

von geinou
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2011 – ein Jahr mit Höhen und Tiefen, auch im Motorsport. Viel gelacht, viel gefreut und leider auch viel getrauert. Persönlich wurde mein Motorsport-Jahr durch den Unfalltod Dan Wheldons überschattet. Ein Moment, der alles sportliche komplett vergessen ließ und mich zudem in eine mehrtägige Trauer versetzte. Es ist schwer, auf so etwas die richtigen Worte zu finden. Und trotzdem gab es sie, die Momente, auf die wir gerne zurückblicken. Momente, die das für manch einen schwierige Jahr 2011 zumindest für den Moment erheiterten — Momentaufnahmen sozusagen. 

Wie jedes Jahr schaut das Racingblog-Team deshalb auf die Motorsport-Saison 2011 zurück und pickt sich die Rosinen raus. Dies ist der letzte Teil, weshalb ich auch noch mal die Möglichkeit nutzen möchte, allen Usern sowie meinen werten Kollegen ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr zu wünschen!

Bestes Rennen
Keine einfache Aufgabe, nach einer langen Saison sich das persönlich beste Rennen auszusuchen. Persönlich mache ich es mir bei solchen Auflistungen zudem immer sehr schwer, weshalb ich schon jetzt um Verzeihung bitte, dass es in unterschiedlichen Kategorien durchaus mehrere Nennungen geben wird. Sicherlich waren die 24 Stunden von Le Mans ein absoluter Kracher. Die Zeiten, in denen man es ruhig anging und den Wagen über die Distanz schonte, sind wohl nun endgültig vorbei. Was Audi und Peugeot 2011 für ein Feuerwerk abgefeuert haben, sucht im Langstreckensport seinesgleichen. Persönlich hat es mich natürlich sehr gefreut, dass Andre Lotterer zum ersten Mal die Hatz um die Rolex  zusammen mit seinen Teamkollegen für sich entscheiden konnte. Und so konnte sich auch noch Audi am Ende freuen, die nach den schweren Unfällen von Allan McNish und Mike Rockenfeller, zum Glück aller Beteiligten, lediglich zwei überteuerte Schrotthaufen zurückliesen.
Ebenfalls ganz oben auf meiner Liste steht der Große Preis von Kanada der Formel Eins. Dieses Rennen bot einfach alles, was man sich nur wünschen Konnte. Überholmanöver, Dramen, Regen. Viel Regen sogar. Eine lange, wenn auch unterhaltsame Unterbrechungspause (Eddie Jordon blamiert Peter Lauterbach und sky Deutschland, unser liebster Jacques Schulz mit der perfektesten Rihanna-Imitation, nur um zwei Highlights zu nennen) und eine packende, fast schon unvergessliche letzte Runde. Der Circuit Gilles Villeneuve sorgt sowieso immer für ausgezeichnete Unterhaltung — die 2011er Ausgabe wird aber nur schwer zu toppen sein.
Unvergesslich und vielleicht auch meine heimliche Nummer 1 war allerdings das 40th International Pokka GT Summer Special der SUPER GT in Suzuka. 2011 von einst 1000km bzw. 700km auf 500km verkürzt, demonstrierten die Japaner, wie packend und ausgeglichen solch ein Langstreckenrennen doch sein kann. Sicherlich half auch der Regen, aber auch unter stetigen, trockenen Bedingungen, wäre die Vorhersage des Siegers nur schwer möglich gewesen. In der GT500 hatten alle drei Marken Siegchancen; in allen drei Sektoren waren die Kräfteverhältnisse unterschiedlich. Und genau das spiegelte sich dann auch im Rennen wieder: Mal waren die Nissans ganz vorne, dann die Lexus-Jungs. Am Ende gewann letztlich Kogure und Duval im Weider HSV-010 vor Quintarelli und Yanagida im S Road MOLA GT-R, die dann am Ende der Saison aber immerhin die Meisterschaft für sich und das noch junge Team innerhalb der Nissan-Organisation für sich entscheiden konnten. Das folgende Highlights-Video kann nicht mal im Ansatz die Dramatik und Spannung des Rennens wiederspiegeln, gibt aber einen guten Indikator über die Action, die wir so auch in allen anderen Läufen des Jahres gesehen haben.

Bestes Finish
Auch hier fallen mir spontan gleich mehrere Finishes ein. Alle Läufe des Fuji Sprint Cups waren sensationell und perfektes Material zum vollständigen Bebeissen der Fingernägel. Dann natürlich der Zieleinlauf beim Großen Preis von Kanada, als Sebastian Vettel Nerven zeigte und in der letzten Runde unter Druck von Jenson Button den entscheidenen Fehler machte — und den Sieg an den Briten abgab. Für Vettel-Kritiker natürlich gefundenes Fressen, wenn auch manch einer dieser Intelligenzbestien schnell vergaß, dass auch im Motorsport nur Menschen unterwegs sind. Fehler sind menschlich und passieren. Davon abgesehen: Buttons Triumph war nicht nur verdient, sondern angesichts seiner überragenden Aufholjagd wohl auch das beste Rennen seiner Karriere. Auch die beiden IndyCar-Zieleinläufe in Kentucky (Ed Carpenter gewinnt für das chronisch unterfinanzierte Team von Sarah Fisher) und beim Indianapolis 500 (J.R. Hildebrand wift beim Überrunden den Wagen in der letzten Kurve der letzten Runde in die Mauer — Dan Wheldon gewinnt sein letztes Rennen beim ersten Antritt in der Saison), wobei ich beim Indy 500 nicht weiß, was letztlich besser war: Das Finish oder die „Analysen“ der vielen, selbsternannten Experten. Letzteres hat selbstredend bei mir natürlich für die meisten Lacher gesorgt. Und dann war da natürlich das NASCAR-Sprint-Cup-Finale in Homestead-Miami. Am Ende trennten Champion Tony Stewart ganze null Punkte vor Carl Edwards. Besser hätte es nicht mal Hollywood schreiben können. In dem Rennen wurde übrigens Matrix Truex jr. Zweiter.

Bester Fahrer
Schwierige Frage. Eine sehr schwierige Frage sogar. Stellt man hier Sebastian Vettel nach oben, dann entspricht das selbstverständlich der Wahrheit, ist gleichzeitig aber auch eine sichere Bank. Selbstredend hat Vettel dieses Jahr erneut seine Klasse unter Beweis gestellt. Sieht man mal vom kanadischen Grand Prix ab, hat er die wenigsten Fehler gemacht und immer das Maximum aus seinem Wagen geholt. Von der Rolle war er lediglich am Nürburgring, was aber nach seinem ersten Auftritt im Red Bull vor zwei Jahren an gleicher Stelle die Experten nicht hätte weiter verwundern sollen. Vettel und der Ring, das passt noch nicht so ganz. Den Rest des Formel-Eins-Zirkus, insbesondere seinen Teamkollegen Mark Webber, hat der Heppenheimer komplett hinter sich gelassen. Auch nicht vergessen möchte ich Martin Tomczyk, der nicht nur privat seinem ehemaligen, direkten Chef, die lange Nase gezeigt hat, sondern auch sportlich sich endlich mit dem bescherte, was er schon seit vielen Jahren probierte: DTM-Meister. Nun mag man darüber scherzen, dass es ausgerechnet der Meistertitel in der populärsten Tourenwagen-Serien der inneren sowie äußeren Galaxis™ holte, seinen Hut (oder Mütze) muss man vor Tomczyk Junior aber trotzdem ziehen. Verbannt in einen B-Wagen zeigte er sein Potential. Der Wechsel zu BMW ist nicht nur logisch, sondern auch aus sportlicher Sicht spannend. Wenn man bei DTM überhaupt von Spannung reden kann. „Aw, Bernd, schaffscht des noch mit dä Reifä?“
Nicht vergessen möchte ich Tony Stewart (noch Fragen?), Ronnie Quintarelli zusammen mit Masataka Yanagida und natürlich Andre Lotterer. Letzterer fuhr nicht nur einen den Umständen entsprechende gute SUPER-GT-Saison (mehr war mit dem Wagen einfach nicht möglich), sondern krönte sich zusätzlich als erster Deutscher nach Ralf Schumacher noch mit dem Meistertitel in der FORMULA NIPPON. Ach und die 24 Stunden von Le Mans gewann er auch noch. Besser geht’s wohl nicht mehr.

Bestes Team
Zwei Wörter: Red Bull. Aus Vettels Sicht kann man wohl keinen perfekteren Job abliefern. Wenn da nicht das Wörtchen „aber“ wäre, denn es gab auch noch andere Teams in diesem Jahr, die bei der Dominanz der roten Bullen mit Unrecht untergehen. Audi hat zum Beispiel mit dem neuen R18 auf Anhieb erneut die 24 Stunden von Le Mans gewonnen, obwohl man einen klaren, technischen Rückstand zum direkten Konkurrenten Peugeot hatte.  Der Sieg war somit keine Selbstverständlichkeit. Stewart-Haas Racing muss an dieser Stelle ebenfalls erwähnt werden, die zwar direkte Unterstützung von Hendrick Motorsports erhalten, im Gegensatz zum Todesstern-Team von Rick Hendrick aber einen deutlich besseren und für viele vielleicht sogar verblüffenden Job ablieferten. Nur wenige haben von Tony Stewart und seinem Team solch eine Leistung im Jahr 2011 erwartet. Hervorheben möchte ich zudem das MOLA-Team in der SUPER GT, die mit ihren beiden Fahrern Ronnie Quintarelli und Masataka Yanagida in diesem Jahr die GT500-Klasse sowohl in der Fahrer- wie auch der Teamwertung gewannen. Wenn schon Nissan, dann hat man eher mit Nismo und Co. gerechnet, aber gewiss nicht mit Mola, schließlich handelt es sich hier um ein sehr junges GT500-Team. Auch erwähnenswert und zurecht mit Applaus bejubelt das Team GSR&Studie with TeamUKYO in der GT300, die mit ihrem BMW Z4 (in fescher Hatsune Miku-Optik) nach vielen Jahren sowohl in der Fahrer- wie auch der Teamwertung eine europäische Marke aufs oberste Podest hieven konnten. Ein Fakt, der sicherlich hätte früher geschehen können, ist die GT300 doch derzeit fest in westlicher Hand, aber bislang nur das Team rund um Ukyo Katayama umsetzen konnte. Mit dem JIMGAINER-Ferrari hatte man zudem in diesem Jahr eine äußerst starke Konkurrenz. Hut ab.

Überholmanöver des Jahrens
Aus der SUPER GT ist man (spektakuläre) Überholmanöver am laufenden Band gewohnt. Da wären beispielsweise 3-wide-Duelle in der 130R, die nicht nur verrückt klingen, sondern auch noch so aussehen. Oder die zahlreichen Duelle beim Fuji Sprint Cup. Müsste ich mich aber wirklich entscheiden, so würde meine Wahl wohl auf Mark Webber gegen Fernando Alonso (Überholmanöver in der Eau Rouge) oder Sebastian Vettel gegen Fernando Alonso (außen herum in der Curva Grande mit zwei Reifen auf dem Gras) fallen.

Freunde des Jahres
Ein Video sagt mehr als tausend Worte:

Feinde/Duell des Jahres
Es war nicht nur mit das Dümmste was man machen kann, sondern auch noch verdammt gefährlich: Der Höhepunkt der Feindschaft zwischen Kyle Busch und Ron Hornaday.

Szene des Jahres
Neben dieser hier selbstverständlich Will Powers doppelter Effenberg an die IndyCar-Racecontrol und insbesondere den „Director of Competition“, Brian Barnhard.

Kostenpunkt des Jahres
Die Entwicklung des Aston Martin AMR-One. Desaströser kann man Geld wohl nicht aus dem Fenster schmeißen…
Auch nicht zu missachten: Der letzte Lauf der GT1-WM in San Luis. Marc Basseng fand es weniger lustig.

Knapp dahinter: Der Baltimore Grand Prix der IndyCar. Es wird wohl für immer ein Rätsel bleiben, wie man mit einem ausverkauften Rennen so viele Verluste machen kann.

Schönster Moment des Jahres
Neben Andre Lotterers Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans und seiner Kührung zum amtierenden FORMULA-NIPPON-Meister, insbesondere die vielen, — trotz des schlimmen Jahrs — lachenden Gesichter der japanischen Zuschauer. Ebenfalls ganz oben auf der Liste: Ed Carpenters Sieg beim IndyCar-Lauf in Kentucky für das chronisch unterfinanzierte Team von Sarah Fisher.

Überraschung des Jahres
Sicherlich Trevor Baynes Cindarella-Erfolg beim Daytona 500. Danach kam zwar nicht mehr allzu viel, außer einigen Twitter-Meldungen, kuriosen Krankheiten, einigen Blechschäden sowie ein paar Sternstunden in der Nationwide Series — immerhin ein Sieg! –, das wichtigste Rennen der NASCAR-Saison konnte er trotzdem verdient für sich entscheiden. Geschichten, die der Motorsport schreibt.

Enttäuschung des Jahres
Die komplette sky-F1-Übertragung. Selten hat man so viel veschenktes Potential im deutschen Fernsehen gesehen. Insbesondere für PayTV muss zudem deutlich mehr als das, was 2011 getan wurde, geboten werden. Von den Einkürzungen nach dem Großen Preis von Süd-Korea mal ganz abgesehen. Und trotzdem hoffen wir alle, dass sie 2012 weitermachen…
Ganz knapp dahinter: Die Leistung von Mercedes in der Formel Eins. Da kann Norbert Haug noch so viel davon reden, dass man den Speed hat und Marc Surer sowie die sky-Zuschauerexperten vorm Flachbildschirm das sicherlich bestätigen können. Nein, nein. 2011 war wie auch 2010 ein Satz mit x: Nix. Immerhin gab es ein paar wenige Glanzstunden, wie etwa Michael Schumacher in Kanada.
Stellvertretend an dieser Stelle möchte ich außerdem die Lachnummer des Jahres kühren: Dieses merkwürdige „Event“ der DTM im Olympiastadion in München. Das Ganze ist tatsächlich so schlimm und lachhaft geworden, wie man es sich vorgestellt hatte.

Langweiligstes Rennen
Die üblichen Verdächtigen: Valencia in der Formel Eins, Pocono, obwohl ich die Atmosphäre dort sehr mag, in der NASCAR. Sonoma in der IndyCar war ebenfalls eine sehr gute Einschlafhilfe.

Racecontrol-Moment des Jahres
Davon hatte die DTM wie jedes Jahr sehr viele. Die Entscheidung von Brian Barnhard, trotz des starken Regens den IndyCar-Lauf in Loudon für ein paar wenige Runden entgegen der Meinung der Fahrer neuzustarten, schoss den Vogel allerdings komplett ab. Das Ergebnis: Chaos, Carbon-Schrott und eine klare Ansage von Will Power (siehe Szene des Jahres).

Glückspilz des Jahres
Nicht nur die Fotografen bei Allan McNishs schlimmen Unfall bei den 24 Stunden von Le Mans, sondern alle Rennfahrer, die einen schweren Unfall erlitten und trotzdem nicht schwer verletzt aus ihrem Wrack klettern konnten.

Sprüche des Jahres
Hier möchte ich mich Kollege Stefan Tegethoff anschließen: Martin Reids Verabschiedung nach den Tributrunden der IndyCar und der traurigen Gewissheit über Dan Wheldons Ableben:

“Many people ask me why I always sign off ‘Till we meet again.’ Because ‘Goodbye’ is always so final. Goodbye, Dan Wheldon.”

Wünsche für 2012
Aus sportlicher Sicht ein tolles, spannendes wie auch packendes Jahr, mit hoffentlich weniger schlimmen Unfällen als in diesem Jahr.

An dieser Stelle möchte ich auch noch mal dem gesamten Racingblog.de-Team, insbesondere Don Dahlmann, für die tolle Zusammenarbeit, Unterstützung und Möglichkeit danken. Und dann natürlich auch den Lesern sowie den zahlreichen Usern im Chat, ohne die man sich keine Renntage oder sonstige Sportveranstaltungen mehr vorstellen kann. Wir sind eine große, gut verstehende Familie geworden. Etwas, was im Internet keine Selbstverständlichkeit ist. Auf ein gesundes und hoffentlich tolles Jahr 2012! In diesem Sinne: This is where the wheel goes!

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1 Kommentare

Deutscher Auto Blogger Digest vom 06.01.2012 | "Auto .. geil" 7 Januar, 2012 - 19:24

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