Direkt nach dem verrückten Daytona 500 geht es an diesem Wochenende auf der – vor einem halben Jahr rekonfigurierten und neu asphaltierten – Shorttrack-Intermediate-Oval-Mischung in Phoenix weiter. Gemeldet haben sich für das 500-km-Rennen „nur“ 44 Teams.
Der Phoenix International Raceway wurde vergangenes Jahr generalüberholt und bekam ein ganz neues Gesicht verpasst, um das Racing in der Wüste zu verbessern. Soweit ich mich richtig erinnere, war das Chase-Rennen vom letztjährigen November kein so schlechtes, immerhin stritten sich Tony Stewart und Carl Edwards gerade um die Meisterschaft und mussten sich in Folge dessen bei der Phoenix-Ausgabe einem lachenden Dritten Kasey Kahne geschlagen geben. Kahne fuhr damit direkt vor seinem Wechsel zu Hendrick Motorsports den bisher letzten Sieg für Red Bull Racing ein, deren Team ja bekanntlich 2012 durch die Investoren von Burger King Racing übernommen wurde.
Kasey Kahne holte in besagtem November übrigens zugleich auch den ersten Erfolg für Hersteller Toyota auf dem unförmigen 1-Meilen-Oval ein. Seit 2003 ist die Strecke eigentlich eine reine Chevrolet-Domäne, da Hendrick und Earnhardt-Childress befeuerte Wagen satte 13 von 16 Ausgaben gewinnen konnten. Erst seit 2010 spuckte jeweils einmal zunächst Ford mit Carl Edwards und danach eben Toyota der General-Motors-Marke in die Suppe. Diese Siege kamen aber im November-Rennen im Chase zu Stande, während die Frühjahrsfahrt seit 2006 fest in Chevy-Hand sitzt. Letztes Jahr gewann Jeff Gordon dieses Rennen und beendete damit seine lange sieglose Serie von 66 Meisterschaftsläufen.
Das Phoenix-Rennen dürfte im Grunde genommen ziemlich interessant werden, denn nach der Ford-Dominanz von Daytona steht nun das erste „normale“ Rennen im Kalender auf dem Programm. Es werden sozusagen die Weichen für die Regular-Season gestellt und wir erfahren, welches Team und welcher Hersteller sich am besten für das neue Jahr vorbereitet haben. Die Ergebnisliste der Chase-Ausgabe liest sich mit 5x Chevrolet, 3x Ford und 2x Toyota in den Top10 eigentlich genau wie der statistische Erwartungswert und die starken Teams waren zu Saisonende dann ja auch eher Stewart-Haas Racing und Roush-Fenway Racing. Ich denke, genau mit diesen Teams sollte man auch in Phoenix rechnen, wobei das natürlich schwer vorherzusagen ist.
Spannend wird es zu sehen sein, wie Hendrick Motorsports der Übergang nach 2012 geglückt ist, nachdem das Daytona 500 ja eher ein Reinfall für das wertvollste bzw. teuerste Team der NASCAR war. Jeff Gordon wird nach seinem Motorschaden nicht sehr glücklich sein, zumal er in Daytona eben nur fünf Meisterschaftspunkte holen konnte. Phoenix könnte sich nun als eine Motivationshilfe erweisen, denn das Frühjahrsrennen dort ging seit 2007 gleich zwei Mal an Gordon.
Noch schlimmer hat es Jimmie Johnson erwischt, der direkt dem ersten Big-One in Runde 2 zum Opfer fiel und somit nur zwei margere Pünktchen abstauben konnte, was aber natürlich ganz und gar nicht sein Anspruch sein kann. Blöderweise nutzen ihm diese Zähler so gut wie nichts, denn es kam noch heftiger: Nachdem der Hendrick-Chevy mit der #48 bei der technischen Abnahme vor dem ersten Daytona-Training vor über einer Woche wegen irregulärer Abmessungen an der C-Säule durchfiel, wurde dem Team direkt eine Strafe angedroht:
Das Resultat kam dann erst nach dem Daytona 500 in Form einer sechswöchigen Sperre von Crew-Chief Chad Knaus (plus 100.000 US-Dollar) sowie Car-Chief Ron Malec und dem Abzug von jeweils 25 Fahrer- sowie Owner-Punkten, was schon eine ziemliche Hausnummer darstellt. Johnson hat somit nach seinem DNF von Daytona noch einen zweiten De-facto-Totalausfall aufs Auge gedrückt bekommen und das direkt zu Beginn der Saison. Rick Hendrick hat das Urteil aber sofort angefochten, weshalb bis zur endgültigen Klärung der Situation Knaus und Malec weiterhin am Auto arbeiten dürfen. Ob NASCAR sich allerdings umstimmen lässt, wage ich zu bezweifeln.
Die einhellige redaktionelle Meinung zu dem Thema ist bekannt: Der Wagen war zu keinem Zeitpunkt überhaupt auf der Strecke, hatte dem Team somit keinen Vorteil gebracht und hätte einfach nachgebessert werden können! „No harm done“, wie man so schön sagt. NASCAR reagierte aber etwas sehr empfindlich, vermutlich weil man den anderen Mannschaften direkt klarmachen wollte, dass man irgendwelche Spielchen auf keinen Fall toleriert. Die harte Hand hat somit wieder einmal durchgegriffen.
Weitere Neuigkeiten gibt es aus dem nicht mehr sehr existenten Dodge-Lager, denn der Hersteller wird im nächsten Jahr auf die Flagschiff-Truppe von Penske Racing verzichten müssen. Roger Penske besinnt sich ab 2013 auf seine sehr wohl vorhandene, zuletzt neunjährige Vergangenheit (1994-2002) mit Ford, welche beiden Partnern immerhin 27 Siege einbrachte. Damit scheint die Marke Dodge im Sprint Cup vor dem Aus zu stehen, nachdem sich der Abgesang schon seit einigen Saison mehr oder weniger Leise ankündigte. In Las Vegas wollte der Hersteller eigentlich seine 2013er-Cup-Silhouette vorstellen, wobei nun fraglich ist, ob dies überhaupt geschieht. Ob man im nächsten Jahr alleine mit Robby Gordon antreten will? Ich könnte mir gut vorstellen, dass Dodge bzw. Chrysler seinen Ausstieg aus der NASCAR demnächst bekanntgeben wird.
In Phoenix gehen am Wochenende „nur“ 44 Starter in die Qualifikation, weshalb ein Team vorzeitig die Heimreise antreten müssen wird. Das Wörtchen „nur“ interpretiere ich nicht als „Was, so wenige Teams?“, sondern eher im Gegenteil: Nach der großen Ausdünnung des Feldes während der Off-Season bin ich einigermaßen überrascht, überhaupt mehr als 43 Autos am Start zu sehen. Gut, zwar sind viele kleinere Teams nachgerückt, das zeigt aber auch, dass die Luft ganz oben an der Spitze noch dünner geworden ist, als sie ohnehin schon war!
Auch das Geschacher um die Owner-Punkte treibt jetzt ganz merkwürdige Blüten, denn anscheinend geht NASCAR damit konform, dass auch während der ersten fünf Saisonrennen noch munter hin und her geschoben wird: So übernimmt die #32 von FAS-Lane Racing mit Terry Labonte am Steuer die Zähler des jetzt stillgelegten Roush-Fenway-Fords mit der #6, nachdem man seine eigenen Owner-Points vor Beginn des Daytona 500 an Michael Waltrips #55 und damit Mark Martin verschachert hat. Dort ist jetzt übrigens Bill Jenkins als Owner gelistet, den ich eher von Latitude 43 und der #26 kannte. Das soll noch mal Einer verstehen…
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das Wochenende:
Ausstrahlungsdaten
Freitag, 02.03.
19:00 Uhr, Nationwide Series Practice, SPEED
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
22:10 Uhr, Nationwide Series Final Practice, nicht im TV
23:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
Samstag, 03.03.
19:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
22:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Bashas‘ Supermarkets 200), ESPN2
Sonntag, 04.03.
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Subway Fresh Fit 500), FOX
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