Der spektakuläre Shorttrack in Bristol wird an diesem Wochenende die NASCAR zu ihrem vierten Saisonrennen begrüßen und so langsam die Weichen in Richtung der neuen Top35 der Owner-Wertung stellen. Für den Sonntag gilt Kyle Busch als der große Favorit, welcher seit 2007 50% aller Bristol-Rennen gewinnen konnte.
Am Sonntag fährt der Sprint Cup auf dem Bristol Motor Speedway sein viertes Saisonrennen aus. Die nur 800m lange Betonbahn in Tennessee ist für eine Menge Action bekannt, wenn sich 43 Autos innerhalb des Stadion-ähnlichen Komplexes tummeln. Eine Lektüre der oben verlinkten Streckenbeschreibung offenbart schon einen Großteil der wirklich interessanten Informationen über die sehr atemberaubende Strecke, weshalb im Folgenden eher ein paar spezielle Themen des Shorttrack-Racings angesprochen werden sollen. Dazu wird ein Blick auf die Sieganwärter geworfen, allen voran natürlich Kyle Busch, der über eine wirklich einzigartige Statistik seit 2007 in Bristol verfügt. Abschließend folgt eine kurze Vorschau auf das erste potentielle Opfer der Top35-Regel.
Wie im Podcast bereits von meinen kompetenten Kollegen erwähnt wurde, sind in Bristol seit der Einrichtung des Progressive-Bankings im Gegensatz zu früher durchgängig zwei Spuren befahrbar. Das äußert sich dann im mehrheitlichen Ausbleiben von Bump-&-Run-Manövern, da es meist doch noch eine andere Lane gibt, um den Konkurrenten zu überholen. Trotzdem kann es beim Überrunden immer zu kritischen Situationen kommen, falls ein sturer Bock konsequent in der Führungsrunde bleiben möchte.
Im Zweifelsfall ist der sehr enge Shorttrack aber weiterhin gut geeignet, um der unliebsamen Konkurrenz mal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Wer sich über die ersten paar Saisonrennen schon mächtig viele Freunde gemacht hat, wird am Sonntag mit Sicherheit recht schnell in der Mauer landen. Mir fallen gerade keine großen Fehden des bisherigen Jahres 2012 ein, aber im Hinblick auf die letzte Saison könnte es sehr interessant für Brian Vickers werden. Letzterer ging zu jener Zeit auf den Shorttracks eigentlich so gut wie keinem Feindkontakt aus dem Weg und hat dieses Jahr auch ausgerechnet nur für die sechs Rennen in jeweils 2x Bristol, Martinsville und New Hampshire bei Michael Waltrip Racing unterschrieben!
Zu unterschätzen sind solche, aus Fehden resultierenden Aktionen zwar grundsätzlich nie, doch in Bristol neigt man gerne dazu. Die Geschwindigkeiten sind trotz der geringen Ausmaße der Strecke nämlich gerade wegen des krassen Bankings nicht ohne: 110 bis 120 Meilen pro Stunde gehen in den beiden ca. 180°-Turns des Shorttracks locker, was immerhin knapp 200 km/h entspricht; das muss man sich auf einer Strecke von 800 Metern Länge auch erstmal vorstellen. Also ist mit Sicherheit auch wieder für genug Action gesorgt.
Allerdings ist es in Bristol trotzdem ja auch immer so eine Sache mit der Rennlänge. Viele Beobachter unterstellen der NASCAR, auf dem Shorttrack regelmäßig ewig lange unterwegs zu sein. Als ich mir die Statistiken der Rennen seit Einführung des CoT jedoch mal im Detail angesehen habe, fiel mir auf, dass hier eher das Gegenteil der Fall ist. Die folgende Tabelle zeigt alle Rennzeiten der beiden Thunder-Valley-Saisonrennen seit 2007 und zusätzlich habe ich alle Sieger mit aufgelistet:
Jahr |
Frühlings-Rennen (tagsüber) |
Chase-Rennen (nachts) |
2007 |
Kyle Busch, 3:16:38 |
Carl Edwards, 2:59:39 |
2008 |
Jeff Burton, 3:00:15 |
Carl Edwards, 2:54:36 |
2009 |
Kyle Busch, 2:54:35 |
Kyle Busch, 3:08:31 |
2010 |
Jimmie Johnson, 3:20:50 |
Kyle Busch, 2:41:24 |
2011 |
Kyle Busch, 2:53:55 |
Brad Keselowski, 2:45:16 |
Extra unterstrichen sind dabei die Rennen mit unter 3 Stunden Länge, welche etwas mehr als 50% ausmachen. Ich habe zudem nur ein einziges Bristol-Rennen entdeckt, welches tatsächlich mal länger als 4 Stunden gedauert hat, dafür muss man aber weit zurückblicken: 4:02:37 Stunden ging das – damals noch – Sommer-Rennen des Jahres 1965! Das Problem ist eher das zähe Mittelfeld, was ich auch gerne voll unterschreibe, denn 500 Runden im Gewühl von Bristol sind halt kein Pappenstiel und müssen auch erstmal abgespult werden. Zwischen den Umläufen 100 und 400 kann man das Rennen leider meistens vergessen; das Finish entschädigt aber in der Regel für alles.
Interessant ist auch die Quasi-Serie von Kyle Busch, der auf diesem Shorttrack fünf der letzten zehn Rennen gewinnen konnte. Da hielt in letzter Zeit nur Carl Edwards gegen, wobei ich die Roush-Fords als eher nicht so stark auf den Shorttracks einschätze. Mal schauen, was die Mannen von Jack Roush am Sonntag zeigen können, nachdem es ja auf dem eigentlich eher favorisierten 1,5-Meiler in Las Vegas nicht so toll lief.
Bei Hendrick Motorsports muss man dagegen abwarten, ob das Team die Leistung vom vergangenen Wochenende erneut abrufen kann. Problematisch wird es vor allem, wenn dann auch noch Stewart-Haas Racing nach dem Sieg von Las Vegas dem „Mutter“-Team den Rang abläuft. Allerdings sind Jimmie Johnson und Co. anno 2012 auf den Shorttracks (siehe Phoenix) nicht die größte Hausnummer. Hier sehe ich tatsächlich Joe Gibbs Racing in der Tradition der bisherigen Serie am weitesten vorne. Vielleicht kann Denny Hamlin seinen zweiten Saisonsieg einfahren, möglicherweise zeigt auch Kyle Busch 2012 endlich, was eigentlich in ihm steckt.
Die größte Unwägbarkeit wird dabei allerdings weiterhin die Fuel-Injection der neuen Motoren-Generation sein, deren Elektronik in den letzten Rennen schon mehrere grobe Fehlerzustände offenlegte und damit einigen starken Fahrern einen Strich durch die Rechnung machte; möglicherweise sind aber auch die Hersteller mit ihrer direkten Anbindung an das EFI-System die Schuldigen. Bei Gibbs kommt noch die Unsicherheit dazu, dass man erstmals in einer kompletten Saison auf die externen Toyota-Motoren von TRD zurückgreift.
Langsam holt auch die diesjährige Owner-Wertung alle Beteiligten ein, was sich besonders bei der #10 von Stewart-Haas Racing bzw. Tommy Baldwin Racing schmerzhaft zu äußern beginnt. Wenn ich mich nicht fürchterlich irre, wird Danica Patrick spätestens in Darlington wieder das Steuer des Wagens übernehmen und möchte dabei möglichst auf eine feste Qualifikation zurückgreifen. David Reutimann hat nach den letzten beiden Resultaten also noch einiges zu tun, um das Auto wieder in die Top35 zu fahren.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das Wochenende:
Nach Phoenix beginnt auch das Rennen in Bristol am Sonntagabend bereits eine Stunde früher als gewohnt, weil die Amerikaner ihre Uhren schon am letzten Wochenende eine Stunde vor gestellt haben. Wir werden erst am 24./25. März nachziehen, daher steigt auch das Rahmenprogramm von Martinsville Fontana in einer Woche mit 5 Stunden Zeitverschiebung. Das Cup-Rennen am 25. März ist allerdings wieder zur in Europa bekannten Uhrzeit (21 Uhr) zu sehen. Beim Wochenend-Terminplan fällt auf, dass nahezu alles auf SPEED und zu einer sehr humanen Tageszeit ausgestrahlt wird.
Ausstrahlungsdaten
Freitag, 16.03.
15:30 Uhr, Nationwide Series Practice, SPEED
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
Samstag, 17.03.
14:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
15:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
18:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Ford EcoBoost 300), ESPN / RaceBuddy
Sonntag, 18.03.
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Food City 500), FOX
2 Kommentare
Kleiner Fehler
Nächste Woche geht es erst nach Fontana und dann nach Martinsville.
@ Montoya12:
Aus vermutlich guten Gründen muss ich Fontana verdrängt haben… :D
Danke für den Hinweis, ist geändert!
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