An diesem Wochenende steht wieder ein Nachtrennen auf dem Programm, wenn es auf dem Shorttrack in Richmond um die Wurst geht. Nationwide Series und Sprint Cup sind dabei mit von der Partie, die Trucks machen eine Pause. Das Thema der Woche ist jedoch die hohe Strafe für Matt Kenseth und Joe Gibbs Racing für ein nicht regelkonformes Pleuel in Kansas.
Der Richmond International Speedway ist nach Martinsville und Darlington die drittälteste, aktuell vom Sprint Cup befahrene NASCAR-Strecke im Kalender, denn auf dem Shorttrack in Virginia ist die Serie schon seit 1953 unterwegs. Zu ihrer heutigen D-shaped Form mit einer Streckenlänge von 0,75 Meilen kam das Oval erst 1988, die Flutlichtanlage wurde 1991 aufgebaut und ist seit 1998 regelmäßig im Einsatz. Das Thema Banking stellt sich in Richmond etwas komplexer dar, weil neben den Kurven (14 °) auch die Geraden (Frontstretch: 8°, Backstretch: 2 °) unterschiedlich überhöht sind. Auf dem Shorttrack kommt es vor allem auf die Bremsen an, die in den 400 Runden ordentlich ins Schwitzen kommen werden. Das Racing selbst kann in Richmond sehr unterschiedlich ausfallen: Wenn der Zuschauer Pech hat, sind beide Linien gleichwertig gut zu befahren und es sieht ein wenig nach 1,5-Meilen-Oval aus. Dazu kommt aber meist das übliche Beating-&-Banging auf dieser Streckenlänge, was etwas willkommene Abwechslung ins Renngeschehen bringen kann.
Wie in der Einleitung erwähnt ist das Thema der Woche allerdings die Strafe gegen Matt Kenseth und Joe Gibbs Racing. Kurz zum Hintergrund: Nach dem Kansas-Rennen nahm die NASCAR wie üblich das Siegerauto – in diesem Fall die #20 von Kenseth – mit zurück nach Charlotte ins R&D-Center, um es in Einzelteile zerlegt auf Unregelmäßigkeiten zu untersuchen. Die Offiziellen wurden dabei fündig und zwar ganz konkret im eingesetzten Toyota-Motor, in welchem eine der acht Pleuelstangen winzige drei Gramm unter dem Mindestgewicht von 525 Gramm lag. Später äußerte Matt Kenseth, dass man dadurch ja trotzdem keinen Vorteil erhalten hätte, weil das Durchschnittsgewicht aller acht Schubstangen trotzdem noch 2,5 Gramm über dem Minimalmaß gelegen habe. Das Team geht von einem simplen Fehler in der Motorenschmiede von TRD aus.
Der absolute Kracher sind allerdings die anschließend von der NASCAR dafür verhängten Strafen:
– Crew-Chief Jason Ratcliff muss 200.000 US-Dollar bezahlen, wird für sechs Rennen gesperrt und arbeitet bis zum Jahresende auf Bewährung.
– Der #20 von Joe Gibbs Racing werden 50 Meisterschaftspunkte abgezogen, zudem ist die Owner-Lizenz für sechs Rennen suspendiert. Dies bedeutet, dass die #20 zwar antreten darf, allerdings in dieser Zeit keine Punkte für die Owner-Wertung gutgeschrieben bekommt.
– Fahrer Matt Kenseth bekommt 50 Zähler Strafe in der Fahrerwertung aufgebrummt. Zusätzlich berechtigt ihn seine – mit dem beanstandeten Motor herausgefahrene – Pole-Position nicht zu einer Teilnahme am nächstjährigen Sprint Unlimited in Daytona.
– Außerdem zählt der Sieg in Kansas weder bei der Vergabe der Wildcard-Plätze, noch bekommt das Team/der Fahrer dafür Bonuspunkte im Chase. Dies gilt sowohl für die Fahrer- als auch in der Owner-Wertung.
– Toyota werden fünf Punkte in der Herstellerwertung abgezogen.
Diese Strafe zeigt, dass die NASCAR in Antriebsangelegenheiten wirklich keinen Spaß versteht. Man gewöhnt sich so schnell an die Regelsätze im Chassis- und Aufhängungsbereich, dass man leicht vergisst, was die Offiziellen den Teams im Normalfall bei Verstößen im Motorenbereich aufdrücken. Da braucht man dann nur Carl Long zu fragen, der seit ein paar Jahren nicht mal mehr im Sprint Cup als Mechaniker arbeiten darf bzw. aus finanziellen Gründen kann, weil er 2009 zum All-Star-Qualifikationsrennen mit einem angeblich aufgebohrten Motor angetreten war. Dieser hatte übrigens „satte“ 2,79 cm³ mehr Hubraum als erlaubt. Interessierte können die Geschichte gerne hier nachlesen.
Alles in allem erscheint mir die Keule schon etwas übertrieben, aber zumindest in DIESER Diktatur kann man die Reaktion des Machthabers im Vorfeld einschätzen und sich entsprechend verhalten und vorbereiten. Wenn Toyota dann bei einem Motor so knapp am Ziel vorbei schießt, zeigt das nur, wie eng dort am Limit operiert wird. Die NASCAR möchte im Gegensatz dazu aber auf gar keinen Fall, dass sich ein Team PS-mäßig zu stark im Vorteil befindet, denn das kann auf der Strecke schnell man ein paar Zehntel ausmachen und damit die Rennen nicht nur für die Zuschauer verwässern. Vielleicht hätte man seitens der Offiziellen zumindest auf die Suspendierung der Owner-Lizenz verzichten können. Für sechs Rennen keine Owner-Punkte einfahren zu dürfen, mutet doch etwas lächerlich an.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende. Außerdem bitte ich um Entschuldigung, dass die Vorschau in dieser Woche aus Zeitmangel etwas kürzer ausgefallen ist als gewohnt.
Freitag, 26.04.
15:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, nicht im TV
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
22:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
23:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
01:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (ToyotaCare 250), ESPNEWS
Samstag, 27.04.
01:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Toyota Owners 400), FOX
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