An diesem Wochenende reiht sich die NASCAR nahtlos in die Gemeinde der Motorsportserien ein und präsentiert mit dem Coca-Cola 600 ein eigenes Juwel, wenn in Charlotte das längste Rennen des Jahres auf dem Programm steht. Ausnahmsweise geht es dabei in der Nacht von Sonntag auf Montag zur Sache, also schnell noch Urlaub beantragt, um auch ja nichts zu verpassen.
Wenn die Formel 1 ihr Highlight in den Straßenschluchten von Monaco austrägt und die IndyCars auf dem namensgebenden Indianapolis Motor Speedway ihren Saisonhöhepunkt abhalten, lässt sich die NASCAR natürlich nicht lumpen: Das Coca-Cola 600 verfügt nämlich ebenfalls über eine Menge Tradition, denn es wird schon seit Fertigstellung der Strecke in Concord, North Carolina, im Jahr 1960 ausgetragen – wenngleich auch nicht immer unter demselben Namen. Der bekannte Softdrink-Konzern übernahm die Namensrechte erst 1985, was seinerseits schon wieder eine gewisse Geschichtsträchtigkeit aufweist. Das längste NASCAR-Rennen des Jahres ist zudem ein Event unter Flutlicht und findet ausnahmsweise in der Nacht von Sonntag auf Montag statt, da die Amerikaner dann ihren Memorial Day feiern und entsprechend frei haben. Also schnell noch Urlaub einreichen und ebenfalls feiern!
Die austragende Strecke des längsten NASCAR-Rennens des Jahres ist der Charlotte Motor Speedway, welcher quasi DEN Prototypen der 1,5-Meilen langen Intermediate-Ovale darstellt. Genauer gesagt ist Charlotte ein Quad-Oval mit eckiger Zielgerade und verfügt in den Kurven über 24 Grad Banking. Das entspricht übrigens einem Neigungswinkel der GyroSCAM (für Yankee) von mehr als 30 Grad! Das Coca-Cola 600 ist so etwas wie das Heimrennen fast aller NASCAR-Teams, denn außer Furniture Row Racing (Denver, Colorado) haben so ziemlich alle Vollzeitmannschaften (und Fahrer) ihr Hauptquartier in der näheren Umgebung von Charlotte. Dementsprechend ist das Memorial-Day-Wochenende etwas Ähnliches wie Urlaub für die Beschäftigten der NASCAR-Garage.
600 Meilen bzw. 400 Runden sind aber trotz Heimvorteil kein Zuckerschlecken und so muss das Material am Wochenende noch einmal 100 Meilen länger halten als sonst maximal üblich. Dazu kommt der Flutlicht-Faktor, denn im Laufe des Rennens wird es mit Beginn des Abends bis in die Nacht hinein deutlich kühler. Dadurch bekommt die Strecke wesentlich mehr Grip, was sich wiederum auf das Handling der Fahrzeuge auswirkt. Über die Distanz werden somit einige Teams kommen und gehen, je nachdem wie gut sie sich auf die veränderten Bedingungen einstellen können. Wichtig ist es außerdem, sein Material zu schonen, um nach dem Langstreckenpart und dem letzten Boxenstopp für das entscheidende Finale – nicht nur setuptechnisch – gerüstet zu sein.
NASCAR zieht in Charlotte einen ähnlichen Programmablauf wie die Formel 1 in Monaco durch, weshalb es einen trainingsfreien Freitag gibt. Practice #1 und Qualifying sind beim Sprint Cup also schon gelaufen, die Ergebnisse habe ich hier verlinkt. Bislang sieht alles danach aus, dass sich die Toyotas von Joe Gibbs Racing sowie Kurt Busch im Furniture-Row-Chevrolet erneut sehr gut schlagen werden. Hoffen wir, dass man bei der #78 im Gegensatz zum Rennen in Darlington die Abstimmung für die Flutlicht-Phase besser hinbekommt. Ein weiteres Auge sollte man auf die Toyota-Armada von Michael Waltrip Racing sowie natürlich Hendrick Motorsports richten.
Nicht so gut läuft es dagegen weiterhin bei Roush-Fenway Racing, wo meiner Meinung nach lediglich Carl Edwards mit einem Top10-Resultat aufzeigen könnte. Der Verlust von Matt Kenseth hat sich bei der Ford-Truppe wirklich deutlich bemerkbar gemacht, wenn man sieht, wie er jetzt auf einmal bei JGR aufblüht. Gespannt bin ich auch, ob sich die tolle Leistung von Aric Almirola so fortsetzt, welcher momentan immerhin als Neunter für den Chase qualifiziert wäre.
Eine Fortsetzung findet auch die schwache Performance von Stewart-Haas Racing, die so langsam aber sicher ins Mittelfeld abrutschen. Lediglich Ryan Newman kann hier ab und an mal aufzeigen – ausgerechnet der Fahrer, den man 2014 wohl durch Kevin Harvick ersetzen wird. Dessen momentanes Team muss sich auch deutlich strecken, um wieder bei den Big-Boys mitzuspielen. Vielleicht kann ja der kommende Cup-Einstieg der Dillon-Brüder eine Wende für Richard Childress Racing einleiten, wobei aber gleichzeitig die Zukunft von Jeff Burton und Paul Menard dort alles andere als sicher ist. Hier stehen dem Traditionsteam noch schwierigere Zeiten bevor.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm vom Rest-Wochenende inkl. Easteregg. ;o)
Nicht vergessen: Auch Motorvision TV übertragt das Coca-Cola 600 entgegen der sonstigen Gewohnheiten bei Nachtrennen ab 23:30 Uhr LIVE! Am Mikrofon sitzen die kompetenten Kollegen Pete Fink & Mario Fritzsche, die uns durch die 3,5 bis 5 Stunden lange NASCAR-Schlacht begleiten werden.
Samstag, 25.05.
16:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
17:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
20:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (History Channel 300), ABC
Sonntag, 26.05.
23:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Coca-Cola 600), Motorvision TV / FOX