Die NASCAR lässt am Wochenende in Michigan ihre Reifen drehen und bei der Nennung dieser Strecke müssten die meisten Hardcore-Fans jetzt unisono nur einen Namen rufen: JUNIOR! Dale Earnhardt Jr. konnte dort nämlich schon zwei äußerst lange, sieglose Serien beenden. Gelingt es ihm am Sonntag ein weiteres Mal?
Bevor wir jedoch einen genaueren Blick auf Michigan werfen, müssen wir uns zunächst mit den schlechten Nachrichten der Woche befassen: Am Mittwoch ist Jason Leffler, einer der bekannteren Piloten aus der Nationwide Series, bei einem Sprint-Car-Rennen in New Jersey ums Leben gekommen. Lefflers Wagen überschlug sich bei dem ursächlichen Unfall ziemlich heftig, sodass man ihn anschließend aus dem Wrack herausschneiden und ins Krankenhaus bringen musste. Eine halbe Stunde später wurde Jason dort für tot erklärt, er wurde nur 37 Jahre alt und hinterlässt einen fünfjährigen Sohn. Meine (und sicherlich auch unser aller) Gedanken sind in dieser schwierigen Zeit selbstverständlich bei seinen Angehörigen, die hoffentlich eine Menge Rückhalt und Unterstützung aus der NASCAR-Community erfahren werden. Schauen wir kurz zurück:
Jason Leffler war den meisten Fans sicherlich aus seinen 294 Nationwide-Rennen bekannt, von denen er lediglich zwei gewinnen konnte. Trotzdem überzeugte er mit seiner stets allgegenwärtigen Präsenz und holte sich außerdem 2007 den dritten Platz in der Zweitliga-Meisterschaft. Auch im Sprint Cup war Leffler des Öfteren unterwegs, so z. B. auch am Wochenende in Pocono – seinem letzten NASCAR-Rennen. In den vergangenen beiden Jahren hatte man Jason ein wenig aus dem Fokus verloren, da es für ihn in Zeiten weltweiter finanzieller Unsicherheit etwas schwerer als für manch anderen Piloten war, ein Cockpit zu (er)halten. Sein Fokus änderte sich 2013 schließlich in Richtung Sprint-Cars, jenen 900 PS starken Ungetümen, in welchen der NASCAR-Nachwuchs heranreift. Aber auch Kasey Kahne oder Tony Stewart verirren sich öfter auf die lokalen Dirt-Tracks.
Lefflers Unfall zeigt, wie gefährlich der Motorsport trotz massiver Investitionen in die Sicherheit immer noch ist und lenkt zusätzlich das Augenmerk auf die Nachwuchsklassen und die örtlichen NASCAR-Hometracks. Diese Strecken können sich keine SAFER-Barriers leisten und erst vor kurzem las ich wieder einen Bericht, dass nicht einmal das HANS-Device dort zur Pflichtausstattung gehört. Wie leider oft üblich, wird erst nach tragischen Unfällen mit Todesfolge an eine Überarbeitung der Sicherheitsstandards gedacht. Wollen wir hoffen, dass der Tod von Jason Leffler nicht umsonst war und man wenigstens etwas aus diesem schrecklichen Ereignis lernen kann. Möge er in Frieden ruhen! – Jason Leffler (1975-2013)
Schauen wir trotzdem nach vorne auf das, was uns am Wochenende auf dem Michigan International Speedway erwartet: Das 2 Meilen lange Intermediate-Oval ist mit 18 Grad überhöht und passt damit vom Charakter her zum Auto Club Speedway in Kalifornien. Im Gegensatz zu Fontana sind die Rennen in Michigan aber meist besser. Die beiden letztjährigen Ausgaben nach der Neuasphaltierung konnten durchaus überzeugen, jedoch lag das vor allem am oft beschworenen Goodyear-Faktor. Im ersten Saisonrennen musste der Alleinausrüster zum Samstag sogar eine neue Reifenmischung an die Strecke karren, weil die Pneus zur Blasenbildung neigten. Beim zweiten Ausflug hatte Goodyear die Sache dann schon besser im Griff, allerdings war das Renngeschehen trotz Holzreifen immer noch ansehnlich.
Am Sonntag befürchte ich aber eine ähnliche Überkompensation wie zuletzt in Pocono, was der Spannung abträglich sein könnte. Im Fall der Fälle ist Michigan dennoch immer mal wieder für einen Benzinkrimi gut, es wird also schon nicht so schlimm werden. Wenn das Wort „Michigan“ fällt, denken die meisten Fans sicher zunächst an Dale Earnhardt Jr., welcher dort bereits zwei Mal längere sieglose Serien beenden konnte. Sein letzter Erfolg im Sprint Cup datiert passenderweise aus dem Juni-Rennen in Michigan 2012 und zudem untermauerte – der in der Meisterschaft viertplatzierte – Junior in Pocono mit einem dritten Rang seine momentane Performance. Am Wochenende sollte man ihn also keinesfalls abschreiben, doch das gilt auch für einige andere Kandidaten:
Denny Hamlin (2) und Kyle Busch (1) gewannen zusammen drei der letzten sechs Michigan-Ausgaben, was die Performance von Joe Gibbs Racing auf dieser Strecke unterstreicht. Bei Toyota ist man nach den Motorschäden vor Pocono allerdings etwas vorsichtiger geworden und drehte die Leistung der Aggregate pünktlich zum „Tricky Triangle“ zurück. Prompt konnte kein Toyota-Pilot die Top5 knacken, weshalb der Hersteller für Michigan wieder etwas mehr Kraft zur Verfügung stellt. Immerhin haben die Motoren am letzten Sonntag wenigstens gehalten, also ist das meiner Meinung nach der richtige Schritt. Mal schauen, wo Matt Kenseth dann so steht.
Michigan könnte auch die Wiederauferstehung von Greg Biffle darstellen, welcher dort das letztjährige August-Rennen für sich entschied. Ansonsten ist es mit Roush-Fenway Racing ein wenig länger her, denn davor gewann Carl Edwards zuletzt 2007 und 2008 jeweils eine Ausgabe für den „Cat in the Hat“. Etwas Sorgen mache ich mir auch um Michael Waltrip Racing, denn die waren 2012 in Michigan quasi überhaupt nicht zu sehen und fuhren auch in den letzten Saisonrennen eher so konstant in den Top10 mit. Übrigens: Jimmie Johnson hat in Michigan noch nie gewonnen, aber das muss ja nichts heißen! Es ist also schon schwer, einen Sieger vorherzusagen.
In other news:
– AJ Allmendinger wird versuchen, dem schon länger eher zweitklassigen Team von JTG Daugherty Racing etwas auf die Sprünge zu helfen und ersetzt am Wochenende Bobby Labonte in der #47. Im Laufe des Jahres sollen dann noch vier weitere Einsätze von „The Dinger“ in diesem Toyota folgen.
– Bobby Labonte kommt derweil bei Phoenix Racing unter, um seine mittlerweile recht lange Serie von Starts am Stück aufrechtzuerhalten, die schon auf unglaubliche 705 Rennen angewachsen ist. Nach dem Sommerevent in Indianapolis wird es für die #51 dann übrigens eng, denn Team-Besitzer James Finch hat angekündigt, kein eigenes Geld mehr in das Programm zu investieren. Die letzten Jahre musste er aufgrund fehlender Sponsoren ja schon übel bluten, mal sehen, ob dann im August endgültig Schluss ist.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende.
Freitag, 14.06.
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
23:00 Uhr, ARCA Series Rennen (Patriot Pumps 200), SPEED
Samstag, 15.06.
15:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, nicht im TV
16:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
20:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Alliance Truck Parts 250), ABC
Sonntag, 16.06.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Quicken Loans 400), TNT