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Warum Norbert Ockenga irrt

von DonDahlmann
7 Kommentare

Norbert Ockenga hat in seinem Blog einen Artikel veröffentlicht, den ich so nicht unkommentiert lassen möchte.

Ich mag Norbert Ockenga, den meisten bekannt als Eurosport-Kommentator und Herausgeber der „Pitwalk“. Er ist einer der wenigen Journalisten, die Klartext reden, die sich nicht einschüchtern lassen und ihre professionelle Meinung verbreiten, auch wenn es um haarige Themen geht. Doch in seinem neusten Eintrag zum Tode von Allan Simonsen liegt er meiner Meinung nach ziemlich daneben. Ich zitiere:

Der tödliche Unfall war in all‘ seiner Grausamkeit wohl nicht zu verhindern.

Die 77g (andere Quellen nennen 75g) sind auch deswegen zustande gekommen, weil die Leitplanke bekanntermaßen direkt vor einem Baum stand. Hätten an der Stelle vor den Leitplanken zusätzlich Reifenstapel oder die in der F1 verwendeten TecPro Barriers gestanden, hätten die Werte nicht erreicht werden können. Es ist spekulativ, aber vermutlich wären die Konsequenzen nicht fatal gewesen. Alle Beobachter, mit denen ich vor Ort gesprochen habe, waren unisono der Meinung, dass Reifenstapel an dieser Stelle seit Jahren überfällig sind.

Im weiteren Verlauf des Textes beschäftigt sich Ockenga mit der Reaktion von Aston Martin. Er wirft dem Hersteller vor, zynisch und chaotisch mit dem tödlichen Unfall umgegangen zu sein. Nur zu Erinnerung: Der Unfall geschah um 15:09 Uhr, Simonsen war angeblich nach dem Einschlag ansprechbar:

Nachdem der Wagen ausgetrudelt war und die ersten Sportwarte bei ihm waren, schnallte der 34-jährige Däne sich los und wollte sich aus dem Sitz stemmen. Daraufhin erhielt die Rennleitung und das Aston Martin von der Unfallstelle die in solchen Situationen immer verlangte Adhoc-Meldung: „Der Fahrer bewegt sich und ist ansprechbar.“

Erst danach brach der Fahrer laut dem Eintrag zusammen und wurde ins Streckenhospital gebracht. Die Meldung über seinen Tod wurde von der FIA um 18:00 Uhr bekannt gegeben. Ockenga beschwert sich darüber, dass Aston Martin und der Veranstalter nicht früher auf die Gerüchte reagiert haben.

Es ist bis heute aber nicht offiziell bekannt, wann die Ärzte den Tod von Simonsen festgestellt haben. Bis heute wurde auch nicht offiziell erklärt, was genau die Todesursache war. Die Zeit zwischen dem Unfall und dem Statement betrug knapp drei Stunden. Nur mal unterstellt, dass Simonsen direkt nach seinem Eintreffen im Streckenhospital verstorben ist, blieben Aston Martin höchstens knapp zwei Stunden. Zwei Stunden, um die Angehörigen zu informieren, zwei Stunden um zu entscheiden, ob man die restlichen Wagen zurückzieht. Das ist sehr wenig Zeit.

Dass man in dieser Zeit nicht daran denkt, drängelnde Journalisten zu befriedigen, halte ich für völlig gerechtfertigt.

Natürlich hat einen die lange Wartezeit nervös gemacht. Ich selbst war auch schon auf dem Weg zu Aston Martin, habe aber darauf verzichtet. Auch, weil ich nicht der Soundsovielte sein wollte, der vor dem Aston-Martin-Zelt auf eine Nachricht wartet. Meine Einstellung hierzu: Ich warte auf das offizielle Statement. Die journalistische Pflicht zur Berichterstattung darf und muss in diesem Fall auch mal warten.

Ich sehe nicht, dass Aston Martin bis 18:00 Uhr einen Fehler in der Kommunikation gemacht hat. Sie haben in einer Ausnahmesituation die Schotten dicht gemacht, sie haben sich bemüht, eben keine voreiligen Meldungen herauszugeben. Wenn Norbert Ockenga sich darüber aufregt, dass er über Gerüchte schon früher vom Tod gehört haben will, wundert mich das schon sehr. Als sehr erfahrener Berichterstatter weiß er selbst, dass Gerüchte eben Gerüchte sind, dass es schon oft vorgekommen ist, dass Falschmeldungen die Runde machten. Und das man sich nicht auf Gossip verlassen sollte.

Den von Ockenga angesprochenen Tweet „Als nächstes kommt eine Twitter-Meldung, die nur aus den Worten Allan Simonsen, dem Geburts- und Sterbejahr und „Ruhe in Frieden“ besteht: #RIP. Dazu ist ein Foto angehängt.“ konnte ich nicht finden. Was sich finden lässt, ist ein Tweet von 20:05 Uhr, in dem auf das offizielle Statement auf der Webseite von Aston Martin verwiesen wird. Zu diesem Zeitpunkt war die offizielle Homepage des Herstellers komplett schwarz und mit einem Statement zum Tode von Simonsen gefüllt. Man hat zwei Stunden benötigt, um die die Hauptseite abzuschalten, einen Text zu schreiben und online zu stellen. Eine, wie ich finde, schnelle Reaktion.

Was sicherlich schief gegangen ist, ist die Betreuung des offiziellen Twitter-Accounts von AMR. Vor dem Statement-Tweet erschienen zwei weitere Tweets (1, 2), ohne auf Allan Simonsen einzugehen. Das war sicherlich mehr als unglücklich. Die Vermutung liegt nahe, dass die Tweets nicht von vor Ort kamen, sondern durch eine Agentur an einer anderen Stelle veröffentlicht wurden. Hier kann man Aston Martin sicher eine schlechte Organisation vorwerfen. Vor allem, dass man halt jemanden vor Ort haben sollte, der sich um Twitter und Social Media kümmert.

Eine weitere Frage, die Ockenga aufwirft, ist die nach einem Rückzug. Ockenga behauptet, dass Aston Martin von seinen Fahrern Geld genommen hat. Welche Fahrer da bezahlt haben, sagt Ockenga nicht. Er legt in seinem Text aber nahe, dass die Verträge dafür verantwortlich seien, dass Aston Martin seine Fahrzeuge nicht zurückgezogen hat. Das ist schlechter journalistischer Stil, es sei denn, Ockenga hat die Verträge vor sich liegen. Oder er weiß, dass einer der Paydriver mit rechtlichen Schritten gedroht hat, sollte Dave Richards seine Autos zurückziehen.

Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob es in Ordnung war, dass die Aston das Rennen zu Ende fuhren. Auch, ob der Grund „Simonsen hätte es so gewollt“ an dieser Stelle ausreicht. Warum Nobert Ockenga Aston Martin zwischen den Zeilen vorwirft, dass der Rennstall die Familie instrumentalisiert hat, verstehe ich nicht. Hat er selbst mit der Familie gesprochen? Weiß er aus erster Hand, was die Familie wollte? Vermutlich nicht. Man sollte sich mit solchen Andeutungen zurückhalten.

Warum sich Ockenga in seinem Text dann auch noch über „Konsolenfahrer“ aufregt, ist mir ein Rätsel. Ordonez hat mittlerweile ein paar Jahre Erfahrung auf den Buckel, darunter auch drei Starts in Le Mans. Jan Mardenborough ist neu, er hat erst eine Saison in der British GT hinter sich (die er letztes Jahr fast gewonnen hat). Aber in Le Mans war er hervorragend unterwegs. Er hat sich keinen Fehler erlaubt und er hat die schnellste Runde des Teams im Rennen gefahren. Es gibt auch in der LMP2 deutlich mehr Fahrer, die weit über dem Rand ihrer Möglichkeiten unterwegs sind und keine professionelle Ausbildung wie Mardenborough bekommen haben.

Der Tod eines Rennfahrers ist immer eine Ausnahmesituation. Dass man in diesem Moment nicht „nach einem Plan“ handelt, halte ich selbst bei hochprofessionellen Teams für völlig normal. Ich kann Aston Martin, bis auf die Twitter-Sache, keine Vorwürfe machen.

Und ich finde auch, dass Norbert Ockenga seine Wut mehr auf die laschen Sicherheitsbedingungen an dieser Stelle konzentrieren sollte. Ehrlich gesagt nervt es mich, dass wir hier über Aston Martin diskutieren, wenn wir uns eigentlich mehr um die Sicherheitsstandards in Le Mans und bei den GT3-Fahrzeugen unterhalten sollten.

xeniC hat sich auch zum Text von Norbert Ockenga geäußert.

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7 Kommentare

Slayer_ch 25 Juni, 2013 - 13:58

Da kann Ich nur zustimmen. Ockenga hat sich da in irgendwas verrannt was nicht hand und Fuss hat.

Chaos 25 Juni, 2013 - 14:20

Musste gestern auch erstmal schlucken, als ich den text gelesen hab. Wenn Norbert Ockenga nicht viel mehr weiß, als dass was allgemein bekannt ist, dann kann ich den Text absolut nicht nachvollziehen, den Hieb gegen die „Konsolenfahrer“ die wohl eine bessere Ausbildung als die meisten Gentlemandriver erhalten, schon gar nicht.

Art Vandelay 25 Juni, 2013 - 14:23

Vor allem die Sache mit der Unvermeidbarkeit des tödlichen Unfalls hat mich gestern Abend, als ich Ockengas Artikel gelesen habe, schockiert. Ich verstehe einfach nicht wie er so etwas schreiben kann. Gerade ein Mann mit seiner Erfahrung, der Le Mans so genau kennt, müsste es doch besser wissen. Warum er da den Veranstalter so schnell aus jeder Verantwortung entlassen will (nichts anderes tut man wenn man so einen Unfall als unvermeidlich bezeichnet) ist mir komplett unverständlich.

StefanTegethoff 25 Juni, 2013 - 18:09

Der Tweet, den Ockenga meint, ist eventuell dieser hier, den auch ich retweetet habe:
https://twitter.com/AMRShopLeMans24/status/348474801637191680

Der kam vom AMR Merchandising-Account, wenige Minuten nach diesem hier, also nicht so aus dem Nichts, wie Ockenga das schildert:
https://twitter.com/AMRShopLeMans24/status/348472934723096579

Dem Verlauf dieses Accounts nach zu urteilen muss es davor noch einen anderen Tweet gegeben haben, der unpassend wirkte, aber in Unkenntnis des Todesfalls gesendet wurde, dieser wurde aber anscheinend inzwischen gelöscht.

Durch Retweets kann es natürlich sein, dass in Ockengas Timeline zuerst der erstgenannte Tweet eintraf. Ich sehe da aber nichts, was zu kritisieren wäre. Dass das Team nicht als allererstes die Presse und/oder die Öffentlichkeit informiert, sondern die Angehörigen, ist selbstverständlich gut und richtig, alles andere wäre völlig daneben.

Des Weiteren bin ich auch kein Freund von „er hätte es so gewollt“-Aussagen, aber ohne Quellen zu nennen, kann man nicht mit solchen Beschuldigungen um sich werfen. Es mögen auch finanzielle Erwägungen bzw. vertragliche Verpflichtungen eine Rolle gespielt haben, das ging mir ehrlich gesagt auch durch den Kopf. Aber ob man die übrigen Autos in so einem Fall zurückziehen „muss“ oder „zu Ehren“ des Verstorbenen zu siegen versucht, ist wohl eher eine Sache der persönlichen Einstellung. Auch ein Rückzug – und ich entschuldige mich, falls das manchem zu pragmatisch klingt – macht den Unfall nicht rückgängig und gibt Allan Simonsen das Leben zurück.

Stephan 25 Juni, 2013 - 19:23

Das, was mich wütet macht ist, dass Ockenga mit Mutmaßungen um sich wirft. Was wenn es doch Simonsens Wunsch war, sollte er mal an der Strecke sterben, dass in seinem Sinne weitergefahren wird? Wer kann sowas tiefgreifendes schon genaues sagen, wenn nicht die Familie von Allan Simonsen?

Das ist an Taktlosigkeit von Ockenga leider nicht mehr zu überbieten und die Worte, die Du an der Stelle triffst Don halte ich für die richtigeren, besseren. Man kann mit einem Todesfall bei einem Rennen kaum vorbereitet sein, weil sich sowas einfach nicht vorbereiten lässt.

Die Diskussion, die Ockenga an der Stelle lostritt geht in die vollkommen falsche Richtung und bringt den zukünftigen Fahrern, die da auch abfliegen können rein gar nichts.

In dem Sinne,

Stephan

Sebastian 26 Juni, 2013 - 09:58

Ockenga hat schon während des Rennens viele Gerüchte genommen als Basis seines Kommentars und er selbst lag oft nachweislich nicht richtig was die Einschätzung des Boxenfunks abgeht. Wie oft hat er sich bitte mit seinem Co gestritten was da gerade zu sehen war. Auch das Kolportiert Verschweigen der Nachricht an Kristensen halte ich für ein Gerücht.

Trotzdem finde ich hätte Aston den Laden dicht machen müssen.

Ich habe ja bei dogfood sehr viel gewettert gegen Leute die meinten das ganze Rennen sollte abgebrochen werden aber wenn sich jemand in Team tot fährt hört man für das Wochenende auf. Und zur Not scheint man das in die Verträge.

Die Firma versaut sich ihr Image. Und ich denke das ist der Kern von Ockengas Kritik. Dasjenige man nur leider nicht als Grund angeben für ein Fehlverhalten weil es zu weich ist.

nona 26 Juni, 2013 - 18:26

Ich finde Ockenga weitgehend okay bis gut, aus ähnlichen Gründen wie Don. Wenn ich Ockengas Blog-Eintrag lese, kann ich die implizierte Frage, warum er irrt, nur so beantworten: weil der Eintrag ein Sammelsurium unausgegorener Gedankenfäden ist, wie so oft bei Kommentierungen. Das ist eindeutig ein Stück Meinung, nicht „Nachrichten“ oder sonstwie journalistische Arbeit oder fertig Recherchiertes. Nichtmal der Schreibstil ist besonders hochwertig, durchsetzt mit redundanter Wortwahl, Argumentationsbögen von hinten durch die Brust ins Auge, etc. – ich will es nicht zum „hack job“ degradieren, aber besonders viel Überlegung ist da scheinbar nicht eingeflossen. Vielmehr musste er wohl mal rundumschlagend Dampf ablassen, und hat sich dabei folgerichtig an einigen Stellen etwas verrannt. Sollte nicht passieren, kann es aber.

Ich bleibe bei Stellen hängen wie „im stumpfen Winkel, aber noch frontal“ – den „frontalen Einschlag“ wurde er schon im Live-Kommentar nicht los und wiederholte das immer wieder. Das Auto ist aber vorne („frontal“) nur marginal beschädigt, schon während des Rennens war ziemlich klar dass der Wagen wohl weitgehend mit der rechten Seite in die Leitplanke ging. Das ist natürlich nur ein wenig signifikantes Detail, aber es zeigt ganz schön, wie schwer man sich von einmal gefassten Vorstellungen trennt und sich auch durch Fakten nicht beirren lässt. (Das merkt man bei Ockenga öfters, in kleinerem Rahmen, wenn er Rennen kommentiert und immer wieder dieselben oder ähnliche Floskeln und Formulierungen anbringt – vielleicht braucht man das auch einfach als Sportkommentator, so ein bestimmtes Arsenal an vorgefasstem Wortschatz, um Redefluss zu erreichen. Andere Sprecher, denen sowas fehlt, stocken und stottern dann im Livekommentar vor sich hin, und das stört mich persönlich zumindest als Motorsportkonsument weit mehr. Und Ockenga ist eh bekannt meinungsstark.)

Ich bleibe bei Stellen hängen wie „Aufprallgeschwindigkeit laut eines Rennarztes: 77 g“ – woher soll ein *Rennarzt* sowas wissen? Das wissen Ingenieure und Telemetrieanalytiker, und vor Abschluss einer ordentlichen Unfallanalyse ist das auch selbst mit den Onboard-Sensoren nur ein grober Schätzwert. Mal abgesehen davon dass es eine ziemlich wertlose Grösse ist wenn man keinen Wert der Dauer der Krafteinwirkung dazu gibt, und am besten auch noch die Richtung. Sowas weiss Ockenga – oder sollte es zumindest als Motorsportjournalist. Einfach eine nach „viel“ klingende Zahl in den Raum zu schmeissen ist eine Übung in Sensationalisierung. Mal völlig abgesehen davon dass Todeszeitpunkt und genaue Ursache bzw. Ausmass von Simonsens Verletzungen nach wie vor nicht geklärt oder bekannt sind.

Ich bleibe bei Stellen hängen wie „dass von Simonsen/Kristian Poulsen/Christoffer Nygaard keiner das Prädikat „Amateur“ verdiene und der Aston fahrermäßig zu gut eingestuft sei.“ – er meint nicht „zu gut“, sondern richtigerweise „zu schlecht“. Kleines Detail, das in einem vernünftig geschriebenem Stück definitiv korrigiert worden wäre. Wie gesagt: unausgegoren.

Ich kann im Umgang mit der Tragödie seitens Team und Veranstalter ebenfalls keinen gravierenden oder eindeutig kritikwürdigen Fehler erkennen, nicht mal in den Tweets. Ich sehe nicht, wie man jemandem da grossartig Vorwürfe machen könnte oder kein Verständnis für das Handeln in dieser emotionalen Extremsituation aufbringen kann. So richtig falsch lief da für mich eigentlich nichts. Ich bin auch nicht der Ansicht, dass das Team hätte zurückziehen „müssen“ oder gar die Veranstaltung hätte abgebrochen werden „müssen“ – dadurch wäre absolut nichts gewonnen aber sehr viel verloren worden, auf allen banalen wie wichtigen Ebenen. Wenn man dieses „er hätte es so gewollt“ schon nicht teilt (ich bin überzeugt er hätte es so gewollt, denn Rennfahrer wollen rennen fahren), dann kann man dennoch zu der Einsicht gelangen, dass man aus Respekt vor dem verlorenen Menschen das in Würde und in seinem Gedenken zu Ende bringt, was seine erklärte Passion war. Gerade auch aus dieser Motivation heraus sollte es verstanden werden, wenn die Familie sich für die Fortsetzung ausspricht, und es ist schon sehr anmassend, den Angehörigen sowas absprechen zu wollen. Man mag die Risiken mitunter vergessen oder verdrängen, aber sie existieren und jeder ist sich ihrer im Grunde bewusst. Das war kein Fussball oder Tennis, wo der Tod eines Beteiligten eine absolut unerwartete Ausnahme wäre. Rennsport ist gefährlich und wird es immer sein, dementsprechend sollte man sich vor Schnellschuss-Reaktionen aus der Hüfte hüten wenn etwas passiert. Ein Ruf nach Abbruch bzw. Rückzug ist primär egoistisch motiviert, denn es projeziert die eigene Gefühlswallung auf das Ereignis, und das ist genau falschrum gedacht.

Ich verstehe sein Missfallen der „Academy“-Marketingprogramme zur Abschöpfung von „Konsolenfahrern“, denn ich teile es. Man kann vieles daran kritisieren: wie sie angelegt sind, wie sie durchgeführt werden, wie sie präsentiert werden, die dahinter stehende Motivation, etc. – aber eigentlich nicht kritisieren kann man die Ausbildung, Erfahrung und Qualität der daraus hervorkommenden Fahrer, denn wie andere schon sagten wird eben Wert darauf gelegt, dass sie hinreichend kompetent sind und sich mindestens mal einigermassen erfolgreich und ansehnlich auf der Rennstrecke präsentieren können. Alles andere wäre ja auch massiv kontraproduktiv für das Marketing-Anliegen. Das sind ja eben *keine* Wohnzimmerkonsolendaddler, sondern ausgewählte und massiv protegierte echte Talente, z.T. sogar mit vorheriger Rennerfahrung bzw. schonmal gescheitertem ersten motorsportlichem Karriereansatz. Davon aber völlig ab – es hat in der Diskussion um Simonsens Unfall absolut nichts verloren, denn es hat damit überhaupt nichts zu tun. Und es ist auch nicht zu verstehen, warum und wie Ockenga da einen Zusammenhang herzustellen versucht. Wie gesagt: Sammelsurium unausgegorener Gedankenfäden. Was Simonsen umgebracht hat war keine Playstation, sondern – soweit bis jetzt bekannt – ein ungepolsterter Baum hinter einer ungepolsterten Leitplanke, in den er nach eigenem Fahrfehler eingeschlagen ist, weil er mit anderen Fahrern um die Wette fuhr.

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