Pocono ist eher nicht so der große Klassiker und ob man dort zwei Ausgaben pro Jahr braucht, ist mal mindestens umstritten. Jedoch bringt der Kampf um den Chase-Einzug etwas mehr Spannung in die Kiste, da die Top19 sehr kompakt positioniert sind – zwischen Rang 8 und 13 beträgt der Abstand nur winzige zwölf Zähler.
Im Juni machte Jimmie Johnson mit seinem dominanten Sieg in Pocono schon allen Beobachtern klar, dass der Goodyear-Faktor nach der Neuasphaltierung 2012 komplett aufgebraucht ist. Der Einheitslieferant hat sich an den neuen Streckenbelag angepasst und liefert für das Wochenende vermutlich wieder Holzreifen. Damit schwinden mindestens leicht die Hoffnungen, nach dem zuletzt sehr zähen Brickyard 400 wenigstens an diesem Sonntag ein spannendes Rennen sehen zu können. Noch ist aber nicht aller Tage Abend, denn am Ende könnte Pocono bei ausbleibenden Gelbphasen noch ein Benzinkrimi werden. Die Strecke ist nämlich so lang, dass die Teams mit einer Rundkurs-Strategie ins Rennen gehen können und die Fahrer verlieren somit bei einem Boxenstopp unter grüner Flagge selten eine komplette Runde auf den Führenden.
Möglich macht das wie gesagt die durchaus interessante Charakteristik des Pocono Raceway: Wunderschön in den namensgebenden Pocono Mountains – einem Ausläufer der Appalachen – gelegen, besitzt das Oval in Long Pond, Pennsylvania, nur drei statt vier Kurven. Wenn man es ganz realistisch betrachtet, müsste man die Beweislast eigentlich umkehren und sagen: „Pocono verfügt sogar über drei statt zwei Kurven“, denn die anderen NASCAR-Strecken setzen sich doch eigentlich nur aus zwei 180-Grad-Kurven zusammen. Wie dem auch sei, wichtig ist in Pocono die Abstimmung der Wagen, da alle drei Turns von Gott mit unterschiedlichen Kurvenüberhöhungen und -radien ausgestattet wurden. Die genaue Konfiguration und weitere interessante Details könnt ihr im oben verlinkten Streckenartikel nachlesen.
Die Frage ist am Wochenende also, welches Team ein möglichst gutes Kompromisssetup auf die Räder stellen kann. Der glückliche Fahrer dieser Rakete düst dann meist einsam und allein die lange Hauptgerade in Richtung Sonnenuntergang dahin. Daher fällt es auch schwer, einen Sieger zu benennen. Die letzten vier August-Ausgaben gingen zwar allesamt an verschiedene Hersteller, doch trotzdem sehe ich Chevrolet vor Toyota und dahinter Ford mit einem kleinen Respektabstand. Wenn ich konkrete Teams benennen müsste, würde ich Hendrick Motorsports am Sonntag vor Joe Gibbs Racing setzen. Nach den letzten Erfolgen von Stewart-Haas Racing und Michael Waltrip Racing darf man aber auch diese Mannschaften nicht aus den Augen verlieren. Vor allem SHR haben die Tests im Sommer wirklich viel gebracht.
Das eigentliche Augenmerk liegt aber derzeit weiterhin auf der Qualifikation zum Chase, in der es ziemlich eng zugeht: Wirklich „durch“ sind wohl nur die Top7 mit Jimmie Johnson (182 Punkte auf Platz 11), Clint Bowyer (107), Carl Edwards (97), Kevin Harvick (90), Dale Earnhardt Jr. (58), Matt Kenseth (57) und Kyle Busch (52). Es überrascht vielleicht etwas, dass Fahrer wie Edwards und Harvick so weit vorne mit dabei sind, aber diese Piloten sind einfach außerordentlich konstant unterwegs. Außerdem haben beide im Gegensatz zu Bowyer und Junior in diesem Jahr schon mindestens einen Rennsieg geholt.
Dann gibt es schon einen gewaltigen Sprung zu Greg Biffle (7) auf Platz 8 und dahinter wird es echt verdammt eng, denn bis zu Brad Keselowski (-6) auf Rang 13 balgen sich (inkl. Biffle) sechs Piloten innerhalb von nur zwölf winzigen Punkten! Die restlichen vier hören auf die Namen Kasey Kahne (6), Jeff Gordon (1), Tony Stewart (-1) und Martin Truex Jr. (-5). Wow, in diesem Paket dürfte für die nächsten sechs Rennen bis zum Chase eine Menge Spannung stecken, denn niemand darf sich hier einen Totalausfall leisten. Bis auf Gordon und Keselowski haben alle diese Piloten auch schon einen Saisonsieg in der Tasche, was den Kampf um die Wildcards sehr eng macht. Derzeit würden tatsächlich Stewart und Truex auf Rang 11 und 12 in die Playoffs einziehen.
Das direkte Verfolgerfeld besteht aus Kurt Busch (-13), Jamie McMurray (-22), Ryan Newman (-25, 1 Sieg), Aric Almirola (-30), Joey Logano (-35) und Paul Menard (-39). Ab Jeff Burton auf Platz 20 sind es dann schon mindestens 60 Punkte Rückstand auf den Cut. Ihr seht, auch diese Gruppe hat noch sehr realistische Chancen, auch wenn Newmans Sieg in Indianapolis bisher keine große Veränderung gebracht hat, weil vor ihm ja noch andere Anspruch auf die Wildcards haben. Vor allem für den selbstverschuldet gebeutelten Kurt Busch würde mich aber eine Chase-Teilnahme freuen und auch McMurray oder Almirola könnten für Earnhardt-Ganassi Racing bzw. Richard Petty Motorsports etwas Momentum reinholen.
In den verbleibenden sechs Rennen bis zu den Playoffs kann es hier noch eine ganze Menge Verschiebungen geben und wer jetzt rechtzeitig einen konstanten Schwung aufnimmt, der fährt am Jahresende mal mindestens zum Chase-Bankett in Las Vegas. Da nach Richmond für die letzten zehn Events auch die Punkte zurückgesetzt werden, ist sogar für den letzten Qualifikanten noch viel mehr drin. Erstmal hilft nur Abwarten und Tee trinken – und ich geh jetzt das schöne Wetter genießen!
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende.
Freitag, 02.08.
15:00 Uhr, Truck Series Final Practice, nicht im TV
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED (TV um 19 Uhr)
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
22:30 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
01:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, nicht im TV
Samstag, 03.08.
15:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
16:00 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
19:00 Uhr, Truck Series Rennen (Pocono Mountains 125), SPEED
23:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, nicht im TV
02:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (U.S. Cellular 250), ESPN2
Sonntag, 04.08.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (GoBowling.com 400), ESPN