Nur noch zwei Rennen bis zum Beginn des Chase und die Spannung steigt so langsam aber sicher ins Unermessliche. In Atlanta gab es außer einigen Tests bisher keine Gen6-Aktivität, was eine Vorhersage schwierig macht. Interessanter sind aber ohnehin die News der Woche sowie der Punktestand bei den Fahrern und dort bekommt man kein Blatt Papier zwischen Platz 8 und 13!
Der Atlanta Motor Speedway ist zwar das schnellste aller 1,5-Meilen-Quad-Ovale, aber nicht unbedingt das beliebteste. Trotzdem kann man es als kleinen Skandal bezeichnen, dass die Strecke in Hampton, Georgia 2011 ihr zweites Saisonrennen verloren hat, welches stattdessen an den Kentucky Speedway fiel. Nun geht es eben nur noch ein Mal pro Jahr auf dieses Oval, das mit 24 Grad Banking ganz ähnliche Bedingungen wie seine Schwesterstrecken in Charlotte oder Texas bietet. Das ist jedoch nicht immer ein Garant für spektakuläre Rennen, da meiner Meinung nach lange Grünphasen leider den meisten NASCAR-Rennen schaden, wobei die Langstreckenfreunde dies vermutlich anders sehen werden. Was uns am Wochenende erwartet, bleibt abzuwarten. Gespannt bin ich auf die Reifenwahl von Goodyear, welche laut Motorsport-Total erstmals einen speziellen Reifen für das Gen6 entwickelt haben, der in Atlanta auf der rechten Vorderseite besser mit der entstehenden Hitze fertigwerden soll. So wie man den Einheitsausrüster kennt, kann dies natürlich alles bedeuten:
Vielleicht ergibt sich ein ansprechendes Side-by-side-Racing, wie Brad Keselowski aufgrund des angeblich verbesserten Grips vermutete. Eventuell sehen wir aber auch langweilige Trains, weil die Reifen einfach zu gut und zu lange halten und daher keine großen Unterschiede in den Rundenzeiten produzieren. Dann gibt es noch Fall 3, die unerwünschte Variante, die mit dem Stichwort „Indianapolis“ ausreichend beschrieben ist. In Anlehnung an einen früheren Slogan einer bekannten Wrestling-Liga: Alles ist möglich in der WWF Atlanta! Lassen wir uns einfach überraschen und hoffen das Beste.
An der momentanen Situation in der Punktetabelle der Fahrer kann es jedenfalls nicht liegen, dass wir ein wenig unterhaltsames Rennen sehen, denn nach wie vor geht es in den Top 15 äußerst eng zur Sache. Ein Blick auf die Driver-Points offenbart, dass Jimmie Johnson und Clint Bowyer schon zwei Rennen vor Beginn des Chase als Punktehamster in den Playoffs stehen. Zudem hat Matt Kenseth durch seinen fünften Saisonsieg in Bristol ein Finalticket gelöst, doch natürlich möchte auch er im Chase seine mittlerweile 15 Bonuspunkte einsetzen. Das darf er bekanntlich nur, wenn er sich unter den Top 10 qualifiziert und hier lautet die magische Nummer für einen vorzeitigen Playoff-Einzug nach diesem Wochenende 49. Jeder Fahrer, der nach Atlanta – und vor Richmond – 49 oder mehr Punkte vor dem Cut liegt, ist fest dabei, egal was passiert. Kenseth verfügt auf Rang 6 derzeit über ein Polster von 55 Zählern.
Die Plätze 3 bis 5 belegen im Moment Carl Edwards (+87), Kevin Harvick (+79) und Kyle Busch (+58), welche ja schon seit einigen Wochen als mehr oder weniger sicher gehandelt werden. An diesem Wochenende werden sie dann wohl den Sack zumachen, wenn sie nicht gerade einen kapitalen Motorschaden erleiden. Bei Kurveneingangsgeschwindigkeiten von über 200 mph bleibt hier also ein gewisses Restrisiko.
Absolut keine Fehler dürfen sich Dale Earnhardt Jr. (+33), Kasey Kahne (+20), Greg Biffle (+17) sowie Joey Logano (+4) auf den Rängen 7 bis 10 erlauben und das gilt vor allem für Junior, der zunächst in zwei der letzten drei Rennen massiv an Vorsprung einbüßte, in Bristol aber zum Abschluss einer turbulenten Nacht wieder knapp die Top 10 enterte. Mal sehen, wie gütig ihm die geliebte obere Linie an der Mauer entlang an diesem Wochenende in Atlanta sein wird. Im Gegensatz zu den anderen drei genannten Piloten kann sich Earnhardt zudem nicht auf einen Saisonsieg verlassen. Hier steht Kahne mit deren zwei im Moment auf wirklich festem Boden.
Die ersten Anwärter außerhalb der Top10 sind drei äußerst interessante Figuren, welche außerdem alle noch keine Fahrt in die diesjährige Victory-Lane vorweisen können: Der amtierende Meister Brad Keselowski (-4) führt eine wahnsinnig enge Gruppe mit Kurt Busch (-6) und Jeff Gordon (-11) an. Für diese Piloten geht es nun um alles oder nichts. Jeder Fehler bedeutet das Ende aller Chase-Hoffnungen, genauso wie ein Sieg die Teilnahme an den Playoffs in mehr als greifbare Nähe bringt. Während eine Nichtqualifikation von Gordon und Keselowski vor allem ein Spiegelbild ihrer 2013er-Saison darstellt, wäre dies für Busch im kleinen, aufstrebenden Team von Furniture Row Racing bei der derzeitigen Performance absolut schade.
Das folgende Duo bestehend aus Martin Truex Jr. (-22) und Ryan Newman (-26) weist schon einen kleinen Abstand auf und muss vor allem darauf hoffen, dass die Saisonsieger innerhalb der Top 10 auch dort bleiben. Sobald Kahne, Biffle oder Logano über den Cut rutschen, ist es für mindestens einen der beiden Piloten im Hinterfeld vorbei. Truex und Newman müssen nun entweder zwei sehr konstante Ergebnisse einfahren oder einen zweiten Saisonsieg „abstauben“. Beide Fahrer haben gefühlt mehr zu verlieren als Keselowski, Busch und Gordon, könnten sich mit einem weiteren Erfolg aber schneller und besser in Szene setzen als die vorgenannten Piloten.
Schaut man sich die Situation von weitem an, dann fällt auf, dass (realistisch betrachtet) noch neun Fahrer um die letzten vier Plätze im Chase kämpfen. Diese liegen 59 Punkte auseinander und belegen die Ränge 7 bis 15 in der Meisterschaft.
Viel Potenzial für Aufregung besitzt derzeit übrigens nicht nur die Meisterschaftstabelle, sondern auch die derzeitige Nachrichtenlage und insbesondere die Silly-Season. Da wir schon spät im Artikel sind, fasse ich mich auch kurz! ;o)
– Kurt Busch wechselt ab 2014 zu Stewart-Haas Racing, die für ihn ein viertes Auto mit Sponsoring von Haas Automation und der #00 auf die Räder stellen werden. Etwas merkwürdig erscheint für mich der Zeitpunkt dieses ganzen Transfers. Während Tony Stewart zu Hause mit einem gebrochenen Bein im Bett liegt und (mit Ausnahme seines Körpers) nie ein Fan der schnellen Expansion war und ist, übernimmt im Hauptquartier der Teilhaber Gene Haas still und heimlich die Führung des Teams. Ich frage mich, wie sehr Tony hier tatsächlich übergangen wurde. Wie blöd die Situation für Ryan Newman sein dürfte, davon rede ich jetzt mal nicht. Es wurde zumindest bei seiner Entlassung klar gesagt, dass das Team noch nicht für einen vierten Wagen bereit sei. Autsch!
– AJ Allmendinger unterschrieb einen Dreijahresvertrag bei JTG Daugherty Racing und wird ab 2014 die #47 fahren, welche er ja schon in dieser Saison ab und zu auf die Strecke führte. Bobby Labonte ist damit ohne Cockpit für das nächste Jahr und dürfte mit Ryan Newman um die #78 von Furniture Row Racing konkurrieren.
– Earnhardt-Ganassi Racing wird wohl Kyle Larson ab 2014 im Sprint Cup einsetzen. Ob es so klug ist, dass Larson direkt eine Vollzeit-Saison in der #42 bekommt, ist mehr als fraglich. Gerade bei Juan Pablo Montoya (und mit Abstrichen auch bei Joey Logano) hat man gesehen, dass viel Erfahrung notwendig ist, die man lieber in den unteren Klassen sammelt. Larson hat noch keine komplette Nationwide-Saison absolviert und sollte meiner Meinung nach lieber für zwei Jahre einen Veteranen wie Mark Martin zur Seite gestellt bekommen, der mit ihm Erfahrung und Cockpit teilt. Ich habe die Befürchtung, dass Chip Ganassi in seinem Wahn dieses Riesentalent verheizen könnte.
– Harry Scott hat – wie schon lange vermutet und trotz diverser Dementis – tatsächlich Phoenix Racing gekauft und wird seinen Nationwide-Piloten Justin Allgaier an den Sprint Cup heranführen. Schon 2013 bezahlt Sponsor Brandt drei Rennen in Chigacoland, Charlotte und Talladega. Die übrigen Rennen des Jahres teilen sich andere Piloten, da ist noch nichts bekannt. Das Team und sämtliche Kooperationsverträge mit anderen Organisationen bleiben mit Ausnahme des Crew-Chiefs unangetastet.
– In other news: Martin Truex Jr. (gebrochenes Handgelenk) hat sich ebenso wie Denny Hamlin (angeschlagener Daumen) in Bristol verletzt. Beide können im Gegensatz zu Bobby Labonte aber wenigstens antreten, denn der hat sich bei einem Sturz vom Fahrrad drei Rippen gebrochen. Auf diesem Wege möchte ich noch beste Genesungswünsche an alle angesprochenen Verletzten richten.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende.
In dieser Woche sind zwar alle drei nationalen NASCAR-Rennserien unterwegs, wieviel der geneigte Fan davon allerdings wirklich im TV sehen kann, ist fraglich. Die Truck Series fährt im kanadischen Mosport seit langem mal wieder ein Rundkursrennen, das dürfte recht interessant werden, jedoch gibt es auf FOX Sports 1 lediglich das Rennen am Sonntag davon zu sehen. Außerdem fällt auf, dass viel Streckenaktivität in Atlanta bei FOX Sports 2 gesendet wird und ob dieser Sender ebenso „leicht“ über die entsprechenden Streaming-Dienste zu empfangen ist wie das einstige SPEED, wird sich am Wochenende erst zeigen müssen.
Freitag, 30.08.
17:30 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
20:30 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
23:00 Uhr, Nationwide Series Practice, FOX Sports 2 (im TV um 3 Uhr)
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FOX Sports 1 (im TV um 1 Uhr)
Samstag, 31.08.
15:30 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
16:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, FOX Sports 2
18:00 Uhr, Truck Series Final Practice, nicht im TV
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 2
22:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, FOX Sports 2
23:00 Uhr, Truck Series Qualifying, nicht im TV
00:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FOX Sports 2
01:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Great Clips-Grit Chips 300), ESPN2 ab 1 Uhr
Sonntag, 01.09.
19:30 Uhr, Truck Series Rennen (Chevrolet Silverado 250), FOX Sports 1 ab 19 Uhr
01:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AdvoCare 500), ESPN ab 1 Uhr