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NASCAR: Vorschau Phoenix November 2013

von KristianStooss
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Wir befinden uns mitten in der heißen Phase der Meisterschaft und am Sonntag könnte in Phoenix sogar schon eine Vorentscheidung im Chase fallen. Jimmie Johnson konnte sich ausgerechnet in Texas ein kleines Polster auf Matt Kenseth herausfahren, während die anderen Verfolger jetzt quasi aus dem Rennen sind.

advo500_phoenix logo_finalZunächst möchte ich um Entschuldigung bitten, dass die NASCAR-Vorschau in dieser Woche so spät erscheint. Ich habe es neben der Arbeit zeitlich leider einfach nicht früher geschafft, was mir aber nun wiederum eine interessante Möglichkeit bietet: Am gestrigen Freitag gingen in Phoenix bereits das erste Freie Training sowie die Qualifikation über die Bühne, weshalb ich nun einen gewissen Informationsvorsprung für die Bewertung der Kräfteverhältnisse im Chase besitze. Bevor wir uns die Ergebnisse der ersten Fahraktivitäten anschauen, möchte ich allerdings zunächst kurz die Strecke vorstellen, auf der am Sonntag gefahren wird. Später folgen dann noch ein paar kleine mathematische Spielereien bezüglich des aktuellen Standes in der Meisterschaftstabelle.

Die V8-Motoren bullern an diesem Wochenende auf dem Phoenix International Raceway in der Wüste von Arizona, weshalb für das Rennen exzellente äußere Bedingungen zu erwarten sind. So beträgt die derzeitige Regenwahrscheinlichkeit 0% bei lauschigen 31 °C Lufttemperatur und einer leichten Bewölkung. Doch nicht nur das Wetter ist aufgrund der räumlichen Lage auch im Februar oder November immer außergewöhnlich gut, auch die Strecke selbst ist es, denn das felsige Grundstück machte den Bau des 1-Meilen-Ovals in einer symmetrischen Form nämlich praktisch unmöglich. Phoenix erinnert daher mit seinem offensichtlichen Buckel so in etwa an den Glöckner von Notre Dame in Asphaltform.

Diese charakteristische Biegung auf der Gegengerade, die im Zuge der letzten Neukonfiguration 2011 weiter herausgearbeitet wurde, bezeichnet man im NASCAR-Jargon als „dog leg“. Die Kurvenüberhöhung von 10 bis 11 Grad nutzen allerdings nicht alle Fahrer aus und fahren stattdessen lieber komplett vom Banking herunter und der alten Streckenführung nach, über die man tatsächlich legal abkürzen darf. Die Rückfahrt auf die Kurvenüberhöhung vor Turn 3 gestaltet sich dann jedoch oft derart holprig, dass es gerne mal zu seitlichen Rammstößen mit der Konkurrenz kommt. Verliert ein Fahrer hier sein Auto aus der Kontrolle und räumt jemanden unabsichtlich ab, werden schnell neue „persönliche Freundschaften“ geschlossen. Ein gutes Beispiel ist sicherlich der legendäre Dauerlauf aus dem letzten Jahr von Clint Bowyer zur Garage von Jeff Gordon.

Um kurz die Streckencharakteristik zum Abschluss zu bringen: Turn 1 und 2 sind aufgrund des besonderen Layouts etwas enger geschnitten und daher analog zum „dog leg“ mit 10 bis 11 Grad überhöht. Die beiden weiteren Kurven 3 und 4 kommen dagegen mit nur 8 bis 9 Grad aus, wobei dieses variable Banking ebenfalls 2011 eingeführt wurde und seitdem eine Menge Side-by-Side-Action ermöglicht. Wie immer auf den Shorttracks kommt der Track-Position eine besondere Bedeutung zu, die man jedoch ungern in beinharten Kämpfen auf der Strecke erobert. Stattdessen gibt man sich beim nächsten Boxenstopp mit zwei neuen Reifen zufrieden und versucht, die besser ausgestattete Konkurrenz irgendwie hinter sich zu halten. Die derzeitigen Goodyear-Mischungen lassen diese Strategie bedenkenlos zu und mich würden in Phoenix selbst Left-Side-Only-Calls nicht überraschen.

Das vorhergesagte Wetter am Sonntag macht es notwendig, den Wagen auch während des Rennens stets an die herrschenden Bedingungen anzupassen. Schieben sich Wolken vor die Sonne, sinkt die Streckentemperatur und der Grip erhöht sich. Dazu kommt in der Wüste auch immer etwas Staub, der den Asphalt am Anfang eines Rennens sehr rutschig macht. Also quasi Nachtrennen-Feeling für die Crew-Chiefs, obwohl unter der Sonne gefahren wird. Am besten kommen bekanntlich Jimmie Johnson und sein Stratege auf dem War-Wagon mit solchen Veränderungen klar, und Johnson bewies am Freitag gleich mal, wie gut die Truppe um Chad Knaus schon im Vorfeld gearbeitet hatte: Nicht weniger als die Bestzeit im ersten Freien Training und ein neuer Streckenrekord im Qualifying waren die Top-Resultate der #48. Zudem kann Johnson bereits auf vier Siege in den sehr erfolgreichen Jahren von 2007 bis 2009 zurückblicken.

Sein direkter Verfolger Matt Kenseth schwamm dagegen am Freitag eher an der Spitze mit und holte sich nach einem soliden sechsten Platz im Training nur Startposition 14, was am Sonntag zunächst eine kleine Aufholjagd durch die umkämpften Top 10 notwendig macht. Wie schnell man sich da im Verkehr nach einem Restart zum Beispiel im „dog leg“ verzetteln kann, hatte ich eingangs erwähnt. Kenseth gewann in Phoenix zudem bisher nur ein einziges Rennen und das war 2002 in einem Ford von Jack Roush. Im Toyota traue ich ihm jedoch deutlich mehr zu, das beweisen nicht zuletzt seine Gibbs-Teamkollegen, die sich am Freitag durchgehend in den Top 9 halten konnten. Ein Top-5-Resultat für Kenseth ist am Sonntag Pflicht, will er noch eine Chance haben, wenn es in der nächsten Woche zum Saisonfinale nach Homestead geht.

Interessantes offenbart auch ein Blick auf die Ergebnis-Statistik der beiden direkten Kontrahenten: Jimmie Johnson (6) und Matt Kenseth (7) sind mit ihren zahlreichen Saisonsiegen klar das erfolgreichste Duo in diesem Jahr, denn hier können die abgeschlagenen Verfolger Kyle Busch (4) und Kevin Harvick (3) eindeutig nicht mithalten. Ein deutlicher Unterschied zeigt sich dagegen bei den Top-5/10-Resultaten der beiden Piloten, wo ausgerechnet der sonst so konstante Kenseth (11/19) das Nachsehen hinter Johnson (15/22) hat. Die drei DNFs des Gibbs-Piloten können ebenfalls erklären, woher der – wenn auch winzige – Rückstand hinter der #48 stammt, die nur einmal das Rennen nicht beenden konnte.

Apropos Rückstände und Punkte: Die beiden Titelfavoriten Jimmie Johnson und Matt Kenseth sind nur durch magere sieben Zähler voneinander getrennt, welche „noch“ Five-Time in Texas auf die #20 herausfahren konnte. Davor herrschte ja bekanntlich eine Woche lang Gleichstand, was für das Rennen in Homestead sicherlich ein wünschenswerter Zustand als Ausgangslage wäre. Die Verfolger sind mathematisch übrigens bereits jetzt ab Joey Logano (2x 48 > 91) auf Platz 9 aus der Entscheidung draußen. Neben Logano betrifft dies Kurt Busch, Carl Edwards, Ryan Newman und Kasey Kahne, die sich eine große Gabel von Brad Daugherty abholen dürfen.

Die magische Punktzahl vor dem Saisonfinale in Homestead lautet 48 (43 + 3 Bonus für den Sieg + 1 Most Lead-Laps + 1 Lead-Lap) und hier sind auch alle Fahrer hinter Kevin Harvick (-40) auf Platz 3 nach Phoenix angeschmiert, denn Kyle Busch (-52), Dale Earnhardt Jr (-62), Jeff Gordon (-69), Clint Bowyer (-69) und Greg Biffle (-73) müssen unter die genannte Marke kommen, um ihre minimalen Chancen aufrecht zu erhalten. Allerdings ist das nur noch mathematische Spielerei, denn wenn nichts komplett Unvorhergesehenes oder Abgefahrenes passiert, machen Jimmie Johnson und Matt Kenseth die Meisterschaft unter sich aus.

Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende. Außerdem verlinke ich noch die Ergebnisse der bereits gelaufenen Sessions im Sprint Cup, sprich das erste Freie Training sowie die Qualifikation bzw. Startaufstellung.

Samstag, 09.11.
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
18:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, FOX Sports 1
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FOX Sports 1
22:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (ServiceMaster 200), ESPN2 / Motors TV ab 21:30 Uhr

Sonntag, 10.11.
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AdvoCare 500), ESPN / Motorvision TV ab 20 Uhr

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