Es wurde viel spekuliert, seit heute ist es amtlich. Die NASCAR hat den kompletten Chase auf den Kopf gestellt und mit einem neuen Reglement versehen. Das neue Format stösst nicht auf ungeteilte Freude.
Man kann sich eigentlich über den Chase in den letzten Jahren nicht beklagen. Zwar hat Jimmie Johnson die meisten Chase-Entscheidungen gewonnen und auch das letzte Jahr war nicht so spannend. Aber dafür gab es die sensationelle Entscheidung zwischen Tony Stewart und Carl Edwards oder den Sieg von Brad Keselowski. Aber vor allem das Jahr 2011, als Tony Stewart und Carl Edwards punktgleich aus dem letzten Rennen kamen, hat es der NASCAR wohl angetan. Das neue Format zielt auf ein Shoot-Out Format ab, dass die Spannung verbessern soll. Gleichzeitig sollen Siege mehr belohnt werden.
Und so sieht das neue Format aus:
– Wie bisher wird es nach 26 Rennen einen Schnitt geben. Die letzten 10 Rennen gehören dem Chase.
– Statt 12 können nun 16 Fahrer in den Chase kommen.
Wer kommt in den Chase?
Jeder Fahrer, der ein Rennen gewinnt, ist automatisch für den Chase qualifiziert. Ebenso ist der Fahrer qualifiziert, der nach 26 Rennen die Tabelle nach Punkten anführt, auch wenn er keinen Sieg hat. Sollten sich mehr als 16 Fahrer für den Chase qualifizieren, kommen die Piloten in den Chase, die die meisten Siege haben. Haben zum Beispiel 18 Fahrer einen Sieg, entscheidet der Punktestand. Auch wenn weniger als 16 Piloten einen Sieg haben (was eher wahrscheinlich ist), entscheidet der Punktestand.
Die Fahrer, die in den Chase kommen, bekommen 2000 Punkte und 3 Punkte für jeden Sieg, den sie in den ersten 26 Rennen errungen haben.
Der neue Chase
Ab 2014 gibt es ein Shootout zwischen den 16 Fahrern. Der sieht wie folgt aus:
Rennen 27, 28 und 29 – Challenger Round
Jeder Fahrer, der ein Rennen gewinnt, kommt automatisch in die nächste Runde. 12 Fahrer werden insgesamt die nächste Runde erreichen. Die keinen Sieg errungen haben, qualifizieren sich über die Punkte. Die 12 Piloten, die weiter gekommen sind, bekommen für die nächste Runde 3000 Punkte.
Rennen 31, 31 und 32 – Contender Round
Wieder fliegen vier Fahrer aus dem Chase, es gelten die gleichen Regeln wie in der Vorrunde. Am Ende bleiben acht Piloten übrig.
Rennen 33, 34, 35 – Eliminator Round
Erneut erwischt es vier Piloten, auch hier gelten die Regeln der Vorrunden. Es bleiben vier Piloten übrig.
Rennen 36 – First-to-the-Finish Championship Finale
Das Rennen in Homestead entscheidet die Meisterschaft. Die Regeln sind einfach: Derjenige, der vier Piloten, der am Ende die beste Position im Rennen erlangt hat, ist NASCAR Champion.
Die Fahrer, die aus dem Chase fallen, bekommen wieder 2000 Punkte (plus jene, die sie im Chase herausgefahren haben) und kämpfen um P5 in der Meisterschaft. Hier geht es ja noch um eine Menge Geld.
Fazit:
Das klingt, auf den ersten Blick, für den Chase recht spannend. In jedem Rennen geht es also um alles, das letzte Rennen entscheidet dann die Meisterschaft. Es geht nicht mehr um Siege oder Bonuspunkte, sondern nur noch um die beste Position im letzten Rennen. Wer in der ersten Runde einen Sieg einfährt, kann sich in den nächsten zwei Rennen aus allem raushalten. Alle anderen müssen um die ersten 12, 8 oder 4 Positionen kämpfen.
Und genau da klinken sich die Kritiker ein, denn damit würde das gesamte System der NASCAR komplett entwertet. Es geht nicht mehr um Konstanz, sondern um Glück. Man kann theoretisch 35 Rennen gewinnen, aber wenn man im letzten Rennen ein Reifenschaden hat, wird jemand anders Meister.
Das klingt unfair – was es auch ist. Und es entwertet die gesamte Saison. Die Meisterschaftslotterie hätte die NASCAR noch erweitern können, wenn das letzte Rennen nach Talladega verlegen würde. Natürlich ist es immer noch wichtig, über die gesamte Saison konstant zu sein. Wer allerdings eines der ersten fünf Rennen gewinnt, kann sich normalerweise den Rest der Saison zurücklehnen und verschiedene Dinge am Auto ausprobieren.
Die neuen Regeln sind nicht unbedingt nur für die Fans gemacht. Sie zielen auf das Fernsehpublikum ab und sichern die neuen Rechteinhaber von NBC ab. Man hofft, dass die Zuschauer im Herbst, wenn die NFL läuft und die MLB ihre World Series austrägt, mehr in Richtung NASCAR schielen. Die künstlich aufgebaute Spannung durch den Shootout soll Fans und Werbekunden gleichermaßen befriedigen.
Ich bin da skeptisch. Die Idee kann schnell in die Hose gehen. Es kann durchaus passieren, dass am Ende Tevor Bayne, Kyle Larson, Brian Vickers und Paul Menard übrig bleiben. Auch wenn das unwahrscheinlich ist, die Möglichkeit, dass schon früh Top-Favoriten rausfallen, ist groß. Auf der anderen Seite: Hätte man die Regeln im letzten Jahr schon angewendet, wäre Dale Earnhardt jr. Meister geworden. Was den meisten Fans und der NASCAR vermutlich gefallen hätte.
Die neuen Regeln bieten auch kleinen Teams eine Chance. Mit zwei Rennen in Daytona, einem in Talladega und den Rennen in Sonoma und Watkins Glen gibt es vier Chancen für Fahrer, die sonst eher nicht für einen Sieg in Frage kommen. Marcus Ambrose wird es freuen. Das bedeutet, dass der Chase nicht mehr nur aus den „üblichen Verdächtigen“ besteht, sondern auch Piloten reinkommen werden, die man sonst eher im Hinterfeld antrifft.
Mehr Piloten, die um eine Chance im Chase kämpfen, bedeutet auch, dass es einige geben wird, die mehr Risiken eingehen. Die NASCAR geht davon aus, dass es gerade in den letzten Rennen hart zugehen wird. Man will „Contact“ sehen, aber natürlich im Rahmen der Regeln. Oder so.
Das neue Format hat Vor- und Nachteile. Die „alteingesessenen“ NASCAR-Fans haben schon aufgeheult, werden aber vermutlich stiller werden, sollte Junior im Chase lange unterwegs sein. Auf der anderen Seite werden die Rennen in der Saison etwas entwertet und es geht nicht mehr allein darum, möglich sauber durch die Saison zu kommen. Der Charakter der NASCAR verändert sich mit den neuen Regeln grundlegend.
Was denkt ihr? War es eine richtige Entscheidung der NASCAR, sich neu auszurichten?
7 Kommentare
Wie schon im Chat geschrieben:
Ich wünsche der Nascar 16 Siegfahrer und auf P2 liegt einer 1 Punkt hinter P1 ohne Sieg (am besten Jr)… ich würde sowas von lachen… dann fahren die Südstaatler nach Charlotte und fackeln das Hauptquatier ab.
Spaß bei Seite… ich verstehe Nascar und wieso sie es machen, aber das kann ziemlich in die Hose gehen und ich weiß nicht ob bei einem Meister Menard beispielsweise so viel glückliche Gesichter erzeugen würde. Und man kann wohl nicht in 1 oder 2 Jahren schon wieder eine solch große Änderung durchführen.
Ein Vergleich fällt mir allerdings schon ein. Die Fußball-WM und zwar wenn man die Quali einbezieht. Da gibt es auch Teams die theoretisch Teams mit 32 spielen zum Titel und am Ende kommt es eigentlich nur auf genau 1 Spiel an.
Von der Idee her gefällt es mir nicht, aber vielleicht hat Nascar ja ein wenig Glück mit den Teilnehmern und auch mit der Prognose, der etwas härteren Rennenschlussphasen.
Man will einfach, dass JJ nicht wieder Meister wird, denn in Homestead hat er noch nie geglänzt. :D Allerdings musste er es aufgrund der Punktesituation auch selten.
2014, das Jahr in dem ich weniger Sprint Cup und mehr Nationwide und Truck Series gucke. Danke für die Förderung der unteren Klassen liebe NASCAR.
In einer Serie in der 36 Rennen, teilweise über 500 Meilen gefahren werden, ein Art Play-Off einzuführen war für mich schon immer ein Widerspruch, aber das hier ist einfach nur ein schlechter Witz. Man kann nicht auf Knopfdruck Finale wie das von Tony Stewart vs Carl Edwards 2011 kreiern ohne dabei den Wert der anderen Rennen unnötig den Bach runtergehen zu lassen.
Was für’n Käse! Wenn man denn schon unbedingt am Ende künstlich Spannung reinbringen will, hätte man halt bei Chase-Halbzeit noch mal einen Cut gemacht. Aber da drei Mal drei Rennen abzuhalten, um vier Fahrer zu ermitteln, die dann am Ende im dümmsten Fall den Sieger auswürfeln – na vielen Dank! Die letzten Jahre haben doch gezeigt, dass das Format meist spannend war. Aber „meist spannend“ reicht ja nicht, es muss dramatisch sein, und zwar jedes Jahr.
Also ich kann mich damit vorläufig überhaupt nicht anfreunden. Das wird mir alles zu sehr zur Show. Wo ist das bitte noch Sport? Es kann doch nicht sein, dass man in irgendeiner dieser „Eliminierungsrunden“ einen Ausfall hat und dann schon so gut wie raus ist., sofern man vorher keinen Sieg geholt hat.
Also mit dem alten Format, dass die Top 10 plus 2 Wildcards in den Chase kamen, konnte ich mich ja noch anfreunden. So entwickelt sich das ganze immer mehr zu einer lächerlichen Show.
Völliger Nonsens dieses neue Format, meine Meinung dazu!
[…] der NASCAR geht es vor dem Start in die Saison auch zur Sache. Die Änderungen am Chase haben wir hier dokumentiert. Kurzgefasst: Es gibt ein Shootout von vier Fahrern im letzten Rennen, der Gewinner hat den Titel, […]
[…] im Detail anschauen möchte, kann das anhand dieses FAQ-Sheets (PDF) der NASCAR tun. Außerdem hat Don direkt nach der Bekanntgabe einen schönen Artikel dazu […]
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