Super Sache: Auf geht’s nach Talladega, wo das zweite Restrictor-Plate-Rennen des Jahres nach dem Daytona 500 wartet. Dabei kommt zum ersten Mal auf einem Superspeedway das Gruppen-Qualifying-Format zur Anwendung – ein weiterer Grund, sich auch das Rahmenprogramm ausführlich zu Gemüte zu führen.
Normalerweise ist Pack-Racing bei 200 mph schon Grund genug, am Wochenende möglichst viel Talladega ins heimische Wohnzimmer zu holen. Bisher störten nur die Single-Car-Runs zur Vorbereitung auf das Einzelzeitfahren ein wenig die V8-Harmonie, doch dies ändert sich ab sofort. Zum ersten Mal wird das neue Qualifying-Format auf einem Superspeedway ausprobiert und somit besteht keine Notwendigkeit mehr, alleine auf der Strecke unterwegs zu sein. Es zählt nur noch, wie gut sich das Auto im großen Drafting-Paket bewegt, weshalb schon am Freitag ausschließlich Windschatten-Racing erwartet wird. Als einzige Unklarheit gilt derzeit die Größe der Pulks: Lohnt es sich eher, in kleineren Gruppen unterwegs zu sein, in denen die Dynamik überschaubarer ist, oder werden 47 Autos gleichzeitig versuchen, die schnellste Zeit in den Asphalt zu brennen.
Größere Gruppen bieten zwar mehr Windschatten, jedoch zwingen kleinere Bewegungen die Piloten im Feld unter Umständen, kurzzeitig vom Gas zu gehen, was bei der Zeitenjagd natürlich eher kontraproduktiv ist. Nicht komplett ausschließen würde ich auch die Two-Car-Trains, es sei denn, das Verbot des durchgehenden Anschiebens gilt schon für das Qualifying. Das Problem des Überhitzens hält sich auf ein bis zwei fliegenden Runden definitiv in Grenzen und wir wissen ja, wie schnell so ein Verbund aus nur zwei Fahrzeugen werden kann; 5 mph auf ein volles Drafting-Feld sind da keine Seltenheit. Bleibt neben der Regelauslegung noch die Frage, ob die Stoßstangen ausreichend gegeneinander passen. Grund genug also, schon am Freitag die gängigen Streams zu bemühen und die Arbeit und Strategien der Teams auf dem Weg zur Bestzeit zu verfolgen. Ob auch die NASCAR-Offiziellen eingreifen müssen?
Zuletzt mussten sie das am vergangenen Wochenende, nachdem Casey Mears von Marcos Ambrose mit einen wuchtigen Schwinger fast niedergestreckt wurde. Die beiden Kontrahenten hatten sich nach dem Rennen in Richmond in die Haare bekommen und Mears tauchte am nächsten Tag mit einem blauen Auge wieder auf. Die NASCAR setzte unter der Woche beide Fahrer auf Bewährung und brummte ihnen zusätzlich Geldstrafen in Höhe von 25.000 (Ambrose) bzw. 15.000 (Mears) US-Dollar auf. Meiner Meinung nach war das keine gute Idee, da man an dieser Stelle wieder die vor einigen Jahren ausgelobte „Boys, have at it!“-Regelung relativiert. Jamie McMurray drückte es korrekt aus, als er sagte, dass es ihm nicht 25.000 Dollar wert sei, seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Die NASCAR tut sich definitiv keinen Gefallen damit, nur noch auf PR-gedrillte Zombies in der Garage zu setzen.
Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zur vergangenen NASCAR-Woche zu sagen, außer dass Juan Pablo Montoya für Penske Racing in Michigan und Indianapolis einen dritten Ford mit der Startnummer 12 pilotieren wird. Irgendwie wäre es passend, sich den ersten Oval-Erfolg zu holen, wenn der Druck von den Schultern ist, jeden Sonntag abliefern zu müssen. Die drei Saisonsiege der Penske-Jungs Brad Keselowski und Joey Logano zeigen zudem, dass Montoya in diesem Team beste Chancen hat, einen weiteren Haken auf seiner Checkliste zu ziehen.
Jetzt habe ich übrigens schön abgelenkt und mich damit ganz geschickt um einen Siegertipp für den Sonntag in Talladega gedrückt. Ganz ehrlich? Der Doppelsieg von Front Row Motorsports in der vergangenen Saison zeigte gut, dass ein Superspeedway-Rennen mehr oder weniger eine Lotterie 1:43 darstellt, auch wenn es natürlich gewisse Piloten gibt, denen aufgrund ihres Talents und mehrerer Siege auf diesem Streckentyp der Ruf eines Spezialisten vorauseilt. In den letzten Jahren fuhren vermehrt die Chevrolet-befeuerten Wagen mit Hendrick- oder Earnhardt-Childress-Power in die Victory-Lane, gemischt mit einem Spritzer Ford-Überraschung. Toyota konnte zuletzt 2008 mit Tony Stewart und Kyle Busch bei Joe Gibbs Racing beide Saisonrennen in Talladega gewinnen.
Wer also am Wochenende gegen einen bestimmten Fahrer wetten möchte, der soll das ruhig tun – weise ist das allerdings nicht. Am Ende gewinnen noch das Rookie-Duo Alex Bowman und Ryan Truex für BK Racing. Ganz ähnlich dem ehemaligen Motto einer bekannten Wrestling-Promotion: „Anything can happen on a Superspeedway!“. Nur Eines ist in den kommenden Tagen sicher: Die Regenwahrscheinlichkeit in Talladega beträgt Freitag, Samstag und Sonntag runde 0%.
Ein kleiner Tipp noch für alle NASCAR-Rookies: Im Streckenartikel zum Talladega Speedway und unserem FAQ-Artikel findet ihr auch Exkurse zu den Themen „Restrictor-Plates“ und Sicherheit auf Ovalen. Wie die alten Hasen bereits wissen, sind die V8-Boliden in Daytona und Talladega mit Luftmengenbegrenzern unterwegs, um die Geschwindigkeiten auf einem akzeptablen Level zu halten. Dieser Eingriff führt dann letztendlich zu den Windschattenschlachten mit 43 Autos bei 200 mph. Nur falls sich jemand wundern sollte, warum dies im Artikel nicht so richtig zur Sprache kam.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende.
Freitag, 02.05.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FOX Sports 1
00:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, FOX Sports 1
Samstag, 03.05.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FOX
21:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Aaron’s 312), ESPN ab 20:30 Uhr
Sonntag, 04.05.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Aaron’s 499), FOX / Motorvision TV ab 18:30 Uhr