Zum ersten Mal in dieser Saison geht es für die NASCAR auf eine Rundstrecke, wenn in Sonoma die V8-Motoren bullern. Nun sind die Spezialisten für die Road-Courses gefragt, sich ein Ticket für den Chase zu organisieren. Da in den letzten Jahren vor allem Oval-Spezialisten gewonnen haben, wird es am Sonntag interessant.
Zwei Mal im Jahr fährt der Sprint Cup nicht auf den sonst so gewohnten Ovalen, sondern begibt sich auf die eher in Europa üblichen Rundstrecken. Grund genug für den geneigten Fan, sich am Wochenende vor die Glotze zu schwingen, auch wenn die deutschen V8-Freunde sich in einer üblen Laune der Natur nicht dafür entschieden, Sonoma mit in die 26 vertraglich zugesicherten NASCAR-Übertragungen von Motorvision TV aufzunehmen. Stattdessen dürfen wir uns ausgerechnet auf TNT freuen, die den Road-Course in Kalifornien übertragen. Zur Entlastung des Kabelsenders muss ich jedoch sagen, dass mir die Fahrer-Portraits und die diversen Beiträge zu allerlei Technik (u.a. Laservermessung) sehr gut gefallen haben. Zumindest in der Vorberichterstattung hebt sich TNT im letzten Jahr seiner TV-Rechte-Inhaberschaft qualitativ von der Konkurrenz ab. Das Kommentatoren-Trio hat allerdings weiterhin Nachholbedarf.
Das Renngeschehen auf dem Sonoma Raceway sollte dies jedoch wie gewohnt mehr als wettmachen. Die NASCAR fährt im kalifornischen Weinland eine komplett eigene Variante der sehr vielseitigen Strecke, die so sonst nicht zum Einsatz kommt. Nach der kurzen Zielgeraden geht es gleich links den Berg hoch in eine teilweise zum Kurvenausgang abfallende Streckenpassage, die sich hinter einer unübersichtlichen Kuppe in den „Chute“ (dt. Rutsche) verabschiedet. Dort wird das IndyCar-Infield abgekürzt, weshalb die Cup-Boliden den Drag-Strip praktisch gar nicht zu Gesicht bekommen. Ein sehr interessant konfigurierter Turn 7 bzw. 7a bringt dann die erste Überholmöglichkeit, in der es im dichten Verkehr auch gerne mal krachen kann, wenn ein Fahrer denn ganz dringend am Vordermann vorbei möchte.
Ein weiteres, diesmal nahezu ebenerdiges Kurvengeschlängel führt die Piloten unter Auslassung der IndyCar-Schikane wieder zurück zum Beginn der Strecke, nicht jedoch ohne vorher die prominente Haarnadelkurve ins Spiel zu bringen. Turn 11 ist wohl eine der bekanntesten Abbiegungen im NASCAR-Kalender, hier kann man mit ordentlich Schweiß und Blei auf der Bremse die Führung einnehmen oder aber im Reifenstapel steckenbleiben. Sonoma ist wirklich sehr gut für ein NASCAR-Rennen geeignet, weil die schwerfälligen Stock-Cars genau die richtige Fahrphysik mitbringen, um trotz der vielen kurvigen Streckenabschnitte ausreichend Gelegenheit für Überholmanöver zu bekommen. Dass die Rundstrecke trotz ihrer Komplexität nicht nur eine Domäne der Road-Warriors ist, zeigen allerdings die letztjährigen Namen, die es in die Victory-Lane schafften.
Die letzten sechs Rennen nach dem Debüterfolg von Juan Pablo Montoya 2007 gewannen ausgerechnet Kyle Busch, Kasey Kahne, Jimmie Johnson, Kurt Busch und zuletzt zwei Fahrer von Michael Waltrip Racing in Person von Clint Bowyer und Martin Truex Jr. Das sind jetzt in der Tat nicht die Piloten, welche man abseits der Ovale an der Spitze des Feldes erwarten würde. Grundsätzlich kann man sich am Sonntag auf einen Quasi-Überraschungssieger einstellen, der jedoch schon während des Rennens seine Favoritenrolle unter Beweis stellen wird – packende Duelle und Überholmanöver in Turn 11 sind vorprogrammiert. Die Frage bleibt also nur, welches Team am Freitag mit dem richtigen Setup um die Ecke kommt, um das spannende Gruppen-Qualifying und das folgende Rennen in bester Ausgangsposition anzugehen.
Natürlich mischen zwischendrin wieder die Gaststarter mit, die in letzter Zeit allerdings nur noch von den kleineren Teams eingesetzt werden. Dazu zählen anno 2014 Boris Said in der #33 von Circle Sport und Tomy Drissi, der Joe Nemechek in der #66 von Jay Robinson Racing vertritt. Bei nur 43 Einschreibungen gehen am Sonntag aber immerhin alle gemeldeten Fahrer an den Start. Doch nicht nur der Sprint Cup geht dem Oval fremd, auch die Nationwide Series fährt auf der Rundstrecke. Die legendäre Road America lädt dabei bereits am Samstagabend Hochkaräter wie Trevor Bayne, Regan Smith, Chase Elliott, Alex Tagliani, Sam Hornish Jr. und Andy Lally ein. Eine Entry-List könnt ihr bei Jayski.com einsehen. Sehr enttäuschend ist natürlich, dass nur 37 von 40 startberechtigten Team gemeldet haben.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende.
Freitag, 20.06.
18:30 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
20:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, nicht im TV
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FOX Sports 1
Samstag, 21.06.
17:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FOX Sports 1
20:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Gardner Denver 200), ABC
Sonntag, 22.06.
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Toyota/Save Mart 350), TNT