Brad Keselowski war der Mann, den es in Kentucky zu schlagen galt. Fast 200 Führungsrunden absolvierte der Pilot vom Team Penske auf dem Weg zu seinem zweiten Saisonsieg, ehe es diese Woche auf den berühmten Superspeedway von Daytona geht. Erneut eine kombinierte Analyse/Vorschau von Steffen und Kristian.
Es gibt Rennen, da bin ich froh, wenn ich meinen Wecker überhöre und die Nacht stattdessen zum Schlafen nutze. So war es auch der Fall letzte Woche in der Nacht von Samstag auf Sonntag, als beim NASCAR Sprint Cup der 17. Saisonlauf in Kentucky zum Quaker State 400 auf dem Programm stand. Die Fans, die sich doch zur nächtlichen Stunde trotzdem vor den Bildschirm schleppten, wurden wahrlich nicht belohnt. Zu bestauen gab es eine dominierende Mannschaft von Team Penske, die um ein Haar fast jede Runde des Rennens angeführt hätte. Dabei war Brad Keselowski an diesem Renntag klar besser aufgelegt als sein Teamkollege Joey Logano, der in der Schlussphase noch von technischen Problemen heimgesucht wurde, aber immerhin noch einen neunten Platz einfahren konnte.
Damit war auch der einzig verbliebene Gegner für den Champion von 2012 geschlagen und Brad Keselowski holte sich in einer dominierenden Manier seinen zweiten Saisonsieg und ist damit fest für den Chase gebucht. Nur Kyle Busch machte es dem Penske-Piloten in der Schlussphase nochmal etwas schwerer, stellte an diesem Abend aber keine wirkliche Konkurrenz für die #2 dar. Keselowski ist der erste Fahrer, der auf der Buckelpiste von Sparta zum zweiten Mal gewinnen konnte. Sein erster Sieg stammt aus der Saison 2012, und wir wissen, wer damals als Meister das sonnige Homestead verließ. Vielleicht ist dieser Sieg ein kleiner Vorgeschmack auf das, was wir von „Bad Brad“ diese Saison noch erwarten können. Mit Penske hat er auf alle Fälle eines der aktuell besten Teams im Rücken und wenn das Team den aktuellen Trend aufrecht erhalten kann, dann könnten wir die #2 diese Saison erneut als Champion aus Homestead abreisen sehen. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Was bleibt uns sonst noch zum vergangenen Saisonlauf zu sagen? Die Strecke unterstrich ihren als sehr wellig bekannten Belag mit regem Funkenflug, auch ohne extra Titanplatten an den Autos. Einige Piloten beschwerten sich nach dem Rennen lautstark über die Asphaltdecke, die abseits der Ideallinie den Fahrzeugen so harte Stöße verpasste, dass die Fahrer dachten, dass etwas an ihren Vehikeln gebrochen sei. Generell war es ein Event mit vielen Verwundeten. So wurde die Großzahl der Cautions durch platzende Reifen und infolgedessen in die SAFER-Barriers einschlagende Fahrzeuge ausgelöst – und als Highlight oben drauf schnitt sich auch noch Brad Keselowski bei der Siegerehrung an einer hochgehenden Champagner-Flasche die Hand auf. Was lernen wir daraus? Kentucky ist gefährlich, für Mensch und Maschine. Damit befinden wir uns schon am Ende eines recht kurzen Rückblicks auf das Quaker State 400 2014. Nach dem Verweis auf das Rennergebnis übergebe ich an Kristian, der sich nun der Vorschau auf das Rennen in Daytona widmet.
„10-4“ sage ich da nur und übernehme von Steffen mit dem Hinweis, dass es auch in Daytona meist nicht ohne größere Blechschäden vonstattengeht. Das dritte Restrictor-Plate-Rennen des Jahres und zudem das einzige unter Flutlicht ist natürlich bekannt für Funkenflug auch ohne Titanplatten. Der mit Spannung erwartete Big-One wird vermutlich einige Fahrer und Teams schon vorzeitig aus der Entscheidung nehmen, was am Wochenende die Bühne für die kleineren Teams frei macht. Kurz zur obligatorischen Erklärung: Auf dem riesigen Daytona International Speedway sind die NASCAR-Teilnehmer natürlich nur mit Luftmengenbegrenzern unterwegs, welche die Motorleistung auf gut die Hälfte reduzieren. Damit möchten die Offiziellen die Geschwindigkeiten auf dem 2,5-Meilen-Oval einigermaßen in gelenkten Bahnen halten – sprich Tempo 200 (mph) maximal!
Diese gelten auf einem Superspeedway sowohl als Höchstgeschwindigkeit, als auch im Rundenschnitt, was eine weitere Finesse des Restrictor-Plate-Rennens hervorbringt: den Draft. Weil alle Wagen mehr oder weniger gleich schnell unterwegs sind, werden die Abstände zwischen den einzelnen Autos extrem gering. Im Zweifelsfall muss dann bei diesen Speeds auch schon mal physisch angeschoben werden, um die Position zu verteidigen. Dies mündet in atemberaubendem Racing, welches viele Fans überhaupt erst zur NASCAR gebracht hat. In Daytona und Talladega, dem anderen vergleichbaren Oval im Kalender, haben somit auch die Hinterbänkler mal eine Chance auf den Rennsieg, weil alle einfach unglaublich dicht beieinander fahren. Bewiesen haben dies zuletzt 2013 David Ragan und David Gilliland, die im Stile „David vs. Goliath“ die Platzhirsche mit einem Doppelsieg ausgekontert haben.
Ganz unterlegen sind die Top-Teams natürlich nicht, denn es gibt auch wahre Spezialisten, die sich in den stark überhöhten Kurven (hier mit 31 Grad) komplett zu Hause fühlen. So lieben es zum Beispiel Dale Earnhardt Jr. und Tony Stewart einfach anzunehmen, sie wären auf ihrem eigenen Hausdach bei über 300 km/h unterwegs. Junior ist seinerseits immerhin der Sieger des Daytona 500 vor einem halben Jahr und auch Stewart konnte auf dem Monstrum in Florida schon so fast alles gewinnen – nur eben nicht das „Great American Race“. Vorhersagen sind bei Restrictor-Plate-Rennen naturgemäß immer sehr schwer, weshalb ich auch hier keine Wette eingehen möchte. Ähnlich wie auf den Rundstrecken haben sich auch auf den Superspeedways in den letzten Jahren zunehmend die standardmäßigen NASCAR-Profis durchgesetzt. So gewann der sonst so glücklose Jimmie Johnson 2013 immerhin gleich beide Daytona-Rennen.
Anders als in Kentucky ist auch die Entry-List an diesem Wochenende wieder gut gefüllt. Gleich 44 Piloten werden sich auf die Jagd nach der Teilnahme in der Nacht von Samstag auf Sonntag begeben. Das Qualifying im neuen Format sollte man sich unter Restrictor-Plate-Bedingungen auf keinen Fall entgehen lassen. Die beiden Trainingssitzungen haben zwar bereits gestern stattgefunden, liefern jedoch aufgrund der nahezu identischen Grundschnelligkeit aller Teams meist keine Aufschlüsse. Abschließend verlinke ich noch die aktuellen Stände in der Fahrerwertung sowie bei den Team-Ownern und verabschiede mich mit dem TV-Programm für das (Rest-)Wochenende. Oh, und nur so nebenbei für alle Fans, denen es jetzt schon zu schnell ging: Wir starten nun bereits in die zweite Saisonhälfte!
Freitag, 04.07.
21:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, FOX Sports 1
23:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FOX Sports 1
01:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Subway Firecracker 250), ESPN2
Samstag, 05.07.
01:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Coke Zero 400), TNT & Motorvision TV (ab 00:30 Uhr)