Nach der zweiten von zwei kurzen NASCAR-Pausen (die ich natürlich ebenfalls für NASCAR genutzt habe), startet auf dem Indianapolis Motor Speedway der Schlussspurt über die letzten 17 Rennen der Saison. Was andere Rennserien als ein komplettes Jahr bezeichnen, sieht der Sprint Cup eher so als halbe Saison. Die Übertragung übernimmt nun wieder ESPN, die sich genau wie TNT im letzten Jahr ihres TV-Vertrags befinden.
Der offizielle Titel des Rennens ist wieder so einer für die ewige Galerie: „Crown Royal presents the John Wayne Walding 400 at the Brickyard powered by BigMachineRecords.com“ nennt sich die von der Popularität her zweitwichtigste Veranstaltung des Jahres in dieser Saison. Gemeinsam mit den Rennen in Texas teilt man in Indiana übrigens auch das zweithöchste Preisgeld nach dem Daytona 500 aus. Über mehr als 500.000 US-Dollar darf sich der Sieger am Sonntag freuen, dementsprechend voll ist auch die Entry-List mit 46 Meldungen. Neben dem überraschenden Bobby Labonte in der #37 von Tommy Baldwin Racing versuchen sich auch Juan Pablo Montoya (Penske Racing – #12 und Matt Crafton (RAB Racing – #29) zu qualifizieren. Für Montoya ist es die Fortsetzung der Jagd auf den ersten NASCAR-Ovalsieg, für den letztjährigen Truck-Champion Crafton wäre Indianapolis der erste Start überhaupt im Sprint Cup.
Beide Piloten verbindet zudem eine Geschichte mit der Strecke: Matt Crafton ist ein langjähriger Profiteur seines Menard-Sponsoring und die Familie Menard bezeichnet Indianapolis mehr oder weniger als ihr Heimrennen, obwohl sie eigentlich aus dem Fast-Nachbarstaat Winconsin stammt. Dies liegt nicht zuletzt im umfangreichen IndyCar-Sponsoring der 90er-Jahre begründet. Es wäre für Crafton sicherlich schön, am Brickyard seinen Einstand feiern zu dürfen. Dazu muss er sich wie Juan Pablo Montoya allerdings zunächst qualifizieren, was im Falle des letztgenannten Indy-Spezialisten aber vermutlich kein Problem sein dürfte. Auf keinem anderen Oval war Montoya bisher dichter an seinem ersten Sieg auf diesem Streckentyp dran. Leider schlug das Vorhaben immer mal wieder aufgrund seiner eigenen Ungeduld fehl, denn zu oft verschenkte er wichtige Track-Position oder auch die Führung durch Speeding in der Boxengasse.
Warum Juan Pablo Montoya gerade der Indianapolis Motor Speedway so liegt, ist nicht ganz leicht zu beantworten. Zum einen kennt er die Strecke in allen ihren Varianten und Grip-Levels vermutlich so gut wie kaum ein anderer Fahrer im Feld. Lediglich Tony Stewart (IndyCar-Champion 1997) und Jeff Gordon (immerhin eine F1-Showfahrt im Infield) sehe ich hier auf einem ähnlichen Erfahrungslevel. Für Danica Patrick reicht es da leider noch nicht ganz, sie wurde letztes Jahr auf dem Brickyard nur 30. Dagegen bin ich gespannt, was Kurt Busch bei seinem IndyCar-Ausflug vor kurzem dazugelernt hat. Zum anderen ist das Oval trotz seiner vier 90-Grad-Kurven schon so etwas wie ein verkappter Rundkurs. In vielen Interviews wurden die Fahrer nicht müde zu betonen, wie unterschiedlich alle vier Turns gefahren werden müssen. Gerade Busch sagte hierzu, dass man trotz des Layouts zu jeder Zeit wissen müsse, wo man sich auf der Strecke befände.
Schaut man sich die Ergebnislisten der vergangenen zehn Jahre genauer an, lassen sich auch prompt die genannten Verdächtigen dort aufspüren. Tony Stewart gewann in diesem Zeitraum zwei Rennen auf dem Brickyard, während Jeff Gordon nur einmal (insgesamt seit 1994 aber 4x) in die Victory-Lane fahren konnte. Den einzigen Sieg für Chip Ganassi Racing holte dann ausgerechnet Montoyas Teamkollege Jamie McMurray 2010. Am meisten profierte jedoch Jimmie Johnson vom großen Hendrick-Knowhow, da er seit 2006 immerhin 50% (in absoluten Zahlen: vier) aller Indianapolis-Ausgaben für sich entscheiden konnte. Dann stechen da noch die beiden „Lokalmatador“-Erfolge von Paul Menard (2011) und Ryan Newman (2013) hervor, wobei Letzterer sogar ein echter „Indianer“ ist. Auf einen Sieg von Hendrick Motorsports oder Stewart-Haas Racing zu setzen, erscheint mir als sichere Bank. Zudem führte an Hersteller Chevrolet in den letzten elf (!) Jahren kein Weg vorbei.
Obwohl es am letzten Wochenende eine kleine Verschnaufpause vor dem 17-Rennen-Sprint zum Saisonfinale nach Homestead gab, war es in der NASCAR-Welt keineswegs ruhig. So meldete sich Brian France, seines Zeichens NASCAR-Geschäftsführer, zu Wort. Zum einen hatte er zu verkünden, dass der 2015er-Kalender wohl im September erscheinen und nicht allzu revolutionäre Änderungen beinhalten werde. Zum anderen bezeichnete er die neu gegründete Race Team Alliance als „schlechte Idee“ und betonte, NASCAR werde nur per Rechtsanwalt mit der Gruppierung kommunizieren. Kein gutes Zeichen, wenn man bedenkt, dass ähnliche Formen der Gewerkschaftsbildung schon empfindliche Strafen nach sich gezogen haben. Nun werden die Offiziellen nicht 90% ihrer Rennteams vom weiteren Wettbewerb ausschließen, aber die Diktatur wird irgendwann um sich boxen und ein Exempel statuieren – vielleicht schneller als wir denken.
Dann erschien die Woche noch ein sehr interessanter Artikel im Sports Business Journal, die Stewart-Haas Racing begleitet haben, um die tatsächlichen Kosten eines NASCAR-Teams beziffern zu können. Diesen Artikel solltet ihr unbedingt lesen, er bietet spannende Einblicke nicht nur in die Kosten, sondern auch den wöchentlichen Rhythmus der zahlreichen Angestellten inkl. Flugreisen. Außerdem: Wer hätte gedacht, dass das „Sunoco Racing Fuel“ für die Teams an der Rennstrecke kostenlos bereitgestellt wird?
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende. Die letzten 17 Rennen übernimmt ESPN/ABC, für die anschließend eine Ära zu Ende geht. Ab 2015 übertragen dann FOX und NBC die Saison mehr oder weniger gleichberechtigt.
Freitag, 25.07.
14:30 Uhr, Nationwide Series Practice, FOX Sports 1
16:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, FOX Sports 1
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
Samstag, 26.07.
15:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, ESPN2
18:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, FOX Sports 1
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN
22:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Lilly Diabetes 250), ESPN
Sonntag, 27.07.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (The John Wayne Walding 400 At The Brickyard), ESPN & Motorvision TV (ab 18 Uhr)