Es verbleiben nur noch drei Saisonrennen bis der Schlussstrich für den NASCAR-Chase gezogen wird, und alle drei Veranstaltungen gehen unter Flutlicht über die Bühne. Den Anfang macht die Spätsommerausgabe auf dem Shorttrack in Bristol, also immerhin eine spektakuläre Eingewöhnung auf die kommenden Nachtschichten. Die News der Woche wurden allerdings abseits des Bankings in der Silly-Season geschrieben.
Der Bristol Motor Speedway ist schon eine grandiose Anlage: Auf nur 858 Metern Bahnlänge werden hier alle 950+ Sprint-Cup-Pferde durch das variable Banking zwischen 26 und 30 Grad gescheucht. Bei 43 Fahrzeugen hat also jeder Pilot rechnerisch nur maximal 20 Meter freien Platz um sich herum. Dieses Szenario beschreibt natürlich den Optimalfall, von dem die NASCAR in Bristol passenderweise meilenweit entfernt ist. In der Realität geht es nämlich mehr oder weniger two-wide über den Kolosseum-ähnlichen Shorttrack, wobei die Sache einen kleinen Haken aufweist.
Nach anhaltenden Beschwerden der Fans und Fahrer seit einer Neuasphaltierung zur Saison 2007 über das actionarme Racing wurde vor zwei Jahren schließlich die obere Fahrspur im wahrsten Sinne des Wortes abgehobelt. Somit gibt es wie früher nur noch 1,5 echte Lanes, die viel Grip bieten, und um die muss man sich jetzt mit dem Nebenmann in bester Bump-&-Run-Manier streiten. Diese Tatsache liefert also die Grundvoraussetzungen für eine spannende Shorttrack-Schlacht, für die der geneigte Zuschauer auch gerne mal bis zu vier Stunden im Tagesplan freihalten darf – oder sprechen wir lieber vom Nachtplan. Das Spätsommerrennen wird nämlich bereits seit 1978 unter Flutlicht abgehalten und bietet so auch ohne Titanplatten eine Menge Funkenflug durch den mehr als wahrscheinlichen Feindkontakt.
Ein Blick auf die Siegerlisten vergangener Tage lassen einen großen Favoriten am Horizont erscheinen, denn Joe Gibbs Racing gewann nicht weniger als vier der letzten fünf Spätsommerausgaben in Person von Kyle Busch (2009 & 2010), Denny Hamlin (2012) und Matt Kenseth (2013). Dazwischen mogelte sich Brad Keselowski 2011 noch in einem Penske-Dodge, während zuvor die Fords vier Jahre in Folge die Victory-Lane befuhren: 2x Matt Kenseth (2005 & 2006) und 2x Carl Edwards (2007 & 2008).
Das Frühlingsrennen zu Tageslichtverhältnissen zeigte sich dagegen eher ausgeglichen, hier sind über Hendrick Motorsports (3: Kyle Busch (2007), Jimmie Johnson (2010), Kasey Kahne (2013)), Joe Gibbs Racing (2: Kyle Busch (2009 & 2001)), Richard Childress Racing (1: Jeff Burton (2008)), Penske Racing (1: Brad Keselowski (2012)) und Roush-Fenway Racing (1: Carl Edwards (2014)) alle großen Mannschaften in der jüngeren Vergangenheit schon einmal siegreich gewesen.
Deutlich zeigt sich hier vor allem die Dominanz eines Kyle Busch, der nicht weniger als fünf der letzten 15 Bristol-Ausgaben für sich entscheiden konnte. Etwas Sorgen mache ich mir derzeit allerdings um die Toyota-Motoren von Joe Gibbs Racing und Michael Waltrip Racing, die rund 50 PS weniger auf dem Kessel haben sollen als die Chevrolet-Aggregate von Hendrick Motorsports. Nun ist Bristol kein Intermediate-Oval, wo es auf die Endgeschwindigkeit ankommt, doch etwas mehr Drehmoment auf der Hinterachse im Kurvenausgang eines Shorttracks kann schon den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Mal schauen, wie sich dagegen Jeff Gordon, Jimmie Johnson und Konsorten schlagen und wie groß der Abstand hier wirklich ist. Eventuell wiederholt Dale Earnhardt Jr. auch seinen Spätsommersieg aus dem Jahr 2004.
Gehörig Momentum dürfte auch Carl Edwards im Gepäck haben, nachdem er in dieser Woche seinen Wechsel zu Joe Gibbs Racing offiziell verkündete. Ab der Saison 2015 wird er vermutlich für drei volle Jahre im neu zusammengewürfelten Toyota mit der #19 sitzen und somit seinem ebenfalls Ex-Roush-Teamkollegen Matt Kenseth folgen. Der Crew-Chief dieser Kombination ist derzeit noch unbekannt, dafür gab das Team auf einer Pressekonferenz am Dienstag den ersten großen Hauptsponsor bekannt: ARRIS, ein Hersteller von Netzwerktechnik, bezahlt Edwards 17 Rennen pro Saison und zusätzlich dem mexikanischen Talent Daniel Suarez eine Saison in der Nationwide Series. Dort wird der von Carlos Slim Domit unterstützte Nachwuchsfahrer Vollzeit die #18 pilotieren.
Neuigkeiten – oder besser gesagt Gerüchte – gibt es auch zum Rennkalender für die Saison 2015: Angeblich soll das Southern 500 in Darlington wieder seinen angestammten Platz am Labor-Day-Wochenende bekommen, wofür Atlanta als zweites Saisonrennen hinter das Daytona 500 wandern würde. Auch versucht man wohl, Bristol ein Datum im April zu geben, da im März das Wetter zu oft querschlägt. Von einem Road-Course im Chase oder anderen überraschenden Änderungen hört man derzeit jedoch nichts. Die offizielle Bekanntgabe darf traditionell bis zum Chase-Beginn erwartet werden.
Kurz und bündig:
– Tony Stewart verzichtet nach Watkins Glen und Michigan auch auf einen Start in Bristol, als Ersatzfahrer wurde erneut Jeff Burton nominiert.
– Das Truck-Rennen fand aufgrund der beschränkten Garagenfläche bereits unter der Woche am Donnerstagnachmittag statt, zum Sieger krönte sich Brad Keselowski vor Darrell Wallace Jr. Das geplante Triple von Kyle Busch fällt somit aus.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die aktuelle Chase-Setzliste, die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende.
Freitag, 22.08.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FOX Sports 1
21:40 Uhr, Nationwide Series Qualifying, FOX Sports 1
23:40 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2
01:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Food City 300), ESPN
Samstag, 23.08.
01:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (IRWIN Tools Night Race), ABC & Motorvision TV ab 1 Uhr