Nach dem erwarteten Rennen der Überraschungen in Talladega wird diese Woche der erste von drei Läufen der „Eliminator Round“ auf dem Martinsville Speedway ausgetragen, in der die vier Piloten für das Finale in Homestead ausgefahren werden.
Der NASCAR-Tross verließ Alabama mit einigen unerwarteten Wendungen. So darf Vorjahresmeister Jimmie Johnson nun gemeinsam mit seinen Teamkollegen Kasey Kahne und Dale Earnhardt Jr. nur noch als Statist mitfahren, und auch Kyle Busch darf sich dem Hendrick-Trio dabei anschließen. Hingegen kam „Bad Brad“ Keselowski nicht mehr aus dem Grinsen heraus, denn eine eigentlich aussichtslose Ausgangssituation wendete der Penske-Pilot doch noch mit einem Sieg zum Guten und darf sich zusammen mit Teamkollege Joey Logano nun auf den Kampf um die vier finalen Plätze für Homestead freuen. Doch zunächst müssen die kommenden drei Rennen in Martinsville, Texas und Phoenix überstanden werden, und dies wird sich aufgrund der verschieden Streckencharakteristiken und der harten Konkurrenz als nicht gerade einfach erweisen.
Der Martinsville Speedway ist ein traditionsreiches Oval, das wohl jedem NASCAR-Fan ein Begriff ist. Doch trotzdem noch ein paar Fakten: Der Kurs in Ridgeway, Virginia, ist die kürzeste Strecke im Kalender und weist eine Länge von genau 0,526 Meilen auf. Nur zwei Jahre nach der Eröffnung 1947 absolvierte die NASCAR, kurz nach ihrer Gründung, auf der auch „Paperclip“ genannten Strecke ihr erstes Rennen. Nur ein Jahr später kam ein zweites Saisonevent in Martinsville hinzu, und dies hat sich seitdem nicht geändert. Kaum ein anderer Kurs kann auf so viel Tradition zurückschauen und immer noch die Fans begeistern. Die mit 12 Grad überhöhten Kurven sorgen bei jedem Rennen für spannende Duelle, und mit dem anstehenden Auftakt der „Eliminator Round“ des Chase dürfen wir uns auf hitzige und abwechslungsreiche Short-Track-Action freuen.
Doch wer darf sich in der neuen Chase-Runde überhaupt noch Chancen ausrechnen? Joey Logano, Kevin Harvick, Ryan Newman, Denny Hamlin, Matt Kenseth, Carl Edwards, Jeff Gordon und Brad Keselowski haben die letzte chaotische Runde irgendwie überstanden und dürfen nun die vier Plätze für das Finale in Homestead in den nächsten drei Saisonläufen untereinander ausfahren. Von allen verbleibenden Chasern konnte Jeff Gordon bis jetzt die besten Ergebnisse in Martinsville vorweisen, allerdings lässt die #24 seit dem Chase-Beginn die Dominanz der vorangegangenen Rennen vermissen. Stattdessen stellt sich Penske Racing in das Rampenlicht, denn mit vier Siegen aus sechs Rennen ist es wenig verwunderlich, dass beide Stammpiloten des Teams als Favoriten für den Einzug ins Finale gesehen werden. Zusammen mit Gordon zeigte auch Kevin Harvick über weite Strecken der Saison eine vorher von ihm nicht bekannte Dominanz und gilt somit ebenfalls als einer der großen Meisterschaftsanwärter. Den restlichen vier Piloten werden eher Außenseiterchancen zugerechnet: Das Gibbs-Duo Matt Kenseth und Denny Hamlin kann zwar konstant gute Ergebnisse einfahren, aber der große Wurf will (noch) nicht gelingen. Gleiches gilt für Carl Edwards und Ryan Newman, die sich ebenfalls durch konstante Ergebnisse den Einzug in die dritte Chase-Runde sichern konnten. Sie müssen auf ein schlechtes Rennen von einem der vier Favoriten hoffen, und wie schnell alle Meisterträume zerstört werden können, haben die letzten Wochen ausgezeichnet veranschaulicht.
Im Gegensatz zu dem Rennen in Talladega ist die Entry List mit den üblichen exakt 43 Teams besetzt. Somit wird ein solch überraschendes Qualifying-Ergebnis wie letzte Woche nicht wiederholt werden können. In der #32 von Go FAS Racing wird mit Kyle Fowler ein noch unbekannter Fahrer zu finden sein. Der 22-jährige Fowler ist in der NASCAR ein unbeschriebenes Blatt. Über die letzten drei Jahre hinweg bestritt er insgesamt 15 Rennen in der Nationwide Series mit mäßigem Erfolg. Sein bestes Ergebnis konnte er in der Saison 2013 in Indianapolis mit einem 20. Platz einfahren. Dieses Jahr fuhr Fowler bis jetzt nur ein Rennen in der zweiten NASCAR-Liga, bevor er am Wochenende nun sein Debüt im Sprint Cup geben wird. Die Entry List sieht des Weiteren Travis Kvapil in der #33 vor, der wiederum in der #83 Platz für J.J. Yeley macht. Die #93 von BK ist derzeit noch unbesetzt. Zusätzlich darf Timmy Hill in Martinsville bei der #44 ins Lenkrad greifen, wie auch Mike Wallace in der #66.
Ein paar Neuigkeiten gibt es auch zu vermelden: So wurden unter der Woche bei Stewart-Haas Racing bereits die ersten Veränderungen für die kommende Saison vorgenommen. Die Crew Chiefs von Danica Patrick und Kurt Busch werden zum nächsten Jahr gegeneinander ausgewechselt. Damit wird Tony Gibson 2015 der Crew Chief von der #41 und Daniel Knost übernimmt die #10. Ein paar Tage vor der SHR-Bekanntmachung fand sich Ryan Newman in Problemen, denn sein Fahrzeug kam nicht durch die technische Abnahme nach dem Rennen in Talladega. Der zu tief liegende Chevrolet wurde letztendlich doch nicht zu Newmans Verhängnis, da die Probleme in der technischen Abnahme für die #31 aus Schäden aus dem Rennen resultierten. Damit kann Newman straffrei in die kommende Chase-Runde starten.
Auch die unteren NASCAR-Klassen werfen währenddessen ihre Schatten für die nächste Saison voraus. Folgende Änderungen sind für die NASCAR XFINTIY Series (kurz NXS, ehem. Nationwide Series) und für die NASCAR Camping World Truck Series (kurz: NCWTS) vorgesehen: Das Qualifyingformat beider Klassen wird an das des Sprint Cups angepasst. Zudem wird der Name des Fahrers beginnend mit der Saison 2015 in beiden Serien auf der Heckscheibe zu sehen sein. Ergänzend wird das Feld der NCWTS auf maximal 32 Fahrzeuge gekürzt. Besonders letzteres ist aus meiner Sicht der falsche Schritt. Die Trucks (und auch die Nationwide/XFINITY Series) haben aufgrund hoher Kosten seit Jahren mit schwindenden Teams zu kämpfen. Wenn man im Vergleich die Preisgelder von oft 40.000 bis 50.000 Dollar für einen Sieg und rund 15.000 Dollar für eine fünfte Position bei den Trucks sieht, dann gilt es hier anzusetzen. Aktuell können sich viele Teams durch die hohen Kosten und geringen Einnahmen kaum finanzieren und verlassen deshalb die Serie. Bevor man weiter das Feld kürzt, sollte eher darüber nachgedacht werden, wie man die dritte NASCAR-Liga wieder attraktiver gestalten kann, denn sonst sieht es für die Zukunft keineswegs rosig aus.
Zum Vergleich: Kyle Busch äußerte sich Ende 2013 zu den Kosten der beiden Entwicklungsserien und bilanzierte, dass eine volle Saison von 22 Rennen in der NCWTS circa drei Millionen Dollar und eine Saison mit 33 Rennen in der NNS etwa sechs Millionen Dollar kosten würde. Bricht man dies auf ein einzelnes Wochenende herunter, müssen selbst bei den Trucks locker über 100.000 Dollar pro Rennen aufgewendet werden. Dies kann mittels Preisgeldern und Sponsoren nicht ausgeglichen werden, und so haben viele Teams damit zu kämpfen, überhaupt eine schwarze Null zu erreichen. Wer keinen großen Geldgeber hat, schaut mehr und mehr in die Röhre und zieht sich folgerichtig aus der Serie zurück. Die daraus resultierenden schrumpfenden Startfelder sind über die letzten Jahre hinweg ein stetiger Begleiter, und bis jetzt hat es die NASCAR verpasst, zu handeln. Wenn diese Politik so weiter beibehalten wird, wird es immer schwieriger werden, in den unteren Klassen zu überleben und diese damit auch am Leben zu erhalten.
Zurück zum Rennen des Sprint Cups in Martinsville: Das „Goody’s Headache Relief Shot 500“ wird wie gewohnt auf ESPN und MotorvisionTV zu sehen sein. Allerdings ist zu beachten, dass bei uns in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Uhr eine Stunde zurückgestellt werden wird. Da die Amerikaner erst nächste Woche ihre Uhren umstellen, wird das Rennen eine Stunde eher unserer Zeit stattfinden. Die genauen Aufstellungen findet ihr in der folgenden Liste. Abschließend lohnt sich noch ein Blick auf die aktuelle Fahrer- und Ownerwertung.
Freitag, 24.10.2014
18:00 Uhr, Sprint Cup Practice, Fox Sports 1
19:30 Uhr, Trucks Practice, Fox Sports 1
21:00 Uhr, Trucks Final Practice, Fox Sports 1
22:30 Uhr, Sprint Cup Qualifying, Fox Sports 1
Samstag, 25.10.2014
15:00 Uhr, Sprint Cup Practice, Fox Sports 1
16:00 Uhr, Trucks Qualifying, Fox Sports 1
18:00 Uhr, Sprint Cup Final Practice, Fox Sports 1
19:30 Uhr, Trucks Rennen, Fox Sports 1
Sonntag, 26.10.2014
18:30 Uhr, Sprint Cup Rennen, ESPN & MotorvisionTV (Green Flag: 18:43 Uhr)
2 Kommentare
Die nächsten drei Rennen besteht vielleicht wie nie zuvor bei der Nascar die Gelgenheit(Zwang?) für eine Stallorder. Gerade bei Hendrick und Gibbs ist es doch durchaus drin, dass ein Kyle Busch oder Jimmie Johnson am Ende des Rennens ihren verbliebenen Chase-Teamkollegen noch ein Plätzchen hier und da überlassen müssen.
@lefthog Das ist so sicher wie das Beten in der Kirche sollte eine gewisse Situation kurz vor Ende des Rennen eintreten.
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