Mit dem Infiniti Q50S probiert Nissans Edelmarke Infiniti, mit BMW 3er, Audi A4 und Mercedes C-Klasse zu konkurrieren. Wir hatten zwei Wochen um herauszufinden, ob das gelingt und was den Q50S einzigartig macht.
Der Infiniti Q50S ist seit 2013 auf dem Markt und wird in Japan als Nachfolger des Nissan Skylines verkauft. Wir haben für unseren Test die Hybrid-Version mit einem 306 PS starken Benzinmotor ausgesucht, der von einem 68 PS starken Elektromotor unterstützt wird. Insgesamt erreicht man damit eine Systemleistung von 364 PS, die den Allradantrieb stets mit genügend Leistung versorgt. Mit dieser Leistung spielt der Infinti Q50S leistungstechnisch sogar über dem Mercedes C400 und dem Audi S4/S5. Trotzdem fristet der Wagen bisher in Deutschland und Europa ein Nischendasein. Wir schauen uns einmal die Gründe an und fangen dabei wie immer mit dem Exterieur an.
Exterieur
Die Front des Infinti Q50S ist mit ihren vielen Linien extrem muskulös gezeichnet. Besonders in der Sportversion wird dieser Eindruck durch die Lufteinlässe an der unteren Front verstärkt. An der mittleren Front befindet sich der typische Infinti-Kühlergrill mit dem (auch aus der Formel 1 bekannten) Infinti-Logo. Besonders fällt dabei der Kontrast zwischen dem dunklen Kühlergrill und der verchromten Umrandung auf, der das Fahrzeug edler erscheinen lässt. Umrahmt wird der Kühlergrill von zwei herausstehenden Linien, die sich von der A-Säule über die Motorhaube bis zur Front des Fahrzeuges erstrecken und damit auch als Trennlinie zu den Frontscheinwerfern funktionieren. Die Frontbeleuchtung wird primär von zwei aggressiv dreinschauenden Scheinwerfern übernommen, die von zwei LED-Streifen im unteren Teil der Front ergänzt werden. Dabei kommt ein helles Licht und klares Licht heraus, welches gegen einen Aufpreis (1.300€) auch als Kurvenlicht arbeitet (wir empfehlen es).
Seitlich betrachtet fällt die abfallende Front auf, wie sie auch beim aktuellen BMW 3er zu sehen ist. Insgesamt probiert man damit, die (optische) Sportlichkeit des Fahrzeuges zu stärken. Das eigentliche „Schmankerl“ ist jedoch die verchromte und hineingezogene Türlinie an der C-Säule und die 19 Zoll „5-Dreifachspeichen-Design“-Leichtmetallfelgen. Auch bei den Felgen spielt man wieder mit den Farbkontrasten aus Silber und einem dunklen Grau. Ansonsten ist der Q50S sowohl von den Abmessungen als auch von den Formen her eine klassische Mittelklasse-Limousine.
Besonders am Heck fällt dann doch auf, dass es sich um ein Fahrzeug aus Asien handelt. Die beiden in die Waagerechte gezogenen Heckscheinwerfer werden verbunden durch eine ansehnliche Chromleiste. Hinzu kommen zwei dezentrale Auspuffendrohre. Die Heckpartie erinnert mich sehr stark an den Mazda6 – da hätte ich mir ein bisschen mehr Eigenständigkeit gewünscht.
Insgesamt gefällt mir das Design jedoch ganz gut, da man eine gute Mischung aus Sportlichkeit und konventionellem Design gefunden hat. Auch auf andere Menschen wirkte das Design sehr ansprechend und es gibt wohl kaum ein Fahrzeug, mit dem man so oft angesprochen wird. Im Durchschnitt muss man wohl nur um die zwei Minuten an einem Ort sein, um in ein nettes Pläuschchen verstrickt zu werden. Dabei fällt dann auf, dass 90% der Leute die Marke nicht kennen und Infinti auch weder einem Hersteller noch einem Land zuordnen können. Meistens wurde jedoch auf Italien als Herkunftsland getippt, was wohl unter Petrolheads eines der größten Komplimente sein dürfte.
Interieur
Der Innenraum des Infinti Q50S ist für mich schon eine kleine Überraschung. Selten habe ich einen so großen Materialmix gesehen, der trotzdem noch zueinander passt. Die beiden vorderen Sitze sind mit Leder überzogen und dürfen zudem noch das Infinti-Logo tragen. Sie sind zudem in alle Richtungen verstellbar und bieten einen guten Seitenhalt. Zusätzlich kann man den unteren Teil der Sitze ausklappen und hat so noch eine erweiterte Beinablage. Nachdem man es sich gemütlich gemacht hat, fällt der Blick auf die Mittelkonsole, die sich stark unterscheidet vom dem, was man sonst gewohnt ist. So hat man statt einem normalen Bildschirm, den man eventuell per Drehrad bedient, einen Touchscreen. Über diesen kann man alle möglichen Sachen verstellen und sich auch anzeigen lassen. So kann man auch einfach mal die G-Kräfte anzeigen lassen oder den Kraftstoffverbrauch auf den letzten Kilometern. Auch kann man sich über eine App bei z.B. TripAdvisor die Restaurants in der Nähe heraussuchen lassen. Die Bedienung des Systems eignet man sich schnell an und eigentlich sollte jeder Smartphone-Nutzer nach zwei bis drei Tagen keine Probleme mehr haben. Jedoch bin ich persönlich noch nicht ganz überzeugt von Touchscreens in Fahrzeugen, da sie teilweise doch sehr ablenken. Ich würde mir eine alternative Nutzung über Tasten oder Drehräder wünschen.
Der obere Bildschirm hingegen ist für das Navigationssystem reserviert und kann auch über ein Drehrad vergrößert werden. Zu dem Navigationssystem kann ich nicht so viel sagen, nur dasa es in einem Probeversuch gut funktioniert hat. Jedoch haben andere Blogger auch schon negative Erfahrungen damit gemacht. Mit dem unteren Touchscreen kann man auch per Bluetooth das Handy verbinden und so seine Musik über z.B. Spotify laufen lassen. Das klappt genauso gut wie beim Nissan 370Z NISMO, und die Kopplung von Smartphone und Fahrzeug sollte man in unter einer Minute schaffen. Überzeugt hat auch die Bose-Anlage, die einen klaren Sound hat, jedoch in der Standardeinstellung ein bisschen zu wenig Bass liefert.
Ansonsten sind die Materialien in der Mittelkonsole sehr hochwertig. Optisch ist es eine Mischung aus Klavierlack und gebürstetem Aluminium, die sich bis zur Armlehne bzw. Ablagefläche erstreckt. In der Armlehne befinden sich zudem noch ein USB-Anschluss und genügend Platz für ein Portemonnaie und/oder Smartphone. Auch kann man mittig die Fahrstufen verstellen und sich zwischen Eco, Snow, Normal und Sport entscheiden. Davon abhängig verändern sich auch die Farben rund um den Tacho. So wird im Eco-Mode alles grün, während im Sport-Mode die Farbe rot dominiert.
Auch die Seiteninnenwände der Türen sind mit Leder, gebürstetem Aluminium und hochwertigem Kunststoff recht hochwertig und schön anzusehen. Für mich das eigentlich Highlight ist jedoch der Klang, wenn man die Tür zuschlägt. Man hat nämlich nicht diesen Standardsound, sondern ein sehr dumpfes und edles Geräusch. Auch in der hinteren Reihe kann man gemütlich sitzen, wenn man nicht über 1,80 m ist, denn ansonsten hat man Probleme mit der Beinfreiheit. Auch das Kofferraumvolumen ist durch den zusätzlich verbauten Elektromotor mit 400 l relativ gering und reicht wohl nicht für einen zweiwöchigen Familienurlaub.
Fahreindruck
Das Fahrzeug bietet mit dem Hybrid-Antrieb sowie dem (exklusiven) „Steer-by-Wire“ gleich zwei interessante Faktorenm die das Fahrgefühl beeinflussen. „Steer-by-Wire“ bedeutet, dass das Lenkrad elektronisch die Lenkbefehle an die Räder weitergibt und nicht mehr mechanisch. Dies hatte für mich vor allem den Vorteil, dass ich die Lenkhärte frei einstellen konnte und ich das Fahrzeuge jeder Zeit an meine Wünsche anpassen konnte. So ist die Lenkung in der Stadt im Komfort-Modus wahnsinnig weich und angenehm, während man im Sport-Modus perfekt auf der Landstraße unterwegs ist. Anfänglich hat man eventuell durch das Entkoppeln ein verringertes Vertrauen in das System, doch in den zwei Wochen hat das Feedback der Lenkung immer gepasst.
Doch kommen wir zu dem Hybridantrieb, der sich aus 306 PS des Benzinmotors und 68 PS des Elektromotors zusammensetzt und insgesamt auf 364 PS bei 546 NM kommt. Dadurch soll der 1.800 kg schwere Wagen in etwas über fünf Sekunden auf 100 km/h beschleunigt werden. Im Sport-Modus kann man diese Werte auch nicht anzweifeln und der Wagen mach in jeder Lebenslage Spaß. Durch den Allradantrieb kann auch unter normalen Bedingungen genügend Leistung auf den Boden gebracht werden. Leichte Probleme hat der Wagen nur bei Vereisungen oder einer nassen Fahrbahn, da dort die Traktionskontrolle erst leicht verspätet eingreift und dann für einen ordentlichen Beschleunigungsstoß sorgt, nachdem die Reifen kurz durchdrehen. Wenn das Fahrzeug dann aber mal Grip hat, spurtet der Wagen bis auf 250 km/h hoch und selbst bei diesen Geschwindigkeiten sitzt man noch sehr gemütlich im Auto. Die Federung des Fahrzeuges ist vor allem für längere Strecken ausgelegt, jedoch kann man im Sport-Modus auch Kurvenjagd auf der Landstraße betreiben. Verbesserungswürdig sind jedoch noch die Bremsen, die vor allem im kühlen Zustand einen ungewohnt langen Bremsweg benötigen.
Im Eco-Mode hingegen steht eher das Hingleiten im Vordergrund. Dabei spielt auch der Elektromotor eine große Rolle, der sich immer mal wieder dazwischenkoppelt, sodass man sich auch mal auf der Landstraße einen Kilometer rein elektrisch bewegt. Die Energie dafür wird z.B. beim Bremsen und Bergabfahren rekuperiert und so die Batterie wieder gefüllt. Wenn die Batterie dann voll ist, kann man knapp zwei Kilometer in der Stadt rein elektrisch fahren. Sehr oft schaltet sich der Elektromotor bei der Start-Stopp-Automatik dazwischen und man fährt rein elektrisch an, was dem Spritverbrauch zugutekommt. Jedoch läuft die Start-Stopp-Automatik noch nicht ganz perfekt und in 5 bis 10 % der Fälle geht der Motor trotz Stillstand einfach wieder an. Auch der Totewinkel-Assistent gehört nicht zu den besten auf dem Markt. So kommt es vor, dass das System ein Signal gibt, obwohl das hintere Fahrzeug steht oder sogar in der entgegengesetzten Richtung unterwegs ist. Sonst ist man dank der Mischung aus leisem Motor und E-Antrieb ruhig in der Stadt unterwegs und auch die Übersichtlichkeit stimmt.
Fazit
Der Infiniti Q50S AWD ist perfekt als Auto für Vielfahrer, die dabei auch noch massig Spaß haben wollen. Dabei spielt er sowohl was Fahreigenschaften betrifft, als auch bei den Materialien und der Verarbeitungen in einer Liga mit Audi, BMW und Mercedes-Benz. Auch der Testverbrauch von knapp 10 Liter auf 100 Kilometer ist angesichts der Leistung vollkommen in Ordnung. Prinzipiell sollte Infinti also die Möglichkeit haben, ähnlich viele Fahrzeuge wie Lexus auf dem deutschen Markt zu verkaufen, wie man es auch in Amerika schafft. Dafür wäre aber in Deutschland noch etwas mehr Werbung (z.B.) und ein größeres Händlernetz nötig. Momentan gibt es nur fünf Händler in Deutschland, jedoch möchte man auch bald Wartungsdienste über Nissan-Händler anbieten. Übrigens gibt es den Infinti Q50 auch mit einem 2.0T von Mercedes-Benz für knapp 12.000€ weniger.
Infinti Q50S AWD Basics:
Motor: V6-Zylinder + Elektromotor
Hubraum: 3.498
Leistung: 268 KW / 364PS Systemleistung
Drehmoment: 350Nm
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 5,4s
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Getriebe: 7-Gang-Automatik
Antrieb: Allrad
Normverbrauch: 6,8L/100KM
Leergewicht: 1750 Kg
L/B/H: 4.800/1.820/1.445mm
Radstand: 2.850mm
Link Tipps:
Infinti Q50S bei Newcarz
Infinti Q50 2.0T bei Newcarz
Infinti Q50 2.0T bei Mein-Auto-Blog
Infinti Q50 2.2d bei Autogefühl
Infinti Q50 2.0t bei Autophorie
Infiniti Q50 2.0t bei voice-over-cars
3 Kommentare
[…] Fahrbericht: Infinti Q50S AWD ? Zu spaßig zum Sparen, gefunden bei http://www.racingblog.de (0 Buzz-Faktor) […]
[…] Einen weiteren Testbericht gibt’s beim Racingblog. […]
Ein sehr sehr geiles auto :) grade der boardcomputer ist sehr gut geworden :) spricht ein sofort da würd ich mir gern leisten ;D
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