Home TourenwagenBTCC BTCC: Analyse Snetterton 2015 – VW, VW und dann kam MG

BTCC: Analyse Snetterton 2015 – VW, VW und dann kam MG

von Sebastian Focks
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Die BTCC bot bei ihren Läufen in Snetterton fast ein Spiegelbild der drei Läufe im vergangenen Jahr. Waren es 2014 zwei MG-Siege und ein VW-Triumph, gingen in diesem Jahr die ersten beiden Läufe an Colin Turkington im VW, während Jack Goff im dritten Rennen den ersten MG Sieg in diesem Jahr – und seinen ersten überhaupt in der BTCC – feiern konnte.

Unterdessen erlebten die Honda – und insbesondere der als Meisterschaftsführender nach Snetterton angereiste Gordon Shedden – ein Wochenende zum Vergessen. Die Probleme des Schotten begannen bereits in der Qualifikation. Mit 75 Kilo Zusatzballast ohnehin schon gestraft, machte dann auch noch eine kaputte Servolenkung Zicken, womit es nur zu Startplatz 16 reichte. Das war der passende Auftakt für das mit Abstand schlechteste Rennwochenende, das Shedden in diesem Jahr hinlegte.

An der Spitze gaben schon in der Quali die VW in der Reihenfolge Turkington, Smith und Plato den Ton an und sicherten sich innerhalb einer hundertstel Sekunde liegend die ersten drei Startplätze. Die schwarzen Passats, die dank eines neuen Sponsorendeals diesmal gar nicht ganz so schwarz lackiert waren, eroberten damit die eindeutige Favoritenrolle. Dahinter setzte Andrew Jordan auf Platz 4 ein Ausrufezeichen und machte klar, dass auch mit den MG an diesem Wochenende durchaus zu rechnen ist. Sein Teamkollege und der spätere Rennsieger Jack Goff platzierte sich zwei Reihen weiter hinten auf dem siebten Startplatz.

Priaulx-02Hinter Jordan rettete Matt Neal unterdessen die Honda-Ehre mit Startplatz 5, gefolgt vom guten Andy Priaulx auf Startplatz 6. Auch dessen BMW-Teamkollegen qualifizierten sich mit Startplatz 8 (Tordoff) und 10 (Collard) innerhalb der Top Ten, was auf einer Strecke, die dem heckgetrieben BMW nicht gerade entgegen kommt, sehr respektabel ist. Tom Ingram auf Startplatz 9 zeigte einmal mehr eine starke Quali-Leistung in seinem Toyota, während sich die beiden Motorbase-Ford bei ihrem Comeback nur auf den Rängen 14 (Mat Jackson) und 20 (James Cole) platzieren konnten.

AustinAdam Morgan gelang derweil nur ein mittelmäßiger zwölfter Startplatz – aber die große Stunde des Mercedes-Piloten sollte am Sonntag noch kommen. Markenkollege Aiden Moffat war dagegen schon auf der Heimreise. Eine bei einem Unfall im freien Training zugezogene Gehirnerschütterung ließ den jungen Schotten auf eine weitere Teilnahme verzichten. Mittelprächtig lief es auch für die beiden Audis. Rob Austin kam nur auf den mageren 21. Startplatz, während Teamkollege Hunter Abbott immerhin ein respektabler 13. Platz gelang. Die beiden Power Maxed-Chevrolet qualifizierten sich auf Startplatz 11 (Newsham) und 15 (Cook).

StartBeim Start zum ersten Lauf änderte sich an den vorderen Positionen nichts. Turkington bog vor seinen Teamkollegen und gefolgt von Jordan, Neal und Priaulx in die erste Kurve ein. Weiter hinten legte Sam Tordoff einen schwachen Start hin – es sollte nicht sein letzter an diesem Tag bleiben – und verschätze sich beim Anbremsen der ersten Kurve derart, dass er ausgerechnet dem Teamkollegen Collard ins Heck knallte. Dessen 125i gab anschließend besorgniserregende Rauchzeichen aus dem hinteren Radkasten von sich und als eine Kurve später Josh Cook dem ohnehin schon ondulierten BMW einen zweiten Hit verpasste, war Collards Rennen gelaufen.

Cooks Teamkollege Newsham hatte unterdessen beim Start einige Plätze gutmachen können und lag hinter Priaulx und Neal auf P8. Bis zur Rennhälfte bildete er mit diesen ein Trio, da Neal dem Tempo der drei VW sowie Jordans MG an der Spitze nicht folgen konnte, Priaulx und Newsham aber auch keinen Weg am Honda vorbei fanden. In der siebten Runde versuchte es Priaulx dann im Infield, hielt dadurch aber gleichzeitig Newshams dicht folgenden Chevrolet auf, der sich dadurch dem mittlerweile aufgeschlossenem Adam Morgan geschlagen geben musste.

Kurz danach konnte Priaulx in der schnellen Kombination Brundle/Nelson doch noch an Neal vorbeigehen und sich in der Folge recht rasch absetzen sowie in Richtung Spitze aufschließen. Dort hatte Andrew Jordan in den letzten Runden den Druck auf den drittplatzierten Jason Plato sukzessive erhöht, musste sich nun aber gleichzeitig mit dem im Rückspiegel immer größer werdenden Priaulx auseinandersetzen.

Turkington2An den Endplatzierungen sollte sich jedoch nichts mehr ändern: Colin Turkington siegte in einem eher gesitteten BTCC-Lauf souverän von der Pole Position, Árón Smith und Jason Plato machten das erste reine VW-Podium in der Geschichte der BTCC perfekt. Es folgten Jordan, Priaulx, Neal, Morgan, Newsham, Goff und Ingram.

Zwei Dinge fielen in diesem ersten Lauf auf: Beim Team BMR scheint man noch weit entfernt von einer möglichen Stallorder im Hinblick auf die Meisterschaft zu sein. So konnte Árón Smith, der wie in der Vorschau erläutert, keine realistischen Meisterschaftschancen mehr hat, seinen zweiten Rang vor Plato ins Ziel bringen und musste die zusätzlichen Punkte nicht hergeben. Die Tabellenspitze übernahm Plato nach diesem Lauf angesichts des schlechten Abschneidens von Shedden aber sowieso.

Denn – und das ist das zweite erstaunliche – Shedden konnte sich so gut wie gar nicht im Rennen verbessern. Dabei war auffällig, dass ihm gegen Rennhalbzeit sichtlich die weichen Reifen wegbrachen. Nach der ersten Runde hatte sich der Schotte immerhin schon um fünf Positionen auf Rang 11 verbessert. Im Verlauf des Rennens verlor er dann aber mit zunehmend stumpfen Waffen kämpfend Plätze an Tom Ingram, Warren Scott (Warren Scott!) sowie Mat Jackson und wurde am Ende nur 14. Dass dieses Reifeneinbrechen kein Shedden-, sondern eher ein Honda-spezifisches Problem war, zeigte sich an Matt Neal, der zur Rennmitte ebenfalls nicht mehr viel gegen den attackierenden Andy Priaulx ausrichten konnte. Am interessantesten ist aber, dass eigentlich nur die Honda in diesem Maße mit nachlassenden weichen Reifen zu kämpfen hatten. Turkington und Smith waren ebenfalls weich bereift und landeten relativ entspannt auf den ersten beiden Plätzen – und zumindest Turkington hatte wie die Honda auch einen hohen Zusatzballast an Bord.

Turkington5Und auch in den Rundenzeiten spiegelte sich die schlechte Honda-Performance wider. Für Neal und Shedden reichte es nur zur elft- bzw. zwölfschnellsten Rundenzeit, womit sie den zweiten Lauf außerhalb der der Top Ten in Angriff nehmen mussten. Die Pole sicherte sich einmal mehr Colin Turkington – diesmal vor Sam Tordoff und dem sehr starken Adam Morgan. Es folgten Jack Goff, Jason Plato, Andy Priaulx, Áron Smith, Andrew Jordan, Tom Ingram und Dave Newsham. Rob Austin hatte unterdessen etwas gegambelt und war den ersten Lauf aus der Boxengasse angetreten, um sich auf freier Strecke eine gute Rundenzeit zu sichern. Startplatz 13 war dann aber wohl nicht das erhoffte Resultat.

Die ersten Runden des zweiten Laufs sollten dann die spektakulärsten des ganzen Renntags werden. Wider Erwarten konnte Sam Tordoff seinen Heckantriebvorteil beim Start nicht nutzen, sondern kam zum zweiten Mal äußerst schlecht weg, wodurch zuerst Morgan und vor der Montreal Hairpin auch Priaulx vorbeigehen konnten. Colin Turkington verteidigte derweil erfolgreich seine Pole Position. Weiter hinten erlebte Rob Collard ein Déjà-vu, als er zum zweiten Mal an diesem Tag in der ersten Kurve rausgekickt wurde und sein Rennen wieder frühzeitig beendet war.

SheddenRichtig dicke kam es dann einen halben Kilometer später, als man im Infield ausgerechnet Gordon Shedden mit zerstörter hinterer Radaufhängung in die Wiese rodeln sah. Ein Schuldiger war schnell gefunden: Ausgerechnet Teamkollege Matt Neal hatte Sheddens Honda auf die Hörner genommen! Da auch Neals Einsatzgerät erheblichen Flurschaden davon trug und sich in den folgenden Runden immer mehr Karosserieteile lösten, zeigte die Rennleitung wenige Runden später die Spiegelei-Flagge. Ein Doppelaus für beide Honda stand damit für den zweiten Lauf zu Buche und Shedden und Neal konnten ihre Kollision in aller Ruhe analysieren.

Im Feld ging das muntere Geholze nichtsdestotrotz weiter. ITV-Kommentator Tim Harvey fühlte sich an TOCA-Arcade-Spiele erinnert. Leidtragende waren unter anderem Dave Newsham und Áron Smith, die in der zweiten Runde vor Agostinis kollidierten, sowie die beiden Eurotech-Honda von Jeff Smith und Martin Depper, die sich in feinster Billard-Manier gegenseitig eliminierten und dabei auch noch Warren Scott mitnahmen.

MorganAn der Spitze führte derweil Turkington vor Morgan, Priaulx, Tordoff und Plato. Mit etwas Abstand folgte Jack Goff auf Rang 6 und dahinter Jordan, Ingram und Jackson. Während Turkington seine Führung souverän mit konstantem Abstand hielt, stand Adam Morgan quasi das gesamte Rennen über unter erheblichem Druck von Andy Priaulx und den weiteren Verfolgern. An der A-Klasse war aber kein Weg vorbeizfinden und zur großen Freude seines Teams konnte Morgan den zweiten Rang ins Ziel retten. Dahinter gab es auf den vorderen Positionen nur noch eine Veränderung, als Jason Plato für Position 4 an Sam Tordoff vorbeigehen konnte.

Ein Drama erlebte Tom Ingram, als er sich in der letzten Runde einen Plattfuß einfing. Der Toyota-Pilot hatte das gesamte Rennen sehr sehenswert mit Andrew Jordan um den siebten Platz gekämpft und ging nun leer aus. Somit komplettierten Mat Jackson, Rob Austin und Mike Bushell die Top Ten. Neben Bushell verschafften die vielen Ausfälle in diesem Rennen auch einigen anderen Piloten Platzierungen in den Punkten, die man dort normalerweise nicht erwarten würde. So konnte Barry Horne auf P13 bei seinem BTCC-Debüt ebenso Punkte einfahren wie Rob Holland auf P14 bei seinem ersten Einsatz in diesem Jahr. Auf P15 holte Derek Palmer für das auf einen Wagen geschrumpfte Infiniti-Team den ersten Punkt überhaupt.

GpffBlieb noch der Reverse Grid-Lauf als letztes Rennen des Tages. Für die Bestimmung der Startaufstellung war diesmal Jack Sears, im Jahr 1858 1958 erster BTCC-Meister überhaupt, zuständig und loste Jack Goff auf die Pole Position. Die konnte der MG-Pilot dann beim Start auch in die Führung verwandeln, während der neben ihm in der ersten Reihe startende Sam Tordoff zum dritten Mal an diesem Tag den Start versemmelte und sich von Priaulx und Plato überholen lassen musste. In der zweiten Runde konnte Plato dann in einem sehenswerten Manöver außen in Brundle den zweiten Platz von Priaulx übernehmen. Etwas weiter hinten schnappte sich derweil Teamkollege Turkington Morgans Mercedes für Rang 5.

Für Morgan war damit aber noch längst keine Ruhe eingekehrt. Der Zweitplazierte des zweiten Laufs geriet schnell unter Druck von Andrew Jordan. Und diesmal zeigte der Mercedes-Pilot Nerven und rodelte zu Beginn der vierten Runde neben die Strecke, wodurch er bis auf Platz 9 zurückfiel. Eine Position dadurch fast kampflos gewonnen schloss Jordan schnell auf Turkington auf und konnte diesen in der sechsten Runde auch überholen. Eine Runde später ging dann auch Mat Jackson am VW des bisher das Wochenende dominierenden Mannes vorbei.

BTCC2Adam Morgan geriet nach seinem Ausrutscher unter Druck von Tom Ingram, der sich nach seinem Reifenplatzer im zweiten Lauf aus der sprichwörtlichen Tiefe des Raumes nach vorne gearbeitet hatte und in der zehnten Runde schließlich am Mercedes vorbeigehen konnte. Hinter den beiden hatte sich lange Hunter Abbott halten können, der dann aber etwas ungestüm von Rob Collard, der endlich mal über die erste Runde hinausgekommen war, abgeräumt wurde. Mit Matt Neal im Schlepptau konnte Collard dann kurz vor Rennende auch noch an Adam Morgan, der sichtlich mit dem Zusatzballast zu kämpfen hatte, vorbeigehen und sich mit P10 immerhin einige Punkte sichern.

Goff-21An der Spitze gestaltete sich das Rennen unterdessen relativ entspannt für Jack Goff, der den Abstand zum nachfolgenden Plato konstant bei 1,5 bis zwei Sekunden halten konnte. Erst in der letzten Runde verlangsamte Goff und holte sich mit 0,3 Sekunden Vorsprung seinen ersten Sieg in der BTCC und den ersten Sieg für MG in dieser Saison. Hinter Plato komplettierte der das ganze Wochenende starke Andy Priaulx das Podium. Es folgten dessen Teamkollege Sam Tordoff, der zweite MG von Andrew Jordan, Mat Jackson im Ford, Colin Turkington, ein unauffälliger Rob Austin, Tom Ingram und Rob Collard. Matt Neal schaffte nur einen mageren elften Platz vor Árón Smith und dem noch weiter nach hinten gefallenen Adam Morgan.

Und Gordon Shedden? Nach Start aus der letzten Startreihe stand der Honda in der fünften Runde mit Ladedruck-Problemen in der Box. Eine Notreparatur ließ Shedden dann noch mal auf die Strecke gehen und sich mit der schnellsten Rennrunde einen Punkt sichern. Nach Platz 14 im ersten Lauf erhöhte Shedden seine Gesamtpunkteausbeute an diesem Wochenende damit auf ganze drei Zähler …

Die Meisterschaftsführung ist Shedden damit logischerweise los. Dort führt nach der starken VW-Vorstellung nun Jason Plato mit 16 Zählern Vorsprung vor seinem Teamkollegen Turkington. Shedden fehlen auf dem dritten Rang 32 Punkte. In Schlagdistanz folgen auf den weiteren Plätzen Sam Tordoff, Andrew Jordan und Matt Neal. Hier geht es zu allen Meisterschaftsständen. Und hier können alle Ergebnisse aus Snetterton noch mal angesehen werden

Weiter geht es mit der BTCC am 23.8. im schottischen Knockhill.

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