NASCAR – Villeneuve noch dieses Jahr im Cup?
Die Meldung stolperte am Freitag rein: Jacques Villeneuve, Formel Weltmeister, ChampCar und Indy 500 Champion, wird sich zu Testzwecken in einen Truck des Bill Davis Racing Team setzen. Jaja, dachte ich, testen, war aber schon verwundert, dass er sich in einen Truck, statt in ein Busch Rennwagen setzt. Am Wochenende ließ Bill Davis die Bombe dann platzen: Villeneuve wird wohl in diesem Jahr etliche Truck-Rennen, das ARCA Rennen in Talladega und vielleicht einen Einsatz im Cup bekommen. 2008 soll er dann Vollzeit im Sprint Cup unterwegs sein. Meine Augenbrauen gingen wirklich nach oben, als ich das mit dem ARCA Rennen mitbekam. Denn um beim Daytona 500 im nächsten Februar starten zu dürfen, muss ein Fahrer zwingend mindestens ein Rennen vorher entweder in Talladega oder in Daytona gefahren sein. Mit anderen Worten: Villeneuve ist es sehr ernst mit seinen Ambitionen. Das er im Truck testet, hat sich mittlerweile auch aufgeklärt: Es scheint so, dass die Trucks im Fahrverhalten den CoT ähnlicher ist, als ein Busch Fahrzeug, weswegen es mehr Sinn macht, mit Truck Racing zu beginnen. (Nur so nebenbei: sollte sich das bestätigen, wird man demnächst viele Nextel/Sprint Fahrer vielleicht wieder in einem Truck sehen, was die Serie vermutlich ziemlich aufwerten wird)
Und was ist das für ein Rennstall, bei dem Villeneuve fährt?
Bill Davis Racing gehörte mal zu den eher mittelmäßig erfolgreichen Ford Teams, auch wenn man 2002 die Daytona 500 mit Ward Burton gewinnen konnte. Seit dem Burton das Team verlassen hat, ging es allerdings mehr runter als aufwärts, so dass sich Davis 2006 entschloss zu Toyota zu wechseln. Erstaunlicherweise ist es sein Team, und nicht das höher gehandelte Team von Michael Waltrip, dass das erfolgreichste Toyota Team in der Serie ist. Die #22 mit Dave Blaney hat es immerhin im Moment gerade so auf Platz 35 der Owners Points geschafft. Blaney gilt im nächsten Jahr auch als gesetzt, während es bei der Startnummer #36 nicht ganz toll aussieht. Hier fährt, unregelmäßig Jeremy Mayfield, aber das Team leidet unter einem Mangel an Sponsoren. Das soll sich mit Villeneuve, der wohl selber einiges an Geld mitbringt, dann ändern. Es gilt als relativ sicher, dass der Kanadier 2008 in der #36 sitzen wird. Fraglich ist allerdings, wie die Unterstützung von Toyota aussehen wird. Die baggern gerade wohl an Joe Gibbs Racing rum um in ein TopTeam zu kommen. Sollte ihnen das gelingen, werden die anderen Teams vermutlich mit etwas weniger Unterstützung leben müssen, was gerade bei einem Team wie Bill Davis Racing nicht so toll ist. Auf der anderen Seite sieht man bei den Chevy Teams, wie wichtig ist, dass man möglichst viele Daten sammelt und gemeinsam auswertet.
Ich bin mal gespannt, wie sich Villeneuve schlagen wird. Ich halte ihn vom Gefühl her für nicht so schnell wie Montoya, aber ich lasse mich da gerne überraschen. Auf jeden Fall dürfte der Einstieg von Villeneuve noch mehr europäische Rennfans auf die NASCAR aufmerksam machen, und das ist ja schon mal nicht schlecht. Viel erwarten sollte man vom Kanadier allerdings nicht, denn sein Team hat nicht die Ressourcen, die zum Beispiel das Team von Chip Ganassi hat.
NASCAR – Diverse News
– Sam Hornish jr., dreifacher IRL Meister (01, 02, 06) wird wohl die Serie verlassen, und ebenfalls in den Nextel/Sprint Cup wechseln. Roger Penske, sein Team Chef, will ihn in seinem Team unterbringen, doch die große Frage ist: In welcher Wagen? Entweder erweitert er sein Team zu einem Drei-Wagen-Team, oder Ryan Newman darf sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Der hat aber einen Vertrag bis Ende 2008 und steht immer immerhin in diesem Jahr nicht so schlecht da, auch wenn er den Einzug in den Chase mal wieder verpasst hat. Auf der anderen Seite: Kyle Busch hatte bei Hendrick Motorsport auch einen Vertrag für das nächste Jahr. Eventuell ist Newman ein Kandidat für die Nachfolge bei DEI/Ginn Racing.
– Denn bei DEI/Ginn gehen die Umstrukturierungsmaßnahmen weiter. Es ist jetzt schon klar, dass man 2008 Mark Martin, bzw. Aric Amirola in den Wagen mit der #8 setzen wird. Sponsor wird weiter die Army sein. Die #1 ist noch frei, aber DEI will in 14 Tagen bekanntgeben, wer im Auto sitzen wird. Die #15 bleibt bei DEI zu mal Paul Menard seinen Einsatz ja selber zahlt.
Rennen vom Wochenende
Formel Eins
Das war so langweilig, dass ich nach 30 Runden angefangen habe, meine Küche aufzuräumen. Ich hatte schon so eine Ahnung nach den GP2 Rennen, aber dass es so langweilig werden würde, hätte ich jetzt nicht gedacht. Die spannendste Frage des Rennens war ja dann nur, ob Yamamoto den Spyker wieder rauspfeffern würde, oder nicht. Ansonsten tat sich nichts, nichts, nichts, und noch mal nichts. Die Formel Eins muss sich wirklich fragen, wie man so gegen andere Serie bestehen will. Jedes A1 GP Rennen ist spannender und selbst das Rennen der ALMS am Wochenende hatte mehr Pfeffer, als dieses elende Gegurke. Richtig leid taten mir Jacques Schulz und Mark Surer. Surer verfällt ja bei solchen Rennen gerne mal selber in eine Art Trance, so dass Schulz die ganze Arbeit alleine machen muss, und Surer zwischendurch mit der Frage „…oder findest Du nicht?“ aufweckt. Die beiden gaben sich Mühe, aber wenn es kein Rennen gibt, was soll man da kommentieren? Eine „Debris Yellow“ auf der ganzen Strecke hätte dem Rennen geholfen. Und vielleicht ist das auch eine wirksame Methode, wie man die Rennen zumindest künstlich spannend machen kann: Einfach mehr Saftey Car Phasen.
NASCAR
Das war glaube ich eines kürzesten Short Track Rennen, dass ich bisher gesehen habe. Gerade mal drei Stunden dauerte die Angelegenheit, und wenn sich David Regan nicht dreimal und Robbie Gordon nicht zweimal rausgedreht hätten, wäre das Rennen noch schneller zu Ende gewesen. Das Rennen lief so smooth, dass es sogar Boxenstopps unter „grün“ gab. Eine Rarität bei einem Short Track. Schuld daran ist das neue Zementband, dass man auf der Strecke gelegt hat. Es hat so irrsinnig viel Grip, dass man sogar zu dritt nebeneinander fahren kann. Das sollte eigentlich dafür sorgen, dass mehr passiert, aber da man wenig rutscht, kann man seine Linie halten und fährt so dem Gegner eben nicht ins Auto. Das Rennen war jetzt nicht irre gut, aber auch nicht schlecht. Durch die langen Grünphasen gab es viele Positionskämpfe, die allesamt eng und spannend anzusehen waren. Interessant zu sehen: Hendrick Motorsport ist weiterhin ziemlich von der Rolle. Jimmie Johnson lag zwischendurch eine Runde zurück und wurde mit der Tankstrategie nach vorne geholt. Kyle Busch, der Sieger aus dem März, tauchte gar nicht auf. Immerhin lag Jeff Gordon mit vorne, bevor er unverschuldet in einen Unfall verwickelt wurde.
Montoya hatte ein solides Rennen, Tony Stewart tauchte erst gegen Ende auf und Earnhardt jr. gelang nicht der große Sprung. Kurt Busch fuhr ein kluges Rennen, in dem er einfach immer in der Nähe von Junior blieb und sich aus allem raushielt. Gefreut hat es mich, dass Kasey Kahne und das Evernham/Gilette Team wieder mal vorne auftauchten. Kahne hat eine Saison zum vergessen hinter sich und hofft sehr, dass das Ende der Saison etwas besser aussieht.
Champcar
Müsste ich mich entscheiden, ob das ChampCar oder das Formel Eins Rennen langweiliger gewesen ist, ich würde Tage brauche, um eine Entscheidung treffen zu können.
ALMS
Solides Rennen, das teilweise richtig spannend war. Die Audis lagen gut, bis sie plötzlich von Defekten gebeutelt wurden. Aber vor allem in der GT2 Klasse ging es richtig zur Sache und die gute Regie von SpeedTV sorgte dafür, dass man davon auch etwas zu sehen bekam.
IRL
Das war zwar nicht das beste Rennen der IRL, aber es war auch kein schlechtes. Die Dramen bei Andretti-Green-Racing nehmen einfach kein Ende und ich kann Michael Andretti verstehen, dass er gestern kurz davor war, den gesamten Boxenstand auseinander zu nehmen. Dario Franchitti hatte das Rennen locker im Griff. Er war klar der schnellste Mann auf der Strecke, Tony Kanaan hielt ihm den Rücken frei und Scott Dixon, sein schärfster Verfolger lag zurück. Was sollte da schief gehen? Und immer, wenn alles toll aussieht, dann kommt ein anderes Team Mitglied von AGR und sorgt für Wirbel. Gestern war es Marco Andretti, der aus der Box kam und plötzlich knapp vor Franchitti lag. Aber es war klar, dass an diesem Wochenende alle für Franchitti fahren würden. Der kleine Andretti hatte aber wohl einen Aussetzer und schmiss Franchitti, der offenbar damit rechnete, dass Andretti ihn durchlassen würde, einfach die Tür zu. Die Folge: ein möglicher Dreifach Sieg (Kanaan lag auf Platz drei), war hinüber, Andretti war draussen und Franchittis Frontflügel war hinüber. Dennoch schaffte es Franchitti auf Platz drei, weil hinter ihm Kanaan zick-zack fuhr und das gesamte Feld einbremste. Am Ende gewann dann Scott Dixon, der sich dank guter Boxenstrategie und dem Pech von Franchitti nach vorne fahren konnte. Und somit führt Dixon auch in der Meisterschaft, wenn auch nur mit 4 Punkten. Die beiden ausstehenden Rennen werden mehr als spannend werden.
Und sonst?
Vorschau auf das nächste Wochenende: ALMS und IRL fahren auf Belle Isle, ein Stadtrennen nahe Detroit, die DTM ist auf dem Nürburgring, die Champcars in Assen und die NASCAR fährt in Fontana auf dem California Speedway.
27.08.2007
16:10 Uhr | ChampCar | Zolder | PREM | |
18:10 Uhr | NASCAR Busch | Bristol | PREM | |
19:05 Uhr | NASCAR Nextel | Bristol | PREM | |
20:00 Uhr | Formel Eins | GP Türkei | PREM | |
00:00 Uhr | NASCAR Nextel | Bristol | PREM |