NASCAR – Und dauert, und dauert…
Ziemlich genau sechs Stunden und 15 Minuten dauerte gestern die Übertragung des Rennens aus Kansas. Das Rennen selber dauerte „nur“ drei Stunden und und 18 Minuten. Die restlichen drei Stunden verbrachte man damit, einen Regenschauer und eine Gewitterfront auszusitzen. Und da ist die NASCAR ja gnadenlos. Denn eigentlich war das Rennen so gegen 23.00 Uhr komplett gelaufen. Man hatte über die Hälfte des Rennens hinter sich gebracht, was bedeutete, dass man das Rennen auch voll werten konnte. Dann rauschte diese riesige Gewitterfront an mit Blitz, Donner und literweise Regen. Teilweise lief das Wasser in Sturzbächen die Kurven runter. Niemand glaubte daran, dass man auf der Strecke noch mal würde fahren können und ESPN sehnte sich, nachdem sie schätzungsweise das halbe Fahrerlager interviewt hatten und auf allen anderen Programmen die NFL Vorberichterstattung so langsam los ging, nach einem Ende der Übertragung. Aber die NASCAR Offiziellen sagen halt: Wir fahren bis es dunkel wird. Das hätte man vielleicht nicht gemacht, wenn es kein Chase Rennen gewesen wäre und wenn nicht zufälligerweise fast alle Chase Teilnehmer ausser Tony Stewart ein paar Runden vor dem großen Regen an die Box gegangen wären. Der fuhr mit fast trockenem Tank weiter, weil man auf den Regen hoffte, der ja auch kam. So lag Stewart vorne, aber damit wäre der Chase völlig aus dem Ruder gelaufen, weil die Hauptakteure dann teilweise schon über 100 Punkte Rückstand auf Stewart gehabt hätten. Also wartete man zwei Stunden, verkürzte das Rennen um 40 Runden und fuhr dann tatsächlich und sehr zum Ärger von Tony Stewart weiter. Und mischte den Chase erst recht auf.
Nach dem Restart dauerte es exakt zwei Kurven, dann gab es einen kleinen „big one“ in dem unter anderen die Meisterschaftskandidaten Matt Kenseth, Martin Truex jr und – Überraschung – Tony Stewart verwickelt waren. Im ersten Teil des Rennens hatte es schon Kyle Busch erwischt, der von Junior abgeschossen wurde, und bei Jeff Burton streikte rundenlang die Benzinpumpe. Stewart konnte nach dem Unfall zunächst weiter fahren, hatte sich aber seinen linken Kotflügel verbogen. Der schliff am Reifen, er und sein Crew Chief beschlossen draussen zu bleiben und dann platzte der Reifen halt irgendwann. Bei seinem Abflug sammelte Stewart auch noch Carl Edwards mit auf, womit zwei weitere Chase Piloten draussen waren. Das spielt natürlich wieder alles in die Hände der Hendrick Fahrer Gordon und Johnson, die das Glück hatten, sich aus allem rauszuhalten.
Doch damit hörte das Chaos nicht auf und es gab den wohl merkwürdigsten Zieleinlauf, den ich jemals gesehen habe. Vier Runden vor Schluss führte Greg Biffle vor Clint Bowyer, als Montoya ein Reifen platzte und er diesen quer über Strecke verteilte. Es kam eine Gelblichtphase, aber die NASCAR entschloss sich wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht zu einem Green/White/Checkered, was noch nachvollziehbar war, denn die Fahrer waren teilweise schon mit offenem Visier unterwegs, weil sie nichts mehr sehen konnten. Biffle fuhr drei Runden hinter dem Saftey Car her, wurde aber erstaunlicherweise vor der Ziellinie langsamer und bog aufs Gras ab. Bowyer überholte ihn, und überquerte die Ziellinie als erster. Dennoch war er nicht der Sieger. Die NASCAR hatte das Feld mit der gelben Flagge „eingefroren“, das heißt, es konnte nur dann Verschiebungen geben, wenn ein Wagen stehen bleibt. Biffle war aber nach Meinung der NASCAR Offiziellen noch mit einer „reasonable speed“ unterwegs. Der Grund für Biffles plötzliche langsame Fahrt war ein leerer Tank. Er rettete sich also gerade so über die Ziellinie. Im Renntempo hätte sein Sprit niemals gereicht und Bowyer wäre der Sieger gewesen. Der zeigte sich nach dem Rennen auch etwas irritiert über die Entscheidung, aber so etwas ähnliches hatte die NASCAR ja schon in Pocono gemacht, als man das Feld mitten im Renntempo in einer Kurve wegen einsetzenden Regen einfror, als Ryan Newman gerade dabei war Jeff Gordon zu überholen.
Es gibt heute viele Diskussionen darüber, ob man das Rennen überhaupt noch mal hätte starten sollen. Einerseits war ABC schon längst aus der Übertragung ausgestiegen und hatte an ESPN 2 zurück gegeben. Andererseits war es klar, dass man das Rennen niemals würde über die volle Distanz bringen können, also hätte man auch genauso gut einen Restart auf den heutigen Tag legen können. Durch die vielen Crashs im zweiten Teil des Rennens, hat die NASCAR vor allem aber eine noch dämlichere Chase Situation hervor gerufen, denn jetzt sind nur drei Fahrer (Johnson, Gordon, Bowyer) innerhalb weniger Punkte. Tony Stewart, der auf Platz vier im Chase liegt, hat schon 117 Punkte Rückstand. Gut, letztes Jahr war es Jimmie Johnson, der nach dem Rennen in Kansas 165 Punkte hinter dem damaligen Führenden Jeff Burton lag, aber so einen turnaround gibt es ja nun auch nicht jedes Jahr. Aber selbst wenn man sagt, dass 150 Punkte in sieben Rennen zu machen sind, Denny Hamlin, Matt Kenseth, Jeff Burton, Kurt Busch und vermutlich Martin Truex jr. sind raus aus dem Titelrennen. Die Tabelle sieht im Moment so aus:
Jimmie Johnson | 5506 | 0 |
Jeff Gordon | 5500 | -6 |
Clint Bowyer | 5492 | -14 |
Tony Stewart | 5389 | -117 |
Kevin Harvick | 5380 | -126 |
Kyle Busch | 5370 | -136 |
Carl Edwards | 5364 | -142 |
Martin Truex Jr. | 5348 | -158 |
Kurt Busch | 5329 | -177 |
Jeff Burton | 5320 | -186 |
Matt Kenseth | 5287 | -219 |
Denny Hamlin | 5258 | -248 |
Formel Eins – Proteste, Toyota und Ross Brawn
– Torro Rosso hat gegen die Entscheidung der Rennleitung, Luizzi 25 Strafsekunden aufzubrummen, weil dieser Adrian Sutil unter Gelb überholt haben soll, Protest eingelegt. Kein Wunder, geht es hier doch um den letzten Punkt und um sehr viel Geld. Spyker Teamchef Colin Kolles behauptet aber, Bildmaterial von dem Vorfall zu haben.
– Drei Dinge sind mir am Wochenende aufgefallen: Sowohl Ron Dennis, als auch Fernando Alonso wie auch Ralf Schumacher sprachen davon, dass eine Entscheidung über ihre Zukunft erst nach der Saison fallen würde. Ob es da doch einen Zusammenhang zwischen Toyota und Alonso gibt? Vielleicht sagt sich der Spanier, dass er Toyota ebenso wie Renault erst einmal auf Vordermann bringen muss und Toyota zahlt halt mehr…
– Die Anzeichen verdichten sich, dass Ross Brawn im nächste Jahr der Teamchef bei Ferrari wird. Zumindest meldet das Crash.net mit Berufung auf ein Interview von Jean Todt in der spanischen Zeitung „Al Pais“. Nach dem Reifendesaster von Japan scheint ein guter Stratege wie Brawn wichtiger denn je.
Und sonst?
Das war ein sehr anstrengendes Wochenende, aber das nächste wird noch „schlimmer. Die NASCAR hat ihren Auftritt in Talladega und „SpeedTV“ wird am Freitag fast den halben Tag live berichten (inkl. Cup Training). Die F1 ist bekanntlich in China unterwegs. Am Samstag fährt die ALMS ihr „Petit Le Mans“ in Road Atlanta, am Sonntag Morgen gibt es die 1000 km in Bathhurst, die man aber nur als Aufzeichnung am Sonntag zu sehen bekommt. Dazu fährt die WTCC in Monza.
Aufz. | 18:10 Uhr | NASCAR Busch | Kansas | PREM | |
Aufz. | 19:05 Uhr | NASCAR Nextel | Kansas | PREM | |
Aufz. | 20:00 Uhr | Formel Eins | GP Japan | PREM | |
Aufz. | 00:00 Uhr | NASCAR Nextel | Kansas | PREM |