Formel Eins – McLaren machts spannend
Wenn man einen Hang zu Verschwörungstheorien hat, dann könnte man sich fragen, was Fernando Alonso eigentlich noch so an Erpressungsmaterial gegen Ron Dennis in der Hand hat. Anders kann man sich die Entscheidung beim heutigen Rennen, Hamilton draussen rumeiern zu lassen, obwohl schon seit einigen Runden die Karkasse des Reifens zu sehen war und der Engländer pro Runde bis zu sieben (!) Sekunden auf Alonso verlor, ja kaum anders erklären. Was hat sich McLaren nur dabei gedacht, ein solches Risiko einzugehen? Zu mal auch Bridgestone das Team auf die Probleme mit den Reifen hingewiesen hat. Das Team selber entschuldigt sich damit, dass man sich unsicher wegen des Wetters war. Ja, und? Selbst wenn man sich bei den Reifen verhauen und Hamilton noch einmal hätte wechseln müssen, wäre vermutlich immer noch ein vierter Platz rausgekommen. In dem Fall hätte er drei Punkte verloren und wäre mit neun Punkten Vorsprung nach Brasilien gefahren. Warum man nicht die sichere Variante gewählt hat, ist mir ein Rätsel, zumal man sich damit auch Ferrari vom Hals geschafft hätte. Stattdessen hat man mit dieser Entscheidung die Italiener erst recht wieder in die WM gebracht und wenn es in Sao Paulo richtig schlecht läuft, dann kann McLaren die Fahrer-WM im letzten Rennen auch verlieren. Kann ja sein, dass Hamilton noch mal einen Fehler macht und bei Alonso ein Defekt auftaucht.
Natürlich liegt der Fehler im Endeffekt bei Hamilton, denn wer in der Boxeneinfahrt den Wagen in ein Miniatur Kiesbett (was macht das überhaupt da?) setzt, muss einen Fehler gemacht haben. Das seine Reifen nicht mehr existent war hatte er wohl in den Runden vorher schon bemerkt, also hätte er bei der engen Einfahrt etwas mehr Ruhe walten lassen können. Doch die Ursache für sein Rutschen lag eben an der Fehlentscheidung des Teams. Wäre er eine Runde vorher reinkommen, wäre das vermutlich nicht passiert. Vermutlich wird man noch ein paar Tage über die völlig bescheuerte Entscheidung von McLaren rätseln dürfen. Auch zum Beispiel darüber, warum Ron Dennis Alonso nicht schon längst vor die Tür gesetzt hat. Denn was sich der Spanier gegenüber seinem Team so an Kommentaren erlaubt, würde in jeder Firma auf der Welt ausreichen, einen Angestellten vor die Tür zu setzen. Das Transkript seines letzten Interviews alleine könnte für eine fristlose Kündigung reichen. Dagegen hat sich Montoya im letzten Jahr wie ein Musterschüler verhalten.
Achja – und dann war das noch Rennen, das schöne Zweikämpfe sah aber völlig im Schatten von Hamiltons Ausfall stand. Immerhin sah man auch mal an der Spitze echte Überholmanöver und auch im Hinterfeld ging es schwer zur Sache. Vor allem die Toro Rosso lieferte eine gute Show, allen voran mal wieder Sebastian Vettel, der mit einer guten Ein-Stopp-Strategie, ein wenig Glück aber vor allem mit vielen Überholmanövern auf den vierten Platz fuhr. Nicht viel schlechter war aber auch Liuzzi, der einen Stopp mehr einlegte. Genauso gut war Jenson Button, der mit zwei Stopps noch den fünften Platz belegte.
Naja, Ferrari und Ecclestone reiben sich am Ende die Hände. Die Italiener sind plötzlich wieder im Titelrennen, auch wenn die Chancen eher gering sind. Ecclestone kann sich schon jetzt auf astronomische Einschaltquoten freuen, wenn das Rennen in Brasilien zur allerbesten Sendezeit in Europa gestartet wird.
– Am Rande des Rennens tauchte das Gerücht auf, das Alex Wurz nach dem Rennen seinen Rücktritt als Rennfahrer bekannt geben wird. Das geschah zwar nicht, aber es gilt wohl als sicher, dass er 2008 nicht mehr fahren wird. Dazu passen auch die Aussagen von Frank Williams, der am Wocheende folgendes sagte:
„I think Nico Rosberg is a star of the future, Alex has been very reliable but I am not sure whether he is going to race again next year.“
Damit würde dann ein weiteres gutes Cockpit frei. Wenn Alonso auch noch McLaren verlässt, sind dass dann schon drei Sitzplätze, die man noch füllen muss. Bei Williams würde ich mal Ralf Schumacher sehen, bei McLaren Nico Rosberg, Toyota wird sich vermutlich Timo Glock schnappen. Bliebe ein weiteres offenes Cockpit bei Williams, zum Beispiel für Liuzzi.
ALMS – 10 Stunden Krimi
Ich hab das Rennen gestern auch nicht komplett gesehen, aber es war wirklich ein erstaunliches Langstreckenrenne, denn es war über die gesamte Distanz spannend und sehr, sehr eng. Sowohl Porsche als auch Audi mussten über die gesamte Distanz wirklich alles geben und daraus resutlierte eine regelrechte Schlacht. Zunächst hatte man wegen der unterschiedlichen Boxenstrategien immer eine Runde Abstand zwischen den beiden ersten. So war mal die Combo Dumas/Bernhardt/Long im Porsche Spyder, mal Capello und McNish in Führung. Beide Teams verloren im Laufe des Rennens ihren zweiten Wagen, also ging es nur noch zwischen diesen beiden um den Gesamtsieg. Die letzten beiden Stunden waren ein echter Krimi und haben mich wach gehalten. Nach einer Saftey Car Phase lag der Porsche in den letzten 20 Runden nur fünf Sekunden vor dem Audi und Capello prügelte den R10 um den Kurs und holte den Porsche schnell ein. Auf der langen Gerade ließ er Dumas dann einfach stehen. Es war schon unglaublich zu sehen, mit welcher Kraft der Audi am sicher nicht langsamen Porsche vorbei und weg zog. Allerdings konnte sich Capello nicht von Dumas lösen. Der kam im engen Teil immer wieder an den Audi ran und hing als es auf die Gerade ging, dem Audi mit seiner Nase im Heck. Doch dann trat Capello aufs Gas und am Ende der Geraden hatte er wieder 200 Meter Vorsprung. Es war wirklich sehr spannend und am Ende gewann Capello mit 0,9 Sekunden Vorsprung. Das Rennen ist einer ganz seltenen Fälle, wo die Zusammenfassung vermutlich nicht die Spannung wird vermitteln können, die eben ensteht, wenn man ein Rennen so lange verfolgt und es erst am Ende richtig los geht.
NASCAR – Villeneuve im Pech
Das Rennen der Craftsman Truck Series gestern in Talladega war sehr abwechslungsreich, aber auch gespickt mit Unfällen, darunter auch einem „big one“. Der geschah ausgerechnet in der Führungsgruppe, als der Spitzenreiter Jack Sprague plötzlich ein Reifenproblem hatte, langsamer wurde, aber sein Hintermann darauf nicht gefasst war. Der drehte Sprague dann mitten in den Pulk rein und das große Chaos brach los. Alle Fahrer blieben aber unverletzt. Jacques Villeneuve parkte bei einem anderen Unfall ebenfalls in der Mauer. Vor ihm war ein Konkurrent plötzlich langsamer geworden und Villeneuve sammelte bei seinem Ausweichmanöver TJ Bell auf. Für beide war das Rennen zu Ende.
Wie schon im ARCA Rennen konnte man sehen, dass die untere Linie die sein wird, die man halten muss, wenn man gewinnen will. Es gab nur einmal eine äußere Reihe, die sich nach vorne fahren konnte. Mal sehen, wie das gleich mit den CoT ist.
WTCC – Zu kurz!
Zwei wirklich knüppelharte Rennen lieferte die WTCC ab. Allerdings mal wieder nur über die fast lächerliche Zeit von neun Runden. Das kann doch nicht deren Ernst sein. Selbst das Rennen der Open GT, eine weitere FIA GT Variante dauerte sehr unterhaltsame 18 Runden. Das kann man doch wohl auch von einer Weltmeisterschaft verlangen. Aber ich rede mir zu dem Thema ja schon seit Anfang des Jahres den Mund fusselig.
Motors TV – Kein deutscher Kommentar mehr?
Mir ist schon seit ein paar Wochen aufgefallen, dass die Aufzeichnungen der wichtigen Rennserien keinen deutschen Kommentar mehr haben. Das ALMS Rennen gestern hatte auch keinen. Im Forum von MotorsTV kündigt Peter Venn zwar an, dass er zusammen mit Stefan Moser und Norman Simon kommentieren wird, und offenbar hat er das auch getan, zu hören war da allerdings nicht. Offenbar gibt es da Probleme mit der Verteilung der Tonspur im Kabelnetz. Das gerade laufende Bathurst 1000 hat auch nur den Originalkommentar.
4 Kommentare
Sollte Alonso McLaren verlassen,dürften wir eine der grössten Fahrerrochaden seit langer Zeit erwarten.Ehrlich gesagt würde ich das auch sehen wollen,denn dann würden einige gute Fahrer auch gute Plätze bekommen.Der Fehler von Hamilton erinnert mich an Coulthard 1995 in Adelaide und dürfte als Rookie Fehler durchgehen,aber fürs Finale wirds richtig eng und ich werd mir in 3 Wochen den Sonntagabend auf alle Fälle freihalten.
Der deutsche Kommentar ist auf alle Fälle da,muss wohl ein Einspeisungsproblem des Kabelanbieters sein.Mich ärgert es,das Motors Tv genauso wie DSF 16:9 Formate in 4:3 mit Balken abspielt.Wenn man so rückständig ist,brauch man sich nicht wundern,wenn die Leute nicht mehr zuschauen.Von dem Formatdesaster beim ALMS Rennen will ich nicht reden ->Onboard in 4:3 und AussenKameras 16:9 ( lag an Speed Tv),was zur Folge hatte,das die Onboards komplett mit einem schwarzen Balken rundherum versehen waren.Okay,Motors Tv hätte dann auf 4:3 umschalten können,aber wenn nur Praktikanten da arbeiten,hat keiner ne Ahnung davon :)
Was ich an der Argumentation von McLaren nicht verstehe, ist die Gefahr eines möglichen Reifenplatzers. Der Reifen von Hamilton hätte sich doch ganz auflösen können und im ungünstigsten Fall kurz hinter Start/Ziel. An so etwas muss man doch auch denken.
Sehe ich es in Deinen Fahrerrochaden richtig, dass Du Alonso nächstes Jahr wieder bei Renault verortest?
(btw: Dass er, im Gegensatz zu „Tennis“-Montoya, immer noch bei McLaren fahren darf, liegt wahrscheinlich einfach daran, dass er um die Weltmeisterschaft fährt. Gerade an Tagen wie diesen kommt sowas für den Siegfanatiker Dennis sehr gelegen. Mal ganz abgesehen vom Aufstand, den ein Beurlaubung des WM-Zweiten weltweit hervorrufen würde.)
Gut, die Toyota Variante mit Alonso will ich nicht ausschliessen, aber so recht mag ich daran nicht glauben.
Bzgl. Motors: ALMS und die V8 Serie kommen bei mir gut in 16:9.
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