Formel Eins – Vorschau Brasilien III
Heute: Lewis Hamilton
Es gibt wohl kaum einen Fahrer, dessen Karriere schon seit seinem Teenageralter so genau verfolgt wurde, wie bei Lewis Hamilton. Seine Förderung durch Ron Dennis ist schon jetzt legendär, seine Ergebnisse in verschiedenen Formel Klassen sind es auch. 2000 wurde er Kartweltmeister, 2001 stieg er in die britische Formel Renault Meisterschaft ein, die er zwei Jahre lang bestritt, bis er auch dort Meister werden konnte. 2004 hatte er ein schlechtes Jahr in der Formel 3 Euro Serie, aber 2005 gewann er weltweit alles in der Formel 3, was zu gewinnen gab. Inkl. des Zandvoort Masters und des Rennen in Monaco. Nur in Macau konnte er nicht siegen. 2006 dann sein schon viel beachteter Einstieg in die GP2, die er, laut einer Ansage von Ron Dennis, im ersten Anlauf gewinnen musste, um einen Formel Eins Vertrag zu bekommen. Hätte er letztes Jahr gegen den ebenfalls sehr starken Nelson Piquet jr. verloren, würde er heute vielleicht nicht in einem McLaren sitzen.
Das zeigt, dass Hamilton auch mit langanhaltende Druck umgehen kann. Seine Ergebnisse aus den letzten Jahren beweisen aber auch, dass er schon mal Formschwankungen hat. Entweder läuft alles super, wie in der F3 Saison 2005, als seinen Teamkollegen Adrian Sutil in Grund und Boden fuhr und in 19 von 20 Rennen Punkte holte, oder es läuft eben auch mal holprig, wie in den Jahren 02 und 03, bzw. in der GP2 Saison. Auf der anderen Seite hat er natürlich in den letzten Jahren sehr viel dazu gelernt und vor allem in diesem Jahr dürften ihn viele Ratschläge erfahrener Menschen erreicht haben, die Hamilton gerne als Weltmeister sehen würden.
Für Mercedes ist Hamilton ein echter Glücksfall. Nach dem „Gentleman Driver“ Häkkinen hatte man ja auch Alonso gehofft, doch dessen charakterliche Schwächen passen nicht so gut zum Image der Schwaben. Dann doch lieber einen bescheidenen Rookie, der Mut und Schnelligkeit besitzt und zudem ein erstaunlich unkomplizierter und offener Mensch zu sein scheint. Das mag an seiner Familie liegen. Sein Vater, der bei jedem Rennen seines Sohnes auch in der F3 dabei war, ist ein bodenständiger Mensch, die Krankheit seines Bruders ist auch so eine Sache, die Hamilton offenbar die Dinge in einem etwas anderen Licht sehen lässt. Nach außen wirkt Lewis Hamilton also jetzt schon wie ein perfekter Gentleman, der im Formel Eins Zirkus im Laufe der Jahre zu einem echten Megastar ranreifen könnte.
Aber man sollte nie vergessen, dass die Formel Eins ein Haifischbecken ist. Geschenkt wird einem nichts, und Hamilton ist klug genug zu wissen, das Freundlichkeit alleine keine Siege einbringt. Wer sich in einem Team wie McLaren – Förderung hin oder her – durchsetzen will, der braucht auch kräftige Ellenbogen. Aber er scheint nicht zu denen zu gehören, die laut Krach machen. Ich fand es auch hochinteresant zu sehen, dass das gesamte McLaren Team im Spionagestrudel runtergezogen wurde – nur Hamilton nicht, der scheinbar unbekümmert und unbelastet einfach weitermachte. Es wäre aber auch blauäugig davon auszugehen, dass Hamilton von der ganzen Sache nichts gewusst und nicht aktiv partizipiert hat. Er war halt nur etwas geschickter als Alonso.
Seine fahrerischen Fähigkeiten sind schwer einzuschätzen. In der F3 Euro Serie brauchte er zwei Jahre, um sich zu zeigen, die GP2 Saison verlief wie erwähnt auch nicht gerade so, wie man sich das vielleicht vorstellt. Im McLaren hat er in diesem Jahr nur einen Fehler gemacht, und das war der in China. Auffallend ist aber, dass er auch auf Strecken schnell ist, die er bisher noch nicht gefahren ist. Aber so richtig kann ich nicht einschätzen, ob er nun wirklich so schnell ist, oder ob die gute Entwicklungsarbeit von Alonso nicht ein wenig dazu beiträgt. Das wird man aber wohl erst im nächsten Jahr sehen, wenn Alonso weg ist.
Seine Chancen als erster Rookie Weltmeister zu werden sind nicht schlecht. Er führt mit vier Punkten vor Alonso, aber ich bin mir nicht sicher, ob er die Nerven hat. Wie schon gestern erwähnt, sehe ich Alonso als Favoriten.
Formel Eins – Vorschau Brasilien IV
Besser kann man sich ein Saisonende ja nicht wünschen. Drei Fahrer haben noch die Chance im letzten Rennen der Saison Weltmeister zu werden. Das hatte man zuletzt 1986, als Prost, Mansell und Piquet um die Meisterschaft kämpften. (Prost gewann, obwohl er vor dem Rennen in Australien nur dritter in der WM war). Es gibt unzählige Szenarios, wer unter welchem Umständen Weltmeister werden kann und die ganze Sache wird vor allem dadurch verkompliziert, dass Interlagos als Ferrari Strecke gilt. Klar ist: Räikkönen muss gewinnen, denn er hat sieben Punkte Rückstand. Was die anderen machen, kann ihm schlichtweg wurscht sein. Dann wäre da aber auch noch Massa, der auf seiner Heimstrecke immer gut war. Sollten die beiden Ferrari die Pace machen können, sieht es für Alonso schlecht aus, denn der braucht auch einen Sieg. Aber passieren kann viel und es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass sich die beiden McLaren Piloten gegenseitig rauskegeln und Räikkönen am Ende Meister ist. Manche Beobachter wetten schon darauf, dass Alonso Hamilton und sich selbst bewusst aus dem Rennen nimmt, nur damit McLaren nicht den Fahrertitel holt. Wäre ja nicht das erste Mal, dass so was passiert. 1990 kickte Senna Prost im vorletzten Rennen nach dem Start aus dem Rennen und war damit Weltmeister.
Der Kurs selber ist ein Dinosaurier aus den 70er Jahren. Die ursprüngliche Strecke hatte eine unfassbar lange Gerade mit sehr schnell Kurven, dazu ein weites Infield und war fast acht Kilometer lang. 1990 hat man den Kurs umgebaut und auf 4.3 Kilometer verkürzt. Vor allem die lange Start/Ziel Gerade ist ein Problem, denn sie hat etliche Kuppen und wenn es dort (wie 2003) kracht, dann richtig. Ansonsten hat der Kurs etliche schnelle Kurven, aber auch einige sehr enge Stellen und ist für einen so kurzen Kurs ziemlich bergig. Interlagos gilt als „Buckelpiste“, was da fahren nicht einfacher macht. Mittlerweile hat sich die Wetterprognose verbessert und es soll trocken bleiben, aber plötzliche Regenschauer haben den GP schon mehrfach ziemlich durcheinander gewürfelt. Das schöne an diesem GP ist, dass die Zeitverschiebung mal für die Europäer ist. Alle Trainings, die Quali und das Rennen finden am Nachmittag/Frühabend statt.
A1 GP – Fittipaldi fährt nochmal
Viel Überzeugungskraft musste man wohl nicht leisten um Emerson Fittipaldi noch mal ins Cockpit zu bekommen. Der F1 Weltmeister von 1972 und 1974 hat angekündigt im nächsten zu Testfahrten sich hinters Steuer des neuen A1GP Renners zu setzen, der ja von Ferrari gebaut wird. Er soll wohl helfen, einen Grundabstimmung für den Wagen zu finden. Emerson kann es hat auch einfach nicht lassen. Nachdem die GP Masters Serie dieses Jahr nicht statt fand (angeblich sind die Betreiber pleite) fehlt dem Brasilianer wohl etwas.
Und sonst?
Große Wochenendvorschau wie immer am Freitag. Es ist viel los.
19.10.2007
LIVE | 13:55 Uhr | Formel Eins | 1. Training Brasilien | PREM, DSF | |
Aufz. | 14:00 Uhr | DTM | Hockenheim | MotorsTV | |
Aufz. | 16:15 Uhr | Formel Eins | 1. Training Brasilien | PREM | |
LIVE | 16:00 Uhr | NASCAR Vorberichte | Martinsville | SpeedTV | |
Aufz. | 16:15 Uhr | British F3 | Rockingham | MotorsTV | |
Aufz. | 17:10 Uhr | British GT | Rockingham | MotorsTV | |
LIVE | 17:55 Uhr | Formel Eins | 2. Training Brasilien | PREM, DSF, SpeedTV | |
Aufz. | 20:15 Uhr | Formel Eins | 2. Training Brasilien | PREM | |
LIVE | 00:00 Uhr | NASCAR Vorberichte | Martinsville | SpeedTV |
2 Kommentare
Meine Prognose ist, dass sich Lewis Hamilton als intrigantes Arschloch entpuppen wird (nicht dass es Alonso nicht wäre…). Hamilton profitiert davon, dass er mit der immensen Rückendeckung von Ron Dennis und den Briten (im Team und in den Medien) fährt. Aber ich emfand ihn zuletzt bei den Ermittlungen bzgl. des Safety-Car-Vorfalls in Interviews und in den Beiträgen als superunangenehme Person, der derzeit mit einer monströsen Schleimspur noch die Leute einwickelt. Die Ausgeburt an Falschheit. Ich nehme dem Typen nichts mehr ab. Abgestuft halte ich auch den Vater für nicht kosher… Aber gut, mein persönlicher Eindruck anhand einiger weniger Indizien.
Fahrerisch hielt ich auf Hamilton große Stücke und die Erwartungen hat er sogar noch übertroffen. Während er in der GP2 in der zweiten Saisonhälfte in ein Loch fuhr, zeigte er diesmal unglaubliche Konstanz.
Naja, nenn mir einen sympathischen Weltmeister aus den letzten Jahren. Häkkinen war einer, aber davor? Alan Jones? Jody Scheckter? Mario Andretti? James Hunt? Man muss schon weit zurück schauen, wenn man einen sucht. Das mag etwas mit der „modernen“ Formel Eins zu tun haben, die eben diese irrsinnigen Egomanen züchtet. Aber er ist mir immer noch lieber als Alonso.
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