Wie befürchtet war das Rennen in Bahrain kein sonderlicher Strassenfeger. Zu viele schnelle Kurven, zu wenig Überholmöglichkeiten. Man merkte, dass die Piloten teilweise verzweifelten und Sachen versuchten, die halt meistens in die Hose gingen. Schönes Beispiel: Der Überholversuch von Button, als er an Coulthard vorbei wollte. Er war schneller, aber er hatte keine Chance. Anderes Beispiel: Alonso vs. Glock. Der Deutsche musste nur seine Linie verteidigen, da konnte Alonso nichts machen. Andererseits ging es dem Spanier genauso, als gegen Ende Barrichello von hinten drückten. Auch bei den Rahmenrennen sah man die Probleme – im Porsche Supercup kam man auch nur vorbei, wenn man dem Gegner fröhlich auf die Ecke fuhr.
Das Ferrari einen Doppelsieg landen würde, war schon vor dem Start ziemlich klar. Spannend war allein der ziemlich verbissen geführte Kampf zwischen Massa und Raikkönen. Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich das Gefühl, dass Ferrari seine Fahrer zumindest bis nach dem zweiten Stopp komplett frei fahren ließ. Aber das war auch schon das Highlight des Rennens. Dass BMW während des Rennens so gut dran bleiben konnte, war dann schon überraschend. Immerhin hatte Ferrari im Winter in Bahrain exzessiv getestet. BMW ist noch nicht ganz dran, aber sie sind auch nicht mehr weit weg. Den Heckflügel kann man schon mal sehen. Und BMW ist höchst motiviert. Es gibt Stimme, die davon ausgehen, dass BMW im Laufe des Jahres den Anschluss verlieren wirde. Das glaube ich nicht. Man arbeitet ziemlich konstant und vor allem ist man das einzige Team in diesem Jahr, dass auf allen drei Strecken vorne mitmischen konnte. Es fehlen nur noch die kurzen, engen Strecken, auf denen man zeigen muss, was man kann. Aber jetzt folgen erst einmal mit Barcelona und der Türkei zwei Kurse, die dem BMW sehr liegen sollte.
McLaren hat dagegen in meinen Augen ein größeres Problem. Man war in Malyasia nicht gut aufgestellt und in Bahrain sah man auch kein Land. Mal abgesehen davon, dass Lewis Hamilton einen schlechten Tag erwischte, war auch Heikki Kovalainen nicht besonders auffällig schnell. Das kann allerdings auch etwas mit der Hitze zu tun haben, denn insgesamt fuhr Kova interessanterweise die schnellste Runde. Nico Rosberg meinte im Interview mit Premiere, dass ihm aufgefallen sei, dass seine Reifen in dem Moment besser funktionierten, als gegen Ende des Rennens Wolken am Himmel standen und die Asphalttempertur sank. Und Kovalainen fuhr in der Zeit plötzlich auch seine schnellste Runden. Eventuell kann es da einen Zusammenhang geben, der auch McLaren betrifft. Die Physik zwischen Reifen und Asphalt ist eine Wissenschaft für sich. Könnte also gut sein, dass McLaren in Barcelona schon wieder ganz anders aussieht. Trotzdem muss man sich zusammensetzen, denn auch die Leistung von Hamilton war nicht wirklich gut. Da werden sich die Skeptiker schon zufrieden zurücklehnen und sagen, man habe ja immer gesagt, dass Hamilton nur so lange stark war, wie er sich an Alonso reiben konnte. In der Tat fiel er heute wieder in ein Verhalten zurück, die man von ihm aus seiner F3 Euro und GP2 kennt. Wenn er Mist baut wird er hektisch und macht noch mehr Fehler. Wäre er ruhig geblieben und hätte Alonso einfach in Ruhe ausgebremst, wären Punkte drin gewesen.
Das Toyota so gut war, konnte man ein wenig erwarten, da man im Winter ja zusammen mit Ferrari hier getestet hatte. Dafür sieht es bei Renault richtig übel aus. Alonso hatte nicht den Hauch einer Chance gegen Webber und Rosberg und Glock konnte er am Ende auch nicht halten. Bei Piquet verabschiedete sich mal wieder die Technik und machte ein Desaster komplett, dass ohne Alonso und seinen guten Startplatz noch schlimmer ausgefallen wäre. Im Rennspeed war man glatte zwei Sekunden hinter der Spitze. Selbst Fisichella legte eine schnellere Runde hin. Und von hinten scheint Honda langsam aufzuholen. Mehr muss man wohl kaum sagen.
Ein sehr durchwachsenes Rennen, das seine Spannung nur dadurch halten konnte, wenn man zeitgleich den Zeitenmonitor im Auge behielt. Wofür man ja auch genügend Zeit hatte, denn an Zweikämpfen gab es nun kaum was zu sehen. Auf der anderen Seite hat sich die WM sehr zusammengeschoben. Mittlerweile liegen sechs Fahrer gut in den Punkten und wenn das Wechselspiel zwischen BMW, Ferrari und McLaren so weiter geht, dann haben wir bald eine sehr spannende WM, die auch solche Rennen verzeiht.
1 Kommentare
Ich denke es wäre an der Zeit, die euphorischen Lobgesänge auf Sutil zu relativieren.
Seitdem er einen unerwartet starken Stallgefährten hat kommt nichts mehr von dem hoch gelobten „Superstar“.
Die Hondas werden langsam frech, mein (fast) Nachbar Glock tritt hoffentlich bald aus dem Schatten von Trulli.
Sonst noch:
Die Trainings werden hier mittlerweile ohne Ton angeschaut, Qualifing und Rennen bei RTL.
Alles ist „Natürlich“ ( ca. 300 mal in einer einzigen Übertragung), dazu das ständige, hysterische „HIER!“, als wären alle Fernsehzuschauer blind und dann kommt „Der Mann mit dem gelben Helm“.
Schulz ist ein rotes Tuch für mich, ich kann es nicht mehr hören. Dieses nervtötende Dummgelaber werde ich mir nicht mehr anhören.
Offensichtlich scheint diese künstliche Stimmungsmache wiederum gewünscht zu sein, wie man an den gestrigen Kommentatoren der IRL ganz klar fest machen kann.
Schade drum.
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