Arbeit, Schmarbeit. Im Moment nervt sie rum und belegt mich mit einem 14 Stunden Tag. Immerhin wird mein Wochenende wohl mal arbeitsfrei sein, was bei dem Angebot an Rennen gut passt. Voller wird es in diesem Jahr wohl nicht mehr in Sachen Rennsport, denn so langsam bewegen sich alle Serien in Richtung Endspurt. Aber vorher geht es noch mal richtig rund. Ganz weit vorne auf der Liste steht bei mir die NASCAR. Man trifft sich in Talladega, dem Superspeedway im Nirgendwo der USA, und fährt das letzte Restictor Plate Rennen für diese Saison. Hier kann dann auch schon eine Vorentscheidung im Chase fallen:
Talladega gehört, zusammen mit Daytona, zu den spektakulärsten Ovalen in den USA. Dabei ist die Strecke sogar noch minimal verrückter als Daytona. Mit 2.66 Meilen ist sie etwas länger und die Kurven haben mit 33 Grad Banking zwei Grad mehr Überhöhung. Dafür ist Talladega auch etwas breiter und hat weniger Bodenwellen als der Schwesterkurs in Florida, was den Piloten das Leben etwas einfacher macht. Natürlich nicht in Sachen überholen. Man fährt mit einem Luftmengenbegrenzer. Für alle, die nicht wissen wie das in der NASCAR funktioniert: Dem V8 wird die Menge an Luft begrenzt, die er atmen kann. Dadurch reduziert sich automatisch die Motorleistung, die von ca. 750 PS auf rund 450 PS fällt. Das reicht dann aber immer noch, dass die Wagen auf Geschwindigkeiten kommen, die so um 320 km/h liegen. Da, zumindest theoretisch, kein Wagen ein Vorteil hat und die Strecke sehr breit ist, fährt man in Vierer-Reihen rundenlang im Zentimeterabstand hinter her. Geht auch auf der Geraden gerne mal fünft nebeneinander, aber nicht in der Kurven. Also man kann es versuchen, endet meist aber eher ungünstig.
Weil man so nah neben- und voreinander her fährt ist die Gefahr eines Unfalls natürlich hoch. Wenn einer aus der Mittelreihe Probleme hat oder den Vordermann doof berührt, geht es ab und der gefürchtete „Big one“ passiert. Einer steht quer und bei den hohen Geschwindigkeiten kann der Rest dahinter nicht ausweichen und der Rest sieht dann so aus (Talladega 2002):
Unschön und vor allem die Chase-Piloten haben natürlich Angst, dass sie in so einen Crash verwickelt werden. Wenn wie man sieht, kann man seinen Wagen nach einem „big one“ meist gleich stehen lassen. Die Chancen in so einen Unfall verwickelt zu werden sind natürlich höher, wenn man in der Mitte des Feldes rum fährt. Vorne hat man seine Ruhe, hinten auch. Das ist Grund, warum sich am Anfang eines Rennens gerne kleine Marken-Pakete am Ende des Feldes befinden. Die Ford-Truppe spannt gerne zusammen und rollt erst einmal gemütlich hinten rum, bis sich das Feld gelichtet und die Geduld der Fahrer da ist.
Überholen funktioniert bei solchen Rennen auch anders als sonst. Mit „normalen“ Mitteln kommt man selten vorbei und man wird mal wieder das Wort „Bump Drafting“ hören. Im Prinzip geht das so: Der Hintermann saugt sich an, fährt aber nicht vorbei, sondern schiebt den Vordermann an. Das funktioniert nicht nur bei einem Wagen, sondern geht auch mit einer ganzen Kette von Fahrzeugen. Je mehr von hinten gedrückt wird, desto schneller ist derjenige, der ganz vorne in der Reihe ist. Auf diesem Weg konnte zum Beispiel Ryan Newman dieses Jahr in Daytona gewinnen. Man weiß also bis zur letzten Gegengerade in der letzten Runde nie, wer das Rennen gewinnen kann. Theoretisch kann das auch einer sein, der in der Runde zuvor noch auf dem 20. Platz gelegen hat. Man muss hat nur sehen, dass man sich im richtigen Moment vor eine Reihe setzt, die gerade angerauscht kommt.
Bump Drafting ist eine Kunst für sich und als Meister gelten Dale Earnhardt jr. und Tony Stewart. Die beiden kleben im Rennen auch gerne zusammen. Da allerdings bekannt ist, dass die beiden gut Drafter sind, bekommen sie in den letzten Runden von anderen Fahren nur wenig Unterstützung.
Es wird also spannend in Talladega und da das Wetter das gesamte Wochenende ausserordentlich gut sein soll, muss man auch keinen Regen befürchten. SpeedTV hat an diesem Wochenende auch die Hoheit über die Rennen der CTS, der ARCA und alle Trainings- und Qualiläufe des Cups!
DTM – Le Mans
In der DTM geht es an diesem Wochenende um einiges. Kann Timo Scheider seinen schmalen Vorsprung in der Meisterschaft vor Paul die Resta ausbauen, oder kann dieser aufholen und es zum letzten Rennen in Hockenheim noch mal spannend machen? Sieben Punkte sind es, die Scheider führt, also könnte er in Le Mans schon alles klar machen, sollte di Resta ein Problem haben. Die Strecke gilt als „Audi“ Kurs, also ist das schon mal ein Vorteil für Scheider. Aber Mercedes hat im Laufe der Saison gut nachgelegt und in den letzten Rennen erschien mir die AMG Truppe ein wenig stärker als die Audis. Gefahren wird auf der kleinen Rundstrecke von Le Mans, die eigentlich gar nicht so schlecht ist. Sie ist technisch schwierig, hat allerdings auch wenig Überholmöglichkeiten, weil sie teilweise sehr eng ist. Da die Fahrzeuge der DTM in diesem Jahr sehr eng beieinander liegen, verspricht das nichts gutes fürs Rennen. Ich würde mich nicht wundern, wenn es eher eine Prozession gibt, lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.
Im Rahmenprogramm fährt natürlich wieder die F3 Euro Serie, und auch hier kann Nico Hülkenberg schon alles klar machen. Er hat 24 Punkte Vorsprung auf Eduardo Mortara und es müsste schon mit dem Teufel zu gehen, wenn Hülki den Meistertitel noch verlieren sollte. Theoretisch machbar sind 17 Punkte pro Wochenende, also fehlen dem Deutschen noch 10 Punkte aus den letzten vier Rennen. Sollte machbar sein.
WTCC – Monza
Eindeutig meine Lieblingsstrecke für die WTCC, die sich damit auch aus Europa verabschiedet und nach dem Wochenende eine Asien-Tour startet. Monza ist perfekt für kurzen Rennen der WTCC. Wegen der hohen Leistungsdichte kann sich vorne kaum einer absetzten, also klebt alles schön zusammen und man liefert sich wundervolle Windschattenschlachten. Die Seats dürften in Monza tonangebend sein, aber nachdem man sie so stark eingebremst hat, sollte man auch die Chevys im Auge behalten. Gespannt bin ich, wie sich der Honda schlagen wird. N.Technology hat nach dem Sieg in Imola seitens Honda eine Zusage für weitere Unterstützung bekommen. Hätte mich auch gewundert, wenn die Japaner einen Sieg gegen die BMW und die Billig-Konkurrenz von Chevy einfach so übergangen wären. Es ist sogar die Rede davon, dass man im nächsten Jahr wieder mit zwei Wagen an den Start gehen wird.
ALMS – Petit Le Mans
Vorletztes Rennen der ALMS, letzter Langstreckenriemen für dieses Jahr und man sollte sich das Starterfeld noch mal genau ansehen. Denn so wird es nie wieder sein. In der LMP1 fahren die beiden Audi R10, aber es ist noch nicht raus, ob die Ingolstädter im nächsten Jahr wieder in den USA an den Start gehen. Audi lässt sich bekanntermaßen lange Zeit mit einer solchen Entscheidung. Einen Startanreiz für 2009 liefert aber ausgerechnet Acura, die mit einem Hybrid in die LMP1 hochwechseln. In der LMP2 wird sich nicht so viel tun. Es gibt zwar Gerüchte, dass Porsche den werksseitigen Ausstieg bei Penske plant und nur noch als Lieferant auftreten will, aber bestätigt ist das nicht. Die GT1 wird man in der ALMS vermutlich zum letzten Mal sehen. Die Klasse stirbt eh aus, und nachdem Chevy in diesem Jahr nur gegen sich selbst gefahren ist, hat man beschlossen im nächsten Jahr eine C6 Corvette in der GT2 einzusetzen. Dort wird man 2009 auch den BMW M3 GTR sehen, von dem man jetzt schon Fabeldinge hört.
Aber zum Rennen in Road Atlanta. Eine abwechslungsreiche Strecke, die im ersten Teil der LMP2, im zweiten aber den Audi entgegen kommt. Eine schöne Strecke, die enge Kurven und lange Geraden vereint, aber nur vier Kilometer lang ist. Das ist etwas kurz für so ein langes Rennen, aber in den USA gibt es kaum längere Strecken, auf denen man sowas machen sollte. „Petit Le Mans“ heißt es, weil man 10 Stunden unterwegs ist. MotorsTV überträgt das Rennen komplett live und ich hoffe sehr, dass man das Komiker-Duo Heinrich/Moser alles moderieren lässt. In letzter Zeit verquatschen die komplette Rennen, als würden sie auf der Terrasse sitzen.
A1 GP – Zandvoort
Dicke Luft in der A1 Serie, denn offenbar hat man sich leider mit der Umrüstung auf das neue Chassis finanziell verhoben. Weil es Probleme beim Bau des Chassis gab, musste man schon den Saisonstart in Mugello absagen, jetzt stellt sich raus, dass man gar nicht genug Chassis bauen konnte, um alle Teams komplett zu versorgen. Zu dem steckt die Serie wohl in schweren Zahlungsschwierigkeiten. Willi Weber monierte, dass er noch nicht das Preisgeld aus der vorletzten (!) Saison bekommen habe, als man mit Hülkenberg den Titel holte. Daher würde er gerne seinen Teil am deutschen Team verkaufen, findet aber offensichtlich keinen Abnehmer in Deutschland. Peter Mücke soll schon dankend abgelehnt haben, eben so Peter Zakowski. Und das deutsche Team steht da nicht alleine da. In Zandvoort nicht am Start sind:
Indien
Mexico
Deutschland
Kanada
UK
Laut MS-total steht der Einsatz von folgenden Teams auf wackeligen Beinen.
Brasilien
China
Frankreich
Portugal
Schweiz
Mit dabei sind auf jeden Fall:
Australien
Indonesien
Irland
Italien
Korea
Libanon
Malaysia
Monaco
Neuseeland
Niederlande
Pakistan
Südafrika
USA
Das reicht natürlich schon, aber wenn Deutschland, England, Frankreich und Brasilien als große Motorsportnationen nicht dabei sind, dann stellt sich natürlich schon die Frage, wie es um die Zukunft der Serie bestellt ist, und ob man überhaupt eine weitere Saison zusammen bekommt. Denn auf Rosen gebettet ist man sicher nicht, zu mal die A1 einer Fondsgesellschaft gehört, deren Aktienwert in diesem Jahr dank der Finanzkrise komplett zusammengeklappt ist. Und im Moment wird sich wohl kaum jemand finden, der in eine defizitäre Serie investieren möchte.
Die A1 wird sich überlegen müssen, wie sie ihre grundsätzliche Ausrichtung gestalten will. In den letzten zwei Jahren ist man ja wieder etwas mehr Europa-lastiger geworden, aber eigentlich sollte die Zukunft der Serie in Asien liegen, wo ich auch eher Chancen für sie sehe. In Europa wird man kaum Sponsoren finden, in Schwellenländern wie China und Indien, die im Moment von der Wirtschaftskrise nicht so sehr betroffen sind, sollte genügend Geld geben.
Und sonst?
Auch noch unterwegs: die FIA GT in Nogaro (Sonntag, DSF) und die Superleague Dingens in Zolder (Sonntag, Euro 2). Desweiteren MotoGP aus Australien und Superbike in Magny Cours (Euro +2)
Falls es einer noch nicht hier oder hier mit bekommen habe sollte: Premiere hat zum ersten Mal „echte“ Abozahlen auf den Tisch gelegt und das Ergebnis ist verheerend, katastrophal und desaströs. Anders kann man es nicht bezeichnen, wenn man nach Durchsicht der Bücher plötzlich 940.000 Kunden fehlen, weil man größzügigerweise a) alle Flex Karten, ob aktiviert oder nicht, als Kunden geführt hat, Alt-Kunden nie aus der Liste gestrichen hat und gekündige Abos einfach hat weiterlaufen lassen. Die Gesamtkundenzahl liegt jetzt bei 2.4 Millionen, dazu kommen rund 700.000 arena Kunden, die noch mitgeschliffen werden, sich aber vermutlich im nächsten Jahr zum großen Teil verabschieden. 2.4 Millionen ist der Stand von 2001. Man hat also, Bundesliga her, Motorsport Offensive hin, seit Jahren keine neue Kunden gewinnen können, bzw. die Kunden so nachdrücklich vergrault, dass der Laden, man kann es nicht anders sagen, ziemlich fertig da steht.
Dazu kommt, dass man einen Verlust von 40 bis 70 Millionen Euro ausweist. Mit anderen Worten: man kann selbst dann keine neuen Programme einkaufen, wenn man es wollte. Selbst wenn die NASCAR ihre Übertragungen Premiere für 0 Euro anbieten würde – alleine die Übertragungs- und Moderationskosten dürften bei 38 Rennen eine knapp 190.000 Euro betragen (5.000 Euro pro Rennen inkl. Uplink und Kosten für Technik im Haus plus Moderatoren) Oder anders ausgedrückt: man würde 19.000 Neukunden für die NASCAR benötigen, damit man eine schwarze Null schreibt. Ich sehe keine 19.000 Neukunden, die sich Premiere nur für die NASCAR anschaffen. Allerdings ohne neue Sportserien wird Premiere sehr bald Geschichte sein. Entweder wickelt Murdoch den Laden ab, oder steckt noch mal eine dreistellige Millionensumme rein. Darunter wird es alleine aufgrund des Verlustes nicht gehen.
Nachtrag: Die Premiere Aktie ist heute um 53% abgesackt und der CEO Mark Williams berichtet, dass man sich in ausführlichen Verhandlungen bzgl. neuer Kredite mit Banken befindet. Da die Banken auf Grund der Kreditkrise gerade nicht so richtig in Geberlaune sind, kann das spannend werden. Ich habe neulich gehört, dass es das Gerücht gibt, Premiere würde demnächst Insolvenz anmelden, damit Murdoch mittels einer Auffanggesellschaft nur die Abonnenten, nicht aber die Schulden übernehmen kann. Quasi Sky Germany. Sollte man mal die Augen aufhalten, ob demnächst irgendwo eine Firma dieses Namens gegründet werden.
TV Vorschau ist online.
03.10.2008
LIVE | 18:00 Uhr | NASCAR CTS | Talladega Quali | SpeedTV |
LIVE | 20:00 Uhr | NASCAR SC | Talladega Training | SpeedTV |
LIVE | 23:00 Uhr | ARCA | Talladega | SpeedTV |
04.10.2008
LIVE | 11:40 Uhr | F3 Euro | Le Mans | Premiere | 13.15 h |
LIVE | 12:15 Uhr | Formula Master | Monza 1 | Euro | |
LIVE | 13:30 Uhr | DTM | Le Mans Quali | ARD | |
LIVE | 14:00 Uhr | Seat Leon Euro | Monza 1 | Euro2 | |
LIVE | 14:45 Uhr | WTCC | Monza Quali | Euro2 | |
LIVE | 17:00 Uhr | ALMS | Petit Le Mans | MotorsTV | |
LIVE | 19:00 Uhr | NASCAR SC | Talladega Quali | SpeedTV | |
Aufz. | 19:00 Uhr | F3 Euro | Le Mans 1 | DSF | |
LIVE | 22:00 Uhr | NASCAR CTS | Talladega | SpeedTV |
05.10.2008
LIVE | 09:00 Uhr | WTCC | Imola Warmup | Euro | |
LIVE | 10:45 Uhr | F3 Euro | Le Mans 2 | Premiere | |
LIVE | 11:15 Uhr | Superleague | Zolder | Euro 2 | |
LIVE | 12:00 Uhr | WTCC | Imola 1 | Euro | |
LIVE | 13:15 Uhr | Seat Leon Euro | Monza 1 | Euro 2 | |
LIVE | 13:30 Uhr | Fia GT | Nogaro | DSF | |
LIVE | 13:45 Uhr | DTM | Le Mans | ARD | |
LIVE | 14:15 Uhr | Formula Master | Monza 2 | Euro 2 | |
LIVE | 14:45 Uhr | A1 GP | Zandvoort | Premiere | |
LIVE | 15:30 Uhr | WTCC | Monza 2 | Euro | |
LIVE | 17:00 Uhr | NASCAR SC | Talladega Raceday | SpeedTV | |
Aufz. | 18:00 Uhr | DTM | Le Mans | DSF | |
LIVE | 19:00 Uhr | NASCAR SC | Talladega | ABC | Start ca. 20.15 h |
4 Kommentare
Schön geschrieben, und das Bild von talladega ist super.Wir holzen 200 Quadratkliometer Wald ab und bauen nen Superspeedway und ne Runway :D
@ Chaos: das war schon ein Flughafen, bevor es ein Superspeedway war, man sieht ja die zwei ehemaligen Runways auch noch innerhalb der Strecke ;-)
@ Don: die ALMS fährt aber doch hoffentlich die „normale“ Road Atlanta-Variante und nicht die Version mit den Extra-Schikanen (die sind doch für Motorräder, oder?), die du da ausgegraben hast. Denn in der Standard-Version ist das eine meiner absoluten Lieblingsstrecken und ich freu mich schon lange auf das Rennen. Hier gibts übrigens ein schönes Luftbild, falls dir sowas noch fehlt: http://www.leechapmanracing.com/images2/RoadAtlantaTrack.jpg
ok ;9 dann sagens wir so:
Eh cool hier steht nen Flughafen im Wald, bauen wir einfach nen Racetrack daneben :D
Redneck-Bonuspunkte gibt’s von mir übrigens für die Idee, erst eine Rennstrecke quer über die Rollbahnen zu bauen, und anschliessend eine neue Rollbahn ein paar Meter weiter.
Molto clever.
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