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Formel Eins: Regeln 2009 / Bilder China

von DonDahlmann
4 Kommentare

Das angenehme an so Web 2.0 Veranstaltungen ist ja, dass es überall WLAN gibt und man bei langweiligen Vorträgen einfach was arbeiten kann. Heute plätscherten die ersten Meldungen darüber ein, was bei dem Treffen der FIA und der F1 Team Vereinigung FOTA raus gekommen ist. Im Grunde haben beide Seite vorher ein hübsches, aber nicht sonderlich ernst zu nehmendes Drohszenario aufgebaut. Die FIA sagt, dass man nach zwei Jahren des Bettels in Sachen Budgetbeschneidung, keine Lust mehr habe und nun einfach Dinge wie ein Einheitsmotor vorschreibt. Die FOTA schreit empört auf, und sagt, dass man dann eben bei dieser Formel Eins nicht mehr mitmachen will. Irgendwo im Hintergrund gibt es ja noch die Idee einer eigenen Serie. Aber es wird ja alles nicht ganz so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Die Sache ist aber schon klar: Die FIA kann nicht ohne die Teams, die Teams nur so teilweise ohne die FIA. Natürlich könnte man eine „Piratenserie“ aus dem Boden stampfen, sollte die FIA einen Einheitsmotor durchsetzen. Man steigt einfach in der FIA F1 Serie aus und gründet so etwas wie die „Grand Prix Motorsport Series“. Aller Hersteller ziehen mit, Red Bull vermutlich auch, die zwei Teams (STR, Williams), die wegfallen könnten, ersetzt man durch „Kundenteams“. Problem ist nur: die FIA würde alle Fahrer, die in der nicht sanktionierten Serie starten wollen, auf eine schwarze Liste setzen, wie das mit den Strecken aussieht, ist dann auch noch so eine Frage.
Das die FIA nicht ohne die Teams kann, ist logisch. Sicher – man könnte aus den GP2 und IFM Teams was neues zusammenbasteln, aber eine Serie ohne Ferrari, McLaren oder Honda mit Fahrern, die kaum einer der normalen Zuschauer kennt, ist ungefähr so spannend, wie eben eine Nachwuchsserie. Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang auch den Investor CVC, der mit Sicherheit gerade wenig Lust dazu hat, ein Milliarden Investment in den Sand zu setzen.

Anders ausgedrückt – keiner kann ohne den anderen, deswegen wird man sich irgendwo treffen. Beide Seiten legen die Messlatte hoch, lassen aber genügend Luft, damit es am Ende nicht so aussieht, als hätte einer verloren. Und so sieht die Sache jetzt aus:

Die FIA wollte Einheitsmotoren – Die FOTA bietet eine längere Laufzeit
Im Moment ist die Rede von drei Rennen, die die Motoren halten sollen, es könnten aber auch fünf werden. Wer wechseln muss, startet eben von ganz hinten. Je länger die Laufzeit der Motoren ist, desto standardisierter müssen die Komponenten sein. Sie bieten dann zwar immer noch Spielraum bei einer Verbesserung, aber eben nicht mehr so viel. Vor allem, wenn man die Laufleistung auf fünf Rennen ausdehnen würde. Denn in dem Fall müssten die Hersteller die Motoren erst einmal so weit bekommen, was zu Lasten der Leistung geht. Ein gute Kompromiss, wie ich finde. Ich glaube auch nicht eine Sekunde, dass die FIA ernsthaft Einheitsmotoren will. Man weiß genau, dass man damit Ferrari aus dem WM ekeln würde, was keiner will. Vermutlich geht es darum, dass man Punkt 2 durchboxen will:

Die FIA will, dass Leihmotoren nur 5 Millionen Dollar pro Jahr kosten – Die FOTA bietet 10 Millionen

Vernünftig, denn Williams und Force India sollen zur Zeit angeblich deutlich über 20 Millionen für die Motoren auf den Tisch legen. Aber das bringt alles nur etwas, wenn a) KERS dabei ist, und b) ein Getriebe. Die FIA will plötzlich, so hört man, ein einheitliches KERS ab 2010 einführen. Ok – warum nicht. Aber wäre es dann nicht besser gewesen, man hätte das gleich so gemacht, anstatt erstmal rund 20 Millionen pro Hersteller zu verbrennen? Im Grunde öffnet die FIA damit auch wieder das Tor in Sachen Kundenchassis (siehe unten).

Die FIA will die Testfahrten komplett weg haben – Die FOA will kürzen
Man wird die Tests nicht wegbekommen. Zumindest nicht so lange, wie man jedes Jahr wegen der Regelanpassungen ein neues Chassis benötigt. Das muss schon aus Sicherheitsgründen passieren, wie man bei der A1 GP gesehen hat. Jetzt sieht es so aus, als würde man statt 30.000 km nur noch 20.000 Kilometer fahren. Finde ich immer noch zu viel. Die Idee, die Teams am Freitag eines Rennwochenendes ausgiebig testen zu lassen, halte ich für besser.

Die FIA will viel mehr Teile am Wagen standardisieren – Die FOTA Position ist noch unbekannt

Max Mosley hätte es gerne, wenn Teile an den Wagen standardisiert sind, die man nicht sieht. Bremsen, Getriebe, Bremsbelüftung, Aufhängungen, Kühlungssysteme usw. Die Teams sehen das teilweise ähnlich, wollen aber die Freiheiten nicht aufgeben. Da wird vermutlich hart verhandelt werden, aber für die 2009er Saison ist es eh zu spät. Für 2010 ist es machbar, würde aber vermutlich dann wieder bedeuten, dass einige Teams ihren Wagen komplett neu bauen müssen.

Im Grunde öffnet die FIA mit der beschnittenen Aerodynamik und den Einheits-Bauteilen die Tür für die Kundenchassis wieder sperrangelweit auf. Warum soll man sich noch die Mühe machen, eine Werkstatt mit eigenen Autoklaven (da werden die Kohlefaserteile drin gebacken) Windkanälen und CFD Abteilung zu haben, wenn eh 70% der Bauteile vorgeschrieben sind? Da kann auch gleich ein Grundchassis kaufen und den Rest übers Jahr per CFD selber entwickeln. Das ist deutlich günstiger, was ja gerade modern ist. Das Force India gerade dabei ist, einen solchen Deal mit McLaren abzuschließen, gehört ja zu den schlecht gehütetsten Geheimnissen der Formel Eins. Auch Dietrich Mateschitz hat schon angekündigt, dass Torro Rosso vielleicht ja doch nicht verkauft werden muss. Das einzige Team, dass jetzt noch etwas gegen Kundenchassis haben wird, ist Williams, aber die werden sich nicht mehr durchsetzen können. Zum einen, weil sie selber kein Geld haben, zum anderen, weil die FOTA keine 100% Stimmen für einen Beschluss mehr braucht. Es reicht eine Zweidrittel Mehrheit.

Die FIA braucht das Kundenchassis noch dringender. Zum einen kann so die leeren Startplätze auffüllen, zum anderen hat man etwas in der Hinterhand, sollten sich plötzlich zwei Hersteller wegen wirtschaftlicher Probleme zurückziehen müssen. Man stünde nicht „nackt“ da, sondern könnte interessierte Teams aus der GP2, IFM oder F2 nach oben locken.

Die Sache ist natürlich noch längst nicht durch. Man will sich nach dem Rennen in Brasilien wieder treffen und weitere Details besprechen. Aber wie gesagt – in Sachen Aerodynamik und Einheits-Bauteilen wird 2009 nichts mehr passieren, aber es könnte sich etwas bei den Regeln ändern. Ob nun mehr Punkte für eine Pole, ein geänderter Ablauf am Freitag oder andere Dinge – es bleibt spannend.

Und hier noch ein paar Fotos vom letzten GP in China

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4 Kommentare

NoteMe 22 Oktober, 2008 - 21:17

So lange die Hersteller nicht verstehen, dass sie allein durch den Anschein der Verhandlungen mit der FIA schon LederMax in die Karten spielen, und ihm damit ermöglichen, mit neuen Maximalforderungen immer wieder seinen Willen durchzusetzen, ist das nur ein müdes Schauspiel, das man auch gleich ignorieren kann.

Klar sehen manche in der Einigkeit der FOTA einen Ansatz in die richtige Richtung, für mich allerdings ist das nicht mehr als die Einigkeit eines Generalstabs bei der „Verhandlung“ einer bedingungslosen Kapitulation.

DonDahlmann 23 Oktober, 2008 - 14:30

Ich glaube, es ist eher andersrum. Die Hersteller haben Maximal-Forderungen, die die FIA kontert. Es geht dabei natürlich auch darum wer den Längsten hat wer am Ende das Sagen hat. Aber im Grunde muss man der FIA Recht geben. Würden sich die Hersteller durchsetzen, hätten wir weiterhin eine ungezügelte Motorentwicklung usw. weil keiner klein beigeben will. Renault versucht seit zwei Jahren die Kosten zu drücken, aber keiner der anderen Hersteller macht mit.
Tatsache ist aber auch, dass der Sport im Moment zwischen so vielen Interessen zerrissen ist (Hersteller, Hersteller unter einander, FIA, Automobilclubs gegen Mosley, Ecclestone, Investoren usw.) dass es langsam keinen Spaß mehr macht.

Ich 23 Oktober, 2008 - 17:13

Ich habe grosse Bedenken, was die Kundenautos angeht. Als abschreckendes Beispiel sehe ich da, was in früheren Jahren in der DTM passierte: Nicht um die Meisterschaft fahrende Teams wurden hemmungslos zum Blocken und sogar zum Rammen eingesetzt (zugeben würde das natürlich niemand). In der F1 geht es ja nun um noch mehr. Wenn dann einer damit anfängt, müssen die anderen nachziehen. Und dann noch mehr Regeln und Strafen?

xeniC 23 Oktober, 2008 - 19:16

Ich wäre dafür, dass man einen Wagen von nem anderen – dritten – Hersteller anbieten würde für „Kundenautos“. Sonst ziehen McLaren und Ferrari eventuell noch Testteams auf für Motoren, die dann regelmässig in die Luft gehen ;).

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