DTM: Hockenheim / NASCAR: Atlanta / WTCC: Okayama / IRL: Surfers Paradies

Dass hat die DTM ja wieder gut hinbekommen. Der diesjährige Titel wird im letzten Rennen vergeben und die beiden Titelaspiranten liegen nur zwei Punkte voneinander entfernt. Timo Scheider und Paul di Resta werden versuchen, ihren ersten DTM Titel zu erlangen und die Frage, wer von beiden am Ende die Nase vorn haben wird, ist einfach nicht beantworten. Beide haben in diesem Jahr unter verschiedenen Problemen gelitten. Mercedes war zu Beginn der Saison etwas unsortiert und wurde von Audi nach Belieben gebügelt. Audi wiederum hat mit zwei (Nürburgring, Le Mans) katastrophalen Strategieentscheidungen seinen Top-Piloten in Bedrängnis gebracht. Immerhin ist das Duell zwischen beiden Piloten bisher sehr fair verlaufen, was auch daran liegt, dass sie sich bisher kaum nahe gekommen sind. In Hockenheim wird das anders aussehen.

Ich wüsste aber wirklich nicht, auf wen ich mein Geld setzen würde. Ausgehend vom Saisonstart müsste man Audi die besten Chancen zu rechnen, aber Mercedes hat das diesjährige Modell im Laufe des Jahres massiv verbessert, also kann man die Zeiten aus dem April getrost vergessen. Bei dem engen Punktestand hilft Scheider nur ein Sieg, wenn er auf der sicheren Seite sein möchte. Gewinnt di Resta, wird der Schotte auch trotz Punktegleichstand Meister, denn er hätte einen Sieg mehr auf seinem Konto. Wird di Resta zweiter und Scheider nur dritter, gewinnt di Resta ebenfalls, weil er mehr zweite Plätze auf dem Konto hätte. Einfacher gesagt: di Resta muss nur gewinnen, oder Scheider muss mindestens einen Platz vor dem Schotten reinkommen. Der Druck ist also auf beiden Seiten sehr hoch. Im ersten freien Training lagen schon mal fast alle Audis vor Mercedes, was aber nichts bedeuten muss.

In Hockenheim heißt es auch Abschied nehmen. Bernd Schneider, einer der großen deutschen Tourenwagen Piloten, hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Zumindest in Sachen DTM und regelmäßigen Auftritten. Aber wie man Vollblut-Racer wie Schneider kennt, wird man sie vielleicht bei kleineren Serien oder Rennen hier und da mal wieder sehen. Dass Schneider nun gefeiert wird, ist schon gerechtfertigt, obwohl er der ganz große Tourenwagenfahrer in Deutschland nicht war. Da fehlen ihm einfach die Erfolge in anderen Serien, wie sie zum Beispiel ein Hans-Joachim Stuck oder Klaus Ludwig vorweisen können. Aber trotzdem ist seine Erfolgsliste schon beeindruckend:

1980 – World Junior Kart Champion
1987 – Deutscher F3 Meister
1992 – Dritter der DTM
1993 – Dritter der DTM
1995 – ITTC Champion
1995 – DTM Champion
1997 – FIA GT1 Champion
2000 – DTM Champion
2001 – DTM Champion
2002 – DTM Vize-Champion
2003 – DTM Champion
2006 – DTM Champion

Dazu kam noch seine kurzen Ausflüge in die Formel Eins, die er für Zakspeed und Arrows absolvierte. 1988 fuhr mit dem völlig unterlegenen Zakspeed 881, mit er sich bei den meisten Rennen nicht mal qualifizieren konnte. Selbiges passierte 1989 und 1990 hatte er nur zwei Einsätze. Sein bestes Ergebnis sind zwei 12. Plätze. Viele Beobachter sind der Meinung, dass Schneider, hätte er das richtige Material gehabt, deutlich besser unterwegs gewesen wäre, andere sind der Meinung, dass es mit Schneider ebenso war, wie mit den schon erwähnten Herren Stuck und Ludwig. Grandiose Tourenwagen Piloten, aber im Monoposto eher mit Schwierigkeiten. Wie gut er in Le Mans gewesen wäre, konnte Schneider leider nie unter Beweis stellen.

Aber Schneider ist nur nur wegen seiner Erfolge in der DTM eine Hausnummer. Er gilt auch zu Recht als einer der „Gentleman“ Driver im Feld. Harte Aktionen oder gar ein übles Foul? Das sind Sachen die man mit ihm nie in Verbindung gebracht hat. Vermutlich ist es eine gute Entscheidung, dass er nun aufhört. Seine Zukunft bei Mercedes wäre vermutlich im nächsten Jahr schwerer geworden.

NASCAR – Atlanta
Um es mal kurz zu formulieren – gewinnt Johnson, wie im letzten Jahr, in Atlanta, ist der Chase vermutlich durch. Die Tabelle sieht nämlich gerade so aus:

1. Jimmie Johnson 6073
2. Greg Biffle 5924 -149
3. Jeff Burton 5921 -152
4. Carl Edwards 5875 -198

Allerdings ist es noch deutlich zu früh, um den Chase komplett abzuschreiben. Denn hat Johnson mal wieder ein schlechtes Rennen rückt alles wieder schnell zusammen. Johnson hat dreimal in Atlanta gewonnen, Edwards, und das ist der Grund, warum ich ihn doch noch mal mit in die Liste genommen habe, hat zwei Siege. Roush ist also durchaus in der Lage, hier zu gewinnen. Biffle hat in Atlanta noch nie gut ausgesehen (nur drei Top5 Plätze in elf Rennen), Burton hat bei seinen 28 Starts gerade mal sieben Top 5 Ergebnisse erreichen können. Beide sind also nicht gerade eng mit der Strecke befreundet und wenn man dazu sieht, dass Gordon viermal und Junior immerhin einmal in Atlanta gewonnen hat, wird klar, dass Hendrick Motorsport hier verdammt gute Karten hat.

Der Kurs gehört zu den schnellsten im Kalender. Ein klassisches 1.5 Meilen Oval mit 24 Grad Banking, dass die Motoren sehr hart ran nimmt. Das spricht sowohl für Hendrick, als auch für Roush, aber auch Toyota ist eigentlich auf dieses Kursen sehr gut. Das Rennen im April gewann Kyle Busch, dessen technische Probleme im Herbst die NASCAR ja leider um einen guten Chase gebracht hat. Die Anzahl der Caution ist für ein 1.5 Meilen Oval relativ hoch. Im letzten Rennen gab es acht, vor einem Jahr gar 14 Unterbrechungen (Rekord). Das bedeutet auch, dass die Strategie eine extrem wichtige Rolle spielen kann. Das ganze könnte also zu einem Spritspiel werden, bei dem man richtig verlieren kann. Sollte Burton, Biffle oder Edwards auf Risiko gehen, könnten sie viel gewinnen, aber auch viel verlieren. Johnson wird sich da raushalten. Er muss keinen Druck ausüben und kann mit der Meute rumfahren. Ein netter Top 10 Platz reicht ihm allemal, denn mit Texas und Phoenix kommen noch zwei Ovale, die ihm sehr gut passen.

Bleibt, für alle die mal gerne einen anderen Meister als Johnson sehen möchten, die Hoffnung, dass Johnson mal ein schlechtes Wochenende hat. Aber bei seinem Glück und vor allem dem Können seiner Crew sollte man nicht allzu viel Geld darauf setzen. Aber – unmöglich ist ja nichts. 1992 lag Bill Elliot vier Rennen vor Schluss mit 144 Punkte vorne und verlor den Titel an den legendären Alan Kulwicki.

CTS ist ebenfalls in Atlanta, NW in Memphis.

Andere News:
– Die Merger Gerüchte zwischen Petty, DEI, GEM, MWR, HoF, Ganassi und BDR sind derartig aus dem Ruder gelaufen, dass man sie einfach mal getrost vergessen sollte. Ich warte einfach mal, was passiert.

– Red Bull hat beim letzten Rennen wohl geschummelt. Das Blech an den Türen und den vorderen wie hinteren Kotflügeln war zu dünn, auch wenn der Wagen insgesamt nicht zu leicht war. Dennoch ist das ein Verstoß und die Strafe ist wie erwartet bitter: Crew Chief Kevin Hamlin und Car Chief Craig Smokstad sind erst einmal auf unbestimmte Zeit gesperrt, dazu die üblichen 100.000 Dollar Strafe und jeweils 150 Punkte Verlust für Vickers und die #83. Für die Owners Point ist das schlecht, aber kein Drama. Die #83 ist nur auf den 18. Platz zurück gefallen.

– Ford hat für Ende 2009 seinen Rückzug aus der Truck Serie angekündigt und bei den wirtschaftlichen Bedingungen ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis GM nachzieht. Gleichzeitig hat Ford auch bekannt gegeben, dass man auch die Unterstützung in der Nationwide Serie zurückfährt. Das ist dann schon eher überraschend, auch wenn es noch kein kompletter Rückzug ist.

– Dafür hat die NASCAR nach langer Suche endlich einen Sponsor für die Truckserie gefunden. Camping World steigt ein, und das gleich für sieben Jahre. Offenbar versucht die NASCAR die Serie am Leben zu erhalten, aber ich bin mir nicht sicher, wie man mit nur zwei Marken über die Runden kommen will. 2009 wird man die Trucks noch sehen, 2010 bin ich mir da nicht so sicher.

WTCC – Okayama
Die WTCC will dem Namen „Weltmeisterschaft“ etwas Glanz verleihen und fährt dann mal ein Rennen in Japan. Warum nicht, zu mal der Kurs wirklich wie gemacht für Tourenwagen ist. Wer mit Okayama nicht anfangen kann: die Strecke kennt man hier besser unter dem Namen „Aida“ und einige werden sich entweder aus älteren PC-Spielen oder den Auftritten der F1 daran erinnern. Eine schöne Strecke, etwas eng, aber mit zwei langen Geraden und einem schwierigen Infield, was die Abstimmung nicht leicht machen wird. Kein Spaß sind aber wegen der Zeitverschiebung die Startzeiten (Siehe Vorschau).

In der WTCC gärt es derweil weiter. BMW hat immer noch nicht entschieden, was man 2009 machen will. Offenbar gibt es da auch massive Meinungsunterschiede in der Firma. Ein Teil will sich auf den M3 GTR konzentrieren, ein anderer findet es wichtig, den Kundensport weiter zu betreiben. Der bringt nicht wenig Geld in die Kassen, aber klar ist auch, dass der BMW 320 nicht mehr richtig mithalten kann. Einen Diesel will man nicht so richtig einsetzen, ebenso wenig mag man auf ein sequentielles Getriebe umstellen. Beides würde bedeuten, dass die Kundenteams damit ausgerüstet werden müssten, was nicht wenig Geld kostet und im momentanen wirtschaftlichen Umfeld eher unschön ist. Lieber würde man sehen, dass die FIA die Seats einbremst, in dem man den Ladedruck reduziert. Das wiederum lehnt Seat ab, die ihrerseits durch die Blume mit einem Rückzug drohen. Wird ein heißer Herbst.

Ein wenig kotzen könnte ich mal wieder über Eurosport. Die zeigen beide Rennen der WTCC zwar live, verzichten aber auf jede Wiederholung der Rennen über den Tag.

IRL / V8 Supercars – Surfers Paradies
Spaß in Australien. Während man hier langsam den Wintermantel rausholen muss, geht da unter der Sommer los. Surfers Paradies ist eine enge Strecke, die am Ozean vorbei läuft und eigentlich nur aus zwei Geraden besteht, die man mittels Schikanen entschärft hat. Trotzdem saumäßig schnell, vor allem für die IRL, die da zum ersten Mal antritt.

Premiere überträgt natürlich nicht.

Und sonst?
Uhr wird Samstagnacht umgestellt. Daher startet das NASCAR Rennen schon so gegen 19.00 Uhr, wenn ich mich nicht mal wieder verrechnet habe.

Zum letzten Mal ist die MotoGP am Wochenende auf Eurosport zu Gast. Also Abschied nehmen von Ron Ringuth und Dirk Raudies. Lenz Leberkern wird wohl auch noch mal da sein. Gut – man muss mal warten, wie das DSF das alles umsetzen wird, aber die Messlatte von Eurosport liegt schon extrem hoch. Auch wenn die Kommentatoren Rennen schon mal „verquatscht“ haben – sie waren immer ehrlich und haben auch gesagt, wenn ein Rennen mal langweilig war. Was mit den beiden passiert, ist nicht klar. Ringuth ist einer der bei Eurosport alles macht (Gewichtheben, Bobsport, MotoGP), Raudies könnte zusammen mit Leberkern die Superbikes machen, die jetzt bei Euro stärker in den Vordergrund rücken.

24.10.2008

25.10.2008

26.10.2008