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Formel Eins: Force India, McLaren und die Kundenchassis

von DonDahlmann
15 Kommentare

Wie erwartet hat Vija Mallya heute zusammen mit Martin Whitmarsh von McLaren eine umfassende Kooperation mit McLaren bekannt gegeben. Das Team bekommt von McLaren fast alles: Motor, Getriebe, Hydrauliksystem, KERS und es wird nebulös von einer weiter gehenden Zusammenarbeit gesprochen. Das bedeutet wohl nichts anderes, dass es einen Technologietransfer von McLaren in Richtung Force India gehen wird. Wie umfassend dieser Informationfluss sein wird, wird natürlich nicht gesagt. Aber man braucht nicht viel Vorstellungskraft, um dahinter zu kommen, was genau da alles weiter gegeben wird. Im Grunde wird vermutlich das Verbot von Kundenchassis elegant ausgehebelt.

Verboten ist, dass ein Team ein Chassis komplett an ein anderes Team liefert. Dass, was Red Bull macht, geht also nicht. Dort hat man eine Tochterfirma, Red Bull Technologies, eingerichtet, die für beide Teams arbeitet, faktisch aber zu Red Bull gehört. Formel Eins Teams müssen ihre Chassis aber selber herstellen. RBT kann entweder an Red Bull oder an Torro Rosso liefern, aber nicht an beide. Etwas anderes ist allerdings, wenn Daten transportiert werden. Niemand kann einen Rennstall daran hindern, seine Daten an einen anderen Rennstall weiter zu geben. So lange keine Teile geliefert werden, ist das völlig in Ordnung. Da Force India über eine komplett eigene Entwicklungsabteilung verfügt, also einen Windkanal hat, CFD usw. bräuchten sie nur die Rohdaten von McLaren. Dazu kommt, dass viele Eckpunkte des Chassis durch die Art und Weise des Einbaus von Motor und Getriebe vorgegeben sind. Die Aufhängungspunkte der Hinterachse sind meist mit dem Getriebe verbunden, die Lage der Kühler bestimmte Höhe, Breite und Einzug der seitlichen Lufteinlässe, die wiederum legen fest, wie man den Heckflügel konstruieren muss, damit der am besten angeströmt wird, aber auch, wie die Vorderachse nebst Frontflügel aussehen muss, damit genug Luft in den Seitenkästen ankommt.

Kein Wunder, dass Mallya den bisherigen technischen Leiter, Mike Gascoyne, entlassen hat. Er braucht ihn einfach nicht mehr, wenn ein Großteil der Daten aus Woking kommen. Stattdessen hat er einen Techniker aus der „zweiten Reihe“ befördert, der jetzt dann wohl der Verbindungsmann zwischen McLaren und Force India ist. Bei McLaren und Mercedes wird man vermutlich ebenfalls ein paar Leute für Force India bereitstellen. Einer davon soll Simon Roberts sein. Der war bisher Director of Operations bei McLaren, kennt sich also vor allem genau mit den Abläufen und der Koordination der einzelnen Abteilungen innerhalb des Teams. Daran sieht man, wie tiefgreifend der neue Deal ist.

Faktisch ist Force India somit eine Art B-Team von Mclaren, vom reinen Gesetz her, sind die Inder weiter unabhängig, da sie alle Teile des Chassis selber herstellen. Vermutlich wird man bei Red Bull über etwas ähnliches nachdenken. Torro Rosso muss allerdings dafür erst einmal eine eigene Entwicklungsabteilung einrichten. Vielleicht denkt man mit Ferrari aber auch über einen ähnlichen Deal nach.

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15 Kommentare

NoteMe 10 November, 2008 - 21:17

Frank Williams sollte auch so langsam mal zusperren, oder sich als B-Team an Toyotas Hals schmeissen.

xeniC 11 November, 2008 - 09:22

Also irgendwie war es ja klar. Erst mal komplett dagegen sein und nun direkt ma bei McLaren andocken. Wie sieht das eigentlich bei STR aus? Haben die nicht doch irgendwelche Hallen übernommen von Minardi und könnten es theoretisch auch selber bauen?

Das gute an Kundenautos wäre ja, es könnte mehr Action auf der Strecke geben und nicht nur 20 Fahrzeuge :/

hwk 11 November, 2008 - 18:22

..und die Autos wären wahrscheinlich auch Konkurenzfähig. Das beste Beispiel ist STR gegenüber Red Bull… Gut McLaren wird wahrscheinlich immer besser sein als Force India.. aber in der Nähe wär ja auch shcon nicht verkehrt.
Damit scheint aber auch Pro-Drive gestorben zu sein, die ja genau das machen wollten, was Force India nun mehr inoffiziell als offiziell macht.
Über kurz oder lang wird es Kundenteams geben, auch um die Kosten für die Entwicklung zu verringern oder zu verteilen.

xeniC 11 November, 2008 - 23:34

Ja das ist im Grunde ein weiterer Punkt. Die Kosten werden so ja auch in vielen belangen dadurch gedrückt, einige Teams benötigen dann keine CFD, Windkänale etc mehr.

Zur not soll die FIA halt ein Auto entwickeln was konkurrenzfähig im MF oder so rumfahren kann und das dann als Kundenauto verscherbeln. Den Rest können sie ja dann eventuell immer noch selber entwickeln, wenn sie lustig sind ;p

Dirk 12 November, 2008 - 18:23

Inzwischen gibt es deswegen schon Gerüchte, dass Ralf Schumacher dann nächstes Jahr ja für Force India fahren könnte und damit in die F1 zurückkehrt. Fährt für Mercedes in der DTM, hat gute Beziehungen zu den Indern, möglich ist sowas als Gedankenmodell. Sollte er aber besser nicht machen – er kann nur verlieren dabei.

DonDahlmann 12 November, 2008 - 18:49

Haha. Schöne Idee. Aber vermutlich ist es eher so, dass man di Resta gegen Sutil austauscht und Schumacher in einen Werkswagen in der DTM einsetzt. Da sind ja, wenn di Resta geht, gleich zwei Plätze frei, nach dem Schneider aufgehört hat.

abductee 12 November, 2008 - 21:09

hmm… währ schade. ich würde den Sutil gerne mal in nem „B-McLaren“ sehn, denn das Regenrennen in Monaco lässt ja auf verborgene Talente schliessen.

Ich 12 November, 2008 - 22:26

Ich halte überhaupt nichts davon. Mit geringerem Aufwand könnten sie dann in der Lage sein, anderen Teams, die noch ihr eigenes Auto bauen, Punkte wegzunehmen. Hoffentlich müssen die Fahrer von Force India dann wenigstens nicht noch „taktisch“ für McLaren fahren.

hwk 12 November, 2008 - 22:43

rein sportlich gesehen hast du natürlich recht. Aber in den heutigen Zeiten geht es halt nicht mehr um die technische Leistung bzw. Entwicklung eines Teams. Nur dann müsstest du auch Kundenmotoren verbieten, und schwubs wären zbsp. red bull, STR, Williams, Force India weg. Wo hört der Technologietransfer auf? Wenn ich einen Motor leasen kann, wieso nicht auch ein Heckflügel oder Chassiteile? Es ist unfair gegenüber kleinen Teams die selbst entwickeln, aber die wird es bald nicht mehr geben. Williams kann entwickeln was sie wollen, sie werden nicht an McLaren oder Ferrai vorbeiziehen. Früher ging das.

Prometheus 13 November, 2008 - 00:03

Ich hoffe nur, dass Williams nächstes Jahr nicht ans Ende des Feldes durchgereicht wird. Das fänd ich persönlich sehr traurig und es wäre auch nicht gut für die F1.

DonDahlmann 13 November, 2008 - 01:06

Und genau das ist die Gefahr. Wie soll Williams das alleine stemmen? Deren Etat ist nicht mal halb so groß, wie der von McLaren oder Renault. Ich sehe da schwarz für das Traditionteam, wenn die Kosten nicht massiv reduziert werden.

Ich 13 November, 2008 - 08:30

Sie sind aber nicht das erste Traditionsteam, dem es leider so geht. Und man kommt an der Feststellung nicht vorbei, dass es Frank Williams versäumt hat, sich mit einem starken Hersteller zu verbünden oder eben zu verkaufen. Ich sehe jedenfalls kaum eine Chance, ernsthaft die Kostenschraube zurück drehen zu können. Solange es keine komplette Einheitsserie gibt, wird man durch intensive Entwicklung immer noch an einzelnen Teilen kleine Verbesserungen rausholen können. Und eine Budgetgrenze ist in der Praxis schlicht nicht zu kontrollieren und durchzusetzen.

abductee 13 November, 2008 - 12:32

erm, mal ne ganz dumme frage:
wieso reglementiert/limitirt man nicht einfach das budget und die manpower/team?
ich möchte jetzt kein „weil das nicht geht“ lesen muüssen, denn über die letzten jahre hab ich schon sehr viele alberne vorschriften gesehn die teilweise noch albernere kontrollprozeduren mit sich brachten.
wenn dann ross brawn oder Mario theissen noch nen privaten sponsor haben und wie niki lauda ne mütze aufsetzen müssen … na und? ( okok, man könnte jetzt dagegenhalten damit lagert man die zusatzflügel vom auto an die rtl-interviewpartner aus *scnr* )
aber mal ganz im ernst: geld/manpower für das rennauto einfach limitiren.
fahrergehälter, motorhomes und der ganze andere schnickschnack kann meinetwegen frei bleiben.
( und ja, dann muss man halt aufpassen das nicht irgendjemand Adrian Newy als koch für die Toyota hospitality einstellt :)

Ich 13 November, 2008 - 13:05

Das geht vor allem deshalb nicht, weil man es nicht kontrollieren kann. Wie soll man bei einem Weltkonzern überprüfen, dass nicht irgendwo doch direkt oder indirekt für das F1-Programm gearbeitet wird? Das ginge schon nicht, wenn es nur um europäische Konzerne ginge. Um so weniger, wenn sie in Asien, Amerika oder sonstwo sitzen. Notfalls kann man auch noch Forschung und Entwicklung auslagern, und hinterher kauft dann das eigene Team die Technik günstig ein und hält sich so offiziell an die Budgetgrenze. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt. Klar könnte man trotzdem entsprechende Regeln aufstellen. Nur wären dann eben die Ehrlichen die Dummen…

xeniC 13 November, 2008 - 21:13

Regeln sind da um gebrochen zuwerden bzw. um sie auszuschöpfen. Dann lagert äh verkauft Ferrari einfach die Fertigung und bezieht die Teile so billiger. Äh ist doch überall Pfusch ;-).

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