Home NASCAR NASCAR: Der Gentleman Meister

NASCAR: Der Gentleman Meister

von DonDahlmann
5 Kommentare

Vor ein paar Tagen las ich in einem Redneck NASCAR Forum (leider vergessen wo) einen Kommentar, in dem stand sinngemäß folgendes: „Es kotzt mich an, dass Jimmie Johnson schon wieder Meister wird, aber ich bin froh, dass ich dabei bin und erleben kann, wie einer NASCAR Geschichte schreibt. Und wer dreimal Meister wird…“. Mit seinen Gefühlsverwirrungen ist der Hardcore Fan nicht alleine. Denn selbst die NASCAR-Experten überlegen, was an diesem Johnson eigentlich dran ist. Ist er der beste Fahrer? Hat er einfach nur das beste Team? Hat er mehr Glück als die anderen? Wie kann es einem nur gelingen, drei Mal Meister zu werden? Eine Antwort hat man in den USA nicht gefunden, aber ich denke mir, dass Johnson und Michael Schumacher viel miteinander verbindet.

Das Johnson ein „schlechter“ NASCAR Pilot sein soll, ist Quatsch, aber es wird gerne behauptet, dass ein Tony Stewart oder Kyle Busch mit gleichem Material Kreise um ihn fahren würden. Zum einen glaube ich das nicht, zum anderen spricht seine Siegstatistik eine ganz andere Sprache. Johnson hat kaum Schwächen. Er ist auf den klassischen 1.5 Meilen Ovalen schnell, er gewinnt in Martinsville, aber auch in Dover oder in Talladega/Daytona. Indy und Charlotte finden sich auch auf seiner Siegerliste. Was fehlt, sind Siege auf den Strassenkursen. Weder in Watkins Glen, noch auf dem Infinion Raceway sah er bisher richtig gut aus. Aber das verbindet ihn mit vielen anderen NASCAR Piloten. Auf allen anderen Strecken muss man ihn jederzeit zum engen Favoritenkreis zählen, da er hier einfach kaum Schwächen hat.

Diese Schnelligkeit auf allen Formen von Ovalen verbindet ihn mit einem Schumacher oder auch Alonso. Alle drei sind konstant schnell, egal wo sie unterwegs sind. Was Johnson, wie Schumacher es konnte, beherrscht, ist die Motivation des Teams. Ähnlich wie Schumacher und Brawn haben Johnson und Knaus ihr Team aufgebaut. Knaus stellt Johnson (meist) ein vernünftiges Auto hin, aber der Fahrer gibt die Rückmeldungen, was das Auto vielleicht noch nicht richtig macht. Eine Sache, die Johnson von seinem Mentor Jeff Gordon gelernt hat, der das eigentlich bis zur Perfektion beherrscht. Aber bei der #48 klappt es eben noch ein wenig besser. Dabei darf man auch nicht vergessen, dass Hendrick seine Fahrer mit gleichem Material ausstattet. Aber die Art, das Team zu formen, mit einem Fahrer zusammen zu arbeiten und so Meister zu werden, ist eine besondere Sache. Erstaunlicherweise ist ja auch oft so, dass ein Fahrer Probleme bekommt, wenn der Crew Chief aufhört, oder umgekehrt, ein Crew Chief selten an seine alten Erfolge anschliessen kann, wenn der Fahrer aufhört.

In der NASCAR ist Motorsport noch viel mehr eine Mannschaftssportart, als in der Formel Eins. Die Leute hängen an 38 Wochenenden aufeinander und in der Woche trifft man sich im Shop und arbeitet weiter. Man reist zusammen, Carl Edwards fährt auch schon mal mit ein paar Teammitgliedern zusammen mit dem Fahrrad ein paar Hundert Kilometer zum nächsten Rennen. Das Team ist alles – gegen das Team geht nichts. Die Kombi Knaus/Johnson ist das ebenso genial wie das Trio Schumacher/Todt/Brawn es war. Es gelingt ihnen einfach am besten, dass Team zusammen zu halten. Und das gilt auch für das Fahrerlager. Während Kyle Busch sich durch das Feld rüpelt, Junior am Funk offen seine Mannschaft zusammenscheisst und Carl Edwards sich schon mal in der Garage prügelt, hört man so Sachen von Johnson nicht.

Was gleichzeitig ein wenig sein Problem ist. Er ist ein wenig still, vielleicht sogar etwas blass. Das ist ihm lange ans „Schwäche“ ausgelegt worden. Er ist für die NASCAR vielleicht zu wenig hemdsärmelig, sagt zu selten „Bullshit“, „Fuck“ oder „Leave me alone“. Hat man Johnson schon mal dabei ertappt, unsauber zu fahren? Hat er andere Fahrer abgeschossen, abgedrängt oder sonst wie in Schwierigkeiten gebracht? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er jemals einen anderen Fahrer im Stil eines Stewart oder Busch weggerempelt hätte. Johnson ist in gewisser Weise ein „Gentleman Driver“. Eine Eigenschaft, die man nur selten findet. Und die ihn, neben seinen erstaunlichen Leistungen, zu einem würdigen NASCAR Meister macht.

Für die NASCAR ist der dritte Title in Folge auch keine Katastrophe. Wenn Geschichte geschrieben wird, ist das immer gut und es wertet auch den Titel 2009 auf. Denn wer wird derjenige sein, der Johnson, der jetzt auf dem Weg zu einer Legende ist, schlagen kann?

Ach – da war ja noch das Rennen gestern. Eher mau, wer es nicht gesehen hat, hat nicht viel verpasst. Edwards rettete sich, wie in Texas, mit dem letzten Tropfen Benzin als Sieger ins Ziel, aber sein Sieg konnte am Ausgang der Meisterschaft auch nichts mehr ändern. Ansonsten tat sich wirklich wenig, was auch an den wenigen Cautions lag. War das Feld zusammen, ging es fünf bis zehn Runden zur Sache, danach zog sich alles wie ein Kaugummi auseinander. Vielleicht sollte die NASCAR doch mal überlegen, ob man für das Finale nicht eine bessere Strecke findet. Es gibt ja nicht wenige, die fordern, dass man die Saison in Daytona startet und dort auch beendet.

WTCC – Glückwunsch an Yvan Muller
Yvan Muller hat sich am Wochenende wie erwartet den Fahrertitel gesichert. Ihm reichte eine entspannte Leistung im vorderen Mittelfeld, weil Tarquini die ganze Zeit einige Plätze hinter ihm lag. Das erste Rennen war unspektakulär, im zweiten ging es ordentlich zur Sache, nur sah man leider nichts davon. Zum einen war das, was Eurosport einem da als „Aufzeichnung“ vorsetze, eine mittlere Unverschämtheit. Den ersten Lauf zeigte man erst ab der dritten Runde, man stieg also ohne weitere Erklärungen einfach ins Rennen ein. Das wurde dann auch noch durch so viel Werbung unterbrochen, dass ich schon dachte, das DSF habe Eurosport übernommen. Siegereehrung? Interviews? Nichts zu sehen. Den zweiten Lauf sah man immerhin komplett, dafür verpennte die Regie (nicht in Eurosport Hand) sämtliche wichtigen Szenen, inkl. der aller Ausfälle in der letzten Runde. Man sah nicht, dass in der vorletzten Runde Augusto Farfus den Führenden Thompson in die Mauer schickte (sagt jedenfalls Thompson), man sah nicht, das Farfus dann eine Runde später seinen Wagen auf dem Öl von Thompson verschrottete, und man konnte nur erahnen, dass noch etliche weitere Fahrer auf der Ölspur ausrutschten. Wiederholungen gab es auch keine. Lustloser kann man eine Saison kaum beenden.

Und sonst?
Nächstes Wochenende ist Saisonabschluss der Superleague, der FIA GT und die V8 Supercars fahren auf dem winzigen, aber durchaus witzigen Kurs von Symmons Plain.

17.11.2008

Aufz. 16:35 Uhr GT4 Cup Saison 2008 MotorsTV
Aufz. 19:10 Uhr GT Cup Macau MotorsTV
Aufz. 19:15 Uhr NASCAR SC Miami Premiere
Aufz. 20:15 Uhr Dt. Rennserien Saison 2008 Premiere
Aufz. 23:15 Uhr NASCAR SC Miami Premiere

 

18.11.2008

Aufz. 12:00 Uhr IRL Kentucky Premiere
Aufz. 12:00 Uhr IRL Nashville Premiere
Aufz. 16:40 Uhr Dutch Supercup Assen MotorsTV
Aufz. 18:00 Uhr NASCAR SC Miami Premiere
Aufz. 19:30 Uhr Dt. Rennserien Saison 2008 Premiere
Aufz. 20:00 Uhr F1 Monza 2008 Premiere
Aufz. 21:00 Uhr French GT Saison 2008 MotorsTV
Aufz. 22:45 Uhr GT4 Cup Saison 2008 MotorsTV

 

19.11.2008

Aufz. 12:00 Uhr IRL Infinion Premiere
Aufz. 14:00 Uhr IRL Ohio Premiere
Aufz. 16:50 Uhr NASCAR SC Miami Premiere
Aufz. 20:15 Uhr F1 Braslien 2008 Premiere

 

20.11.2008

Aufz. 10:00 Uhr NASCAR SC Miami Premiere
Aufz. 12:00 Uhr IRL Detroit Premiere
Aufz. 14:00 Uhr IRL Chicago Premiere
Aufz. 16:35 Uhr GT Open Barcelona MotorsTV
Aufz. 17:30 Uhr Dutch Supercup Assen MotorsTV
Aufz. 18:20 Uhr GT4 Cup Saison 2008 MotorsTV
Aufz. 19:10 Uhr French GT Saison 2008 MotorsTV
Aufz. 21:50 Uhr F3 Master Macau MotorsTV
Aufz. 22:00 Uhr NASCAR SC Miami Premiere
Aufz. 22:45 Uhr GT Cup Macau MotorsTV

 

Das könnte Dir auch gefallen

5 Kommentare

xeniC 17 November, 2008 - 15:58

Johnson fährt einfach sein Rennen und lässt sich nicht von anderen beirren. Er ist ebend kein Busch oder Hamilton ;-).

King Jimmie is born!

Prometheus 17 November, 2008 - 16:23

Schöne Johnson-Analyse. Ich finde allerdings Homestead als Final-Ort gut, ist ne tolle Bahn mit dem progressiven Banking, man kann in allen Rennserien immer mal wieder Autos zu zweit oder zu dritt nebeneinander fahren sehen. Ein Finale in Daytona würde die Meisterschaftsentscheidung ja fast zu einer Zufallsangelegenheit machen, außerdem sind die Daten im Februar und Juli Tradition und sollten so bleiben. Einzig sinnvolle Alternative wäre für mich Charlotte, ein Flutlicht-Finale vor vollem Haus in der NASCAR-Heimat hätte auch was für sich. Aber ich weiß nicht, ob es in den Breitengraden nicht sogar schon zu kalt wäre Mitte November.

NoteMe 17 November, 2008 - 17:55

Ist nicht Eurosport der Veranstalter der WTCC und damit sehr wohl auch für die Übertragung zuständig?

Leider kann ich zur NASCAR-Saison selbst nichts sagen, aber die Tatsache, dass ein Jimmy Johnson seit Jahren den Südstaatlern immer und immer wieder eine reindrückt entzückt mich außerordentlich. But they’re gay for their loser anyway.

Wolli 17 November, 2008 - 18:43

In Macau war die WTCC nur Gast,der Hostbroadcaster war der Sender TDM, der das wie immer produzierte. Es gab diesmal auch nur ein 4:3 Feed statt wie sonst 16:9. Den Thompson/Farfus Abschuss sah man nach der Siegerehrung,offenbar haben die Maccanesen schnell das Onboard Tape aus dem Auto geholt,das bei Start-Ziel stand ^^ wer noch Videos aus Macau sehen will http://www.macau.grandprix.gov.mo/mgpc/video.php?lang=en&year=2008&page_no=1&cid=199

DonDahlmann 17 November, 2008 - 19:26

Der späte Saisonausklang ist ja das Problem. Da geht nur Florida oder Kalifornien. Und Fontana will ja nun keiner als letztes Rennen. Reicht ja schon, dass die im nächsten Jahr ein Chase-Rennen haben. Aber Atlanta im Oktober ist auch wirklich etwas wackelig.

Comments are closed.