Mittlerweile ist es kein Gerücht mehr – Honda zieht sich mit sofortiger Wirkung aus der Formel Eins zurück. Dieser Hammer erreicht mich, als ich gerade unterwegs bin und ich ändere hier gerade per Handy den Eintrag. Werde gegen Nachmittag aber noch etwas mehr dazu schreiben.
Eine unschönes Gerücht macht zur Zeit die Runde. Es geht darum, dass Honda sein Formel Eins Team dicht machen könnte. Der Grund: mangelnder Erfolg und ein massiver Einbruch der Verkaufszahlen. In diesen Zeiten scheint nichts mehr unmöglich.
Ich weiß wirklich nicht, was davon zu halten ist. Heiße Luft in einer nachrichtenarmen Zeit, oder doch ein Körnchen Wahrheit. Mehrere Nachrichtendienste melden unabhängig voneinander, dass Honda wohl ernsthaft darüber nachdenkt, den Stecker aus dem Formel Eins Team zu ziehen. Entweder komplett, oder so weit, dass man nur noch mit einem sehr eingeschränktem Budget unterwegs sein wird. Tatsache ist, dass es im Honda Team Bewegung gibt:
Die Ablösung des ehemaligen Vizepräsidenten der Honda Racing Corporation, Shuhei Nakamoto, habe ich die Tage noch innerhalb der normalen Rotation gesehen. Zu mal man auch Ross Brawn mehr Freiheiten geben möchte. Andere sehen dies als ein Zeichen, dass Honda sich auf einen Rückzug vorbereitet. Das kommt, nach den vollmundigen Versprechungen der letzten Monate, etwas überraschend, aber so, wie die Verkaufszahlen aller Hersteller einbrechen, muss man sich nicht über kurzfristige Änderungen in der Strategie wundern. Das Problem ist einfach, dass sich die Millionenausgaben für ein Formel Eins Team nur schwer rechtfertigen lassen, wenn man gleichzeitig Tausende von Arbeitsplätzen abbauen muss.
Natürlich gibt es noch das Argument, dass eine Saison in der Formel Eins, wenn die Ergebnisse stimmen, immer noch mehr wert ist, als jede andere Marketingkampagne auf der Welt. Aber Honda hat ja nicht nur das Instrument der Formel Eins in der Hand. In Japan ist die weitaus beliebtere Japan GT Serie für Honda deutlich wichtiger, auf dem US-Markt ist man dank der Ecclestone überhaupt nicht mehr vertreten. Bliebe noch Europa, aber hier denkt man wohl über einen werkseitigen Einstieg in die WTCC und andere Super2000 Serien nach. Die Frage ist wohl, würde es für Honda mehr Sinn machen ein Motorsportprogramm auf Sparflamme zu fahren, anstatt 200 Millionen und mehr in der Formel Eins zu verpulvern?
Ich kann mir zur Zeit nicht vorstellen, dass Honda wirklich schon 2009 verschwinden möchte. Zu viel hat man in den letzten Monaten investiert. Der neue Wagen, an dem man schon seit Mitte der letzten Saison mit Hochdruck arbeitet, ist fast fertig, 2009 starten alle Teams mit einem weißen Blatt Papier und in Sachen KERS steht man wohl auch recht gut da. Es wäre schon sehr überraschend, wenn Honda nicht zumindest noch das Jahr 2009 abwarten würde. Oder anders ausgedrückt: denen müsste das Wasser, bzw. die Schulden, bis Unterkante Oberlippe stehen, wenn sie zu einer Notlösung greifen.
Wie dem auch sei – das sieht alles nicht gut aus. Die Gerüchte mögen übertrieben sein, aber wo Rauch ist, usw. Damit wäre Honda, überraschenderweise, das zweite Team, das für 2010 auf wackligen Beinen steht. Und die Liste der anderen Teams umfasst Toro Rosso, Force India und Renault, wo Hauptsponsor ING wohl nach 2009 einen Rückzieher machen wird. Wenn 2009 auch nur ein Team abspringt, hat Ecclestone ein Problem, denn er garantiert 20 Wagen am Start. Sind die nicht da, können die Veranstalter Abzüge bei der Garantiesumme machen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn nur noch 16 oder 14 Wagen an den Start gehen können.
Vor dem Hintergrund macht der Einheitsmotor von Mosley langsam Sinn. Denn damit senkt er die Kosten derartig, dass Teams aus dem GP2 eventuell aufsteigen könnten. Die GP2 kann man wiederum mit IFM Teams auffüllen. Mosley hat keine Einheitsserie im Kopf, aber er erinnert sich vermutlich auch daran, dass man fast 20 Jahre lang recht gute Rennen mit dem Cosworth DFV über die Bühne gebracht hat. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man seitens der FIA einen Notfallplan vorbereitet. Denn der „Einheitsmotor“ ist ja nur in sofern ein Einheitsmotor, als man wie in der NASCAR hingegangen ist, und die Komponenten und Bauart des Motors fest schreiben will. Jeder soll und kann dann noch in einem sehr engen Rahmen weiterentwickeln.
Ich will ja nicht unken, aber ich habe das unschöne Gefühl, dass die Formel Eins vor gewaltigen Änderungen in den nächsten 12 Monaten steht.
13 Kommentare
Ein „eingeschränktes“ Budget würde aber keinen Sinn machen. Damit würde man ja nur noch weiter hinten landen, soweit das überhaupt noch möglich ist. Insofern würde ein Rückzug wohl den meisten Sinn ergeben. Andererseits: Spätestens die „Idee“ des Verzichts auf Sponsoren auf dem Auto musste schon vorher grosse Zweifel an dem Management des Teams aufkommen lassen. Vielleicht ginge da mit anderem Personal noch etwas. Wiederum andererseits: Wenn selbst ein Ross Brawn bisher nichts verbessern konnte, wer dann?
Im übrigen war der Cosworth kein von oben diktierter Einheitsmotor, sondern wurde eben von vielen Teams gewählt, was ein grosser Unterschied ist. Ausserdem gab es jede Menge Entwicklungspotential in anderen Bereichen des Autos, was nunmehr der F1 ja auch zunehmend genommen wird.
Das mit Cosworth ist mir klar, es ging nur um den Vergleich, dass man auch Rennen fahren konnte mit einem Einheitsmotor. Neben Cosworth gab es ja immer Ferrari, zeitweise Renault und ab und BRM mit einem eigenen Motor.
Also ehrlich wenn der ORF das derartig groß bringt (http://sport.orf.at/081204-10676/index.html) dann ist da meiner Meinung nach sehr viel dran!
„Und die Liste der anderen Teams umfasst Toro Rosso, Force India und Renault, wo Hauptsponsor ING wohl nach 2009 einen Rückzieher machen wird.“
Dann man mMn auch auf jeden Fall Williams und wenns ganz schlimm kommt auch Red Bull hinzufügen!
Bevor man den Einheitsmotor zulässt sollte man meiner Ansicht lieber nochmal über die Kundenautos nachdenken! Bringt für kleine Teams mindestens genauso viel und zumindest Force India und vielleicht STR könnte man damit halten.
mittlerweile ist es offiziell als Pressemeldung von Honda-Seiten…was wird nun aus Rubens, Bruno und Jenson?? Traurig das ganze…wenn Williams, Force India (und wer weiß wer noch dazu gehört?) auch früher oder später gehen…was wird dann aus der F1?? :-(
Den nächsten Domino würde ich nicht bei den kleinen Teams suchen, sondern wieder bei den Herstellern. Toyota, Renault oder Mercedes, sag ich jetzt mal.
Wenn man bedenkt, dass die vor ein paar Tagen noch getestet und Button Zwischensaison-„Nächstes Jahr wird alles besser“-Parolen gegeben hat, sieht man, wie schnell das ging. Und das ist wohl ein Blick auf den wahren Zustand der Auto-Industrie, wenn die holterdipolter ihr Team dicht machen, ist bei denen Voll-Panik angesagt.
Aber für die F1 ist das eine Chance. Die Autowerke haben die F1 fast ruiniert, wenn es jetzt wieder preiswerter wird, sprich, nur noch kleine Motorhomes, „Garagisten“-Autos, die preiswert Motoren kaufen können wie früher die Cosworths, dann hat die F1 wieder eine Zukunft. Man braucht Teams mit Racing-Leidenschaft in der F1, aber nicht unbedingt Autowerke. Außer Ferrari natürlich.
An eine Besserung glaube ich nicht. Ich habe heute morgen die Statements von Ecclestone und Mosley bei BBC 5live gehört. Ecclestone verstand sich als Cheerleader für die F1 und Honda („ist 2009 ein Top-4-Team“), negierte alle Probleme. Max Mosley wiederum sah in seinem neuen Regelwerk das Allheilmittel und Frye sieht auch keine größeren Probleme. Angeblich hätte sich in den letzten 12 Stunden drei potentielle Käufer gemeldet.
Irgendwie scheint es immer ncoh ein gerüttelt Maß an Verblendung zu geben.
Und jetzt machen die das tatsächlich schon für nächstes Jahr? Das haut mich jetzt irgendwie schon echt um, aber ist natürlich auch irgendwo verständlich bei der aktuellen Krise. 2009 wird wohl allgemein ein ganz großes Kriesenjahr für den Motorsport, da wird sich dann herausstellen, welche Serie auf so festen Beinen steht, dass sie das überleben kann (damit meine ich jetzt v.a. solche Serie wie A1GP, Superleague und was weiß ich, das NASCAR und F1 sich da irgendwie durchwurschteln, sollte außer Zweifel stehen, wenn auch mit großen Problemen)
vor allem…das Jahr 2008 bestand für Honda nur aus Durchhalteparolen für 2009! Und wir wissen alle, dass es viel besser hätte laufen können, als 2008…vor 2 Wochen war man in der luxuriösen Position, mehrere Fahrer testen zu wollen / können und heute sperren sie den Laden zu…sorry, aber das sie zu dem Zeitpunkt noch nichts davon wussten, halte ich für gelogen und gerade den Mannen Senna und Di Grassi gegenüber, die alles andere für Ihre F1-Chance haben schleifen lassen, empfinde ich es als besonders unfair.
Ecclestone sieht Honda als Top4 Team….nunja….da will wohl jemand den roten Teppich ausrollen für potenzielle Käufer.Nun wird es sich auch rächen,dass man aus Minardi Toro Rosso gemacht hat, so hätte man mehr davon gehabt als jetzt dass B-Team Red Bull zu sein,dass nichtmal mehr ein Chassis selber bauen kann ( Haben wohl alles von Minardi verscherbelt damals ).Dabei sind manche Lösungen sooo einfach,nur die F1 wills sich schwer machen.Einfach jeden Motor zum Verkauf freigeben für kleines Geld,ratzfatz gibts nur noch 3 Hersteller,der Rest des Feldes kauft von denen.Aber nein,Einheits hier Einheits da und schon müssen alle wieder entwickeln und teten und siehe Aero 2009,da wird Geld verbrannt für hässliche Autos und hey,man fährt auf Strecken,wo keine Zuschauer hinkommen, die Spirale zeigt klar abwärts,und zwar so steil,dass manche schon vorher über Bord gehen werden^^
Sven schrieb:
Sehe ich genauso!
Damit ist auch klar warum man sich im Fall der Vertragsverlängerung von Barrichello so zurück hielt. Die Entscheidung stand mit Sicherheit schon vor einigen Monaten fest!
Was ist eigentlich mit dem Honda-WTCC-Team / Tommy Thomson? Das ist das auch ein Werksteam. Seht ihr das auch gefährdet?
@ JanW:
Das war/ist nie ein Werksteam gewesen, sondern wurde mit schmaler Werksunterstützung von N.Technology eingesetzt. Ist unklar was mit dem Team und Fahrer (James) Thompson ist.
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