Unfassbar – Honda, im letzten Jahr noch einer der profitabelsten Hersteller, muss wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten sein Formel Eins Team schließen. Und zwar mit sofortiger Wirkung. Die Meldung sickerte gestern Abend durch um heute morgen bestätigt zu werden.
Renault, Williams, Force India, Toro Rosso – das waren (und sind) alles Kandidaten, die ich im Hinterkopf hatte, wenn es um das Thema „Ausstieg“ ging. Aber sicher nicht Honda. Zumindest nicht für 2009. Aber offenbar ist die Schieflage bei Honda doch größer als gedacht. Oder Honda ist einfach nur vorsichtiger. Und ehrlicher, was die Einschätzung der eigenen Lage angeht. Für die Formel Eins ist der Rückzug eine Katastrophe:
Zum einen, weil jetzt die Möglichkeit besteht, dass tatsächlich nur noch 18 Wagen an den Start gehen. Zwar hat Honda den kompletten Rennstall zum Verkauf frei gegeben, angeblich sogar für den symbolischen Preis von einem britischen Pfund, aber dafür gibt es auch keine Motoren, kein Getriebe und kein KERS. Der Käufer bekommt ein leeres Chassis und 600 Angestellte. Ross Brawn hat wohl schon seine alten Ferrari Kontakte spielen lassen, und es heißt, die Italiener würden kurzfristig zumindest Motor und Getriebe liefern können. KERS ist nicht dabei.
Zum anderen ist der Rückzug ein katastrophales Signal für die Formel Eins. Wenn so eine konservative und erfolgreiche Firma wie Honda plötzlich alles hinwerfen muss, damit das Kerngeschäft der Firma nicht gefährdet wird, wie sieht es dann bei Firmen aus, die eh schon Probleme haben? Was ist mit Williams, wo die Royal Bank of Scotland praktisch verstaatlicht wurde? Wie lange kann man das F1 Engagement halten, wenn man gleichzeitig den Aktionären kein Geld mehr ausschüttet, evtl. Kredite kündigen muss etc? Auch einer der Hauptsponsoren von BMW, Credit Suisse, steckt wegen der Kreditkrise in Problemen.
Für Sponsoren ist der Rückzug ebenso ein schlechtes Signal. Investiert man da plötzlich in eine sterbende Serie? Wird es überhaupt eine komplette Saison 2009 geben, oder muss man damit rechnen, dass die Formel Eins und deren Team noch tiefer in Schwierigkeiten stecken werden. Wer ist der nächste? Wenn Toyota aussteigen würde, die ja genauso wie Honda unter Druck sind, würde nicht nur der Hersteller verschwinden, sondern vermutlich Williams gleich mit. Ein Dominoeffekt.
Die Frage wird auch sein, ob Honda überhaupt einen Käufer findet. Im Moment schwirren viele arabische Namen durch den Raum, aber die Araber leiden zum einen unter einer Abschwächung des Baumbooms, zum anderen unter dem sehr niedrigen Ölpreis. Auch dort ist Geld mittlerweile ein Thema und man hatte ja schon bei Spyker, Super Aguri oder im Moment bei Toro Rosso die Möglichkeit einzusteigen. Passiert ist nichts. Ein Hersteller wird sicher auch nicht kommen, denn der wäre wohl bei Toro Rosso eingestiegen. Der Honda Rennstall ist sicher, vom reinen Potenial her, ein hervorragendes Angebot, auch mit Brawn und den Ferrarimotoren, aber die laufenden Kosten von mehr als 250 Millionen Dollar und mehr müssen ja auch erst mal bezahlt werden. Dazu kommt, dass das Team absolut keine Sponsoren hat und somit muss man auf dem Feld auch ganz von vorne anfangen. Und wer kann vor Ablauf des ersten und zweiten Quartals 2009 schon sagen, dass er dieses Geld auch wirklich hat?
Wenn es dumm läuft, dann steht Ecclestone mit nur noch 18 Wagen da (es gibt allerdings auch die Aussage, dass er nur 16 Wagen garantiert) und muss, glaubt man den Gerüchten, eine heftige Konventionalstrafe gegenüber den Veranstaltern bezahlen. Was wiederum seinen Rückzahlungsplan an die CVC ins Wanken bringt, was wiederum Auswirkungen auf die CVC und die Gewinnausschüttung an die Formel Eins Teams hätte, was wiederum dazu führen könnte, dass Teams wie Williams und Force India, die sehr auf diese Ausschüttungen angewiesen sind, in echte Probleme kommen.
Ecclestone kann dieses Problem nur dann umgehen, wenn er das Honda Team verkaufen kann oder, wenn sich Teams bereit erklären würden, einen dritten Wagen einzusetzen. Aber wer sollte das sein? Sicher, BMW, McLaren und Ferrari könnten das machen, aber wie würde man zum Beispiel die Fahrzeuge dann in der Weltmeisterschaft werten?
Der Rücktritt von Honda kann sich für die Formel Eins als katastrophal auswirken. Die Serie ist so teuer und absurd geworden, dass sich nicht einmal mehr ein Weltkonzern ein Engagement leisten kann. Tatsächlich ist es so, wie ich gestern schon spekuliert habe. Honda stellt nicht alle Motorsportaktivitäten ein. Die Japan GT unterstützt man ebenso weiter, wie das Acura LMP1 Programm in der ALMS.
Es muss dringend was in der F1 passieren, sonst fliegt der gesamte Laden auseinander. Einen ersten Schritt unternahm heute Max Mosley – Cosworth wird der Hersteller des Einheitsmotor, gleichzeitig führt die FIA das NASCAR Prinzip ein. Jeder kann einen eigenen Motor bauen, so lange dieser sich an die Bauvorschriften der FIA hält. Am Wochenende dazu mehr.
9 Kommentare
Hoffentlich sperrt die Serie zu, bevor diese Autos ihr erster Rennen fahren sollen.
Angesichts dieser Pläne bezüglich Motoren kann es eigentlich für alle Hersteller nur zwei Optionen geben: Entweder Ausstieg, oder kräftige Investition in PR, um den Zuschauern irgendwie einzureden, dass evetuelle Erfolge immer noch auf ihrem eigenen Mist gewachsen sind und dass immer noch „Hersteller X drin ist, wo X drauf steht“ (was natürlich nicht stimmt).
Ich habe ja gar nichts dagegen, den Teams einen kostengünstigen Motor anzubieten. Die Idee aber, andere Teams dann auch so einzuengen, damit die Teams mit Standardmotor eine „Chance“ haben, ist absurd. Es gab in der Geschichte immer Teams, die mit schwächeren Motoren Vorlieb nehmen mussten. Niemand kam damals auf die Idee, deshalb andere einbremsen zu müssen. Jedenfalls nicht so unverhohlen, allenfalls über Änderungen des Reglements.
Sind wir doch ehrlich! Hondas Formel 1 Team war von Anfang an der reinste Reinfall! BAR war mit weniger Mittel weit erfolgreicher als Honda. Kein Wunder, dass man das F1 Team als 1. streicht. Es hat ja in der Vergangenheit nicht gerade das Image von Honda verbesssert. Im Gegenteil, man war eher die Lachnummer.
In Österreich sagt man schon „Na Mateschitz, alle guten Dinge sind 3!“
Ich frag mich schon seit ein paar Jahren, ob es gut war, dass die Formel 1 zu einer Herstellermeisterschaft wurde.
Ich denke, die Antwort bekommen wir jetzt!
Die früheren Rennställe haben davon gelebt, Motorsport zu betreiben. Ein Hersteller betreibt Motorsport nur, um Werbung zu machen. Wenn das nicht mehr gegeben ist, oder man sich ein anderes Instrument überlegt, dann steigt man halt wieder aus. Ich fürchte, dass Honda erst der Anfang war.
Von daher ist auch der Plan von Mosley jetzt verständlicher, Einheitsmotoren einzuführen. Ich hab das anfangs auch für Quatsch gehalten, so langsam macht das aber Sinn!
Es ist wie immer in der Welt, es gibt 1000 Köpfe mit verschiedenen Ideen, jeder sagt, dass sein Zukunftskonzept das Wahre ist, es gibt aber nicht die optimale Lösung, mit der alle zufrieden sind! Die F1 hat kein Rennen mehr in Nordamerika, gerade in den Gegenden, deren Autoverkaufszahlen jetzt den Tropfen auf dem heißen Stein für Honda (angeblich) ausgemacht haben sollen…Ich sehe das Problem darin, dass innerhalb der großen F1-Familie viel zu sehr gegeneinander gearbeitet wird, anstatt gemeinsam nach vorne zu schauen! Allen voran muss Herr Ecclestone mal überlegen, ob es richtig ist, dreistellige Millionenbeträge für die Ausrichtung eines Rennens zu kassieren!!!! Ich könnte jetzt bei den Herstellern weiter machen, aber wenn wir die ganze F1 auseinander nehmen, bleibt nichts mehr übrig. Keep F1 alive!!!!!!!!!!
Das, was ich neben weiterem Verlust von Teams am meisten befürchte ist, dass die Formel 1 ihr Image verliert. Was ich (und ich denke die Mehrheit der Fans) an der F1 liebe, ist die Konstruktion eines Autos von einem Hersteller, welches sich mit anderen Autos von anderen Herstellern misst.
Mir persönlich kam es nie auf „den besten Fahrer“, sondern das beste Team – also das beste Auto an.
Einheitsserien gibt es ja – A1GP, zu teilen die Nascar, GP2 etc pp.
Wenn die Formel 1 nun wie geplant auf diese Massen an Einheitsbauteilen setzt, wird die Formel 1 für mich vollständig ihren Reiz verlieren.
Ich frage mich, inwieweit Hondas Ausstieg auch durch die unterirdische letzte Saison motiviert ist. Auch davor waren sie entweder ein Hinterbänkler, oder nah dran einer zu sein – mehr nie. Über die Erfolgsaussichten für die kommende Saison durfte man getrost wenig optimistisch sein. Honda war die ganze Saison über allenfalls eine graue Maus, der auch in den Medien eher wenig Beachtung geschenkt wurde. Gerade im Konkurrenzkampf mit Toyota, die zuletzt ja nun wirklich sehr gut aussahen, ist das für ein japanisches Team eigentlich nicht hinnehmbar. Die allgegenwärtige Weltwirtschaftskrise ist sicherlich ein beträchtlicher Faktor für diesen Ausstieg, aber sie hilft Honda auch, im Rückzug das Gesicht zu wahren.
Und weiter geht’s: Audi steigt aus der ALMS aus.
Quelle:http://de.reuters.com/article/deEuroRpt/idDEL552676520081205
da stimme ich nona zu. die saison 08 hat sicherlich die entscheidung von honda beeinflusst. das war einfach nur unterirdisch… das kann sich kein global player leisten. ist schon krass, wenn man bedenkt, dass in australien 08 noch 4 „honda’s“ am start waren
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