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Formel Eins: Ecclestone „Wir haben Ferrari gekauft“

von DonDahlmann
6 Kommentare

Hui – da brennt der Baum und das so kurz vor Weihnachten. Zwischen Bernie Ecclestone und Luca di Montezemolo ist ein heftiger Streit entstanden, bei dem auch einige unappetitliche Details dem geneigten Leser dargeboten werden.

Ja, wenn der Ärger einmal da ist… offenbar hat sich bei vielen Leuten sehr viel Frust in den letzten Jahren aufgestaut, der im Moment gerne raus möchte. Fiat Chef Luca di Montezemolo hat vor ein paar Tagen in der „Gazzetta dello Sport“ ein umfangreiches Interview gegeben, in dem er sich über die jüngsten Veränderungen in der Formel Eins auslässt. Nichts böses, bis er auf Bernie Ecclestone zu sprechen kommt, dem er nahe legt, sich doch langsam mal mit dem Rentnerdasein anzufreunden. Zu dem meinte er, dass er Ecclestone „gierig“ sei, weil er immer noch den größten Teil der Einnahmen für sich, bzw. CVC behalten würde, während die Teams die Show liefern. Der Brite konterte gestern mit einem Interview in der britischen Times und holte ein paar alte Leichen aus dem Keller.

Ferrari, so Ecclestone in der Times, solle den Ball mal lieber flach halten. Es sei schließlich nicht so, dass die Italiener in Sachen Finanzen benachteiligt wurden. Und dann bestätigt er ein offenes Geheimnis:

The only thing he has not mentioned is the extra money Ferrari get above all the other teams and all the extra things Ferrari have had for years – the ‘general help’ they are considered to have had in Formula One.

Und eine genaue Summe nennt er auch noch. 80 Millionen Dollar mehr soll Ferrari allein für den WM-Titel im letzten Jahr erhalten haben. Also 80 Millionen mehr, als jedes andere Team bekommen hätte, wenn es Weltmeister geworden wäre. Warum Ferrari so viel mehr bekommt, verrät er dann auch noch gleich:

„We ‘bought’ Ferrari. We ‘bought’ Ferrari’s loyalty. Our deal with Ferrari was that we ‘bought’ them so they would not go to the others.“

Wow – ab hier wird es wirklich unschön und man muss einen Blick zurück werfen. 2002/03 kam es wegen der Finanzen zu enormen Ärger zwischen der FIA und der damaligen Herstellervereinigung. Die Hersteller wollten aussteigen und eine „Piratenserie“ gründen. Das scheiterte allerdings daran, dass sich Ferrari damals recht plötzlich dafür entschied, sich auf die Seite der FIA zu schlagen. Schon damals vermutete man, dass die Italiener das sicher nicht gemacht haben, weil ihnen gerade mal danach war. Ecclestone bestätigt jetzt, dass man Ferrari gekauft habe. Denn ohne Ferrari funktioniert eine neue Serie nicht, vor allem dann nicht, wenn sie gegen die FIA und Ecclestone antritt. Die Pläne klappten nach der Ankündigung dann auch in sich zusammen.

Offensichtlich hat Ferrari aufs Geld geschaut. Mosley und Ecclestone haben Ferrari offenbar mehr Geld versprochen, aber wohl auch ein paar andere Dinge, wie der Brite im Interview nebulös andeutet, als es darum geht, wer eigentlich die CVC und Ecclestone überprüft:

Ferrari in particular, more than anybody, from day one, have had the right and they’ve never done it.

Gesagt wird da nichts genaues, aber wenn es stimmt, was Bernie sagt, dann hat Ferrari zumindest im wirtschaftlichen Bereich ein paar Sonderrechte (gehabt). Das wird die anderen Teams nicht weiter verwundern, zu mal diese Dinge eh immer wieder als Gerüchte rumgingen. Die FIA möchte Ferrari in der WM halten, also muss sie was dafür tun. Ein paar Dinge aus der Vergangenheit stehen so in einem etwas anderem Licht und all die „Ferrari und FIA = Schiebung“ Verschwörungstheoretiker werden laut aufjubeln. Spannend ist jetzt allerdings die Frage, wie Montezemolo, der ja pikanterweise nun Präsident der FOTA ist, auf die Aussagen reagiert. Nachlegen? Kopf einziehen? Klagen? Kann er das so stehen lassen, oder muss er sogar, weil Bernie Ecclestone zur Not Beweise auf den Tisch legen kann?

Erstaunlich auch, dass Ecclestone so was raus lässt. Entweder ist gerade wegen der Krise in der F1 und zu Hause (seine Frau ist angeblich ausgezogen) etwas gereizt, oder das Wasser steht ihm wirklich bis zum Hals, dass er um sich treten muss.

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6 Kommentare

NoteMe 20 Dezember, 2008 - 20:25

Keine Ahnung, wie Du den Sprung von der Sonderrolle Ferraris in den Verträgen mit den Vermarktern zu den Verschwörungstheorien bezüglich der Einflussnahme durch die FIA machst.

xeniC 20 Dezember, 2008 - 20:33

Ist doch ganz einfach: Ferrari bekommt so oder so mehr Geld. Warum soll die FIA das Geld nicht durch ungewöhnliche Entscheidungen am grünen Tisch ein wenig drücken bzw. warum sollte Ferrari nicht darauf bestehen, auch am grünen Tisch bevorteilt zuwerden?

Steffen 20 Dezember, 2008 - 20:39

NoteMe schrieb:

Keine Ahnung, wie Du den Sprung von der Sonderrolle Ferraris in den Verträgen mit den Vermarktern zu den Verschwörungstheorien bezüglich der Einflussnahme durch die FIA machst.

Das kann man aus diesem Zitat schließen:

The only thing he has not mentioned is the extra money Ferrari get above all the other teams and all the extra things Ferrari have had for years – the ‘general help’ they are considered to have had in Formula One.

Diese Aussage von Bernie legt schon mehr als nahe, dass Ferrari nicht nur finanzielle Zuwendungen bekommen hat. Natürlich nennt er keine Beispiele, aber was soll denn „general help“ sonst sein, als für Ferrari günstig ausgelegte Urteile am grünen Tisch oder für die roten vorteilhafte Regeländerungen?

DonDahlmann 20 Dezember, 2008 - 20:42

Ich mach das Fass ja gar nicht auf, aber es gibt ja nun das alte Gerücht, dass Ferrari und die FIA eine etwas nähere Beziehung zueinander haben. Man darf sich auch nichts vormachen – es gibt (mindestens) eine Zwei-Klassen Gesellschaft in der Formel Eins. Die hinten haben wenig zu sagen, die vorne haben mehr Einfluss. Das Ferrari, die ja nun schon in der F1 waren, als Ecclestone noch alte Autos verkaufte, ein wichtiger Machtfaktor in der F1 ist, wird wohl niemand bestreiten.

NoteMe 21 Dezember, 2008 - 00:17

@xeniC

Die FIA hat doch nichts mit den Vermarktungsverträgen zu tun. Denen ist es schnuppe, wer Weltmeister wird und ob der dann mehr oder weniger als andere Teams bei der gleichen Leistung bekommen würde.

@Steffen

Also für mich liest sich „general help“ im konkreten Zusammenhang einfach als Synonym für die zusätzlichen Rechte, die Ferrari offensichtlich über die Bonuszahlungen hinaus auch noch gewährt wurden. Mr E wird ja später noch konkreter damit zitiert, dass Ferrari seit bestehen des Concorde-Vertrages auch das Recht besitzt, in die Bücher der Vermarktungskonstruktion zu sehen, und damit die Geldflüsse in der Formel 1 vollständig nachvollziehen kann. (Sowas würde ich bei einem Vertrag mit jemandem mit dem Ruf Herrn Ecclestones auch wollen, da hat der alte Enzo Ferrari gut verhandelt. Allein warum man davon angeblich nie Gebrauch gemacht haben will, erschliesst sich mir nicht auf Anhieb.)

Und mal abgesehen von der unzulässigen Vermischung zwischen den Vermarktungsverträgen (Bernie + wer auch immer grad ausgenommen wurde) und der Regelhoheit (FIA), wo waren denn die von Dir erwähnten Ferrari-genehmen Regeländerung? Stallregieverbot? Einheitselektronik? Versteifung der Flügel? Punktesystem? Das 2005er Titelgeschenk an die Michelinteams?

@Don

Klar gibt es dieses Gerücht, aber es hat IMHO hier keine Verbindung zu den Aussagen von di Montezemulo und Ecclestone, da die beiden hier rein von der Vermarktungsseite der Formel 1 reden, und damit hat die FIA ja bewiesener Maßen nichts zu tun.

Mich erinnert dieses Konstrukt an die Kirch-Bayern-Vereinbarung von vor ein paar Jahren. Auch Kirch war klar, dass die (ihm genehme) Zentralvermarktung der Bundesliga mit den Bayern steht und fällt. Daher versicherte er sich ihrer Unterstützung durch eine Bonuszahlung. Das hiess aber noch lange nicht, dass Kirch zugunsten der Bayern Einfluss auf die Schiedsrichterentscheidung nehmen konnte, geschweige denn daran überhaupt Interesse hatte.

Ich 21 Dezember, 2008 - 14:31

Gerüchte gibt es viele. Und die Theorie, Ferrari werde von der FIA bevorteilt, wird von den Fans anderer Teams natürlich gern gepflegt. Beweise gibt es dafür aber natürlich keine. In Wahrheit hat man sogar immer wieder versucht, Ferraris Dominanz mit Regeländerungen zu verringern.

Dass Ferrari aus dem Topf mehr Geld erhält als andere, war dagegen schon vorher klar. Und es macht ja auch Sinn, das traditionsreichste Team bei der Stange zu halten, schliesslich wäre die F1 ohne Ferrari nur halb so viel wert. Ist nun mal so.

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