Dankenswerterweise hat sich die Motorsportwelt in den letzten Tagen mit den Nachrichten etwas zurück gehalten, so dass ich meine Erkältung pflegen konnte. Aber dann kam doch die Meldung, dass Carlos Slim das ehemalige Honda-Team gekauft haben soll.
Das hat mich dann doch ein wenig überrascht, denn zwischen der Ankündigung des Rückzugs von Honda und einem Verkauf hätten gerade mal drei Wochen gelegen. Und das zur Weihnachtszeit. Das kann eigentlich gar nicht sein, denn so lange brauchen die Experten ja schon, um die Bücher zu prüfen. Wie sich dann raustellte, war die Sache auch ein Ente. Offenbar hat Carlos Slim zwar ein gewisses Interesse an der Formel Eins, aber bisher hat er offiziell alle Vereinbarungen dementiert. Wird wohl auch weiterhin so bleiben. Die Frage ist, wer da sonst noch so als Käufer auftauchen könnte?
Vijay Mallya
Tatsächlich wird Mallya als ein möglicher Käufer des Teams gehandelt. Das kommt etwas überraschend, hat er doch eigentlich mit seinem eigenen Team genug zu tun. Ein paar Journalisten sind der Meinung, dass Mallya das nur macht, damit er an das Honda Know-How ran kommt. Mag sein, nur was soll er jetzt noch damit? Er hat einen Deal mit McLaren-Mercedes, das sollte ihm mehr Wissen ins Team bringen, als er erst mal vertragen kann. Sicher, es lohnt sich immer zu wissen, was die Konkurrenz so kann, aber Honda hat sich in den letzten Jahren jetzt nicht zwingend als Top-Team erwiesen. Aber mal angenommen, er würde trotzdem gerne Honda ausschlachten – genau das möchte Honda wohl vermeiden, in dem sie von den neuen Eigentümer eine Bestandgarantie für das Werk und seine Angestellten verlangen. Es gibt dann allerdings noch die Variante, dass Mallya Honda kauft, damit er sein eigenes Team dicht machen kann, da er bei Honda wohl deutlich bessere Arbeitsbedingungen vorfindet.
Dave Richards
Der Name von Richards wird allein deswegen immer wieder genannt, weil er dem Team überhaupt erst zu den wenigen Erfolgen verholfen hat. Das Richards ein sehr fähiger Mann ist, der zusammen mit Nick Fry und Ross Brawn ein Top-Team auf die Beine stellen könnte, steht außer Frage. Richards hat schon in diversen Rennklassen sein Können bewiesen. Seine Firma Prodrive hat nicht nur mit Subaru in der WRC viele Siege und Titel einfahren können, sondern auch mit den Aston Martin in der GT1 für Aufsehen gesorgt. Die Frage ist aber, wo Richards das Geld hernehmen soll. Er hat zwar nachdem Rückzug von Subaru Kapazitäten frei, aber es fehlen ihm auch Einnahmen. Durch seine Beteiligung an Aston Martin verfügt er über gute Kontakte, vor allem nach Kuwait, aber ob dort das Geld noch so locker sitzt?
Martin Leach
Leach war derjenige, der im Frühjahr Super Aguri für ein arabisches Konsortium kaufen sollte. Der Deal platzte wie jeder weiß in letzter Minute, und das nach dem Leach schon mit dem Satz zitiert wurde, dass alles in trockenen Tüchern sei. Ob er das so gesagt hat, ist eine andere Sache, aber seine Reputation wird es so oder so nicht geholfen haben. Leach ist sicher einer, der die richtigen Leute zusammen bekommen kann, aber bei Honda geht es um noch mehr Geld, als bei Super Aguri. Auch Leach spielt wohl die arabische Karte, wobei seine Kontakte mehr in den Emiraten liegen. Die sind zwar scharf auf die Formel Eins, haben aber schon einen eigenen, sehr teuren Grand Prix ab 2009. Für Leach gilt das, was ich mir auch bei Richards denke: Ich habe in den letzten Jahrzehnten oft gehört, dass die Araber in die Formel Eins wollen – nur gesehen hat man sie nie.
Der Unbekannte
Es besteht bei solch delikaten Verhandlungen ja immer die Möglichkeit, dass Namen wie Leach, Slim oder Richards nur Rauchbomben sind. Nach den, aus PR-Sicht, eher katastrophalen Verhandlungen zwischen Leach, Super-Aguri und Honda im Frühjahr 2008, dürfte man etwas gelernt haben. Kann also sein, dass es im Hintergrund wirklich ernsthafte Verhandlungen mit einem noch unbekannten Investor gibt. Dagegen spricht allerdings die Geschwätzigkeit der Formel Eins, in der noch nie was lange geheim bleiben konnte.
Formel Eins – Alonso & Ferrari
Der italienschen Presse muss über Weihnachten extrem langweilig gewesen sein. Jedenfalls wird nun zum gefühlt 234sten Mal verkündet, dass Fernando Alonso nun aber ehrlich und wirklich bei Ferrari.. also spätestens 2011. Bestimmt! Je nun – das Verfallsdatum derartiger Meldungen kennt man ja und die Argumente, die gegen einen Verpflichtung des Spaniers sprechen, sind auch bekannt. Denn er wird kaum Renault verlassen, er dort Weltmeister werden kann und das wird man vermutlich erst im Laufe der Saison 2009 sehen können. Und wenn sehe ich ihn 2010 in einem Ferrari und nicht erst 2011. Macht überhaupt keinen Sinn, jetzt schon einen Vertrag für die ferne Zukunft abzuschließen. Was anderes wäre es, wenn Räikkönen in seiner Trinkpause Winterpause Ferrari signalisiert hat, dass er nach 2009 so wie so aufhört. Das Gerücht haben aber selbst die Italiener nicht im Angebot.
NASCAR – Allmendinger bei GEM
AJ Allmendinger bleibt der NASCAR erhalten und ersetzt, in einem etwas überraschenden Move, Elliot Sadler bei GEM. Nun ist Sadler jetzt nicht gerade als Top Fünf Fahrer bekannt, auch wenn er mal seine lichten Momente hat. Aber selbst wenn Kasey Kahne mal einen Tag erwischt, an dem er nur einarmig und lustlos unterwegs ist, kommt Sadler nicht an ihn ran. Da Allmendinger unbestittener Weise sehr flott unterwegs sein kann, macht der Platztausch durchaus Sinn. Der Wechsel zeigt auch, dass die Luft für „Mittelklasse“ Fahrer bei den besseren Teams langsam eng wird. Casey Mears bei Hendrick und Sadler bei GEM sind schon mal zwei deutliche Zeichen. Das ein Ausnahme Talent wie Regan Smith, immerhin Rookie of the Year 2008, keinen Platz findet ist auch so eine Sache. Er wird jetzt mit dem strauchelnden „Furniture Row“ Team in Verbindung gebracht.
Und sonst?
Hier mal alle Präsentationstermine der F1 Teams, so weit bekannt.
15.01 – Ferrari, Toyota
16.01 – McLaren
19.01 – Renault, Williams
20.01 – BMW
Red Bull und STR haben noch nichts bekannt gegeben, vermutlich gibt es da nur einen Roll-Out im Januar. Force India geht vor März gar nicht mehr auf die Strecke, also gibt es den neuen Wagen auch erst dann zu sehen. Fehlt noch das Ex-Honda Team, aber bei denen weiß man ja nun nicht, was passiert.
TV Programm bis Ende der Woche ist online.
1 Kommentare
Ich kann mir noch immer nicht recht vorstellen, dass sich für das Team ein Käufer finden lässt. Selbst ein Milliardär kann sich ein F1-Team heute nicht mehr als „Spielzeug“ leisten. Das müsste schon wenigstens zum grösseren Teil alles durch Sponsoren gegenfinanziert sein, und zwar mit entsprechenden Summen, wenn man wirklich den Erfolg will. Ob die Regeländerungen wirklich zu deutlich geringeren Kosten führen und ob die F1 dann auch überhaupt noch eine werbeträchtige Plattform sein wird, das wird sich erst innerhalb der nächsten Jahre erweisen.
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