Heute hat die FOTA auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben, was man gerne in Zukunft in der Formel Eins alles ändern würde. Der Katalog ist lang, birgt aber wenig Überraschungen. In einer Nebenbemerkung stellte Nick Fry klar, dass das Ex-Honda Team gerettet sei.
Dass sich in der Formel Eins etwas ändern muss, ist klar. Dabei hat die Finanzkrise nur die Dinge etwas schneller gezeigt, die in den letzten zwei, drei Jahren schon ansatzweise sichtbar waren. Die hohen Kosten für Teams, Veranstalter und Fans sind schon seit langem nicht mehr tragbar und gefährden die Serie im hohen Maße. Verglichen mit anderen Serien ist die Formel Eins zwar aus Marketingpersopektive interessant, aber das allein reicht nicht. Auch sportlich muss man etwas tun, obwohl die beiden letzten Saisons ja zu besten gehörte. Die FOTA hat einen Katalog aus verschiedenen Vorschlägen erarbeitet, die die Serie stabilisieren sollen.
Für 2010 hätte man gerne folgende Lösungen gefunden.
– Motorenpaket für 5 Millionen Euro pro Saison
– Standardgetriebe für 1.5 Millionen Euro
– Standard KERS für bis zu 2 Millionen Euro pro Saison
– Reduzierung der Entwicklungskosten der Aerodynamik um 50%
– Standard Chassisteile, bedeutet, dass bestimmte Teile (Unterboden) nur einmal im Jahr verändert werden darf
– Verbot von „exotischen“ Materialien
– Standard-Telemetrie und Funksystem
Damit liegt man ziemlich auf der Linie der FIA, also wird man diese Änderungen für 2010 wohl auch umsetzen. Hier gibt es wenig Ansätze für eine Diskussion.
Interessant wird es aber, was die sportlichen Regularien angeht. Hier fordert die FOTA noch Änderungen für die kommenden Saison:
Für 2009 fordert man:
– Ein neues Punktesystem (12-9-7-5-4-3-2-1)
– Benzinmenge und Reifendaten sollen bekannt gegeben werden. Auch die Nachtankmenge soll sofort bekannt werden.
– 50%ige Reduzierung der Tests
2010 soll sich folgendes ändern:
– Ein neues Qualiformat. Auch hier keine näheren Angaben.
– Komplett neues Punktesystem, inkl. einer Punktevergabe für die schnellste Rennrunde
– Weitere Testbeschränkungen auf 4 mal 4 Testtage vor der Saison pro Wagen.
– Reduzierung der Rennlänge auf 250km oder 100 Minuten.
Dazu möchte man gerne, dass sowohl im Netz, als auch am Fernseher mehr Daten und Informationen geboten werden.
Da der Weltrat der FIA schon am 17. März über diese Punkte abstimmen soll, kann man davon ausgehen, dass die FOTA Vorschläge mehr oder weniger mit der FIA abgesprochen worden sind.
Kritisch sehe ich zwei Punkte. Zum einen die Verkürzung der Renndistanz. Der Trend, aus den Rennen einen Sprint zu machen halte ich für falsch. Zum einen sind die Rennen heute schon meist kaum länger als 100 Minuten, zum anderen sind die Rennen wie Monza in knapp 60 Minuten oder weniger vorbei. Man kann natürlich argumentieren, dass ein kürzeres Rennen auch dafür sorgen wird, dass die taktischen Spielchen geringer werden und da durch die Spannung auf der Strecke erhöht wird. Man nimmt den Rennen aber auch das Überraschungsmoment, dass durch technische Probleme, Wetterumschwünge oder Überrundungen hinein kommt. Die Rennen sind sowieso auf 120 Minuten beschränkt, dass sollte man so lassen.
Die Änderung im Punktesystem ist meiner Meinung ebenfalls keine gute Idee. Man hatte einen ähnlichen Abstand schon einmal um dann die „Lex Schumacher“ einzuführen, als dieser schon zur Halbzeit einer Saison den WM-Titel sicher hatte. Durch den engen Punkteabstand kommt es auch in einer langen Saison zu einer spannenden Meisterschaft, in der Team sich auch mal eine schwächere Phase erlauben können. Die Idee, eine Pole und die schnellste Rennrunde mit einem Punkt zu belohnen halte ich für eine gute Lösung.
Dass man den Zuschauern mehr Daten zur Verfügung stellen möchte, ist eine richtige Idee, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie viele Zuschauer diese Dienste überhaupt nutzen werden. Vielleicht sollte die FIA mal damit anfangen, dass man schenkbare Kameras in die Wagen einbaut, die einen erlauben ein komplettes Überholmanöver mit erleben zu können.
Die Vorschläge der FOTA sind aber insgesamt nicht schlecht. Sie lassen den technischen Spielraum, erleichtern aber neuen Teams einen möglichen Einstieg in die Serie. In kommerzieller Hinsicht hat man sich allerdings nicht geäußert, was ich etwas überraschend finde. Offenbar will man das Thema Geld in der Öffentlichkeit nicht weiter besprechen, obwohl gerade in diesem Bereich viel Arbeit wartet. Will man die Fans wieder mehr an die Strecke holen, müssen die Eintrittspreise sinken und auch die Veranstalter müssen entlastet werden. Es kann nicht sein, dass man einerseits die Rennen verkürzen möchte, die Preise sich aber nicht verändern.
Und am Rande der Pressekonfernenz hat Nick Fry auch bestätigt, dass das Honda-Team wohl gerettet ist. Es würde in Kürze eine Bekanntmachung von Honda zum Thema geben, denen das Team ja nominell noch gehört. Ich vermute, es gibt da bald eine Präsentation. Fry ließ wohl durchblicken, dass die Kostenreduzierung maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das Team überleben konnte. Das gilt wohl auch für die Saison 2010.
11 Kommentare
Als „Formel 1“ kann man mir das vorgeschlagene nicht verkaufen, dann sollten die Beteiligten halt gleich konsequent sein und eine Einheitsserie draus machen.
Eine Verkürzung der Rennen sehe ich – ähnlich wie du – sehr kritisch. Wenn es eine Sache gibt, die sich über Jahrzehnte bewährt hat und an der man nichts ändern sollte, dann ist es wohl diese. Die Rennlänge zwischen 90 und 120 Minuten ist gut für die F1. (Ich muss da grad an die WTCC als Negativbeispiel denken, die fährt ja wieder ihre ersten beiden Rennen an diesem Sonntag, die kann man sich dann in einer Werbepause mal schnell ansehen^^). Gestern hat ja motorsport-total auch ein paar Äußerungen von Felipe Massa zu dem Thema gehabt, der wollte auch kürzere Rennen und den Freitag streichen. Keine Ahnung, was bei denen falsch tickt, aber so kriegt man die Tribünen auch nicht voller bei den Preisen (außerdem wollte er gern WM-Punkte für die Testfahrten einführen, was ja nun geradezu absurd ist, sowohl vom Meisterschaftsgedanken her als auch aus Vermarktungs-Sicht).
Das 12-9er Punktesystem fänd ich allerdings gut, der Sieg dürfte meinetwegen wieder etwas mehr Wertigkeit bekommen als das aktuell der Fall ist.
Meines Erachtens sollten die ein Punktesystem einführen, wo von Platz 1-20 alle Punkte bekommen, dann wäre das auch für die hinteren Teams viel Interessanter um Punkte mitzufahren und für den Zuschauer wäre das auch übersichtlicher wer in der Meisterschaft weiter hinten vorne liegt im Vergleich zu den anderen schwachen Teams… eine Podestplätzeliste gibt es ja nicht in den Übertragungen, die das verdeutlicht.
Sehr guter Einwand Terra, alle sollten Punkte bekommen.
Das würde die hinteren Teams zum Ankommen animieren und würde die Transparenz was das „Kräfteverhältnis“ des ganzen Feldes betrifft, erhöhen.
@ Terra:
Sehe ich auch so. Ein NASCAR System ohne die dämlichen Top35 würden Formel Eins gut zu Gesicht stehen. Ecclestone hat sich gegen eine Änderung des Punktesystems bisher immer mit der Begründung verwehrt, dass dies die Historie der Serie verwässern würde. Aber das ist nach seinem Vorschlag mit Gold/Silber/Bronze ja wohl auch vorbei. Einfach mehr Punkte vergeben wäre eine gute Lösung.
Das mit der Verwässerung der Historie stimmt schon, Kontinuität ist ein nicht zu unterschätzendes Gut. Ebenso wie Traditionspflege. Das gilt aber auch für andere Bereiche – wieso an der Quali nun schon wieder mal herumgedoktort werden soll verstehe ich nicht so ganz. Der derzeitige Modus ist bei den Zuschauern (denen das alles -nur zur Erinnerung- ja angeblich dienen soll…) beliebt und sorgt für Spannung. Scheint so als seien einige Top-Teams/Fahrer etwas angesäuert darüber dass sie -oh Graus, oh Schande- auch mal in die Kacke treten und früh rausfliegen können. Eine Öffnung/Erweiterung des Punktesystems nach unten und Bonuspunkte für Pole oder/und schnellste Rennrunde halte ich aber auch für keine schlechte Idee, zumindest ist das diskussionswürdig. Eine Verkürzung des Rennens ist dagegen wohl garantiert der falsche Weg – dadurch werden die Rennen nicht spannender oder ereignisreicher (und für die Teams auch nicht billiger). Die Pflichtbekanntgabe von Reifenwahl und Betankung/Strategie ist ein guter Ansatz, das sorgt für Transparenz und macht die Rennen durchschaubarer, und so z.B. auch für neu dazukommende Zuschauer und zukünftige Fans leichter zugänglich und weniger abstrakt. Die Geheimniskrämerei der vergangenen Jahre hat ja teilweise geradezu absurde Auswüchse hervorgebracht, die zur Distanzierung von den Zuschauern beigetragen hat (andererseits gab’s auch mitunter lustige ausweichende Interviewantworten von Fahrern und Teamleuten). Mit der Vereinheitlichung des technischen Reglements wäre ich aber sehr sehr vorsichtig – die Formel 1 muss auch aus technischer Sicht ihren Status als Spitze des Motorsports beschützen und bewahren, und das kann sie nicht wenn sie die Konkurrenz und Profilierungsmöglichkeit der Hersteller untereinander eindämmt oder aussschaltet und die Fahrer mehr oder weniger in einheitlichen Spielzeug-Brummbrumms anstatt in Top-Boliden im Kreis fahren lässt.
Im ARD-Videotext steht, dass Ross Brawn HONDA nun doch übernommen hat und unter Brawnracing 2009 an den Start gehen wird.
Brawn ht gleich ganz Honda übernommen? Respekt ;-) (nur Spass)
ich finde das derzeitige Qialifiing sehr spannend. Das einzigste was micht stört, dass nicht zwingend der schnellste Fahrer auf der Pole steht, sondern vermeintlich der mit der geringsten Benzinmenge. Das ist doch kein Qualifiing/Pole. Die Strecken unterscheiden sich doch so schon genug, dass jedes Team bestimmte Strecken haben sollte, auf denen sie besser oder auch schlechter aussehen.
Zumal damit nach dem Qualifiing immer die Teamkollegenhetzte bei den sogenannten Experten beginnt „Ha! Hat der Massen den Raikkönnen schonwieder geschlagen“ und später kommt raus, dass der dann 4 Runden länger fähren konnte und einfach nur schwerer war.
Also ich kann euch diesmal nicht zustimmen:
Punkte für alle wäre für mich keine gute Idee. Es gab in letzter Zeit genügend Rennen in denen der Kampf um Platz 8 das einzig interessante war. Das wäre dann natürlich vollkommen irrelevant, also noch langweiligere Rennen.
Genauso die Offenlegung der Benzinmenge. Wollt ihr das wirklich?
Auf den ersten Blick hört sich das interessant an, und für Neulinge sicher eine sehr wichtige Information. Allerdings könnte jeder der auch nur ein bißchen von der F1 versteht, nach der ersten Kurve den Sieger „hochrechnen“.
Somit wäre das letzte bißchen Ungewissheit – und somit Spannung – auch noch weg.
An Überholmanöver dank der neuen Aerodynamik oder durch KERS glaub ich erst wenn ich es sehe.
@TamSee
also ich sehe das mit den Punkten nicht so. Wenn jeder Platz Punkte bringt, dann sieht man vielleicht auch mal einen Kampf um Platz 15. Immerhin gab es ja schon einige enge Meisterschaften, so daß man sagen kann „jeder Punkt zählt“. Wenn nur die ersten 8 Punkte bekommen, dann würden Fahrer, die so um Platz 12 rumfahren gar nicht mehr kämpfen, da es egal wäre ob sie auf Platz 9 oder Platz 20 ankommen, oder gar nicht.
Ich finde das NASCAR System hat sich bewährt. Dort ist der Anreiz größer, auch mit viel Rundenrückstand noch weiterzufahren. Sicher, das kann man nicht direkt mit F1 vergleichen, bei NASCAR sind die Rennen länger und nach einem Unfall sind die Autos oft noch fahrtüchtig. Aber denoch … Es kommt ja auch noch dazu: ein Top Fahrer kann auch mal ein schlechtes Rennen haben und trotzdem noch Punkte bekommen.
Und da Ecclestone meint, ein neues Punktesystem würde die Historie verwässern: War es früher (bis in die 80er) nicht so, daß nur die ersten 6 Punkte bekammen ? Jetzt sind es die ersten 8. Also das verwässert dann nix ?
Sowieso ist die Aussage seltsam. Wenn es um die Historie geht, dann dürfte man auch keine Strecken umbauen, wie z.B. Hockenheim. Immerhin verändert das ja auch die Historie dieser Strecke …..
Als Fan sage ich dazu: Eine Schande, was die aus unserer F1 machen wollen. Als ob die Änderungen der letzten Jahre nicht schlimm genug gewesen wären. Aber die Meinung der tatsächlichen Fans wird nun mal immer bedeutungsloser gegenüber dem Mainstream, dem man wohl unter anderem keine „langen“ Rennen „zumuten“ will.
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