Während das NASCAR Rennen in Atlanta immerhin gegen Ende spannend wurde, war das WTCC Rennen ein echter Langweiler.
Das gestrige Rennen der NASCAR in Atlanta als „Knaller“ zu bezeichnen wäre wirklich nicht richtig. Schon nach dem ersten Boxenstopps war das Rennen eigentlich für all jene gelaufen, die nicht in den Top 15 waren. Schuld daran war eine Gelbphase, die mitten in die Boxenstopps rein fiel. Wer gerade getankt hatte, wurde abgestraft, weil man eine Runde zurückfiel. Denn die Spitze kam geschlossen erst nach einem absurden Zwischenfall, wie man ihn selbst in der an absurden Zwischenfällen nicht armen Serie sieht. Aber ob mit oder ohne Kuriositäten – Kurt Busch hätte wohl auf jeden Fall gewonnen:
Nein – spannend war das Rennen gestern nicht so richtig. Es war teilweiser ein zäher Schinken, bei dem man sehnsüchtig auf die runterklickende Rundenzahl starrte. Schuld daran war ein Mechaniker von Marcus Ambrose. Bei Stopp des Australiers hatte sich ein Reifen selbstständig gemacht und war auf das breite Infield gerollt. Von dort aus drohte er auf die Strecke zu kommen, doch ein Mechaniker lief hinterher und rollte den Reifen zurück. Das brachte dem Mann eine Strafe der NASCAR ein und das Rennen wurde unterbrochen. Das wäre es wegen des Reifens vermutlich so oder so.
Dummerweise hatten viele Piloten ihren Stopp gerade absolviert, während die Spitze noch nicht drin war. Da ein Stopp auf den Ovalen einen immer um eine Runde zurückwirft, waren nach 68 von 325 Runden nur noch 15 Wagen in einer Runde. Der Rest lag zurück, darunter auch Kyle Busch, Tony Stewart, Kevin Harvick und andere Topfahrer. Damit war das Rennen zumindest am Fernseher vorbei. Zwar kämpften sich einige wieder zurück, aber das blieb leider etwas vorborgen, weil FOX es sich auch angewöhnt hat, nur noch die Top 10 zu zeigen. Und da tat sich kaum etwas. Vorne fuhr Kurt Busch ein mehr oder weniger einsames Rennen und so richtig ran kam eigentlich keiner. Erst durch zwei Gelbphasen gegen Ende, tauchte plötzlich Brian Vickers im Rückspiegel von Busch auf und für einen Moment sah es so aus, als ob Red Bull um den Sieg mitfahren könnte. Aber Busch hatte genügend Reserven, um Vickers auf Distanz zu halten. Immerhin wurde es so gegen Ende noch mal spannend.
Die Überlegenheit von Busch war schon erstaunlich, aber schon in den letzten Rennen konnte man sehen, dass der neue Motor von Dodge eine echte Wucht ist. Nun gehört Kurt Busch weiterhin eher zu unbeliebteren Fahrern im Feld, und auch hier im Chat war die Freunde – ich sag mal – gedämpft, aber der Sieg ist gut. Gut für Penske, die 2008 ein Seuchenjahr hatten, gut für die NASCAR, die damit, zumindest im Frühjahr, ein weiteres Team hat, das vorne mitfährt, und sehr gut für Dodge, denn die prekäre Lage des Mutterkonzerns Chrysler ist ja bekannt.
Ein paar andere Dinge fielen aber noch auf: Zum einen die Abwesenheit der Ford an der Spitze. In Las Vegas und Fontana hatte man noch ein richtig schnelles Auto, in Atlanta ging kaum etwas. Greg Biffle hatte bei seinem (unverschuldeten) Unfall etwas Pech, aber auch Carl Edwards konnte das Tempo von Kurt Busch nicht mitgehen. Die Vermutung liegt nahe, dass man bei Yates, die die Motoren für Roush bauen, die Leistung des Motors etwas zurück gefahren hat. Immerhin hatte man gleich vier Motorschäden in Las Vegas.
Ähnlich sah es auch bei Toyota aus. Mal abgesehen von Brian Vickers und einem kurzen Zwischenhoch von Danny Hamlin, sah man keinen Camry vorne. Kyle Busch hatte ein mieses Wochenende und wurde mehrfach überrundet. „No Grip“ hieß es per Funk, aber zeitweise sah es doch mehr nach „No Power“ aus. Auch Toyota hatte in den bisherigen Rennen etliche Motorschäden, also könnte man auch hier zum Schluss kommen, dass man etwas an Leistung gespart hat.
Weiterhin viel Pech hat Hendrick. Jeff Gordon fuhr ein stilles Rennen, kämpfte am Ende kurz um den Sieg, hatte aber keine Chance (Platz 2). Jimmie Johnson blieb ebenso blass (Platz 9), Junior hatte während des Rennens mal keine Boxenprobleme, dafür kam er aber nicht vom Fleck und Polesitter Mark Martin platzte ein Reifen. Das führt zu den merkwürdigen Situation, dass außer Gordon kein Hendrick-Fahrer in der Top 12 ist und Martin sogar in Bristol um den Erhalt seines Top35 Startplatzes kämpfen muss.
Wenig Licht sehen auch die Teams die auf Childress/Earnhardt Motoren setzen. Prinzipiell sind die Ergebnisse in Atlanta nicht schlecht gewesen (Harvick Platz 4, Boyer 6, Truex 10, Burton 14) aber man hatte zu keiner Zeit im Rennen wirklich Chancen, dass Rennen zu gewinnen. Hier scheint sich der Trend fortzusetzen, dass es gerade auf den Longruns an Leistung fehlt. Bei EGR sieht es ganz düster aus. Montoya konnte sich gegen die Überrundung nicht wehren und hatte keine Chance im Rennen, Truex kämpfte sich immerhin auf Platz 10 nach vorne, aber bei Amirola geht weiter nichts. Der liegt nun nicht mehr in den Top35, was für die #8, deren Einsatz in der gesamten Saison eh sehr gefährdet ist, eine mittlere Katastrophe darstellt.
Nächste Woche legt die NASCAR eine Pause ein, es geht dann in 14 Tagen in Bristol weiter. Nach Bristol gilt dann auch die 2009er Top 35 Wertung.
WTCC – Curitiba
Wenn die Saison so weiter geht, wie sie gestern angefangen hat, dann kann man nur „Oh je“ sagen. Seat dominierte beiden Rennen nach Belieben, der Rest fuhr einfach nur mit. Und selbst beim zweiten Rennen, als die Strecke nass war, ging für BMW nichts bis gar nichts. „Der Turbo ist schuld…“ hieß es aus dem Saugmotorlager, und das, obwohl die FIA den Ladedruck der Seat massiv runter geschraubt hat. Wenn man allerdings gesehen hat, wie die Seat auf den Geraden teilweise an zwei Gegner vorbei flogen, fragt man sich eher, ob Seat nicht mehr Leistung unter der Haube hat. Es war ein wenig frustrierend zu sehen, wie sehr BMW mit stumpfen Waffen kämpfte. Im ersten Rennen kämpfte man sogar gegen den brandneuen Chevy Cruz, der einen guten Start in die Saison hatte, auch wenn im zweiten Rennen nicht viel von ihnen zu sehen war.
Da man in zwei Wochen im Sandkasten von Pubela fährt und die Strecke über 2000 Meter hoch liegt, kann man sich vorstellen, was die Seats mit dem Rest machen werden. Das Elend wird also bis zum Start Europarennen erst einmal weiter gehen, es sei denn die FIA greift schon jetzt durch.
Man hat sich das Elend aber auch selber eingebrockt. BMW, weil man aus Marketingründen auf den Diesel verzichtet hat, die FIA, weil man die Rennen so kurz hält. So kommen zum Beispiel die Reifen nicht ins Spiel. Seat dürfte mit dem Reifenverschleiss Probleme haben, sollte ein Rennen mal länger andauern, denn die Leistung liegt ja an der Vorderachse an, während die BMW Hinterradantrieb haben. Würden die Rennen länger gehen, die Seat würden vermutlich eher Probleme bekommen. Warum es der FIA nicht gelingt, die Seats, wie in der BTCC, einigermaßen einzubremsen, ist mir ein Rätsel.
Und sonst?
Toro Rosso hat den neuen Wagen vorgestellt, Bilder kommen gleich in einem eigenen Eintrag.
Nächstes Wochenende gibt es kein Rennen, da die A1 den Auftritt in Mexiko ja abgesagt hat.
7 Kommentare
Bzgl. WTCC:
War der Start in die vergangene Saison nicht genauso öde und von davonfahrenden Seats geprägt?
Ich denke, das legt sich wieder.
Ich bin bei beiden WTCC-Läufen kurz eingenickt, das will schon was heissen. Was nicht zuletzt daran liegt, dass Eurosport auch nach Jahren noch immer keine richtige Soundkulisse vom Ort des Geschehens einfangen kann – wenn man nur zwei Moderatoren moderat moderieren hört begleitet von sanftem Einkaufswagen-Gesäusel im Hintergrund, dann hat das wenig mit „Rennaction“ gemein. Wie soll da Atmosphäre rüberkommen? Und ja, die Rennen sind viel zu kurz; 16 gelbphasenerweiterte Runden pro Lauf sind ein feuchter Witz, da fahren ja selbst Nachwuchsserien länger. So degradiert sich eine „Weltmeisterschaft“ zum Kindergeburtstag.
@ JanW:
Ja, war genauso schlimm. Das ist eben schon wieder vorkommt, ist schon etwas erstaunlich. Ich nehme an, dass die Diskussionen im Hintergrund schon laufen. BMW und Chevy waren ja wohl etwas sauer nach dem Rennen.
ich weiss nicht, irgendwie will bei mir, wenn ich die WTTC schaue, nie recht Spannung auftauchen. 5er Kolonnen von Seats, die alle gleich aussehen, BMW’s rempeln sich gegenseitig raus, dann sind die Rennen zu kurz. Was spräche gegen Reifenwechsel ala DTM ? Glaube das täte der Serie recht gut.
Die STCC hatte ja bis zum letzten Jahr ein Rennen von ca. 40 min dauer und einen Pflichtreifenwechsel pro Wochenende. Mit den gleichen Autos wie in der WTCC waren das viel spannendere Rennen. Aus mir unbegreiflichen Gründen wechseln auch die jetzt zum WTCC Format.(offizieller grund sind wohl die zu hohen (Personal-)Kosten für den Boxenstopp).
Nee, diese Sprintrennenepedemie, die hier um sich greift, gefällt mir echt nicht.
Reifenwechsel,bloss nicht.So sind die Rennen noch schön eng,auch wenn die Dominanz von Seat raussticht.Dann eher das BTCC Format,wo man nicht gefühlte 10min fährt,sondern so knapp ne halbe Stunde.Und die haben 3 Läufe am Sonntag mit ausgelostem Reverse Grid,das erzeugt auch irgendwie Spannung. So fährt in der WTCC ja jeder um Platz 8,wenn man vorher nicht weiss,wieviel Autos dann “umgedreht “ werden,gibts auch noch Racing um Platz 9. Die STCC fand ich persönlich nie so spannend,das war eher ne Leistungsdichte wie in der deutschen Procar Serie.
Mir fehlt James Thompson! Hoffendlich findet er wieder zurück, zur ehemals besten FIA -Rennserie.
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