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Formel Eins: Quali / Gewichte der Wagen / Toyota strafversetzt

von DonDahlmann
6 Kommentare

Allgemein stellte man sich in den letzten drei Wochen die Frage, wie gut die BrawnGP eigentlich sind. Heute gab es die Antwort – sie fahren in einer eigenen Liga.

button_barrichello_ausDie erste Quali im Jahr ist immer sehr spannend, auch wenn der Kurs in Australien noch nicht endgültig Aufschluss über die Hackordnung geben kann, weil ihm die langgezogenen Kurven fehlen. Dennoch sieht man natürlich schon, wo wer steht. Und einige Teams werden gestern sehr große Augen bekommen haben. Die Top Ten sehen aus, als hätte sich jemand betrunken einen Scherz erlaubt. Aber so ist das ja immer, wenn sich neue Teams an die Spitze fahren und die „alten“ Top Teams verdrängen. Im Moment scheint es so zu sein, dass BrawnGP vor Red Bull, Toyota und Williams liegen, die letzten drei ziemlich gleich schnell sind. Wobei Toyota noch wegen zu flexibler Flügel alle Zeiten aberkannt wurden und sie nun von hinten starten müssen. Derweil hat Williams einen Protest gegen Red Bull und Ferrari lanciert, weil deren Unterboden nicht legal sein soll. Es geht um Aussparungen, die über die zugelassenen Grenzen gehen sollen [Protest ist mittlerweile zurück gezogen worden]. So viel auch zum Thema: Einigkeit der Teams. Interessant sind die Zeiten aber trotzdem, vor allem mit dem Wissen um die Startgewichte, die die FIA eben veröffentlicht hat:

Und so sieht sie aus, die Liste. Sortiert nach Quali-Ergebnis:

1. Jenson Button 664.5kg
2. Rubens Barrichello 666.5kg
3. Sebastien Vettel 657kg
4. Robert Kubica 650kg
5. Nico Rosberg 657kg
6. Felipe Massa 654kg
7. Kimi Raikkonen 655.5kg
8. Mark Webber 662kg
9. Nick Heidfeld 691.5kg
10. Fernando Alonso 680.7kg
11. Kazuki Nakajima 680.5kg
12. Heikki Kovalainen 690.6kg
13. Sebastien Buemi 675.5kg
14. Nelson Piquet 694.1kg
15. Giancarlo Fisichella 689kg
16. Adrian Sutil 684.5kg
17. Sebastien Bourdais 662.5kg
18. Lewis Hamilton 655kg
19. Jarno Trulli 660kg
20. Timo Glock 670kg

Man geht davon aus, dass 1.5 bis 2kg eine Runde ausmachen. Anders gesagt – Button kann 5 Runden länger als Massa draussen bleiben und war saftige acht Zehntel schneller. Kubica muss sogar sieben Runden vor dem BrawnGP schon wieder tanken. Selbst Rosberg im Williams ist schneller als die Ferrari. Bei den Roten werden alle Alarmglocken los gehen.

Ich habe mir so etwas aber schon gedacht, nachdem ich heute morgen mal die Zeiten des 2. und 3. Qualisession vergleichen habe. Im Schnitt waren alle Fahrer in Q3 rund 1.7 Sekunden langsamer, als es in die Top Ten ging. Selbst wenn alle mit den gleichen Gewichten unterwegs gewesen wären, war damit klar, dass BrawnGP mindestens 3 Zehntel pro Runde schneller war. Jetzt sieht die Sache wirklich brutal aus. Wenn man es hochrechnet, kommt man mindestens auf fünf bis sieben Zehntel, die die Briten vor dem Rest der Formel Eins liegen. Natürlich wird sich das im Laufe des Jahres relativieren, und man wird auch sehen müssen, wie der Speed im Rennen ist. Dazu kommt wie üblich die Frage, wie welcher Wagen mit welchen Reifen auf was für einem Asphalt unterwegs sein wird. Man hat im letzten Jahr schon gesehen, dass so sogar die Außentemperatur einige Zehntel ausmachen kann. Aber eine Hausnummer ist das schon.

Der Schock dürfte vor allem bei Ferrari und BMW tief sitzen. Kubica ist von allen in den Top 10 am leichtesten, und hätte Heidfeld nicht seine Runde verwachst, hätte er einen Ferrari rausgekegelt. Schlimm ist das vor allem, weil mit Red Bull ein Team deutlich schneller ist, dass nicht zur „Diffusor-Gang“ gehört. Vettel tankt mindestens eine Runde später als Raikkönen, war aber zwei Zehntel schneller. Das hatte man so nicht erwartet, und wenn ein Team gemauert hat, dann war es wohl Red Bull.

Bei McLaren geht überhaupt nichts zusammen. Hamilton ging in Q1 das Getriebe kaputt (dass ja eigentlich 4 Rennen halten soll) aber auch Kovalainen kam nicht mal ansatzweise an die Zeiten der anderen Teams heran. Selbst Renault, die ebenfalls langsam sind, war schneller als McLaren. Allerdings – sind die Wagen leer, beträgt der Abstand von McLaren nach vorne rund eine Sekunde. Das lässt sich aufholen. Bei Renault sind es 8 Zehntel, also auch nicht viel besser.

Auf Grund der großen Gewichtsunterschiede und den weit auseinander gezogenen Boxenstopps, wird sich im Rennen morgen vorne wahrscheinlich nichts tun. Wenn die ersten Drei sauber den Start überleben, und im Rennen durchhalten, werden sie wohl auch in einer ähnlichen Reihenfolge ins Ziel kommen. Dahinter wird es allerdings sehr eng. Rosberg könnte wegen seines hohen Gewichts ein Kandidat für Platz vier sein, aber ich würde die Ferrari mal nicht aus der Wertung nehmen, denn bei den Test hatten sie, abgesehen von Brawn, die schnellsten Zeiten in Sachen Long Runs. Ein Auge sollte man auch auf Heidfeld haben, der offenbar ausprobiert, ob man trotz KERS eine Ein-Stopp-Strategie fahren kann. Das ist in sofern interessant, als dass man bisher davon ausgegangen ist, dass KERS die Hinterreifen zu sehr belastet.

Wie man es aber auch dreht – alles andere als ein Sieg von Button oder Barrichello morgen wäre eine Überraschung. Da die FIA das Team als „neu“ eingestuft hat, könnte Brawn den besten Start eines neuen Teams in der Geschichte der Formel Eins haben. Ich habe mal (oberflächlich) durch die Archive geschaut, aber da ist ein kein Team, dass im ersten Rennen die Pole und den ersten Sieg rausgefahren hat. Jody Scheckter gewann 1977 auf einem Wolf-Ford WR1 zwar den ersten GP 1977 in Argentinien, war aber nicht der schnellste in der Quali. [Bitte Hinweise in die Kommentare, wenn ich falsch liege]

Das man die Toyota wegen eines zu flexiblen Heckflügels aus der Wertung genommen hat, ist vielleicht nicht so überraschend, wie die Tatsache, dass das Team auf einen Protest verzichtet hat und sagt, dass man das Problem schnell lösen kann. Das riecht sehr danach, dass man sich des zu großen Bewegungsspielraum der Heckflügel bewußt war und vermutlich mit einem Protest gerechnet hat. Nach dem Motto: man kann es ja mal probieren. Der Protest von Williams gegen die angeblich nicht korrekten Aussparungen an den Unterböden von Red Bull und Ferrari ist zur Stunde noch nicht entschieden. Da könnte sich also noch etwas in der Startaufstellung ändern. [Protest ist mittlerweile zurück gezogen worden] BrawnGP wird es egal sein.

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6 Kommentare

@Racingblog 28 März, 2009 - 14:09

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apollo13-81 28 März, 2009 - 14:17

… die Analyse kann man zu 100% unterschreiben!

Stefan 28 März, 2009 - 18:46

was mir heute früh beim kucken des Trainings durch den Kopf schoss: die Jungs im Vorstand von Honda müssen sich doch eigentlich in den A. beißen, wenn man bedenkt wo ihr ehemaliges Team so rumgondelt.
Man darf auch nicht vergessen, dass der Wagen für den Mercedes-Motor nochmal umgebaut werden mußte.

ethone 28 März, 2009 - 19:23

Du hast mit dem Gewicht größtenteils Recht. Allerdings kommt da noch der KERS-Faktor hinzu. Ferrari zum Beispiel dürfte dann noch ein bisschen leichter als Brawn GP daherkommen.

Ich 28 März, 2009 - 20:42

Vielleicht gingen die Honda-Verantwortlichen auch davon aus, dass der „Wunder-Diffusor“ nicht zugelassen werden und das Team in der Folge auch nicht so weit vorne stehen würde?

burgi 28 März, 2009 - 22:21

@ethone
Wie meinst du das? Die Autos wiegen mit oder ohne KERS die 605kg Mindestgewicht inkl. Fahrer. Eine Auto ohne KERS und mit leichtem Fahrer kann sich halt mehr optimal platziertes Zusatzgewicht leisten. Ferrari dürfte deshalb noch schlechter dastehen, da das Mehrgewicht von KERS auch einen erhöhten Verbrauch bedeutet.

Wenn man mal die Diffussoren wegnimmt, dann hat Red Bull den größten Sprung gemacht, die sind an allen vorbei gezogen.

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