Am Wochenende starten die LMS und die IRL in eine neue Saison mit vielen Fragezeichen. Die ALMS fährt ihr zweites Rennen, aber denen geht es auch nicht besser.
Das die Wirtschaftskrise vor allem die „kleinen“ Serien zu erst treffen würde, war abzusehen. Während die bekannten Serien eigentlich noch gut dastehen, sieht es in Serien, wo relativ hoher Aufwand auf wenig Einnahmen trifft, dann doch schlecht aus. Die ALMS in den USA leider besonders unter dem Rückzug von Porsche und Audi, in der LMS sieht es wegen des Engagement von Colin Kolles wenigstens etwas besser aus. Bei der IRL ist vielen unsicher, was aber vor allem für die Zeit nach dem Indy 500 gilt. Der Sommer könnte für die Serie schwierig werden und man wird froh sein, dass man den teuren Ausflug nach Australien gestrichen hat. Immerhin – die Saison der IRL ist dieses Jahr ein wenig länger.
Über den langen Winter hat es in der Serie ein paar Änderungen gegeben. Vor allem bei den Fahrern. Im einzelnen sieht das so aus:
Chip Ganassi Racing:
Dan Wheldon wurde durch Dario Franchitti ersetzt, dessen NASCAR Karriere ja schneller vorbei war, als man dachte. Neben dem Schotten wird wie gewohnt Scott Dixon fahren. Ganassi ist in der Kombi jetzt schon ein Favorit auf den Titel, da sie die mit Abstand stärkste Fahrerpaarung haben.
Team Penske:
Ryan Briscoe hängt noch eine Runde bei Penske dran. Weil Helio Castroneves immer noch in der Steuersache vor Gericht steht, hat man als Ersatz Will Power geholt, der letztes Jahr noch der zweite Fahrer bei KV Racing war. Sollte Castroneves sauber aus der Steuersache raus kommen, wird er auch wieder eingesetzt. Sagt zumindest Penske. Power ist sicher kein schlechter Mann, aber Helio zu ersetzen wird schwer. Bei Briscow weiß man leider nie, wo man dran ist. Schneller Mann, macht aber gerne auch mal einen Fehler.
Andretti Green Racing
Man tritt auch in diesem Jahr wieder mit dem bewährten Team an. Tony Kaanan ist mit Sicherheit der schnellste Fahrer bei AGR, also sollte er auch die Speerspitze im Kampf um die Meisterschaft sein. Marco Andretti sollte in diesem Jahr auch mal seine Fehlerquote runterfahren. Bisher konnte noch nicht feststellen, dass er den Speed der Familie konsequent geerbt hat. Mal ist er flott unterwegs, mal eben auch nicht. Oder er macht wirklich dumme Fehler. Über Danica Patrick muss man nicht sagen. Sie ist schon nicht langsam, aber eine Meisterschaftskandidatin ist sie sicher nicht. Eine interessante Saison könnte Hideki Mutoh vor sich haben. Er ist mit schon zwei-, dreimal positiv aufgefallen und es könnte gut sein dass er, nach der Lernsaison, in diesem Jahr Marco Andretti unter Druck setzen könnte.
Newman/Haas/Lanigan
NHL steckte schon im letzten Jahr etwas in der Krise, auch wenn man natürlich den kurzfristigen Wechsel zur IRL verdauen musste. Von allen Ex-Champcar Teams sind sie sicher noch gut aufgestellt, aber das allein wird dem erfolgsverwöhnten Carl Haas wird das allein nicht genügen. Als Fahrer hat man dieses Jahr wieder Graham Rahal, den viele stärker als Marco Andretti einschätzen, und Robert Dornboos. Der Holländer könnte allerdings dafür sorgen, dass NHL in diesem Jahr wirklich gut dabei ist. Ich halte ihn für einen der schnellsten IRL Piloten und sein Talent ist in der Formel Eins leider nie richtig angekommen.
KV Racing
Die haben auf ein Team reduziert, nach dem Will Power zu Penske gewechselt ist. Der Brasilianer Mario Moraes wird dieses Jahr im Cockpit sitzen. Letztes Jahr fuhr er noch für Dale Coyne Racing, dieses Jahr hat er sich, samt seiner Sponsoren, für KV entscheiden. Wegen der mangelnden Oval-Erfahrung von Moraes würde es mich überraschen, wenn man KV in diesem Jahr in den Top 5 sehen würde. Top 10 wird schon schwer.
Panther Racing
Hier hat Dan Whledon angedockt und das ehemalige Meisterteam hat damit mit Sicherheit einen der besten Oval-Piloten in den USA unter Vertrag. Panther könnte in diesem Jahr die ein oder andere Überraschung gelingen, denn das Siegen hat das Team, trotz der Krise, sicher nicht verlernt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Wheldon, mit genug Wut im Bauch über seine Entlassung bei Ganassi, einiges beweisen will.
A.J. Foyt Enterprises
Nach zwei (oder drei?) Jahren hat AJ mal wieder den Fahrer ausgewechselt. Obwohl Darren Manning sowohl mit dem Teamchef, als auch mit den geringen Budget klar kam, musste er in diesem Jahr Vitor Meira weichen. Eine Entscheidung, die mich, gelinde gesagt, überrascht hat. Meira gilt als der „ewige zweite“ in der IRL. Er ist sicher nicht langsam, aber es fehlt immer wieder das Glück oder das Können um einen Sieg einzufahren. Ich bin mal gespannt, wann das brasilianische Temperament mit Foyts berüchtigten cholerischen Attacken kollidiert. Würde mich nicht überraschen, wenn man in diesem Jahr da einen Fahrerwechsel sehen würde.
Vision Racing
Das Team gilt ein wenig als Underdog, aber man sollte es auf jeden Fall im Auge haben. Nicht nur wegen Ed Carpenter und Ryan Hunter-Reay, sondern weil Vision wirtschaftlich auch gut aufgestellt ist. Immerhin hat man Menards als Sponsor für einen Wagen. Auch hier kann ich mir gut vorstellen, dass Vision vor allem auf den Ovalen vorne mit dabei sein könnte.
Dreyer & Reinbold Racing
Mike Conway fährt hier. Da gibt es wenig zu sagen. Top 5 wäre schon eine Sensation.
HVM Racing
Das Ex-Minardi USA Team ist nach dem Ausstieg von Paul Stoddart nur noch ein Schatter seiner selbst. Mit E.J. Viso hat nur noch einen Wagen am Start, und Viso ist jetzt auch nicht der Fahrer, den man jedes Wochenende auf dem Podium sieht. Das wird eine harte Saison für HVM.
Dale Coyne Racing
Hier ist der gute Justin Wilson untergekommen. Wird aber nicht viel bewegen können, zumal man auch nur kleine Sponsoren an Land ziehen konnte.
Luczo-Dragon Racing
Nie gehört? Kann gut sein, denn das Team fährt 2009 seine erste volle Saison. Hinter dem Team steckt aber u.a. ein Mann namens Jay Penske. Der Name ist ein kein Zufall, es handelt es sich um den Sohn von Roger Penske. Die Wagen werden auch von Penske vorbereitet. Als Fahrer hat man Raphael Matos gewinnen können, der im letzten Jahr die Nachwuchsserie der Indy Lights gewinnen konnte. „Nachwuchs“ ist jetzt bei einem Alter von 27 Jahren etwas übertrieben, aber das ist ein Team, dass für die ein oder andere Überraschung sorgen könnte.
Team 3G
Gemeldet, aber die suchen noch Sponsoren. Fahren wird Stanton Barrett.
Dazu kommen noch Teams, die nur sporadisch antreten, oder nach dem Indy 500 wieder verschwinden.
Bei den Regeln haben sich nur Kleinigkeiten geändert. Auf den Strassenkursen gibt es kein Einzelzeitfahren mehr, sondern es werden drei Piloten am zusammen auf die Strecke gelassen. Ansonsten gibt es an der Front nichts neues.
Übertragen wird die IRL auf Premiere, was ja immerhin etwas ist, vermutlich wieder kommentiert vom „Traum Duo“ Heidfeld/Roos. Der Worldfeed hat aber den US-Kommentar. Die Rennen sollten aber auch wieder komplett bei indycar.com als freier Stream zu sehen. Sollte das nicht der Fall sein, wird es kompliziert. Einige Rennen (vor allem das Indy 500) überträgt natürlich ABC, der Rest ist allerdings in diesem Jahr auf dem Kabelsender „Versus“ zu sehen. Ich kenne dessen Verbreitung in den USA nicht, aber sonderlich bekannt ist er bisher nicht. Man verliert mit Versus auch an Reichweite, gleicht das aber mit einer besseren Übertragung wieder aus.
Termine für die restlichen Rennen findet man oben im Kopf dieser Seite unter „Termine 2009“.
ALMS:
Nur zur Erinnerung: Audi fährt nicht, Peugeot sowieso nicht, Porsche ist raus. In der LMP1 fährt Acura also nur gegen sich selbst, in der LMP2 treten die Kunden-Acura gegen die Lola und Lola-Mazda an. Sonst ist auch hier gähnende Leere. GT1 ist eh tot, bleibt die GT2, die in diesem Jahr für Spaß sorgen sollte. Ich bin vor allem mal gespannt, wie sich die BMW schlagen werden.
LMS:
Die europäische Variante der Le Mans Serie startet am Wochenende auf dem kreuzlangweiligen Kurs in Barcelona. Und im Gegensatz zur ALMS ist hier richtig was los. In der LMP1 treten die neuen Aston Martin, die Kunden Audi R10 und die Courage-Oreca LC70 an. Dazu die verbesserten Pescarolo – Judd. Auch die LMP2 ist gut besetzt. Hier findet man Lola, Porsche, Zytek, und Radical. Immerhin 18 Meldungen hat die LMP2. Die GT1 ist auch hier vernachlässigenswert, in der GT2 werden sich sage und schreibe neun Ferrari mit nur vier Porsche prügeln. Das dürfte interessant werden, denn sowohl die Porton, als auch die Mamut Porsche gehören ja immer zu den schnellsten.
Der Kalender der LMS bleibt aber leider ziemlich schmal. Es gibt vor den 24h von Le Mans das Rennen in Barcelona und jenes in Spa. Nach Le Mans folgen dann drei weitere, die Saison wird Mitte September auf dem neuen Algrave Kurs beendet.
Und sonst?
Ab morgen bin ich mal wieder unterwegs, kann sein, dass es etwas schleppender mit den Updates wird.
6 Kommentare
Don, ich les deine NASCAR-Artikel immer sehr gern aber die Sportwagen-Sachen sind manchmal etwas mangelhaft recherchiert ;-)
Peugeot fährt dieses Jahr bis auf das Rennen in Spa keine LMS, Pescarolo setzt in der LMS ebenfalls nur seine Benziner ein. In Barcelona ist somit kein 908 am Start, daher werden die Löwen auch in der Meisterschaft keine Rolle spielen.
Gna ;) Das war zu schnell geschrieben und zu kurz gedacht. Die Aston Martin hatte ich ja und irgendwie haben sich die 908 reingeschlichen… Aber danke für den Hinweis.
21 Wagen stehen auf der ersten IRL-Entry List, aber erst 19 Fahrernamen. Interessanterweise steht da statt Hunter-Reay erstmal nur TBA. Ebenso bei Conquest, die letztes Jahr u.a. mit Jaime Camara und Enrique Bernoldi fuhren. Einige Namen, an die man sich „gewöhnt“ hatte, fehlen, z.B. Buddy Rice und A.J. Foyt IV. Schön, dass Matos jetzt auch in einer Top-Serie angekommen ist, nachdem er ja 2008 nach seinem Champ Car Atlantic-Titel noch ein Jahr bei den IndyLights eingelegt hatte. Das war ja damals auch einer der Aufreger kurz vor der Reunion, als er bekannt gab, dass er lieber dort als in der CCWS fahren wolle.
Hier der Link zur Entry List: http://www.indycar.com/news/2009/stpete/2009_stpete_ics_entrylist.pdf
Leider nur 17 Autos in der ALMS, einige haben wohl Angst, ihre Wagen in der Stadt zu zerlegen… nur ein einziger Ferrari ist dabei, dafür aber ein zweiter PTG-Panoz mit Sutherland/Phinney.
Hier deren „Bestandsverzeichnis“: http://www.americanlemans.com/images/events/09StPeteSpotterGuide.pdf
Versus überträgt ja auch die NHL und da gibt/gab es eigentlich immer ordentliche Streams von.
@ Prometheus:
17 Wagen nur. Das ist bitter für einen Saisonanfang. Man kann ja wohl eher davon ausgehen, dass es weniger werden im Laufe der Saison, falls die Krise länger anhält.
Der Chef der Serie sagte ja während der Sebring 12h, dass er von einigen Teams definitv wüsste, dass sie noch spätestens in Long Beach dazukommen würden. Der zweite Panoz ist ja neu, den gabs auch letztes Jahr nicht; außerdem gibt es nich dieses Team mit dem Hybrid-Motor, das letztes Jahr groß angekündigt hat, in der LMP1 antreten zu wollen. Denen fehlt wohl noch etwas Geld und Entwicklungszeit, aber sie wollen wohl auch noch irgendwann dazukommen. Außerdem wird in Long Beach und bei zwei anderen Rennen noch ein GT2-Porsche von Falken Tyres ein gesetzt: http://www.americanlemans.com/index_news.php?n=12680); nach Le Mans kommen außerdem noch die neuen GT2-Corvettes (ob die nun immer fahren oder nur sporadisch, weiß ich grad nicht).
=> alles ziemlich durchwachsen, ich behaupte mal, es werden meist zwischen 16 und 20 Fahrzeugen sein, die antreten. Muss man echt abwarten, wie diese tolle Serie das Jahr und die Wirtschaftskrise übersteht…
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