Ein durchaus interessantes Rennen bot die NASCAR in Texas, auch wenn es wohl eher ein Leckerbissen in Sachen Teamarbeit war.
Das Jeff Gordon seine sieglose Phase endlich beenden konnte, war wohl mehr als überfällig. Nach einem sehr schwachen Jahr 2008 und einem schlechten Start von Hendrick und Chevy in die Saison 2009, konnte man schon in den letzten beiden Rennen sehen, dass es für das Team aufwärts gehen würde. Gordon hat verdient gewonnen, dabei aber auch von einer nicht ganz zu erklärenden Schwäche der Ford und Toyota Teams profitiert. Vor allem das Mannschaftsergebnis von Hendrick konnte überzeugen, wäre da nicht wieder Dale Earnhardt jr. gewesen. Der war zwar kein Totalausfall, aber seine Leistungen werfen doch einige Fragen auf.
Was ist nur los mit Earnhardt jr.? Diese Frage stellen sich im Moment einige in der NASCAR. Und auch die Fans wundern sich über die schwachen Ergebnisse des Hendrick Piloten. Während Gordon und Johnson die Meisterschaft anführen, ist Junior nicht mal in der Top 12. Nur Mark Martin liegt nach seinem schlechten Start noch weiter zurück. Und dem ist zwischendrin auch mal ein Motor hoch gegangen.
Auffallend ist vor allem die hohe Fehlerquote von Junior selber. Kaum ein Rennen vergeht, in dem er nicht irgendeinen Fehler in der Box macht. Mal verpasst er seine Box (Daytona, gestern), mal verbremst er sich, mal verheddert man sich mit der Strategie, mal bekommt man den Wagen nicht in Griff, mal macht die Boxenmannschaft einen Fehler. Junior steht unter Druck, keine Frage.
Es wird auch viel von ihm erwartet. Die erste Hälfte der letzten Saison lief sehr gut, danach ging wenig zusammen. Aber für die erste Saison war das schon mal nicht schlecht. Klar, dass man für 2009 mehr erwartet hat. Nicht nur die Fans, auch Junior wird von sich selber Siege und bessere Platzierungen erwünscht haben. Immerhin sprach er mal von mindestens sechs Siegen, die er 2009 erreichen wollte. Doch bisher ist von einem Sieg nicht mal ansatzsweise etwas zu sehen.
Im Gegenteil – Martin hat das in den letzten Jahren chronisch erfolglose #5 Team wieder motiviert und nach vorne gebracht. Da fährt also ein nicht mehr ganz taufrischer „Fast-Rentner“ besser, als Junior es kann. Ich habe das Gefühl, dass dies alles Dinge sind, die Junior zusätzlich unter Druck setzen. Dazu kommt, dass er in Sachen Eigenvermarktung ziemlich viel unterwegs ist. Allein in den Werbepausen am Wochenende liefen drei Spots (Nationwide, AMP, GoDaddy) mit ihm.
Die Mischung aus viel Werbung, erhöhtem Druck und den Problemen mit der Abstimmung führen wohl dazu, dass Earnhardt keinen freien Kopf hat. Seine Nervösität überträgt sich natürlich auch irgendwann auf das Team, was dann wieder zu mehr Fehlern führt. Das er nicht wie seine drei Teamkollegen im Stande ist, den Wagen im Rennen hinzubiegen, ist allerdings eine große Schwäche. Irgendwas scheint da in der Abstimmung zwischen ihm und Tony Eury jr. schief zu laufen. Entweder macht Junior schlechte Angaben, oder Eury setzt seinen eigenen Kopf durch. NASCAR ist, wie fast jeder Motorsport, auch eine Kopfsache. Wenn man mit sich und den Umständen hadert, kommt man nicht weiter. Wie man aus so einer Ecke wieder rauskommt, haben Johnson und Gordon gezeigt und vielleicht sollte er sich da ein Beispiel nehmen. Talladega wäre demnächst zumindest die richtige Strecke, um es allen mal wieder zu zeigen.
Interessant fand ich gestern, dass Chevy derartig überlegen war. Damit war nach den Rennen in Fontana und Atlanta nicht zu rechnen. Ich hatte vor allem die Ford und auch Kurt Busch auf der Rechnung, aber von denen war ja leider wenig zu sehen. Edwards hatte beim letzten Boxenstopp Pech, da irgendetwas daneben ging und er vom ersten Platz weit zurückfiel. Sonst wäre hier sicher mehr drin gewesen. Aber die Dominanz der Ford-Teams ist weg, wie man immer ganz gut an Yates ablesen kann.
Sechs Chevys in den Top 10 sprechen eine deutliche Sprache, und Toyota vermisst man dort komplett. Die haben ein Problem, wenn die Speerspitze namens Kyle Busch mal einen schlechten Tag hat. Sein Revanche-Foul, als er John Andretti die Seite fuhr, führte zu zwei Runden Rückstand, von denen er immerhin eine aufholen konnte. Aber wenn Busch nicht vorne ist, sieht man wenig von Toyota. Immerhin hat sich Red Bull mit Vickers in den Top 20 etabliert, aber war man auch schon im letztem Jahr. Fortschritt sieht anders aus.
Jetzt folgt erst einmal eine Woche Pause, dann kommt mit Phoenix ein fieser Shorttrack, der sich fast wie ein Rundkurs fährt.
Bilder: © NASCAR Media/image.net
IRL / ALMS / BTCC
Das IRL Rennen war nicht schlecht, aber es zeigte sich auch, dass St.Petersburg nicht gerade die ideale Strecke für einen Saisonstart ist. Weil man so gut wie gar nicht überholen kann, geht halt nicht viel zusammen, und das Rennen gleich zeitweise einer Prozession, unterbrochen von einigen Unfällen, die enstanden, weil irgendjemand doch mal das Brecheisen auspackte und den meist wenig erfolgreichen Versuch eines Überholmanövers startete. Besonders spektakulär flogen Mattos und Partick ab, weil der dachte, man könne zu zweit in einem Vollgasknick durchfahren. Zum Glück gaben nicht nur die Reifenstapel, sondern auch die Zäune und die Mauer dahinter kräftig nach, so dass keinem was passiert ist. Und das war dann auch schon der Höhepunkt des Rennens, auch wenn es immer wieder gute Zweikämpfe gab. Das am Ende Ryan Briscoe gewinnen konnte war auch ein Verdienst von Tony Kaanan, der gleich am Start Pole-Sitter Graham Rahal in einen Dreher schickte.
Die Übertragung des neuen Senders „Versus“ war ok. Ich bin im ersten Moment etwas erschrocken, dass man auf dem O-Ton Kanal nicht mehr Larry Rice und Gary Lee zu hören war, aber die sind/waren ja ESPN Angestellte. Dass man allerdings auf dem Worldfeed gar keinen US-Kommentar gelegt hat, fand ich dann doch etwas schwach. Aber schlecht war die Übertragung für das erste Mal nicht, die Kommentatoren hatten ihren Spaß und gaben den auch weiter, auch wenn ihnen manchmal etwas der Überblick zun fehlen schien
ALMS
Kann man kurz machen: ging so. Das elend kleine Feld war nicht schön anzusehen, die Strecke ist für die breiten ALMS Boliden noch schlechter, als für die IRL. Man hat nicht viel verpasst, ausser einem sehenswerten Kampf zwischen den Porsche und den BMW. Dafür allein lohnt sich das Rennen aber nicht.
BTCC
Meine Lieblings-Tourenwagenserie ist gestern auf dem Indy-Kurs von Brands Hatch in die neue Saison gestartet. Und das mal wieder mit kräftigen Rumplern. Es ist schon erstaunlich, um viel härter in der BTCC gefahren wird. Tarquini schob im ersten Rennen den führenden BMW von Collard mit einer gewissen Selbstverständlichkeit aus dem Weg, in dem er ihm in Tür fuhr. Also eine Lücke sah, wo einfach keine war. Gab es Strafen? Nö. Gab es einen aufgeregten Collard nach dem Rennen? Nö. Stattdessen ärgerte sich der BMW-Fahrer, dass er nicht härter dagegen gehalten hatte. Alles lassen die Kommissare den Fahren aber auch in England nicht durchgehen. Als BMW Adam im dritten Rennen Jason Plato (im Chevy) in der schnellen Rechts nach Start/Ziel sanft auf die Ecke fuhr und der quer auf der Strasse stand, war dass dann doch etwas zu viel. Nach dem Rennen bestrafte man den BMW Piloten mit einer Zeitstrafe.
Ansonsten war ein sehr unterhaltsamer Nachmittag mit teilweise recht netten, wenn auch nicht überwältigend guten Rahmenrennen. Die BTCC schient den Weggang der Seat gut verkraftet zu haben. Jetzt kämpfen halt zwei Vauxhall und zwei BMW um die Meisterschaft, dahinter viele, viele Privatfahrer. Das Feld ist gut gefüllt, einige Sponsoren sind weiterhin dabei. Ich vermisse allerdings James Thompson, der in diesem Jahr in der dänischen Meisterschaft unterwegs ist.
Und sonst?
In Sachen Formel Eins diesen Artikel beim Spiegel gelesen. Kann man so schreiben, denn die Streitereien sind schon nervig. Allerdings – die FIA hat ja nun nicht alles falsch gemacht, wie man an der bisher doch eher überraschenden Saison sehen kann. Natürlich wäre es besser, wenn man die Entscheidung um die Diffusor schon jetzt hätte, aber das lag nicht in der Hand der FIA. Die hatten vor der Saison den Diffusor als legal erklärt, die Kommissare in Australien und Malaysia sind der Einstellung gefolgt. Das Problem ist der Antrag auf Revision den Ferrari, BMW und Red Bull gestellt haben. Die konnten aber auch nicht vor dem ersten Rennen einen offiziellen Protest lancieren, was sicher eine Schwäche des Reglements ist. Das man innerhalb einer Woche auch kein „Standgericht“ aus dem Boden gestampft hat ist auch nachvollziehbar. Man wartet halt, bis alle wieder in Europa sind. Aber diese Woche hätte man das schon über die Bühne bringen können. Die späte Startzeit in Australien und Malaysia ist allerdings tatsächlich ein Problem, dass man hätte vorher erkennen können.
Im Grunde ist die Saison aber bisher wirklich mal etwas anderes. Und wenn der Protest, wie ich es erwarte, endgültig abgewiesen wird, ist auch die Sache mit der Politik zumindest in ihrem momentanen Auswüchsen wieder vorbei.
2 Kommentare
Ich fand es halt dumm, dass die IndyCar zwar nun auf Versus überträgt, im Worldfeed aber unabhängig davon sendet. Da passten die Kommentare einfach nicht immer zum Bild, gerade wenn diese extra Grafiken einblendeten, oder ein Recap machen und und und. Hier können die Verantwortlichen, meiner Meinung nach, noch viel von der NASCAR lernen, die ihr Worldfeed zum jeweiligen Sender hat (bis auf die Überdeckung bestimmter Werbeeinblendungen). Das wünsche ich mir, dass man das verbessert. Ansonsten fand ich die Versus-Kommentatoren deutlich besser als die beiden im letzten Jahr. Roos alleine ging übrigens mal überhaupt nicht.
Hab am Sonntag erstmalig überhaupt BTCC gesehen. Hatte selten so viel Spaß. Mit welcher Selbstverständlichkeit die durch Vorrausfahrende einfach „durchfahren“ ist schon verdammt schön anzusehen. Hat jetzt nen festen Platz im meinem Kalender.
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