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Formel Eins: Da braut sich was zusammen / LMS: Fotos

von DonDahlmann
5 Kommentare

Die „Lügen-Affäre“ um McLaren ist hier mangels Zeit noch nicht richtig gewürdigt worden. Das hole ich jetzt mal nach.

lrg-3568-02f1gpmal03919McLaren und die FIA – daraus wird im Moment auch keine Liebesaffäre mehr. Erst die Spionage-Affäre, dann der Ärger im letzten Jahr in Spa. Dazu kommt, dass Hamilton zu jenen Fahrern gehört, die oft etwas überhitzt unterwegs sind. Kaum ein Pilot war im letzten Jahr öfter bei den Kommissaren, als der Brite. Nun bittet die FIA den britischen Rennstall erneut zum Rapport, um die Sache mit der Lüge aus Australien genau zu erklären. Und abermals wird McLaren ziemlich schlecht dastehen, vor allem, weil man gleich zweimal gelogen hat. Einmal, als man den Protest erhoben hat, ein zweites Mal, als man bei einer Anhörung auf die eigene Sichtweise bestanden hat. Kann sogar sein, dass die FIA zu drastischen Maßnahmen greift.

Das im Sport gelogen wird, ist jetzt auch keine neue Erkenntnis. Würde man im Fußball jeden Lügner mit einer roten Karte bedenken, der Platz wäre vermutlich ziemlich schnell sehr leer. Auch im Motorsport wird gelogen was das Zeug hält, doch erwischen lassen sollte man sich halt nicht. Der mehr als dilettantische Versuch von McLaren, Trulli von Platz Drei zu schubsen, ist ja mittlerweile aufgeklärt. Man sollte halt nicht behaupten, dass ein Gegner gemeinerweise unter Gelb überholt hat, wenn man seinem Fahrer über Funk angewiesen hat, eben jenen Gegner lieber wieder vorbei zu lassen. Das McLaren überhaupt so, Entschuldigung, blöd war, ist schon mehr als erstaunlich. Immerhin weiß man ja, dass die FIA den gesamten Funkverkehr aufzeichnet.

Insgesamt wäre diese, verhältnismäßig kleine Lüge, ja kein Beinbruch. Bei jedem anderen Team hätte die nachträgliche Disqualifikation ausgereicht. Vielleicht noch garniert mit einer kleinen Geldstrafe. Bei McLaren sieht die Sache aber anders, denn Mosley nimmt es dem Team wohl immer noch krum, dass man die FIA bei der ersten Anhörung zur Spionageaffäre im Juli 2007 schlichtweg angelogen hat, als die Teamführung behauptete, man habe von nichts gewusst.

Das führt jetzt dazu, dass man solche Petitessen wohl etwas genauer unter die Lupe nehmen will. Nicht, um Nachahmer abzuschrecken (so was macht wohl eh keiner freiwillig nach) sondern um sich McLaren noch mal zu Brust zu nehmen. Die sind sich ihrer misslichen Lage auch sehr bewusst. Anders kann ich mir die bedeckte Haltung zum Thema „Diffusor“ auch nicht erklären. Norbert Haug meinte in einem Interview, dass man sich nicht anschließen würde, weil a) ein Kunden-Team betroffen sei und man b) gerade andere Sorgen wegen der eigenen Performace haben würde. Das mag sein, aber glücklich wird man auch nicht sein, wenn einem beide Williams vor der Nase rum fahren. Offensichtlich heißt es bei McLaren-Mercedes, dass man den Ball flach halten will (muss), so lange die Australien-Sache nicht geklärt ist.

Der mögliche Strafenkatalog der FIA in dieser Sache ist unübersichtlich. Er reicht von einem Rennausschluss für ein, oder mehrere Rennen, bis hin zu einer sanften Ermahnung. Beobachter rechnen allerdings mit einer saftigen Geldstrafe und damit, dass das Team bis zum Ende des Jahres unter „Bewährung“ fährt. Der arme Hamilton. Mittlerweile hat McLaren den suspendierten David Ryan, der für die Sache verantwortlich zeichnete, und alles in Alleinregie gemacht haben soll, offiziell entlassen. Ein Bauernopfer? Kaum vorstellbar, dass in einem Team, in dem Ron Dennis schon mal Mitarbeiter zur Schnecke macht, wenn sie ohne Schlips auflaufen, überhaupt etwas ohne Einwilligung der Geschäftsführung läuft. Auf der anderen Seite: eine solch durchschaubare Aktion traue ich denen nun auch nicht zu.

Derweil sickert an der Diffusor-Front durch, dass die FIA wohl nicht im Traum daran denkt, den Protest statt zugeben. In der MSA der letzten Woche (nur in der Holzausgabe) hat Norbert Ockenga ziemlich deutlich dargelegt, warum der Protest sinnlos ist. Dazu kommt, dass der merkwürdige Protest von Williams in Australien gar nicht so merkwürdig war. Man kann wohl schlüssig nachweisen, dass die Bardge-Boards einiger Teams ebenfalls gegen das Reglement verstoßen. Williams hatte nie vor den Protest durch zu ziehen, und wollte nur klar stellen: Wenn ihr das macht, dann machen wir das. Würde aber wohl das halbe Feld betreffen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass fast alle von der Möglichkeit eines doppelten Diffusors wussten, sie aber nicht genutzt haben. Angeblich haben nur Renault und Red Bull im letzten Jahr bei der FIA nach gefragt und eine abschlägige Antwort erhalten. Weswegen Briatore und Horner auch besonders sauer sind.

Max Mosley hat derweil in einem seiner launigen Interviews öffentlich bekannt, dass er sehr große Spaß an der neuen Saison hat. Zum einen sieht er besonders im Fall BrawnGP nicht, dass es der Diffusor allein ist, der den Wagen so schnell macht, zum anderen gibt er bekannt, dass er auch keine Ahnung habe, wie das Urteil ausfallen wird. Als ob in der FIA irgendetwas ohne sein Wissen läuft. Da wird vermutlich selbst Briatore lachen müssen.

LMS
Nix vom Rennen gesehen, aber die LMS versorgt mich netterweise mit schönen Bildern.

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5 Kommentare

Ich 7 April, 2009 - 20:02

Eigentlich sollte man wegen ein und derselben Sache ja nicht mehrmals bestraft werden. Also wäre die Melbourne-Geschichte mit der Disqualifikation erledigt. Angessem würde ich aber trotzdem eine Sperre für ein Rennen für das ganze Team halten.

xeniC 7 April, 2009 - 20:59

McLaren hat sich doch nur selber geschädigt durch die Lügen-Affäre. Wer so anfängerhaft in so einem „durchleuchteten“-Sport sich verhält, dem ist einfach nicht mehr zuhelfen. Aber ich glaube kaum, dass ein Martin Whitmarh so jämmerlich denkt und würde mich nicht wundern, wenn Ryan das so angezettelt hat.

Schönes LMS Bild der F1 von McLaren ;D

nona 7 April, 2009 - 21:37

McLaren dürfte sich auch deswegen nicht dem Diffusor-Protest anschliessen, weil sie ein PR-Debakel vermeiden wollen. Der Erfolg der Diffusor-Teams (nicht nur, aber auch diese) wird offensichtlich allgemein begrüsst und für gut befunden, und es scheint auch nicht so, als hätten Zuschauer, Sponsoren und Presse ein Problem damit oder mit der Art der Regelauslegung. Eher im Gegenteil. Und wenn dann gerade die Erfolgsteams der letzten Jahre jetzt gegen die ehemaligen Hinterbänkler protestieren, dann sehen sie sehr schnell wie Neidhammel aus die andere Teams juristisch einbremsen wollen weil sie es sportlich nicht gebacken kriegen, und das kann sich McLaren zusätzlich zu den anderen Affären nicht wirklich leisten. Image ist wichtig in der F1, nicht umsonst ist man in Stuttgart einigermassen erzürnt über die Art und Weise, wie sich McLaren präsentiert. (Ich glaube nicht, dass Mercedes deswegen gleich am Ende des Jahres aussteigt, wie gelegentlich kolportiert wird, aber glücklich ist man mit der Situation zweifellos nicht.)

NoteMe 8 April, 2009 - 09:13

Wie viele Vorstände in Stuttgart sich wohl aktuell schon fragen, wozu man sich für einen dreistelligen Betrag diese Chaostruppe in England hält, während die Kundenmannschaft ohne Stern auf dem Auto und Overall die Siege in Serie einfährt.

DonDahlmann 8 April, 2009 - 09:17

Da heute Hauptversammlung von Daimler in Berlin ist, werden sich das nicht nur die Vorstände fragen. Der Verein „Kritische Aktionäre“ hat den Ausstieg sowieso schon gefordert.

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