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Formel Eins: Was macht Mercedes?

von DonDahlmann
7 Kommentare

Es sind nicht nur Gerüchte, die einen Rückzug von Mercedes aus der F1 thematisieren. Die Forderungen sind öffentlich und laut.

Mclaren Bahrain KovaEs sind nicht nur ein paar dunkle Wolken, die sich über dem F1-Engagement von Mercedes zeigen. Es sieht eher wie ein ziemlich gefährlicher Sturm aus, der einige Konsequenzen haben könnte. Klar ist – der bei Mercedes sehr mächtige Betriebsratsvorsitzenden Helmut Lense hat sich für einen Rückzug aus der Formel Eins ausgesprochen. Dass bei der Daimler AG laut über ein Ende der Formel Eins Aktivitäten nach gedacht wird, gibt es schon seit Monaten. Aber so leicht ist das nicht, denn Mercedes ist eng mit der Serie verzahnt und hält 40% der Anteile an McLaren. Allerdings gibt es eine Zwischenlösung.

Man braucht kein Hellseher zu sein, dass ein derartig teures Geschäft wie die Formel Eins in Zeiten wie diesen unter Druck steht. Die Sache ist ebenso banal wie richtig: Man kann nicht 200+ Millionen Euro im Jahr für einen Sport ausgeben, und gleichzeitig Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken oder entlassen. Das von Norbert Haug immer wieder ins Spiel gebrachte Argument, dass die Formel Eins in Sachen Marketing immer noch billiger ist, als jede weltweite Werbekampagne ist zwar richtig (allein die Airtime im Fernsehen dürfte das wert sein, von Print, Internet und Games gar nicht zu reden) aber das ist in diesem Zeiten natürlich trotzdem schwer zu vermitteln.

Vielleicht würde man bei der Daimler AG wegen des guten Marketingeffektes gar nicht erst auf die Idee kommen die Formel Eins in Frage zu stellen, wenn denn nicht der andauernde Ärger mit McLaren wäre. Denn mal abgesehen von dem sehr knappen Titelgewinn, bei dem Massa und Ferrari teilweise besser wegkamen als Hamilton und McLaren, steht McLaren, und damit auch Mercedes, permanent in der Kritik. Erst die lange sportliche Durststrecke, dann die Spionage-Affäre, dann der Krach mit Alonso, dann das Urteil der FIA, dann die vielen Strafen gegen Hamilton im letzten Jahr, dann das schlechte Auto zum Saisonstart und zu guter letzt die „Lügen-Affäre“. Da kann man sich schon die Frage stellen, ob der Marketingeffekt hier nicht mehr schadet, als er hilft.

Ich vermute, dass es intern wegen der Affären um McLaren schon länger kracht. Immerhin versteht sich Mercedes als „Premium-Marke“, da will man wohl lieber nicht mit einer Firma zusammengebracht werden, die sich zweimal innerhalb zweier Jahre beim Lügen hat erwischen lassen. Und wenn Mercedes nicht gewillt ist, McLaren komplett zu übernehmen und in „Mercedes F1“ umzubenennen, dann steht man halt hilflos da, wenn der Partner derartigen Mist baut.

Ich vermute, dass die Lügen-Affäre, das zunächst schlechte Chassis und die Wirtschaftskrise einfach im Moment einfach zu viel sind. Sollte die FIA am Mittwoch McLaren auch noch für ein oder zwei Rennen sperren, dann dürfte der Ofen aus sein. Denn die Sperre würde auch das Rennen in Monaco betreffen, das absolute Sponsoren Highlight im Jahr. Und ich kann Mercedes sogar verstehen.

Ein Rückzug ist aber nicht so leicht, wie man auch am Beispiel Honda gesehen hat. Zum einen bedeutet der Rückzug auch, dass man Hunderte von Angestellte entlassen muss, zum anderen hat man laufende Verträge, zum Beispiel mit Brawn, die man mindestens bis zu Ende des Jahres erfüllen muss. Man wird weder McLaren noch BrawnGP oder Force India mitten in der Saison ohne Motoren stehen lassen können. Dazu muss man aber auch wissen, dass Motoren und McLaren zwei verschiedene Sachen sind.

Die Motoren werden bei von Mercedes-Benz HighPerformanceEngines Ltd. (ehemalig Illmor) hergestellt, ein 100%iges Tochterunternehmen von Mercedes-Benz, die wiederum mit McLaren firmentechnisch nichts zu tun hat, außer dass das Team quasi Kunde bei HPE ist. Die Daimler AG hat also ein paar Möglichkeiten offen:

1. Kompletter Rückzug zur Saison 2010
Man verkauft die Anteile an McLaren an einen privaten Investor und stellt die Entwicklung des V8 endgültig ein.

2. Rückzug bei McLaren
Auch verkauft man die Anteile, bleibt aber als Motorlieferant in der Serie. Haug hatte nach der Bekanntgabe des Deals mit BrawnGP schon mal durchblicken lassen, dass das Geschäft mit den Motoren sehr einträglich sei. Man verdient also Geld, kein Grund den Laden dicht zu machen. Gleichzeitig hält man sich die Option offen, 2011 zum Beispiel bei BrawnGP einzusteigen. Die Variante würde Mercedes in der Formel Eins halten und gleichzeitig wenig kosten.

3. Alles bleibt, wie es ist, bzw. Mercedes übernimmt die Mehrheit bei McLaren.
Halte ich für unwahrscheinlich, weil das Geld kosten würde. Man müsste den Laden auch in „Mercedes F1“ umbenennen und all die Kosten kann man im Moment sicher nicht gut zu Hause verkaufen.

Die Chancen für einen Teil-Rückzug von Mercedes stehen nicht schlecht und vermutlich wird das Urteil der FIA am Mittwoch die Entscheidung maßgeblich beeinflussen.

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7 Kommentare

xeniC 26 April, 2009 - 11:10

Auf einen kompletten Ausstieg von Mercedes würde ich eher keinen müden cent verwetten. Dafür hängt zuviel „Marketing“ an der Formel Eins. Ich seh da eher den Ausstieg bei McLaren(!) zusammen mit einem Verbleib bei oder eine (Teil-)Übernahme von Brawn realistischer.

Die FIA würde sich sicherlich freuen über einen Ausstieg von Mercedes…aber das ist ja nichts neues.

NoteMe 26 April, 2009 - 11:46

Ich finde es gefährlich, dass jetzt immer das Urteil zur Lügenaffäre mit einem möglichen Ausstieg zusammen gebracht wird, da es für mich so aussieht, als wollte McLaren-Mercedes mit dieser Drohkulisse primär ein milderes Urteil erreichen.

Ich glaube die Ausstiegsforderungen aus dem Betriebsrat hätte es auch ohne Lügenaffäre gegeben, sie sind hauptsächlich der wirtschaftlichen Situation im Konzern geschuldet und IMHO reichlich populistisch. Man sollte nicht vergessen, dass Daimler im letzten Jahr unterm Strich 1,414 Milliarden Euro Gewinn eingefahren hat. 1.414.000.000 €. Die Mercedes-Benz Car Group steht auch alles andere als schlecht da, und kann sich die Formel 1 locker leisten.

Ich hoffe auf eine gerechte Strafe für die äußerst dämlichen Lügen, unbeeinflusst durch Ausstiegsforderungen („Dann nehme ich meine Förmchen und gehe nach Hause!“, Gottlieb, ca. 3 Jahre) oder persönliche Antipathien („Dann geh‘ doch, esse ich meinen Sandkuchen eben mit meinen virtuellen neuen Freunden!“, Max, ebenfalls 3 Jahre).

xeniC 26 April, 2009 - 12:02

Sie wurden bereits mit der Disqualifikation bestraft, muss man den noch extra vor irgend ein Gericht? Boxt die FIA sich nicht eher selber damit?

Mal ganz ehrlich, McLaren wurde in den letzten Jahre unverhältnismäßig bestraft und irgendwann ist auch mal gut. Die DSQ für Australien wurde ausgesprochen, damit sollte es doch endlich reichen oder nicht?

DonDahlmann 26 April, 2009 - 12:10

@xeniC: Geht mir auch so. Ich habe keine Ahnung, warum man die Sache so hochhängt. DSQ, hohe, sechstellige Geldstrafe, öffentliche Entschuldigung. Das sollte doch eigentlich reichen.

NoteMe 26 April, 2009 - 12:45

Ich glaube, die Disqualifikation wäre akzeptabel gewesen, wenn McLaren und Hamilton in Sepang mit dem Lügen aufgehört hätten, so halte ich eine zusätzlich Strafe für angebracht. Man muss sich nur daran erinnern, dass Honda für die Gewichtsauslegung re:catch tank disqualifiziert und für 2 Rennen gesperrt wurde. Ein Rennen Sperre für McLaren halte ich für angebracht.

foofighter 26 April, 2009 - 12:56

Zu Daimler: Das man in der Autoindustrie Kurzarbeit fährt, ist momentan sicherlich auch so eine Art Subvention. Die nimmt jeder gerne mit. Wenn wirklich Entlassungen anstehen, sieht das natürlich schon anders aus. Allerdings gibt es in der Autoindustrie eben Überkapazitäten, deren Abbau Entlassungen nach sich ziehen werden. Etwaige Motorsportaktivitäten sind da eigentlich nicht relevant. Ich denke, Daimler ist eher wegen der ständig negativen Presse genervt. Und das auch wohl zu recht, so was wie in Australien darf einem „Topteam“ einfacht nicht passieren.

Das Urteil ist reine Politik. Ich hoffe inständig das hat bald mal ein Ende. Wobei der nächste Akt mit dem Titel „Weltmotor“ ja schon in den Startlöchern steht… (Sägt bitte mal jemand den Mosley richtig ab, DANKE!)

Ich 26 April, 2009 - 17:29

Ich denke auch, dass man in erster Linie eine Drohkulisse aufbauen will, um nicht zu hart bestraft zu werden. Mal sehen, ob die FIA-Verantwortlichen einknicken. Eigentlich müsste man für „Melbourne“ nämlich schon noch eine spürbare Strafe aussprechen.

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